Am 20. Januar 1942 traten leitende Beamte verschiedener Ministerien sowie Angehörige der SS und der Sicherheitspolizei zu einer geheimen Konferenz zusammen. Tagungsort war die »Villa Mi-noux«, Am Großen Wannsee 56-58, Sitz der deutschen Dienststelle der Internationalen Kriminalpolizeikommission (Interpol). Geleitet wurde die Konferenz von Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD. Das Protokoll der Besprechung führte SS-Obersturmbannführer Adolf F.ichmann.
Heydrich eröffnete die Konferenz, indem er zunächst »seine Bestallung zum Beauftragten für die Vorbereitung der Endlösung der europäischen Judenfragc« mitteilte. Er habe zu dieser Sitzung eingeladen, um »Klarheit in grundsätzlichen Fragen zu schaffen«. Die Entscheidung, zu einer »Endlösung der Judenfrage« zu kommen, war schon früher gefallen; auf der Wannsee-Konferenz ging es darum, wie deren praktische Durchführung aussehen könne. Es ist bezeichnend, daß im Besprcchungsprotokoll Wörter wie »töten« oder »vergasen« nicht vorkommen; statt dessen ist von »evakuieren«, »ausfallen«, »behandeln« die Rede. Doch gerade wegen seiner bürokratischen Nüchternheit ist das Protokoll der Wannsce-Konferenz ein Dokument des Grauens.
Hin Auszug aus dem Protokoll verdeutlicht dies:
»Unter entsprechender Leitung sollen im Zuge der Endlösung die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird. Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesen zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist. (Siehe die Erfahrung der Geschichte.) Im Zuge der praktischen Durchführung der Endlösung wird Europa von Westen nach Osten durchgekämmt« Nach dem Krieg versank das Gebäude, in dessen Räumen das Todesurteil über Millionen europäischer Juden gesprochen worden war, in einen Zustand der Geschichlslosigkeit; der Bezirk Neukölln nutzte es als Schullandheim. Erst 1972 wurde eine bronzene Gedenktafel installiert. Auf Initiative von Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens, darunter Überlebende der Judcnverfolgung, und mit finanzieller Unterstützung des Landes Berlin erfolgte seit 1989 eine Umwandlung des Hauses in eine Gedenk- und Bildungsstätte. Eröffnet wurde die Gedenkstätte als »Haus der Wannsee-Konferenz« am 19. Januar 1992.
Eine ständige Ausstellung soll die Schrecken des Holocaust vor Augen führen. Archi Bibliothek und Mediothek stehen für die politische Bildungsarbeit bereit. Eine Erinnerungsstätte für die Opfer am Ort der Täter.