Auf dem Gelände der heutigen Zitadelle befand sich im 11. und 12. Jahrhundert eine slawische Befestigungsanlage. Die ersten Zeugnisse einer von den Aska-niern errichteten Burg stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Bis auf den vermutlich schon bald nach 1200 errichteten Wehrlurm (»Juliusturm«), bestand die frühe askanische Burg im wesentlichen aus Holz und Erde. Der Palas, das Hauptwohngebäude, stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Der Umbau der mittelalterlichen Burg zu einer Fc-stungsanlage in »neuitalienischer Manier« erfolgte unter Kurfürst Joachim II. Die Pläne für die Zitadelle stammten vorwiegend von dem Italiener Francesco Chiaramella de Gandino, der 1562-78 auch die Bauleitung hatte. Sein Nachfolger wurde Rochus Graf Lynar, der das Bauwerk 1594 vollendete. Juliuslurm und Palas waren in die neue Befestigung einbezogen worden.
Von den neuzeitlichen ränderungen abgesehen, zeigt sich die Zitadelle bis heule in der Grundform des 16. Jahrhunderts. Allseits von Wasserläufen umgeben, wird der nahezu quadratische Innenhof von vier Kurtinen (Wälle zwischen den Eckbastionen) eingefaßt. Die Abmessungen von Bastionsspitze zu Bastionsspitze betragen 307 x 301 m. Dem Festungswerk vorgelagert sind die Glacis (Erdaufschüttungen vor den Festungsgräben), die heute als Grünanlagen gestaltet sind. Im Westen befindet sich ein Außenwerk, an dessen Stelle das Tor der älteren Burg gelegen haben könnte. Im Jahr 1806, nach der Niederlage Preußens bei Jena und Aucrstcdt, erschienen die siegreichen Franzosen vor Spandau.
Kommandant von Beneckendorff vertrat die Ansicht, daß die Zitadelle wegen ihres schlechten baulichen Zustands nicht zu verteidigen sei. Dchalb wurde sie am 25. Oktober 1806 den Franzosen kampflos übergeben. Zwei Tage später zog Napoleon in Berlin ein. Die Franzosen hielten die Zitadelle besetzt, bis die Bestimmungen des Tilsitcr Friedens (1807) die Räumung der Festung vorsahen. 1813 kehrten die Franzosen zurück und verschanzten sich in der Zitadelle vor der nachrük-kenden russischen Armee. Nachdem auch die Preußen wieder in den K. rieg eingetreten waren, kamen sie in die Situation, die eigene Festung beschießen zu müssen. Sie trafen das Pulvermagazin und zerstörten einen großen Teil der Anlage. Am Kommandantenhaus, das man über eine Brücke von der Straße Am Juliusturm aus erreicht, befindet sich eine Tafel zum Gedenken an Graf von Thü-men, der 1813 die preußischen Belagerungstruppen kommandierte. Der 30 m hohe Juliusturm, der seinen Zinnenkranz erst 1838 durch Schinkel erhielt, war Zufluchtsstätte in Notzeiten und letzte rteidigungsmöglichkeit. Zu einem Begriff wurde der Turm, als man nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 in ihm den »Reichskriegsschatz« einlagerte: 120 Millionen Mark in gemünztem Gold aus französischen Reparationszahlungen. Auch wegen ihrer rwendung als Staatsgefängnis war die Zitadelle in ganz Preußen bekannt. Zu den hier Eingelieferten zählten Anna Sydow, die Geliebte Joachims II. (1571), Benjamin Raule, der Flotlenadmiral des Großen Kurfürsten, Staatsminister Eberhard von Danckclmann (beide 1698) sowie Friedrich Ludwig Jahn (1819).
Im Jahre 1935 wurde auf dem Gelände der Zitadelle ein Giftgaslaboratorium eingerichtet. Dabei wurde auf die historischen Gegebenheiten wenig Rücksicht genommen; der Palas z.B. wurde zu einem Offizierskasino umgebaut.
Nach der Behebung der Kriegsschäden zog 1950 eine Berufsfachschule in die bis 1945 militärisch genutzten Gebäude ein. Diese werden, seitdem die Schule das Gelände wieder verlassen hal, restauriert. Im Kommandantenhaus, Palas und Zeughaus befindet sich heute das Stadigeschichtliche Museum Spandau. Der ehemalige Festsaal des Palas steht für kulturelle ranstaltungen zur rfügung. Mit dem Abschluß der Restaurierungsarbeiten wird - nicht zuletzt wegen der Bergung chemischer Kampfstoffe aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in diesem Jahrhundert gerechnet.