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Das Erbe der orientalischen Kultur in Europa

Das Erbe der orientalischen Kultur in Europa

Zwei europäische Halbinseln wurden zu rschiedener Zeit in den Einflussbereich orientalischer Reichsbildungen einbezogen: die Iberische Halbinsel und Südosteuropa (Abb.3.22). Die kulturhistorischen Grundlagen und die Resultate bzw. das in der Kulturlandschaft sichtbare Erbe sind außerordentlich unterschiedlich.

Die Pyrenäenhalbinsel

Die Maurenzeit hat der Pyrenäenhalbinsel in vielen Gebieten eine Blüte der Landwirtschaft und des Städtewesens gebracht. Eine grundsätzliche Umgestaltung erlebten die aus der Römerzeit stammenden Städte. Entsprechend dem anderen Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit und der betonten ethnischen und wirtschaftlichen Viertelsbildung erfolgte eine Umstrukturierung des offenen Rasterschemas in Richtung auf einen Sackgassengrundriss. Die Islamisierung brachte die Errichtung zahlreicher Moscheen von zum Teil außerordentlich großartigen Dimensionen wie in Cördoba, wo nur ein Teil der Moschee später zu einer katholischen Kirche umgebaut worden ist.
Es ist einsichtig, dass die Orientalisierung dort am ausgeprägtesten war, wo die Maurenherrschaft nahezu 800 Jahre gedauert hat, d. h. in den südlichen Teilen Spaniens, wo in den Städten vielfach noch die maurischen Festungsanlagen und die luxuriösen Paläste der Kalifen erhalten sind (Abb. 3.23), ebenso wie Reste des orientalischen Stadtgrundrisses, während in den Berggebieten im Norden, in Asturien und Kantabrien, von denen aus die Reconquista erfolgte, die islamischen Züge mehr oder minder ausgelöscht wurden. Der Grundriss der Städte wurde zügig regularisiert. Systematisch wurden Durchbrüche und ebenso große Plätze in das Sackgassenmuster hinein angelegt.


Mit der Wiedereroberung wurden in der Agrar-wirtschaft die großen Latifundien römischer Provenienz wieder reaktiviert, denn die Ritterheere benötigten zu ihrer Verpflegung die großen Rinderherden. Mit der Reconquista verschwand allerdings auch ein Teil der außerordentlich intensiven Landwirtschaft, welche die Maurenherrschaft gebracht hatte. Entlang des Guadalquivir soll es im Omaijadenkalifat nicht weniger als 12.000 Dörfer gegeben haben (Bentley 198^, S.2^8). Sowohl im ländlichen als auch im städtischen Bereich wurde im islamischen Spanien eine Siedlungsdichte erreicht wie niemals zuvor und niemals danach.

Die Araber hatten einige wichtige Anbaupflanzen mitgebracht, welche im Zuge der Erschließung Süd- und Mittelamerikas von der Iberischen Halbinsel aus in die Neue Welt exportiert worden sind: das Zuckerrohr, das die Entwicklung Westindiens bestimmte, die Baumwolle, den Reis und die Zitrusfrüchte. Aus Marokko wurde das wertvolle Merinoschaf eingeführt und damit die Schafzucht auf einen Höhepunkt gebracht. Der schon den Römern bekannte Bewässerungsbau erfuhr vor allem im Süden um Cördoba und Valencia eine wesentliche Verbesserung.

Auf die etappenweise nach Süden ausgreifende Reconquista geht eine entsprechende Nord-Süd-Streifung der Iberischen Halbinsel zurück. Bereits im 12. Jahrhundert entstand eine der ältesten Grenzen Europas überhaupt, nämlich jene zwischen Portugal und Spanien, welche sich an die Flussengen und Schluchten der Flüsse knüpft, die von der Meseta aus nach Westen dem Atlantik zuströmen. Die genannten Streifen äußern sich bis heute in der sprachlichen Gliederung: Im immerfeuchten Iberien bildeten sich das Galicische und Portugiesische, in der Mitte - in der Meseta - das Kastilische, gegen die Mittelmeerküste hin im Norden das Katalanische, im Süden das am stärksten vom Arabischen beeinflusste Andalusische aus.

Südosteuropa

Die osmanische Eroberung von Südosteuropa erfolgte im Kulturraum der Orthodoxie und schuf den Begriff "Balkan, der im Türkischen "Gebirge bedeutet und gleichzeitig ein Gebirgsmassiv in Bulgarien bezeichnet.
Insgesamt handelte es sich um einen Gebirgs-räum, der verhältnismäßig primitive soziale Organisationsformen aufwies: eine nach Stammesgruppen siedelnde bäuerliche Bevölkerung sowie Hirtennomaden in den Hochregionen der Gebirge. Das Städtewesen war nur sehr schwach entwickelt. Die Eroberung durch die Osmanen führte zu einem Ausweichen der Bevölkerung in die Gebirgsräume; Becken und Niederungen verödeten.

Die großen, kaum genutzten Ebenen wurden von der Hirtenbevölkerung als Winterweidegebiete für die Schafe in Pacht genommen. Dort, wo die Niederungen neu besiedelt wurden, im Besonderen in Mazedonien und Griechenland, entwickelte sich als so genanntes Ciftlik-System eine Gutsherrschaft, die Ähnlichkeiten mit dem Latifundienwesen des mediterranen Raumes aufwies und zur Entstehung von Gutsdörfern führte. Eine Intensivierung der







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