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DIALOG ZWISCHEN DEN KULTUREN

DIALOG ZWISCHEN DEN KULTUREN

Sehr geehrte Damen und Herren,Ich freue mich, auch zum dritten Male bei Ihnen sein zu
dürfen, obwohl meine erste Amtsperiode nur knapp 21
Monate betrug. Dies ist sicher eine Eintragung in das Guinnes-
Buch der Rekorde wert. Ich komme gerade aus Bled in
Slowenien, wo zur Zeit die Konsultationen der UNESCONationalkommissionen
der Region Europa zum Zwei-Jahresprogramm
2002-2003 und zur Sechs-Jahres-Strategie 2002-
2007 der UNESCO stattfinden. Leider muss ich Sie in zwei
Stunden verlassen, weil morgen früh um 9.00 Uhr bereits
die erste Veranstaltung im Zusammenhang mit der 60.
Hauptversammlung der Deutschen UNESCO-Kommission in
Schwerin stattfindet.
Ich bedauere dies sehr - um so mehr als ich Soest in bester
Erinnerung habe, als wir hier 1993 gemeinsam den 40. Jahrestag
des UNESCO-Projekt-Schulprogramms mit dem
damaligen Generaldirektor, Federico Major, feierten. AußerdemInteressiert mich Ihr Thema "Vernetztes Lernen" sehr,
zumal ich hier persönlich einen deutlichen Nachholbedarf
habe.
Erlauben Sie mir, dass ich mich heute in meinen Ausführungen
auf ein Thema beschränke, das für uns alle im kommenden



Jahr im Mittelpunkt stehen wird.
Klaus Hüfner Juni 2000
DIALOG ZWISCHEN DEN KULTUREN
REDE ZUR ERÖFFNUNG DER JAHRESTAGUNG
DER UNESCO-PROJEKT-SCHULEN (UPS) IN DEUTSCHLAND,
SOEST, 13. JUNI 2000
D I A L O G Z W I S C H E N D E N K U L T U R E N
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tigen Werten. Es deutet sich hier an, dass zumindest in
Deutschland die Bedeutung der nationalen Besonderheit des
Kulturellen im Abnehmen begriffen ist, wenn wir immer
mehr dazu übergehen, kulturelle Leistungen innerhalb unseres
Landes an universellen Werten wie Demokratie, Freiheit
und Menschenrecht zu messen.
Diese universellen Werte sind auch die Grundlage, auf der
sich die UNESCO für einen Pluralismus der Kulturen und für
die Bewahrung der kreativen Vielfalt einsetzt. Zum Anspruch
auf kulturelle Selbstbestimmung muss die Bereitschaft zur
Öffnung und zum gleichberechtigten Dialog hinzutreten.
Die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede wahrzunehmen, zu
achten und auch zu relativieren, diese Fähigkeit der interkulturellen
Kompetenz, zu der idealerweise auch die
Mehrsprachigkeit zählt, ist meines Erachtens in erster Linie
ein übergreifendes Bildungsziel. Sie werden in Ihren Schulen
schon seit vielen Jahren mit dem Problem der Interkulturalität
konfrontiert, da es heute kaum noch Klassen gibt, in
denen nicht Schüler unterschiedlicher Nationalitäten versammelt
sind. Sie als Pädagogen zählen zu den gesellschaftlichen
Akteuren, die den Dialog zwischen den Kulturen
täglich in Ihren Klassen erleben und gestalten. Dieser DialogIst nämlich längst nicht mehr nur noch ein solcher zwischen
Völkern und Staaten über die jeweiligen Grenzen hinweg,
sondern er verlagert sich in zunehmendem Maße in
den Alltag eines jeden n uns. In den Schulen ist diese
besonders offensichtlich. Schüler und Schülerinnen durchleben
die Spannung zwischen Selbstbehauptung und Offenheit
erfahrungsgemäß sehr vehement, so dass Sie vermutlich
eine viel bessere Kenntnis dan haben, was Dialog
zwischen den Kulturen wirklich bedeutet, als so mancher
der Politiker, die ihn einfordern.
Die UNESCO-Projekt-Schulen in den Ländern der Bundesrepublik
Deutschland sind hier in einem ganz besonderen
Maße aufgerufen, sich für die aktive Förderung der interkulturellen
Kompetenz einzusetzen. Das Jahr der Vereinten
Nationen 2001 für einen "Dialog zwischen den Kulturen"
bietet einen sehr guten Anlass, interessante Modellprojekt
und erfolgversprechende Ansätze dazu aufzugreifen und
bekannt zu machen.
Die Deutsche Kommission wurde m Auswärtigen Amt mit
der Koordinierung des VN-Jahres 2001 in Deutschland
beauftragt. Ein Gesamtbericht über die deutschen Aktivitäten
zu diesem Jahr wird an den Generalsekretär der Vereinten
Nationen weitergeleitet. Ich bitte Sie, sich aktiv daran
zu beteiligen und uns besonders gelungene Projektbeispiele
aus Ihren Schulen für diesen Bericht rechtzeitig mitzuteilen.
Erlauben Sie mir, an dieser Stelle nochmals auf einen konkreten
Punkt hinzuweisen, n dem ich weiß, dass er n
Ihnen, lieber Herr Näder, während Ihrer Tätigkeit als Bundeskoordinator
bereits aufgegriffen wurde. Sie alle kennen
die UNESCO-Welterbeliste und den riesigen Erfolg, den dieses
Projekt zum Erhalt unseres Kultur- und Naturerbes weltweit
hat. Man könnte sagen, es handelt sich hier um den
ersten kulturpolitischen Ansatz, der n der gesamten Völkergemeinschaft
gemeinsam und rbehaltlos mitgetragen
wird.
Damit trägt jede lebendige Kultur in sich auch das Element
der Entwicklung und des Austausches. Diese Erkenntnis
wird jedem offenbar, der einen Blick in die Geschichte wirft:
Ich meine, die nationale "Reinkultur", die als Leitidee in
vielen Köpfen verankert scheint, ist eine reine Fiktion. Jede
Kultur ist ein buntes und in sich extrem uneinheitliches
Gemisch aus zahlreichen älteren und jüngeren, entfernteren
und näheren Einflüssen, die umgeformt, transponiert, übersteigert,
abgeschwächt oder auf andere Art und Weise angeeignet
wurden.
Wir könnten hier sicher eine interessante Diskussion darüber
führen, wie man heute den Begriff "deutsche Kultur"
definieren sollte. Aus dem Munde n Politikern hört manImmer wieder den etwas emphatischen Ausdruck, Deutschland
sei eine "Kulturnation" - welche Kultur ist da gemeint?
Diese Diskussion ist durchaus keine rein akademische
Übung, sondern sie spielt eine ganz konkrete Rolle, so z.B.
bei der gegenwärtigen Erarbeitung n Richtlinien für die
Auswärtige Kulturpolitik.
So ist das Goethe-Institut laut Satzung eine "weltweit tätige
Organisation zur Vermittlung deutscher Sprache und Kultur".
In den "Zehn Thesen zur Rolle des Goethe-Instituts"
wird verwiesen auf die "Vermittlung der großen humanistischen
Tradition Deutschlands, für die Namen wie Kant,
Beethoven und natürlich Goethe stehen." Selbstverständlich
wird auch die kulturelle Moderne erwähnt und das "ihr innewohnende
demokratische und emanzipatorische Potential".
Dieser Zusatz ist interessant und wichtig, denn in Bezug auf
die Moderne ist nicht mehr n einem spezifisch deutschen
Beitrag zur Weltkultur die Rede, sondern n allgemein gül-
Michael Näder und Ortwin Goertz (Regional Koordinator NRW)
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einige unter Ihnen an diesem Symposium teilnehmen können.
Schließlich möchte ich Sie auch auf den 11. Juli 2001 aufmerksam
machen. An dem wir in Berlin im "Haus der Kulturen
der Welt" eine Festveranstaltung zu "50 Jahre deutsche
Mitarbeit in der UNESCO" durchführen und zum zweiten
Male den Walter-Mertineit-Preis für internationale Verständigung
vergeben. Ich hoffe sehr, dass sich auch die UNESCO-
Projekt-Schulen an dieser Veranstaltung mit einem
besonderen Beitrag beteiligen.
Ich möchte nicht enden, ohne Ihnen allen für Ihr unermüdliches
Engagement im Geiste der UNESCO zu danken. Es ist
sicher nicht immer leicht, sich im Schulalltag die Motivation
für die vielen zusätzlichen Arbeiten zu erhalten, die Sie für
die Sache der UNESCO leisten. Aber ich glaube, Sie sind mit
mir einer Meinung, dass es sich lohnt. Es ist eine große Aufgabe,
unsere Jugend auf die Herausforderungen der
Zukunft, auf das "Lernen, miteinander zu leben", rzubereiten.
Und das weltweite Netz der UNESCO-Projektschulen
zeigt, dass es überall auf der Welt Schulen und Lehrer gibt,
die sich dieser Aufgabe mit besonderem Engagement stellen.
Für dieses Engagement möchte ich Ihnen im Namen der
Deutschen UNESCO-Kommission herzlich danken.
Mein Dank gilt auch dem Auswärtigen Amt für die Unterstützung
dieser Art n auswärtiger Kulturpolitik r Ort, die
eingebettet ist in das weltweite Netz der UNESCO-Projektschulen,
und den Kulturministerien der Länder, welche diese
Arbeit unterstützen. Ich danke insbesondere dem Gastland
dieser Jahrestagung, Nordrhein-Westfalen, für seine großzügig
gewährte Gastfreundschaft.
Nicht zuletzt möchte ich mich bei Ihnen, lieber Herr Näder,
bedanken für Ihr großartiges Engagement in den letzten drei
Jahren. Ich wünsche Ihnen für Ihre zukünftige Tätigkeit alles
Gute.
Liebe Frau Hartmann, Sie haben ein sehr gut funktionierendes
Netzwerk deutscher UNESCO-Projektschulen rgefunden,
aber die r Ihnen liegende Arbeit wird angesichts leerer
öffentlicher Kassen und zunehmenden Wettbewerbs auf
der Ebene der Einzelschulen unter, so hoffe ich, transparenten
Entscheidungsregeln nicht einfach werden. Namens der
Deutschen UNESCO-Kommission versichere ich Ihnen und
allen anwesenden Kollegen und Kolleginnen, dass wir alles
daran setzen werden, Ihnen weiterhin bei Ihrer Arbeit zu helfen.
Die UNESCO-Projekt-Schulen werden auch in Zukunft
bei uns ganz oben auf unserer Prioritätenliste stehen.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Verlauf Ihrer Jahrestagung.
Vielen Dank.
Inzwischen sind wir so weit, dass wir die Liste sogar rIhrem eigenen Erfolg schützen müssen. Daher beobachte ich
mit besonderer Freude, dass es innerhalb der UNESCO-ProjektschulenImmer mehr Initiativen gibt, das Welterbe auchIm Unterricht zu thematisieren. Die UNESCO-Welterbeliste
weist ein einzigartiges pädagogisches Potential auf: Sie
ermöglicht einen Zugang zu dem faszinierenden Bereich
unseres kulturellen und natürlichen Erbes, in den eine
ganze Reihe n Fächern eingebunden werden kann:
Geschichte, Sprachen, Literatur, Religion und Philosophie,
Geographie, Politik, dazu auch Mathematik und Naturwissenschaften.
Vor allem erlaubt sie es den Jugendlichen, eine
geistige Brücke zu schlagen zwischen den KulturstättenIhrer Heimat und denen anderer Völker. Einen konkreteren
und lehrreicheren Zugang zu einem interkulturellen Verständnis
kann ich mir nicht rstellen.
Ich war auch beeindruckt, als ich erfuhr, dass beim Thema
Welterbe sich ausländische Schüler und Schülerinnen begeistert
melden mit dem Hinweis darauf, dass es auch inIhrem Heimatland Welterbestätten gebe. Das ist in der Tat
ein integrativer Ansatz, den es auszubauen gilt.
Sehr erfreulich ist auch die Entwicklung der internationalen
Netzwerke zum Thema Welterbe-Unterricht, an deren Aufbau
Herr Näder sehr aktiv mit beteiligt war.
Die UNESCO hat dieses pädagogische Potential des Welterbes
längst erkannt und eine Reihe n Aktivitäten auf den
Weg gebracht, so etwa ein regelmäßig stattfindendes World
Youth Forum. Die Welterbe-Unterrichts-Mappe ist einigen
n Ihnen bereits bekannt und wurde, wie ich erfahren
habe, auch bereits mit Erfolg getestet. Gemeinsam mit der
Österreichischen Nationalkommission arbeiten wir zur Zeit
an einer deutschen Ausgabe. Unser Wunsch wäre es, allen
deutschen Schulen ein Exemplar zur Verfügung stellen zu
können. Das ist zwar ein hochgestecktes Ziel, aber wir wollen
es wenigstens versuchen, wobei ich auf die Unterstützung
durch die Kultusverwaltungen der Länder hoffe.
Lassen Sie mich auch auf eine internationale Tagung hinweisen,
die wir am 26. Oktober 2000 im Rahmen der Denkmal
2000 in Leipzig durchführen werden, mit dem Thema:
Welterbe und Jugend. Hier werden Referenten m UNESCOSekretariat
Paris und aus sechs europäischen Staaten ihre
Ansätze und Erfahrungen rstellen. Ich hoffe, dass auch







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