Wer diesen - gewiß allgemeinen - historischen Beobachtungen und knapp um-rissenen systemtheoretischen Hintergrundannahmen zu den strukturellen Entwicklungsbedingungen und -linien eines Literatursystems zustimmt, der stimmt vermutlich zugleich weiteren Ableitungen zu, die aus dem vorausgesetzten Systemcharakter des literarischen Handelns folgen und seine - oben
ausdrücklich betonte - individuelle lebcnsweltliche Handlungsdimension betreffen.
Wenn LITERATUR nämlich als - verobjektiviertes - soziales System und als - verobjektivierender - lebensweltlicher Handlungsraum verstanden wird, d.h. als ein Bereich, in dem Menschen engagiert literarisch handeln und in dem sie mit und in bezug auf Literatur ihre subjektiven Lebenspläne mittel- und langfristig kooperativ verwirklichen wollen, dann muß auch angenommen werden, daß diejenigen, die innerhalb des literarischen Systems handeln und seine besonderen Vorteile und Möglichkeiten täglich - ökonomisch und ideologisch - nutzen, an seinem über einen längeren Zeitraum gesicherten Erhalt interessiert sind.
In einer sich beständig verändernden Welt kann Erhaltung nur bedeuten, daß praktisch jede Form der Modernisierung (Innovation) akzeptiert werden kann und soll, die das Handlungssystem nicht grundsätzlich und auf Dauer von weiteren Modernisierungen ausschließt oder gar seinen Bestand und seine Grenzen (und damit seine spezifischen überindividuellen Funktionsleistungen) direkt auflöst.
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