Der mächtige, aus behauenen Feldsleinen ausgeführte Weslbau der Nikolaikirche gehört zu der am Beginn des 13. Jahrhunderts errichteten dreischifen Basilika, die eine Länge von 56 m aufwies und damit Zeugnis von der Bedeutung der neu gegründeten Stadt ablegt. Diese älteste Pfarrkirche Berlins, westlich des Molkenmarkts gelegen, wurde über einem Friedhof erbaut, ein Beweis, daß dieses Gelände schon früher besiedelt war. Die Kirche wurde den Heiligen Nikolaus, Martin und Katharina geweiht. Nikolaus ist der Patron der seefahrenden Kaufieutc und weist daraufhin, daß Berlin als Handelsstadt gegründet wurde.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Basilika zu einer Hallenkirche umgebaut, die Seitenschiffe wurden rbreitert. Das 14. Jahrhundert wollte sich mit diesem Bau nicht mehr begnügen. 1379 wurde, vom Chor ausgehend, ein Neubau in den Formen der fortgeschrittenen Backsteingotik begonnen. An das Langhaus fügen sich nördlich fünf Kapellen und die Sakristei, südlich vier Kapellen an. darunter die 1452 gestiftete zweigeschossige Liebfrauenkapelle.
Am 2. Nomber 1539 empfingen Rat und Bürgerschaft von Berlin und Colin in der Nikolaikirche das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Wie schon am Tag zuvor in der Spandauer Nikolaikirche reichte Matthias von Jagow, Bischof von Brandenburg, den Kelch. Mit der Einführung der Reformation wurden die vielen Altäre überflüssig. Die Kapellen wurden nun Erbbegräbnisse vornehmer Familien. Hervorragende Geister wirkten an St. Nikolai. 1657 wurde Paul Gerhardt als Prediger berufen, einer der größten lutherischen Dichter von Kirchenliedern. Der barocke Ernst seiner Gedanken ist in vielen Chorälen heute noch lebendig. Mit dem 1681 als Propst hierher berufenen Philipp Jakob Spener wurde Berlin zu einer Hochburg des Pietismus. Als Mittelpunkt eines geistlichen Lebens, das ins Politische hineinragte, spielte die Nikolaikirche auch im Zusammenhang mit den Stein-Hardenberg-schen Reformen eine Rolle. Hier fand am 6. Juli 1809 nach der neuen Slädteord-nung die feierliche Amtseinführung der gewählten Stadtrordneten und des neuen Magistrats mit dem Oberbürgermeister statt.
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