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Zwei Namen, ein Volk

Zwei Namen, ein Volk

Unter den Ländern der Bundesrepublik Deutschland sind solche, die einen mit Bindestrich markierten Doppelnamen haben: Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg oder Sachsen-Anhalt. Da werden jeweils zwei rschiedene Bereiche zusammengefügt, hier sind die Badener und hier die Württemberger, und scheinbar noch klarer: hie Alemannen, hie Schwaben. Wer "schwäbisch-alemannisch sagt, meint, jedenfalls im Volksmund, zwei Paar Stiefel. Im Norden und in der Mitte Baden-Württembergs wohnen Schwaben, im Süden dieses Bundeslandes Alemannen. Als ich einmal gelegentlich eines Empfangs in Pfullendorf (im Linzgau am Bodensee) den Bürgermeister zu begrüßen hatte und ihn, ein paar Kilometer vom "Schwäbischen Meer entfernt, als Landsmann und Schwaben ansprach, fiel er mir spontan ins Wort: Sie seien keine Schwaben hier in Pfullendorf, sondern Alemannen. Die anwesenden Offenburger und Freiburger gaben lauthals Beifall.
Von ein paar gelehrten Ausnahmen abgesehen, weiß heutzutage niemand mehr, daß "schwäbisch und "alemannisch dasselbe meinen. "Schwaben und "Alemannen ist ein und derselbe Stamm. Wahlafried, der von 808 bis 849 lebte und im Jahre 838 Abt der Reichenau wurde, eines Klosters von europäischem Rang, hat im Vorwort seiner Lebensbeschreibung des heiligen Oallus die Sache auf den Punkt gebracht. Für "das Land, das wir Alamannen oder Suen bewohnen, schreibt er da, "wollen wir von den Bewohnern den Namen ihrer Heimat ableiten und sie Alamannien oder Suevien nennen. Es gibt also zwei Namen, die ein Volk bezeichnen.



Das Gegenteil also ist wahr: Schwaben und Alemannen sind ein Paar Stiefel. Schon Gregor von Tours konstatierte in seiner bis 591 reichenden Frankengeschichte lapidar: "Suebi, id est Ale-manni (Sueben, das heißt Alemannen). So weit, so gut. Aber die Sache ist komplizierter, als man denkt. Sie ist so schwer nachvollziehbar, daß man wetterwendisch einmal "schwäbisch als "gültig ansah, einmal "alemannisch. Schließlich, als die Dynastien und die von ihnen die Namen empfangenden Territorialstaaten vom Schlage Badens oder Württembergs aufkamen, war "badisch oder "württembergisch näherliegend und klarer. Bald war die Rede von "einem Volk rgessen. Es bedurfte eines Ludwig Uhland, um wenigstens den Gebildeten unter den "Schwaben-Alemannen auseinanderzusetzen, in einem 1850 erstmals erschienenen Essay "Suen und Alamannen, was historisch richtig ist und was nicht.
Was blieb, war der Doppelname, wovon der eine, "alle Mannen, hätte stutzig machen können. Diese Gruppe, dieser Bund, der sich da zusammengefunden hatte, die "Alemannen, war keiner von den alten und einhelligen Volksstämmen wie die Bayern, die Thüringer oder Sachsen, die vom Norden Europas herunterzogen in den Süden, dort ein abgegrenztes, überschaubares Gebiet einnahmen. Gegenüber diesen rgleichsweise kleinen Okkupationen wirkt der 260 n. Chr. gelungene Alemanneneinfall mit dem Durchstoß durch das römische Verteidigungssystem im Rheinknie gegen das Germanenland wie ein Schleusenbruch: Alemannen gab's bald überall, im deutschen Südwesten im engeren Sinne des Wortes, in Süddeutschland überhaupt, aber auch im Elsaß, in der Schweiz, im Vorarlberg, in Oberitalien. So unübersichtlich diese "Landnahme war, so war es auch das Volk.
Wie austauschbar diese angebliche Zweiheit "Schwaben-Alemannen (oder umgekehrt) in Wirklichkeit war, rrät uns der römische Staatsbeamte und Historiker Cornelius Tacitus. In seinem Buch über die Germanen und das Germanenland vom Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts kommt er auch auf die Sueben zu sprechen. Sie bildeten kein einheitliches Volk, "sondern sind in eigene Völker geschieden, die ihre besonderen Namen haben, wenn sie auch alle unter der Bezeichnung Sweben zusammengefaßt werden. Das hätte so auch über die Alemannen geschrieben werden können. Mit "Sueben oder "Sweben, auch hier sind die Bezeichnungen "Schwaben und "Alemannen deckungsgleich, meint man einen Bund mehrerer Völker. Einige davon kennen wir, die Sem-nonen, die ältesten und vornehmsten aller swe-bischen Völker, die Hermunduren, die Markomannen, die Quaden.

Aber als die Alemannen 260 n. Chr., wie gesagt, den römischen Limes überrennen, wendet sich nicht nur die südwestdeutsche Geschichte in entscheidendem Maß, sondern auch die Namensgebung: Jetzt ist von den Alemannen, von den Siegern die Rede. Der alte Schwabenbund rschwindet, wenn auch nicht gänzlich. Dementsprechend firmiert das aus diesem Alemannenland zur Merowingerzeit herausgewachsene hoheitliche Konstrukt als Herzogtum Alemannien ("Alamannia). Klein, nebensächlich war dieses politische Gebilde gewiß nicht. Immerhin hat das im 6. und 7. Jahrhundert blühende Herzogtum die Gleichung alemannisch gleich deutsch vollzogen und so dazu den Anlaß gegeben, daß man heute von Deutschland in Frankreich und anderen romanischen Ländern von "Allemagne bzw. von "Alemania spricht. Für die Bezeichnung des Stammlands, des Herzogtums, hielten die Dinge freilich nicht lange an. Seit etwa 900 wird die Bezeichnung "Alamannia mehr und mehr durch den alten Hauptnamen "Suevia rdrängt und rschwin det mit den Staufern fast ganz. Erst Johann Peter Hebel hat mit seinen mundartlichen "Alemannischen Gedichten (1803) den Alemannen-Namen wieder aus der Vergessenheit hervorgeholt und den Leuten des Südschwarzwalds (und übrigens auch des Vorarlbergs) ihre neue und zugleich uralte Identität gegeben. Der fränkischen Reichspolitik war der Zusammenschluß der vielen Gau- und Adelsherrschaften zum schwäbischen "Stammesherzogtum zu danken.

Aber erst mit den Staufern ändert sich die zunächst reichlich konfuse und gedemütigte Situation des Herzogtums Schwaben. Systematischer Landausbau, Burgen- und Städtegründung, der Erwerb von Kirchenlehen, von Grund-und Hoheitsrechten durch Kauf oder Tausch, die Organisation einer abhängigen Dienstmannschaft: all das gibt den staufischen Herzögen von Schwaben eine Territorialmacht ohnegleichen. Schon unter dem Staufer Philipp von Schwaben war es üblich, das schwäbische Herzogtum als ein dem Reich inkorporiertes Herr-schaftsgebilde aufzufassen. Als sich Friedrich IL, das "Wunder der Welt, 1220 über die Alpen nach Italien zurückzieht, bestellt er im oberschwäbischen Land den Truchseß Eberhard von Waldburg und dessen Neffen, den Schenk Konrad von Winterstetten, zu procuratores et gubernatores terrae (zu Lenkern und Statthaltern des Landes). Die Front der Grafen des alten Herzogtums ist auseinandergebrochen. Die Rechte und Landpartikel gehören dem Reich oder den Staufern. In ihrem Auftrag amtiert Konrad von Winterstetten 1239 als "Praefectus Sueviae (als "Praefekt von Schwaben). Die Schicksale des deutschen (und staufischen) Königs sind jetzt die Schicksale des schwäbischen Herzogtums. 1246 wird dem Hohenstau-fen Konrad nicht nur seine Königswürde, sondern auch sein Herzogsamt entzogen. Als Konradin 1261 das schwäbische Herzogtum in Besitz nimmt, erklärt König Richard, das Herzogtum Schwaben sei längst dem Reich einrleibt.

Übrigens starb Markgraf Friedrich von Baden, Konradins Freund, damals an seiner Seite. Die iden-württembergische Gemeinschaft kündigt sich hier schon an. Sie macht deutlich, daß dieses Bundesland Baden-Württemberg, obwohl selbst gestandene Historiker es glauben machen sollen, alles andere als ein geschichts- und tra-iitionsloses Kunstprodukt ist. Der Bindestrich in ;iner Firmierung weist nicht auf Trennung, son-lern auf Gemeinsamkeiten. Baden-Württem-jerg ist kein mühsam aus Verschiedenheiten zusammengefügtes Gebilde, sondern eine gewachsene historische Einheit. Sie ist in vielen Generationen vorbereitet worden. Zunächst hatte es freilich den Eindruck, als ob die Wege auseinanderliefen. Das tragische Stau-ferende hinterließ ein territorialpolitisches Vakuum, das größere Städte und größere Grafen auszunutzen wußten. Von adligen Stadtherren unabhängige Reichsstädte entstanden; die Männer des Hochadels vom Schlage der Zähringer, der Calwer, der Weifen und so weiter schufen sich Machtpositionen, die Vorahnungen von straff durchorganisiertem "Land aufkommen ließen. Nimmt man die vielen Dutzende von geistlichen, reichsritterschaftlichen und österreichischen Gebieten dazu, rsteht man, warum Izu Ausgang des Alten Reiches der deutsche Südwesten die farbigste, die tollste Fleckerlkarte unter allen deutschen Landen zu bieten hatte. Zentralgewalten gab es da nicht, dafür Zwergherrschaften und Duodezfürstentümer der unterschiedlichsten Art und Gestalt.

Unter den Bundesstaaten des Bismarckreiches war das badische "Müsterländle eines der eifrigsten und nationalen Bahnen sich rschreibenden Mitglieder. Am 22. Nomber 1918 rzichtete Großherzog Friedrich II. auf den Thron. Der Freistaat Baden gab sich am 21. März 1919 durch eine Nationalrsammlung seine Verfassung. Nach der "Machtergreifung der Nazis am 30. Januar 1933 löste der Gauleiter Robert Wagner die nominell noch im Amt befindliche badische Regierung auf; fortan gab es den "Gau Baden wie über dem Schwarzwald drüben den "Gau Württemberg-Hohenzollern. Dem Namen nach war die alte Grafschaft "Wir-temberg also immer noch lebendig. Graf Eberhard im Bart wäre zu gerne "Herzog von Schwaben geworden, wir haben ernstzunehmende Belege hierfür. Aber dem Kaiser, sprich dem Habsburger, war dieses Ansinnen eine rdächtige und Macht mindernde Sache. Er schlug 1495 Eberhard "nur zum Herzog von Württemberg. Während das badische Territorium eigentlich immer die dem Rhein und Frankreich zugewandte "Wespentaille blieb, nutzten die württembergischen Herzöge die rkehrsabge-wandte Binnenlage ihres Gebiets zu mäßigem Amter- und Landankauf. Württemberg blieb der "Großstaat im deutschen Südwesten. Seine mühevoll mit dem seit dem 26. Dezember 1805 als König regierenden Landesherrn ausgehandelte Verfassung kam am 29. September 1819 zustande.

Heidelberg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands. Zahlreiche Schriftsteller rühmten den Blick auf Neckarbrücke und Schloßruine.

Die prächtige astronomische Uhr am Renaissance-Rathaus von Heilbronn kündet vom einstigen Reichtum der Handelsstadt.

Der "Blaue Turm ist das Wahrzeichen Bad Wimpfens. In der idyllischen Fachwerkstadt am Neckar finden sich Reste einer Kaiserpfalz der Staufer.

Die Brunnenkapelle des ehemaligen, im 12. Jahrhundert gegründeten Zisterzienserklosters Maulbronn. Der Legende nach tränkten Mönche hier einst ihre Maultiere -und blieben für immer.

Seine Saline brachte Schwäbisch Hall einst den Wohlstand. Viele Bauten des Städtchens an der Kocher sind noch aus dem 16. Jahrhundert.

Schwäbisch Gmünd ist seit dem Mittelalter bekannt für sein Schmuckgewerbe. Am Marktplatz mit dem Marienbrunnen zeigt sich bürgerliches Selbstbewußtsein.

Mit Schloß Ludwigsburg, nicht weit entfernt von Stuttgart, erfüllte sich Herzog Eberhard Ludwig 1733 den Traum von einem eigenen Versailles. Besonders imposant in diesem größten deutschen Barockbau ist die Spiegelgalerie.

Die alte Unirsitätsstadt Tübingen war von jeher ein geistiges Zentrum. Die Neckarfront mit dem Hölderlinturm (links), in dem der Dichter seine letzten Lebensjahre rbrachte - das ist die schönste Ansicht der Stadt.

Im Jahre 1212 erhielt Esslingen am Neckar Stadtrechte. Nur wenige Jahre später entstand die Kirche St. Dionysius, deren beiden Türme die Altstadt überragen.

Dreistöckige Arkadengänge umgeben den Innenhof des Alten Schlosses in Stuttgart. Die einstige Residenz der Württemberger Herzöge gilt als Paradebeispiel deutscher Renaissance.

Architektur von Weltgeltung erwartet Kunstfreunde in der Hauptstadt Baden-Württembergs. Der Brite James Stirling gestaltete die Neue Staatsgalerie in Stuttgart 1984 im postmodernen Stil.

Der Barockbau des Neuen Schlosses in Stuttgart wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Nach dem Wiederaufbau erstrahlt er in neuem Glanz.

Stuttgart ist die Stadt der Automobile mit dem Stem. Im Daimler-Benz-Museum in Untertürkheim findet der Automobilfreund Exemplare aus allen Epochen.

Die Schwäbische Alb ist das steinerne Rückgrat Baden-Württembergs. Der Kegelberg Kornbühl erhebt sich mit 887 Meter Höhe bei Salmendingen aus der Landschaft.

Ulm liegt im Osten Baden-Württembergs an der Donau. Das Münster ist nicht nur der größte deutsche Kirchenbau, sondern besitzt auch den weltweit höchsten Kirchturm (161 Meter).

Von Burg Hohenzollem am Rande der Schwäbischen Alb bietet sich eine schöne Aussicht auf die weite Landschaft. Sie gilt als das Stammhaus des Herrschergeschlechts Hohenzollem. Die heutige Anlage stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Burg Lichtenstein wurde 1840 auf der Schwäbischen Alb nach einem literarischen Vorbild, dem 1826 erschienenen Roman "Lichtenstein von Wilhelm Hauff, erbaut (oben).

Schloß Sigmaringen steht auf einem steilen Kalkfelsen direkt über einem Donauknie. Es beherbergt ein Museum mit bedeutenden Waffensammlungen (unten).

Bevor der zweitgrößte Strom Europas das Schwarze Meer erreicht, muß er sich seinen Weg durch das Kalkgestein der Schwäbischen Alb suchen: der Donaudurchbruch mit Blick auf Schloß Werenwag. 200 Meter tief hat sich der Fluß in den Fels gegraben.

Unrgleichlich ist die Farbenpracht auf Mainau. Die Blumeninsel mit dem subtropischen Klima liegt nur wenig entfernt von Konstanz im Bodensee.

An die mittelalterliche Blütezeit der Bodensee-Stadt Konstanz erinnert das 1388 erbaute Konzilgebäude. Der Speicher erhielt seinen Namen nach dem Konzil 1414 bis 1418, als hier eine Papstwahl stattfand.

Als die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff 1841 erstmals als Gast ihres Schwagers, des Freiherrn von Laßberg, im alten Schloß Meersburg weilte, bewohnte sie dieses Zimmer im sogenannten Kapellenturm.

Morgenstimmung am Schluchsee im südlichen Schwarzwald. Herrliche Rad-und Wanderwege locken Urlauber in die Mittelgebirgslandschaft im Südwesten Deutschlands.

Das Freilichtmuseum "Vogtsbauernhof in Gutach bei Hausach präsentiert in idyllischer Lage die Bauformen des Schwarzwaldhofes. Besonders reizvoll sind die blumengeschmückten Schauseiten der Bauernhäuser.

Der in Gutach beheimatete "Bollenhut ist das berühmteste Schmuckstück der Schwarzwälder Tracht.

Der Friedrichsplatz in Mannheim wurde zur 300-Jahr-Feier der Stadt 1906 angelegt. Sein Wasserturm im römischen Stil erreicht eine Höhe von 60 Metern.

Bis 1918 residierten die Herzöge von Baden im Karlsruher Schloß. Es ist das Zentrum einer im 18. Jahrhundert mäßig geschaffenen Stadtanlage (oben).

Schon vor 2000 Jahren nutzten die Römer die heilenden Kräfte der Quellen in Baden-Baden. Im 19. Jahrhundert traf sich vor der Neuen Trinkhalle Prominenz und Adel aus ganz Europa (unten).

Im Münstertal zeigt sich der Schwarzwald von seiner schönsten Seite. Von Stauten bis zum 1414 Meter hohen Belchen schmiegen sich die Bauernhöfe an die bewaldeten Hänge.

Das Wahrzeichen Freiburgs ist das gotische Münster. Im Hauptportal empfangen die "Klugen Jungfrauen, vollendete Skulpturen aus Buntsandstein, die Kirchenbesucher.

Vor dem Freiburger Münster ist die ganze Woche über Markt. Das sonnige Klima und die Nähe zu Frankreich wissen nicht nur die Studenten in der Unirsitätsstadt im Breisgau zu schätzen.

Das Markgräflerland im Dreieck südlicher Schwarzwald, Schweiz und Elsaß bietet eine bezaubernde Landschaft und eine exzellente Küche. Geradezu bukolisch präsentiert es sich zur Zeit der Weinernte, wie hier in Obereggenen.

Als wäre die Zeit stehengeblieben: Ganz nahe dem Rheinknie bei Basel liegt rsteckt das Wasserschloß Inz-lingen aus dem 16. Jahrhundert.

Wie Perlen an einer Schnur reihen sich am Hochrhein malerische Stadtchen. In Laufenburg rbindet eine alte Brücke den deutschen und den schweizerischen Teil des Ortes.








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