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Von der Straße in den Salon - Glücksspiel in Baden-Baden

Von der Straße in den Salon - Glücksspiel in Baden-Baden

Ein Kurbad wird auch zum Gesellschaftsbad, wenn es Anlässe gibt, nicht nur der Gesundheit wegen dort zu weilen. Da hat Baden-Baden einiges auf der Habenseite: das Casino im Kurhaus, die internationalen Galopprennen, das neue Festspielhaus, Golfplätze, Luxushotels und beste Restaurants. All diese Vorzüge, deren Kosten die Krankenkassen nicht zurückerstatten, haben ihren Ursprung und ihren Fixpunkt in den Sälen des Casinos, das Marlene Dietrich als »schönstes Spielcasino der Welt« adelte.

Die Anfänge des Glücksspiels in Baden-Baden sahen noch keine Kronleuchter, keine schweren Teppiche und keine eleganten Roben. Im 18. Jh. waren es fahrende Gesellschaften, die gern nach Baden-Baden kamen, weil dort gute Geschäfte zu machen waren. Die Hoteliers holten das Glücksspiel dann schnell n der Straße und ließen ihre Spielzimmer n der niarkgräfliehen Verwaltung konzessionieren. Kartenspiele wie »Rouge et Noir«, »Esectiune« und »Whist« waren damals am populärsten. Mit steigender Gästezahl in Baden-Baden wuchs der Spielbetrieb in Salons und Hinterzimmern so rapide an, daß die Kontrolle darüber nicht mehr sichergestellt werden konnte. Der Spielbetrieb wurde monopolisiert, und die entsprechenden Konzessionen gingen zunächst auf das damalige Konversationshaus (im heutigen Rathaus) am Marktplatz und das Promenadenhaus am Kurpark (heute Kurhaus) über. Wer in den Antiquariaten der Stadt heutzutage frühe Darstellungen des Roulette-Spiels in Baden-Baden betrachtet, sieht Räume, in denen jetzt Stadtpolitik gemacht wird, was ja manchmal auch ein Glücksspiel sein kann.




Mit der Fertigstellung des heutigen Kurhauses durch den Architekten des Klassizismus Friedrich Weinbrenner war dann das Spiel um Geld seit 1824 nur noch in diesem großen Säulenbau am Kurpark erlaubt. Hier residierten ab 1838 mit den Pächtern ]ean Jacques Bena-zet und ab 1848 Sohn Edouard die ungekrönten Könige n Baden-Baden. Als kühne Investoren und Marketingstrategen ihrer Zeit raus, machten sie das Roulette salonfähig; was wörtlich zu verstehen ist, wenn man die n Edouard Bönazet 1854/55 eingerichteten Prunkräume betritt. Die Benazets luden musikalische Größen der Zeit (a-nini, Liszt, Berlioz u. a.) zum Vorspiel ein und gaben so dem Nachspiel am Roulette-Tisch ein kulturbeton (es Flair. So es für die elegante Spielhölle am Kurpark gegenüber den Einwohnern n Baden-Baden noch der Akzeptanz bedurfte, war das Mäzenatentum der Benazets ein wirkungslles Mittel. Vom Stadttheater bis zu Kirchtürmen wurden Bauten der Stadt durch Spielbankgclder mitfinanziert.

Unter den Benazets mauserte sich Baden-Baden - pardon: das Casino - schnell zu einem Treffpunkt internationaler Eliten, die in besonders großer Zahl aus Frankreich, Kußland und England angereist kamen. Aus Stammgasten des Casinos wurden Residenten, mit eigenen Wohnvierteln, berzugten Hotels und eigenen Kirchen, die heute im Kulturerbe der Stadt so golden glänzen wie der Zwiebelturm der Russischen Kirche.







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