Die europäische Badekultur hat eine weit zurückreichende Tradition. Bereits im Römischen Reich gehörte die Errichtung von öffentlichen Bädern zu den wichtigen Aufgaben des Staates. Archäologische Zeugen wie die Thermen von Caracalla in Rom und die Reste von Bath (Abb. 9.10) belegen dies. Hingewiesen sei auch auf den Badekomfort in den Villen der Oberschicht, in denen auf der Grundlage von Hydrokausten eine Abfolge von Badekammern mit abgestufter Temperatur zur Normalausstattung gehörte. Diesen Standard haben erst die modernen "Wellness-Tempel wieder erreicht. Unvergleichlich bescheidener waren die mittelalterlichen Badehäuser. Erst im bürgerlichen Zeitalter entstanden im Anschluss an Thermalquellen zahlreiche Kurorte. Hier trafen sich die gekrönten Häupter der europäischen Staaten, in Nizza, Baden-Baden oder Karlsbad, und elierten einen Lebensstil, welcher bald von den oberen Mittelschichten imitiert wurde. Schriftsteller und andere Künstler schufen die Reputation derartiger Plätze. Kosmopoliten trugen zu einem Lebenszuschnitt bei, der in einem starken Kontrast zum lokalen Milieu stand.
Erst der soziale Wohlfahrtsstaat hat die Ver-schreibung von Kuren zur Wiederherstellung der Gesundheit durch die Krankenkassen eingeführt. Durch das soziale Gesundheitswesen sind der in der bürgerlichen Klassengesellschaft elierte Kurbetrieb und die daraus entstandenen Kurorte allgemein zugänglich gemacht worden.
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