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Unter fränkischer Herrschaft

Unter fränkischer Herrschaft

Köln als fränkischer Königssitz

Um die Mitte des 5. Jahrhunderts, als die Franken der Römerherrschaft an Rhein und Mosel ein Ende bereiteten, war der Stamm in zahlreiche Gruppen zersplitttert, die n Gaukönigen regiert wurden. Die m unteren Niederrhein nach Belgien eingedrungenen Scharen nannten sich nach ihrem stärksten Teilstamm »salische« Franken, am Mittelrhein setzten sich die »ripuarischen« oder »Uferfranken« fest. Ihr erster namentlich bekannter König hieß Sigibert, er regierte den Teilstamm n Köln aus, wo er wahrscheinlich das römische Praetorium als »aula regia«, als Königssitz, nutzte. Er hatte seinen Vetter Chlodwig, der über Teile der salischen Franken herrschte, in der berühmten Schlacht gegen die Alemannen (die wahrscheinlich um 496 bei Zülpich stattfand) unterstützt und war im Kampf am Knie verletzt worden - seither trug Sigibert den Beinamen »der Hinkende«. Sein Sohn Chloderich stand dann im Jahre 507 an der Seite Chlodwigs, als dieser die Westgoten bei Vouille entscheidend besiegen und aus Gallien abdrängen konnte.

Chlodwig, der Mann, der die Franken einte, entstammte dem königlichen Geschlecht der Merowinger, das auf den legendären Frankenherrscher Merowech zurückgeht. Chlodwigs Vater Childerich I. herrschte bis zu seinem Tod im Jahre 482 als salischer Kleinkönig in Tournai. Die erste kriegerische Tat des Nachfolgers war der Sieg über Syagrius, den »dux« (Herzog) der Römer, der um Soissons, zwischen Loire und Somme, eine letzte Bastion des Römertums in Gallien behauptet hatte. Nach den Kämpfen mit den Alemannen und Westgoten war Chlodwig der mächtigste fränkische König - und er wurde schließlich Alleinherrscher der Franken, da er schon frühzeitig damit begonnen hatte, seine königliche Verwandtschaft systematisch auszurotten; dabei griff er auch persönlich zur Streitaxt, wie im Falle des Königs Ragnachar n Cambrai. Nach der Schlacht n Vouille habe Chlodwig, so berichtet der Chronist und Bischof Gregor n Tours, beschlossen, auch das Teilkönigtum der Ripuarier in Köln zu beseitigen; heimlich schickte er Boten zu Chloderich, Sigiberts Sohn, und stiftete ihn an, die Herrschaft in Köln an sich zu reißen. »Von seiner Herrschsucht verführt, sann Chloderich auf die Ermordung des Vaters.« Als Sigibert im »Buchenforst« zurjagd ging, töteten ihn gedungene Mörder. Stolz ließ Chloderich die Tat dem Chlodwig verkünden: »Mein Vater ist tot, ich bin im Besitz seines Reiches und seiner Schätze. Was dir n seinen Schätzen gefällt, will ich dir gern schicken.« In seiner Antwort kündigte Chlodwig an, daß er Boten nach Köln entsenden werde - die aber hatten einen besonderen Auftrag. Als sich Chloderich über eine Schatztruhe beugte und mit seinem Reichtum prahlte, erschlug ihn einer der Boten mit der Axt. Chlodwig, der einige Tage später nach Köln kam, wies r dem versammelten Volk jegliche Beteiligung an diesem zweiten Mord zurück: »Euer König Chloderich wurde n einem mir unbekannten Mann erschlagen. An all dem trage ich keine Schuld - das Blut meiner Stammesverwandten zu vergießen, wäre schändlich. Da die Dinge nun mal so gekommen sind, gebe ich euch den Rat: Unterstellt euch meiner Führung - ihr lebt sicher unter meinem Schutz.« Da sollen die Ripuarier ein Freudengeheul angestimmt haben, hoben Chlodwig auf den Schild und machten ihn so zum König aller Franken. Möglicherweise war der Ort, an dem Chlodwig um das Jahr 508 zum König ausgerufen wurde, die Kirche des hl. Gereon r den Toren Kölns - hundert Jahre später ließ sich dort auch König Theuderich II. huldigen.



Chlodwig war im übrigen der erste germanische König, der zum katholischen Glauben übertrat: Vor der Alemannenschlacht hatte er gelobt, Christ zu werden, falls ihm der Sieg zufalle. Im Gegensatz zu den meisten Germanenstämmen nahmen er und seine Gefolgschaft nicht das arianische Bekenntnis an, sondern das »rechtgläubige« Christentum, das der römische sowie die meisten gallischen Bischöfe repräsentierten - so auch der Bischof Remigius n Reims, der die Taufe Chlodwigs rnahm.

Wie sah es in Köln zur Zeit n Sigibert und Chlodwig aus? Die Franken hatten die Stadt nicht zerstört, n den römischen Bauten waren r allem die Repräsentativbauten halbwegs erhalten - die neuen Herren nutzten sie, ohne sie sonderlich zu pflegen, namentlich das Praetorium, einige Tempel, die Speicher am Rhein, die Brücke nach Deutz und nicht zuletzt die Stadtmauer; sie sollte den Kölnern noch mehr als ein halbes Jahrtausend als Schutz dienen. Innerhab der Mauern lebte eine buntgemischte Bevölkerung - Römer, Galloromanen, Germanen, hauptsächlich Franken, Freie, Halbfreie, Sklaven, Edle, Christen und Anhänger heidnischer Kulte. Noch im Jahre 520 gab es in Köln einen heidnischen Tempel, »wo das Barbarenlk aus der Umgebung seine Opfer bringt«, wie Gregor n Tours schreibt. Der Bischof Gallus n Clermont, der ller Empörung Feuer an diesen Tempel legte, mußte in den Konigspalast flüchten - »verfolgt n törichten, drohenden Heiden.

Köln im Reich der Merowinger

Nach dem Tode Chlodwigs (im Jahre 511) behielt Köln seine bedeutende Stellung innerhalb des merowingischen Frankenreiches. Bei ihren Aufenthalten im Osten ihres Herrschaftsgebietes nahmen die Könige selbstverständlich im Kölner Praetorium, der »aula regia,., Quartier. Zudem war die Stadt als Bischofsitz weiterhin ein administratives Zentrum. Die Einwohnerzahl Kölns dürfte in der Merowingerzeit weit geringer gewesen sein als in den Jahrhunderten römischer Herrschaft -daher konzentrierte sich die Besiedlung an der Rheinseite, wo das öffentliche und politische Leben seinen Schwerpunkt hatte. Und obwohl nun größere Teile des Stadtgebietes landwirtschaftlich genutzt wurden, blieb die römische Straßenfüh-rung weitgehend erhalten.

Die Landwirtschaft war der wichtigste Wirtschaftszweig der Franken, die den hochentwickelten Acker-, Garten- und Weinbau der Römer in vielen Bereichen einfach übernahmen. Die römische Grundherrschaft wurde ebenfalls übernommen -und so legten fränkische Siedler in der Umgebung Kölns neben Gutshöfen mit reströmischen Bewohnern zahlreiche Dörfer und Höfe an, vor allem auf ehemaligem römischen Militär-territorium und um Kirchen mit Gräberfeldern. Auch Handwerk und Gewerbe nahmen in der Stadt weiterhin einen herausragenden Platz ein - das zeigen schon die Beigaben, die in einem fränkischen Fürstengrab (unter dem heutigen Dom) gefunden wurden: Gold- und Waffenschmiede, Glashütten und Töpfereien stellten ihre Produkte für die Angehörigen der Oberschicht her, Grundherren, Hofbeamte und kirchliche Würdenträger. Vor allem die Glasindustrie spielte im Handel und im Export eine wichtige Rolle - wobei der Export sich vorwiegend auf den regionalen Bereich beschränkte, der Fernhandel gerade im 6. Jahrhundert sehr zurückgegangen war. Trotz der geographischen Randlage - die etwa dazu führte, daß Köln im Jahre 557 von Sachsen bedroht werden konnte -wurde die Stadt seit der Mitte des 6. Jahrhunderts wiederholt in die blutigen Auseinandersetzungen innerhalb des merowingi-schen Herrscherhauses hineingezogen. Diese Thronkämpfe, die in der endlosen Fehde zwischen den Königinnen Bruni-child von Austrien (dem fränkischen Ostreich) und Fredegund von Neustrien (dem westlichen Frankenreich) gipfelten, setzten sich unter deren Enkeln fort - so waren in den Jahren 609/ 610 Spannungen unter den königlichen Brüdern Theudebert II. von Austrasien und Theuderich IL von Burgund offen ausgebrochen. Theudebert hatte seinem Bruder das Elsaß abgenommen; Theuderich schwor Rache und zog mit einem großen Heer nach Norden. Bei Toul kam es zur Schlacht - Theudebert wurde vernichtend geschlagen und flüchtete nach Köln. Mit Hilfe der Sachsen und Thüringer stellte er sich dem Bruder bei Zülpich erneut in den Weg. »Es wurden, als die Heere aufeinanderprallten und miteinander kämpften, so viele getötet, daß die Leichen keine Möglichkeit hatten, umzusinken; die Toten blieben vielmehr dicht nebeneinander stehen, als ob sie lebten«, berichtet der Chronist Fredegar. Wieder behielt Theuderich die Oberhand - und zog, ohne auf Widerstand zu treffen, in Köln ein, wo man ihm die Schätze des geflüchteten Bruders aushändigte. In der »Basilika des hl.

Märtyrers Gereon« huldigten die austrasischen Großen dem siegreichen Theuderich IL als ihrem neuen König. Nutznießer der grausamen Bruderkämpfe wurde der fränkische Adel, insbesondere der Adel des Ostreiches. Seine Anführer, die Hausmeier, die zunächst nur dem königlichen Haushalt vorstanden und die königlichen Domänen verwaltet hatten, gewannen mit der Zeit eine königsgleiche Stellung - sie standen an der Spitze der königlichen Gefolgschaft und führten die Regierungsgeschäfte für die Merowinger. Schließlich gelang es dem austrasischen Adeligen Pippin (dem Mittleren), einem Angehörigen der Familie der Arnulfinger oder Karolinger, im Jahre 687, die Hausmeierämter aller Teilreiche in seiner Hand zu vereinigen. Ernannte sich bereits »Fürst der Franken« (princeps Francorum). Mit seiner Gemahlin Plektrudis residierte er bei seinen zahlreichen Aufenthalten in Köln wahrscheinlich in der Nähe der heutigen Kirche St. Maria im Kapi-tol (wo sich schon zu römischer Zeit ein Tempel erhob). Mit dem Aufstieg Pippins verlagerte sich das Schwergewicht des Reiches wieder nach Osten - und so stand Köln erneut im Zentrum heftiger Kämpfe, die nach Pippins Tod (714) innerhalb der Familie entbrannten.

Nach Köln zogen die mit den Friesen verbündeten Neustrier, wo sie Plektrudis zur Anerkennung des von ihnen präsentierten Hausmeiers Raganfred zwangen. Und in Köln entschied sich schließlich auch die Auseindersetzung zwischen Plektrudis und ihrem Stiefsohn Karl Martell - den Pippin von der Nachfolge ausgeschlossen hatte. Mit Hilfe seiner Anhänger, die vor allem aus dem Trierer Raum kamen, konnte Karl seine Widersacher in zwei Schlachten bei Ambleve und Vincy besiegen, ehe er gegen die ungeliebte Stiefmutter zu Felde zog, die in Köln residierte. Karl zwang sie zum Nachgeben - und zur Übergabe der Herrschaft und der Schätze Pippins. Plektrudis zog sich schließlich unter Druck in ihre Gründung St. Maria im Kapitol zurück. Karl Martell, der 732 die ins Frankenreich eingebrochenen Araber siegreich abwehrte, wagte noch nicht, nach der fränkischen Königskrone zu greifen. Das tat sein Sohn Pippin der Jüngere - er setzte den merowingischen König mit Hilfe des Papstes ab und schickte ihn ins Kloster: Im Jahre 751 begann die Herrschaft der Karolinger im Frankenreich.

Die Kölner Kirche und ihre Bischöfe

Von den Kölner Bischöfen des 6. Jahrhunderts sind zumeist nur die Namen bekannt - von Bischof Carentinus, der um das Jahr 565 amtierte, heißt es in einem Lobgedicht, er habe die »goldenen Kirchen« der Stadt erneuert und für die wachsende Zahl der Gläubigen gesorgt. Als vermutlich erster Bischof fränkischer Herkunft wird etwa 590 Evergislus genannt. Damals begannen fränkische Adelige, die Leitung von Abteien und Bistümern zu übernehmen. Die ersten Berichte über das Wirken eines Kölner Bischofs in seiner Diözese und auf Reichsebene beziehen sich auf Kunibert, der um 625 sein Amt antrat. König Chlotar IL, der das Frankenreich noch einmal vereinen konnte, und sein Sohn Dagobert haben großen Anteil an der Erhebung Kuniberts, der einer vornehmen moselländischen Familie entstammte und schon in jungen Jahren am Metzer Königshof tätig war. Dort führte er für den jungen Dagobert (später auch für dessen Sohn Sigibert III.) die Regierungsgeschäfte. Unter seinem Einfluß regierte der König, so der Chronist Fredegar, »die ihm untergebenen Völker mit großer Sorge um ihr Wohlergehen und um Gerechtigkeit, daß keiner von den früheren Königen der Franken größeres Lob als er verdient hat«. Auf Kunibert soll im übrigen die erste Zusammenfassung des ripuarischen Rechts zurückgehen. Neben dieser politischen Tätigkeit tritt das seelsorgerische Wirken des Bischofs etwas in den Hintergrund. Er soll die Clemenskapelle vor den Toren Kölns errichtet haben, eine fromme Überlieferung schreibt ihm auch die Gründung des Hospizes St. Lupus zu. In seiner Amtszeit wird erstmals das Patrozinium des Apostels Petrus für die Kölner Bischofskirche erwähnt. Einer Legende zufolge hat Kunibert auch jene uralte Glocke geweiht, die man - nach ihrem Finder - »Saufang« nannte: Bei der Kirche St. Cä-cilien habe eine Sau die im Schlamm verborgene Glocke entdeckt; erst nach der Weihe durch den Bischof habe die Glocke »wunderlich« geläutet - und so ertönte sie später jeweils am Festtag des hl. Kunibert.

Als dem Königtum eng verbundener Oberhirte wußte Kunibert seiner Kirche Privilegien und Schenkungen von Domänen zu verschaffen, die über das gesamte Reichsgebiet verstreut waren. König Dagobert I. schenkte ihm auch das Kastell Utrecht, von wo aus Kunibert die Mission der Friesen begann. Der bedeutende Kirchenmann starb wahrscheinlich am 12. November 663, seine letzte Ruhestätte fand er in der Clemenskirche - die man seither Kunibertskirche nannte. In diese Kirche ließ der Hausmeier Pippin (der Mittlere) im Jahre 693 die Gebeine der beiden Ewalde überführen, zweier Missionare, die von den Sachsen erschlagen worden waren. Im Verlauf der Sachsenkriege und -mission des 8. Jahrhunderts spielte Köln eine wichtige Rolle - von hier aus sollte die Bekehrung von Friesen und Sachsen vorangetrieben werden: Papst Zacharias beschloß daher im Jahre 745, Köln zum Metropolitansitz zu erheben und Bonifatius, den »Apostel der Deutschen«, zum ersten Erzbischof zu ernennen. Doch dieser Plan scheiterte am Widerstand der fränkischen Großen, auch der Bischöfe; sie wollten ihre Eigenständigkeit gegenüber dem Papst gewahrt sehen. So amtierte bereits 748 mit Agilof wieder ein »einheimischer« Bischof; sein Nachfolger Hildeger nahm dann 753 an einem Feldzug des neuen Königs Pippin gegen die Sachsen teil, in dessen Verlauf er bei Iburg erschlagen wurde.

Karl der Große und Hildebold

In der 1499 erschienenen Koelhoffschen Chronik wird die Legende wiedergegeben, wie der fränkische König Karl (der spätere Kaiser Karl der Große) den einfachen Priester Hildebold zum Bischof von Köln erhob: Nach dem Tod des Bischofs Ri-colf konnten sich die Kölner nicht auf einen Nachfolger einigen. Als man dem König, der in Aachen weilte, meldete, daß in Köln große Zwietracht herrschte, entschloß sich Karl, den Streit zu schlichten, und ritt mit kleinem Gefolge los. Vor den Toren Kölns hörte er in einer Kapelle (man vermutet in Kriel) eine Messe und opferte einen Gulden. Hildebold, der Priester der Kapelle, hielt den König für einen Jäger. Er gab ihm den Gulden mit folgenden Worten zurück: »Herr, nehmt den Gulden, man opfert hier nicht mit Geld!« Da er Jäger sei, möge er ihm doch lieber die Haut des ersten erlegten Rehs schenken - als Bezug für seine Gebetbücher. Ob soviel Bescheidenheit beeindruckt, ritt der König in Köln ein. Nachdem er die streitenden Parteien angehört hatte, erklärte Karl, er werde ihnen einen neuen Bischof geben - und er ließ den Hildebold holen.

Auch wenn sich die Erhebung Hildebolds auf den Stuhl des Maternus anders abgespielt haben sollte - eines ist sicher: Hildebold, der seit etwa 787 als Kölner Bischof amtierte und einige Jahre später an die Spitze der Hofkapelle berufen wurde, verdankte sein Amt dem Frankenkönig, dem er ein Leben lang als Freund und Berater verbunden war. Als Erzkaplan, als Leiter der Hofkapelle, die zugleich die Aufgaben der königlichen Kanzlei wahrnahm, war Hildebold der erste Geistliche des fränkischen Reiches. Schon damals durfte er sich mit dem Ehrentitel »archiepiscopus« (Erzbischof) schmücken - obwohl Köln erst um das Jahr 800 in den Rang eines Erzbistums erhoben wurde. Im Rahmen der kirchlichen Organisation der eroberten sächsischen Gebiete und des weiteren Ausbaus der Metropoli-tanverfassung unterstellte Karl der Große der Kölner Erzdiözese die neuen Bistümer Bremen, Münster, Minden und Osnabrück sowie die bestehenden Diözesen Lüttich und Utrecht. Karl hatte die Sachsen in mehreren blutigen Kriegen unterworfen und ihr Stammesgebiet ins Fränkische Reich eingegliedert. In der berühmten Akademie Karls, der imjahre 800 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, nahm Hildebold den zweiten Platz ein; die Teilnehmer trugen biblische und antike Namen. Hildebold wurde nach dem Hohepriester des Alten Bundes Aaron genannt und saß neben König David (Karl). Von dieser gehen wichtige Impulse für den kulturellen und geistig-geistlichen Aufschwung der Epoche aus, den man heute als »karolingische Renaissance« bezeichnet. So gründete Hildebold an seiner Bischofskirche, die heute als älterer Dom bezeichnet wird, eine Schule und eine Bibliothek; seine Kirche ließ er zu Beginn seines Pontifikats baulich umgestalten - der Westchor wurde erweitert, nach Anlage eines Querhauses erhielt der Chor eine halbrunde Apsis. Daß um 795 der Petrusaltar, der Hochaltar der Domkirche, mit Geschenken des Königs prächtig ausgestattet wurde, deutete wohl schon auf das Vorhaben hin, Köln zum Metropolitansitz zu erheben.

Hildebold starb am 3. September 818 - und wurde in St. Gereon beigesetzt. Viereinhalb Jahre vorher war Karl der Große gestorben: Hildebold hatte in Aachen dem sterbenden Kaiser die Sakramente gespendet.

Köln und die Nachfolger Karls des Großen

Nur wen ige Jahre nach dem Tod des großen Kaisers wurde das Frankenreich erneut von Bruderkämpfen im Herrscherhaus erschüttert. Karls Enkel Lothar L, Karl der Kahle und Ludwig »der Deutsche« führten lange Kriege um das Erbe ihres Vaters, des Kaisers Ludwig des Frommen, ehe sie sich imjahre 843 mit dem Vertrag von Verdun das Reich teilten. Zwischen den Gebieten Karls im Westen und Ludwigs im Osten lag das sogenannte Mittelreich, das sich von der Nordseeküste bis nach Unteritalien erstreckte - und dem auch Köln angehörte. Doch auch nach Verdun ging der Familienzwist weiter - nach dem Tode Lothars L, des ältesten der Brüder, der auch die Kaiserkrone trug, wurde das Mittelreich erneut geteilt, Köln unterstand nun Lothar II. (dessen gesamtes Herrschaftsgebiet als »Lo-tharingien« benannt wurde). Lothar starb im Jahre 869 - nachdem er wegen seiner zweiten Heirat eine lange Auseinandersetzung mit der Kirche geführt hatte. In diesen »Ehestreit« war auch der Kölner Erzbischof Gunthar verwickelt, der wahrscheinliche Erbauer des Alten Domes. Er hatte ohne päpstliche Erlaubnis die Scheidung und Wiederverheiratung des Königs gefördert - und war deswegen vom Papst exkommuniziert worden. Die Könige der Ost-und Westfranken nutzten diesen Streit, um sich ein Jahr nach Lothars Tod über eine Aufteilung des Mittelreichs zu einigen: 876 eignete sich schließlich der ostfränkische König Ludwig IL auch das westliche Lothringen an.

Doch Zerstörung, Kriege und Bedrohungen wurden in jenen Jahrzehnten auch von außen herangetragen - die Kölner litten ohnehin unter Hungersnöten, Seuchen und Naturkatastrophen. So richtete ein starkes Unwetter im September 857 schwere Schäden an; allein im Dom wurden drei Menschen durch Blitzschlag getötet. Wegen der Exkommunikation des Erzbischofs Gunthar konnte die Kathedrale erst am 27. September 870 geweiht werden, von Gunthars Nachfolger Willibert. Wie sein Vorgängerbau hat der karolingische Dom eine Länge von etwa 90 Metern, auch die Lage des Peterschores im Westen und des Marienchores im Osten wurde nicht verändert. Neben zwei runden Glockentürmen an der westlichen Querhauswand wurde der Bau von zwei hölzernen Vierungstürmen überragt, die über dem Langhausdach errichtet wurden. Im Westen schloß sich ein fast 100 Meter langes Atrium an, das sich bis an die alte römische Hauptstraße am römischen Nordtor anschloß.

Der neue Dom gehörte dann im Winter 881/882 zu den wenigen Gebäuden, die die Zerstörung und Brandschatzung durch die Normannen halbwegs unbeschadet überstanden. Die in Dänemark und Skandinavien beheimateten Germanen hatten seit den 30er Jahren des 9. Jahrhunderts das Frankenreich mit ihren Raubzügen heimgesucht; im April 879 setzte sich eine beachtliche normannische Flotte, das sogenannte »Große Heer«, an der Scheidemündung fest - von dort aus unternahmen die Normannen mit ihren schnellen und leichten Schiffen Vorstöße bis an Maas, Nieder- und Mittelrhein. Nach der Zerstörung von Nimwegen, Lüttich und Maastricht bedrohten sie schließlich auch Köln: »Sie steckten die Städte Köln und Bonn mit ihren Kirchen und Gebäuden in Brand«, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. Als die Normannen, mit unermeßlicher Beute beladen, die Stadt verlassen, haben der Dom, St. Severin und St. Gereon die Katastrophe glimpflich überstanden - Stiftskirche und Kloster »der heiligen Jungfrauen« (später St. Ursula genannt) und St. Cäcilien sind niedergebrannt. Schon zwei Jahre später soll die Stadtmauer wieder instandgesetzt worden sein; und im Jahre 891 bat Erzbischof Hermann den Papst um die Überlassung von Reliquien für die wiedererrichteten Kirchen. Im Abwehrkampf gegen die Normannen haben die fränkischen Könige kläglich versagt - selbst als zu Beginn des 10. Jahrhunderts mit den Ungarn eine neue Bedrohung auftauchte, gingen die innerfränkischen Kämpfe weiter. Als im Jahre 911 die ostfränkischen Großen erstmals einen Nichtka-rolinger zum König wählten, schloß sich der lothringische Adel dieser Wahl nicht an - Köln und das Rheinland fielen nochmals in den Einflußbereich der westfränkischen Karolinger. Innere Wirren im Westfrankenreich nutzte dann Heinrich L, der erste »sächsische« König des Ostfrankenreichs, um Lothringen unter seine Herrschaft zu bringen. Nach zwei Feldzügen und der Eroberung von Metz erkannten Herzog Giselben und die lothringischen Großen, darunter auch der Kölner Erz bischof Hermann, den Ostfrankenherrscher im Jahre 925 al: ihren rechtmäßigen König an: Köln gehörte fortan zum ost fränkischen Reich - aus dem das deutsche werden sollte.







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