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Aus Küche und Keller - Thüringen

Aus Küche und Keller - Thüringen

»Das Leben jedes echten Thüringers ist gleichsam mit einer Perlenschnur von Kartoffelklößen durchflochten, und seine Augen leuchten, wenn er nur den Namen dieses für ihn so köstlichen Gerichtes aussprechen hört«, schrieb 1894 Heinrich Seidel. Die Klöße werden aus rohen Kartoffeln hergestellt. Gegessen werden die samtweichen Gebilde mit viel Soße zu Topfbraten, Sauerbraten, Weimarer Zwiebelfleisch und Wild. Dazu gibt es Rotkohl, der meist mit Apfeln, Nelken und Zucker gedünstet wird.
Die Thüringer Rostbratwurst hat einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht, dass sie zum wichtigsten Werbeträger des Landes geworden ist. Das Original muss auf einem Holzkohlengrill oder - noch besser - auf einem Tannenzapfengrill garen und wird in der Regel mit warmem Kartoffelsalat gegessen. Der Volksmund weiß: »Wenn es in Thüringen mal raucht, wird nicht die Feuerwehr gebraucht. Es liegt die Bratwurst auf der Glut, und ihr Geruch ist fein und gut.« Eine weitere deftige Spezialität ist das Rostbrätel, in Bier, Senf, Öl, Salz und Pfeffer marinierte Schweinekammscheiben, die auch gegrillt werden.
Aus dem Thüringer Wald kommt der Schleusinger Porreetopf, ein Eintopf, der aus einem Suppenhuhn, Lauch, Kartoffeln und Karotten zubereitet wird. Den anheimelnden Namen »Schniedla mit Schwammla« trägt ein Gericht aus Südthüringen: eine dicke Suppe aus Kartoffeln und Steinpilzen. An Schlachttagen gibt es Thüringer Kesselsuppe, eine Mischung aus Blut-und Leberwurst mit Schwarzbrotwürfeln und Knoblauch. Liebhaber der deftigen Küche kommen vor allem im Osten Thüringens auf ihre Kosten -beim Verspeisen einer Schlachtplatte.




Im Eichsfeld lässt man sich das geschmorte Worbiser Entenfleisch schmecken, und am Kyffhäu-ser lockt die Frankenhauser Birnenpfanne. Auch die MUhlhausener Majoranklöße und die Heldrungener Erbsensuppe schmecken da am besten, wo sie herkommen.

Wenn in Thüringen gefeiert wird, ob Kirmes, Kindstaufe oder Hochzeit, dann steht auch reichlich Kuchen auf den Tischen, mindestens ein Dutzend Sorten. Und jede mundet: Versuchen sollte man unbedingt den Kirmeskuchen (Quarkkuchen mit Butterstreuseln), den Matschkuchen (Hefeteig mit Quark und Obst belegt, mit saurer Sahne übergössen) oder den Thüringer Blechkuchen (Hefeteig mit Quark und rschiedenen Früchten).

Berühmt vor allem in Weimar auf dem Zwiebelmarkt ist der Zwiebelkuchen. Man sagt, dass Truppen Napoleons das Rezept in ihre Heimat mitnahmen und dort zur Quiche Lorraine abwandelten.

Eine thüringische Errungenschaft ist auch die Brunnenkresse. Sie wächst in der Gegend um Erfurt und Eisenach und wucherte früher unbeachtet an Bach- und Flussläufen. Erfurter Gärtnern gelang es, sie zu kultivieren und als Gemüse einzuführen.
Die Thüringer sind wie die Bayern und die Oberfranken Biertrinker. Die Braukunst hat hier nicht nur eine lange Tradition, sondern heute auch geschmacklich ganz eigene Sorten zu bieten. Überregional bekannt ist das Köstritzer Schwarzbier aber auch die Gerstensäfte aus Altenburg, Apolda, Arnstadt, Meiningen oder Pößneck sollte man einmal probieren.

Kloß mit Innenleben
Der Thüringer pflegt zum Kloß ein inniges Verhältnis, das sich sogar mit unterschiedlichen Kosenamen ausdrückt: In Schmalkalden heißt er »Hebes«, in Suhl »Knolle« und in Meiningen »Hutes«. Der Clou der Klöße liegt tief im Innern rborgen: geröstete Weißbrotwürfel.







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