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Essen

Essen

Eine 200 000 Jahre alte Steinklinge, die 1928 bei Kanalbauarbeiten in Essen-Vogelhcim gefunden wurde, ist das früheste bekannte Zeugnis für menschliches Leben im späteren Ruhrgebiet. Heute zählt die >Vogclhcimer Klinge« zu den Schätzen des Ruhrlandmuscums. Die eigentliche Geschichte der Stadt Essen begann erst in fränkischer Zeit. Karolingische Befestigungsanlagen zum Schutz gegen Angriffe der noch heidnischen Sachsen konnten auf den Ruhrhöhen bei Werden und Steele-Horst archäologisch nachgewiesen werden. Um 800 wurde in Werden eine Abtei gegründet, um 852 in Essen ein adeliges Damenstift. Abtei und Stift blieben bis zur Säkularisation als geistliche Fürstentümer reichsunmittelbar.

Im Schatten der Stiftskirche blühte an einem Kreuzungspunkt von Handelsstraßen eine Kaufmanns- und Handwerkersiedlung auf. Sie wurde 1377 zur Freien Reichsstadt privilegiert, was jedoch jahrhundertelange Querelen mit den Herrschaftsansprüchen der Abtissinnen des Stifts nach sich zog. Wenn man den Bogen ganz weit spannt, steht die Essener Stahlindustrie in der Tradition des mittelalterlichen Schmiedehandwerks und der lokalen Gewehrfabrikation in der frühen Neuzeit. In der Frühphase der Industriellen Revolution wurden auf (heutigem) Essener Stadtgebiet mehrere technische Pionierleistungen vollbracht. Für die Zeche Wohlgemuth bei Kupferdreh konstruierte Franz Dinnen-dahl 1802-04 die erste im Ruhrgebiet selbst gefertigte Dampfmaschine. Auf Zechen im Essener Nordwesten gelang in den 1830er Jahren erstmals die Abteufung von Schächten durch die Mergeldcckc hindurch und damit die Erschließung der wesentlichen Kohlevorkommen des Ruhrreviers. Schließlich erlangte die Gussstahlfabrik der Familie Krupp im Laufe des 19. Jh. Weltgeltung und hat die Stadt F.ssen geradezu monopolistisch geprägt.




Heute besitzt Essen eine vielfältige Wirtschaftsstruktur. Den Rang als größte Stadt des Ruhrgebiets mit gegenwärtig ca. 610 000 Einwohnern verdankt Essen einer weitsichtigen Eingemeindungspolitik (im Wesentlichen: 1901 Gemeinde Altendorf; 1905 Rüttenscheid; 1910 Rellinghausen; 1915 Altenessen, Borbeck, Rredeney, Haarzopf; 1929 den ehemaligen Landkreis Essen mit den Städten Steele und Werden; 1970 Burgaltendorf; 1975 Kettwig). Als geographischer Mittelpunkt der Region sowie als Sitz von Behörden, einer Universität und des Ruhrbistums wirbt die >Einkaufsstadt< Essen um den Rang der bedeutendsten Metropole im Ruhrgebiet.

Das Stadtzentrum
Die Skyline der Essener Innenstadt wird von einem Wolkenkratzer aus Granit und Glas dominiert, der die benachbarte Kuppel der Münsterkirche um mehr als das Vierfache überragt: Essen besitzt das höchste (107 m) und größte Rathaus Deutschlands (339 000 m3 umbauter Raum). Zu seinen Füßen erstreckt sich die Porschekanzel, eine elegante, überdachte Einkaufspassage. Als weitere Fußgängerzone verläuft die Keltwiger Straße vom Hauptbahnhof in nördlicher Richtung. Sic findet in Höhe der Marktkirche ihre Fortsetzung in der Viehhofer Straße. Dort biegt auch die l.imbecker Straße als weitere Fußgängerzone nach Westen ab. - Die Essener Stadtmauer ist längst abgerissen. Die letzten Fachwerkhäuser fielen dem Bombenkrieg zum Opfer. Sieht man von der Marktkirche ab, so bleiben als Relikte aus vorindustrieller Zeit nur die Münsterkirche und die benachbarte St.-Johanniskirche übrig.

Münsterkirche, St. Johannis und Domschatzkammer
Der Überlieferung nach gründete Bischof Altfrid von Hildesheim, zeitweilig ein wichtiger Berater Kaiser Ludwigs des Deutschen, um 852 auf seinem Gut Asnide ein Kanonissenstift zur rsorgung unverheirateter Töchter aus hohen sächsischen Adclsfamilicn. Altfrid schenkte dem Stift Reliquien der hl. Arzte Cosmas und Damian. die ihm wahrscheinlich während eines Rom-Aufenthalts von Papst Ser-gius III. übergeben worden waren, Cosmas und Damian wurden neben der Hl. Dreifaltigkeit und der Gottesmutter Maria Patrone der um 870 vollendeten Stiftskirche (später: Münsterkirche, 1), in der Altfrid um 874 seine letzte Ruhestätte fand.
Nach grundlegenden Erneuerungsarbeiten in der zweiten Hälfte des 10. Jh. erfolgte ein dritter Kirchenbau unter der Abtissin Theo-phanu. In der Krypta nennt eine Inschrift als Weihedatum den 9. 9.1051. Von diesem >Theophanu-Bau< sind außer der Krypta noch das Westwerk, einige Mauerteile vom Langhaus sowie das (nach 1180 eingewölbte) Querschiff erhalten. Eine durchgreifende Erneuerung von Langhaus und Chor erfolgte nach einem Brand (1275) durch die Abtissin Beatrix von Holte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Münsterkiche stark zerstört. Zusammen mit der benachbarten Johanniskir-che ist sie heute Kathedrale des 1958 gegründeten Ruhrbistums.

Von den Essener Abtissinnen gehörten Mathilde (971-l011), Sophia (1011-l039) und Theophanu (1039-l058) dem ottonischen Kaiserhaus an. Die erst- und die letztgenannte haben über eine großzügige Förderung ihrer Stiftskirche die Symbolik der imperialen Herrschaftsideologie aufgeprägt. Das offenbart sich bei den erhaltenen Relikten des Theophanu-Baus vor allem in der Architektur des Westwerks. Das Oktogon der Aachener Pfalzkapcllc Karls des Großen, des ersten >römischen< Kaisers seit der Antike im Abendland, wird hier in einer reduzierten, aber ungemein qualitätvollen Spielart aufgegriffen. Ein achteckiger Turmautbau krönt das erste )och des Mittelschiffs. Er wird von zwei ebenfalls achteckigen Trcppentürm-chen flankiert. Im Innern zitiert eine eingebaute Apsis das Aachener Vorbild. Im Emporengeschoss werden die drei monumentalen Bögen durch ein Gitter aus antikisierenden Säulenarkaden unterteilt. Über der Arkadenbrücke schließen weitere Säulen mit prächtigen korinthischen Kapitellen bis zum Gewölbebogen auf. Mit dieser Architektur stellte sich die Ottonische Kaiscrfamilic augenfällig in die Tradition Kaiser Karls des Großen.
Als eine Art Halbkuppel öffnet sich das Westwerk im Osten zu einer hochgotischen Hallenkirche hin. Der erste der beiden Baumeister, Martin, kannte sicherlich die Elisabethkirche in Marburg. Er orientierte sich aber in manchen Details, etwa bei der Ornamentik der Kapitelle, auch am Kölner Domchor. Das Sockclgcschoss derottoni-schen Scitcnschiffwände - innen durch halbrunde Nischen gegliedert - ging in den gotischen Neubau ein. In der anschließenden Zone von Querhaus, Vorchor und Nebenchören mischen sich ottonische, spätromanische und spätgotische Bauformen. Erwähnenswert sind hier die Figurenkapitelle aus dem 12. Jh., die neben Tiermotiven u. a. die vier Paradiesflüsse und die vier Evangelistensymbole zeigen. Unter dem Chorraum liegen die dreischife Innenkrypta und eine ursprüglich zweigeschossige Außenkrypta mit bemerkenswert kunstvoll gearbeiteten Pfeilern.

Altestes Stück der Ausstattung der Münsterkirche ist eine dunkel-gelbe, spätantike Marmorsäule. Sie wurde vermutlich auf ranlassung Kaiser Ottos I. von Italien nach Deutschland überführt und auf Geheiß der Essener Abtissin Ida im Chor als Kreuzsäulc aufgestellt. Die Bckrönung des Kapitells durch ein goldenes Kreuz anstelle einer Jupiterstatue sollte die Überwindung des Heidentums durch den christlichen Glauben augenfällig symbolisieren. Das originale >Ida-Kreuz< ist inzwischen verschollen und wurde nach dem Zweiten Wellkrieg durch eine moderne Neuschöpfung ersetzt.
Kostbarstes Stück der Kirchenausttung ist die Goldene Madonna. Die Skulptur wurde wohl gegen Ende des 10. Jh. in Köln oder von einem Kölner Künstler geschaffen. Sie gilt als das älteste vollplastische Marienbild des Abendlands. Um einen Holzkern herum wurden hier V4 Millimeter starke Folien mit kleinen goldenen Stiften befestigt. Die Augen von Mutter und Kind sind in Email ausgeführt. Dadurch gewinnt der Blick eine ungewohnte, eigentümlich anmutende Starrheit. Maria hält in der rechten Hand einen prächtig verzierten Apfel. Sie ist die neue Eva, im Gegensatz zur Urmutter des Menschengeschlechts eine Mutter der Gnade, die als Gottesgebare-rin die Weltcrlösung von Sünde und Schuld erst ermöglicht. Auf ihrem Schoß erscheint Jesus nicht als neu geborenes Kind, sondern in der Würde des Erlösers, bereits erwachsen und prieslcrlich gekleidet.
Im Westwerk des Münsters steht ein monumentaler siebenarmiger Leuchter, den eine Inschrift als Geschenk der Abtissin Mathilde ausweist. Solche Leuchter haben ihren Ursprung wohl in den älteren Kulturen Mesopotamiens, wo sie als >kosmischer Baum< oder >Lebensbaum< die guten Kräfte des Kosmos symbolisieren. Im Heiligen Zelt des Alten Testaments und im Salomonischen Tempel gehörte ein siebenarmiger Leuchter zu den hervorragenden Kultgegenständen. Die Kirche übernahm ihn als Zeichen der Kontinuität vom Alten zum Neuen Bund und interpretierte ihn als Zeichen Christi, der das Licht in der Finsternis ist. Die sieben Lichter weisen nun auf die sieben Gaben des Heiligen Geistes hin. Der Essener Leuchter ist aus 46 Einzelteilen zusammengesetzt. In seinen Schmuckformen - kelchar-tigen Gliedern und Knäufen, die mit stilisierten Blattomamentcn verziert sind - spielt er auf den alttestamentarischen Leuchter an (vergl. 2. Buch Moses, 25). Byzantinische Stilanklänge, wie sie auch mehrere Kunstwerke des Essener Münsterschatzes aus der ottonischen Zeit aufweisen, lassen sich leicht erklären: Unter dem Einfluss der Kaiserin Theophanu, der Gemahlin Ottos IL, wurde byzantinisches Kunstschaffen für mehrere Jahrzehnte im Rheinland heimisch. Als Mitglieder der ottonischen Herrscherfamilie konnten die Essener Abtissinnen damals im Umkreis des zeitweilig in Köln residierenden >Kaiserhofs< arbeiten lassen oder vielleicht auch einzelne Goldschmiede für einige Zeit nach Essen abwerben.
Aus gotischer Zeit stammt u. a. ein Hochgrab in der Münsterkrypta, das heute die Gebeine des Stiftsgründers Altfrid birgt. Die beiden Steinuren der Kirchenpatrone Cosmas und Damian (Attribute: u. a. Salbengefäß und Medizinflasche) an den Chorpfeilern datieren aus dem 15. Jh. Ein >Heiliges GrabHaus Industrieform< zur Präsentation von Industriedesign sowie als Plakatmuseum. 1980 erfolgte eine neue Zweckbestimmungais Gedenkstätte und historisch-politisches Dokumentationsforum. Umfangreiche Restaurationsarbeiten gaben dem Kuppelraum 1986-88 in wesentlichen Teilen sein ursprüngliches Erscheinungsbild wieder; sie markieren zugleich aber auch unwiederbringliche rluste. Die Alte Synagoge dient heute dem Ziel, das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu bewahren und jeglicher Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung entgegenzuwirken. Die Ausstellung Stationen des jüdischen Lebens< dokumentiert die Geschichte des Essener Judentums vom 19. Jh. bis zur Gegenwart. Im Mittelpunkt steht dabei die Perspektive spezifisch jüdischen Denkens, Handelns und Fühlcns. Auch bei der Darstellung der rfolgung und der Shoa werden die Opfer nicht nur als passiv Leidende, sondern auch als Handelnde gezeigt - in ihrem Bemühen um Würde, Selbstbehauptung und Selbsthilfe. Die Ausstellung rfolgung und Widerstand in Esscn< erinnert auch an an das Schicksal der übrigen Opfer des nationalsozialistischen rfolgungs- bzw. Rassenwahns: an Sinti und Roma, Homosexuelle, >Asozialeunver-besserliche< Gegner des NS-Regimes In diesem Zusammenhang bleiben auch die mehr als 100 000 >fremdvölkischen< Zwangsarbeiter, die zwischen 1939 und 1945 in Essener Industriebetrieben Frondienste leisten mussten, nicht unerwähnt.
Rechts neben der Alten Synagoge wurde 1914-l6 die altkatholische Friedenskirche (8) errichtet, ein Ziegelbau mit Hausteinschmuck und achteckigem Glockenturm. Im Chorraum gestaltete Jan Thorn Prikker ein ornamentales Goldmosaik in einem am Klassizismus orientierten Wiener Jugendstil. Vor der Kirche erinnert der Jahrhundertbrunnen von 1907 an das 100jährige Jubiläum der Zugehörigkeit Essens zum preußischen Staat. Die Skulptur eines Schmieds symbolisiert den Aufschwung der Stadt durch die Montanindustrie. Eine Inschrift umreißt zwei wesentliche Pole menschlichen Lebens: RÜSTIG ZUR ARBEIT/FROH IN DER RAST.

Ein weiteres Thater befindet sich im Europahaus (10) auf dem Kennedyplatz. Das Gebäude entstand 1952 als Essener >Amerika-hausSteiIe Lagerung< (14) an der Freiheit, d. h. auf der Tunneldecke des Ruhrschncllwegs, erinnert an die jahrhundertelange Bergbautradition in Essen, die erst 1986 mit der Stilliegung der Zeche Zollverein ihren Abschluss fand (Max Kratz, 1989). Auf dem Bis-marck-Denkmal (15) am Bismarckplatz zeigt ein Relief, wie Alfred Krupp dem preußischen Ministerpräsidenten ein Krupp-Geschütz für den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 präsentiert.
In den kleinen Stadtgarten im Zentrum des Südviertels hat die Stadt Essen zwei große Kulturbauten platziert. Der traditionsreiche Saalbau (16) an der Huyssen-Allee wurde 1950-54 nach schweren Kriegsschäden in schlichterer Form wieder aufgebaut. 1906 hatte Gustav Mahler hier die Uraufführung seiner sechsten Sinfonie dirigiert; 1913 folgte Max Reger mit der Uraufführung seiner Böcklin-Suite. Das Gebäude dient heute nicht nur als Konzertsaal, sondern als Essener Festsaal schlechthin. Etwas weiter nordöstlich liegt das Aalto-Thea-ter (17), das den Namen seines Schöpfers trägt, des finnischen Architekten Alvar Aalto. Mit seinem Entwurf hatte Aalto 1958 den Ideenwettbewerb für ein Essener Musiktheatcr gewonnen. Erst dreißig Jahre später (d. h. zwölf Jahre nach dem Tod des Architekten) konnte das Gebäude eingeweiht werden. Neben viel Lob erntete es damals auch Kritik: Im Lichte der aktuellen Architekturentwicklung erschien Aalvars Entwurf bereits antiquiert. Angesichts der aktuellen Rcvicr-krisc zweifelte man die Berechtigung einer Investition von 135 Millionen DM für dieses >elitäre< Projekt an. Überdies dezimierte der Großbau im Stadtgarten das ohnehin karge Essener Stadtgrün.
Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Spieltätigkeit hat sich die Essener Öffentlichkeit längst mit ihrem Opernhaus ausgesöhnt. Von seiner äußeren Erscheinung her erinnert das eigenwillig geformte Gebäude an einen schräg abgeschnittenen Baumstumpf oder auch an zwei ineinandergeschobene Eisschollen. Die in freiem Rhythmus über die weiße Granitfassade verteilten Foyerfenster lassen an eine Klaviatur oder an hüpfende Noten denken. Beim Zuschauerraum setzte sich Aaho mit dem Vorbild des antiken Amphitheaters auseinander und schuf ein ansteigendes Auditorium mit halbkreisförmig ausschwingenden Sitzreihen. Die Bühne ist von jedem der 1100 Plätze aus gut zu sehen. In seiner Farbgebung - blau bei den Sitzpolstern und Seitenwänden, weiß bei den Rangbrüstungen - zitiert der Raum die Nationalfarben der finnischen Heimat des Architekten.

Von den Sakralbauten des Südviertels soll zunächst die evangelische Erlöserkirche (18) an der Friedrichstraße beschrieben werden, die anlässlich ihrer Einweihung als »schönste Kirche des Rheinlands« gefeiert wurde. Der Prachtbau unter Essens Kirchen entstand 1905-09 nach einem Entwurf von Franz Schwechten, dem prominenten Architekten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Der breit gelagerte Kirchenraum findet in einer byzantinisch anmutenden Kuppel seinen Abschluss. Die neuromanische Choranlage zitiert Elemente des Wormser Kaiserdoms. Auf den hohen Glockenturm wurde beim Wiederaufbau nach Bombenschäden ein modernes, etwas klobiges Glockengeschoss mit schlichtem Pyramidendach aufgesetzt.
Nach dem Ideal einer Gottcsburg baute Dominikus Böhm 1934-36 an der Hohenzollemstraße die katholische St. Engelbert-Kirche (19). Die flach gedeckte Backsteinbasilika wurde innen als Feierhalle mit zentral hervorgehobenem Hauptaltar gestaltet. Nach schweren Kriegsschäden ist das Gotteshaus heute nur noch ein Torso seiner selbst, denn beim Wiederaufbau verzichtete der Architekt auf die Rekonstruktion des monumentalen zweitürmigen Westwerks. Stattdessen schloss er das Langhaus mit einer hohen Schildmauer ab, in die er fünf Glocken einhängte.
Für die evangelische Kirchengemeinde des Südostviertels entwarf der Architekt Otto Bartning 1929/30 mit der Aufcrstchungskirche auf kreisrundem Grundriss den bis dato konsequentesten Zentralbau der neueren Sakralarchitektur. Grundform ist dabei ein Zylinder, der sich bis zur Laterne hin dreimal stufenweise verjüngt. Die Wände bestehen aus einem Stahlbetonskelett, bei dem die Zwischenräume mit Ziegelsteinen ausgemauert bzw. mit Fensterflächen ausgefüllt sind. Aufgrund eingezogener Emporen kann die Kirche, die in der Nähe der Kurfürsten Straße steht, 1200 Gläubigen Platz bieten.
Ein nahe gelegener Zentralbau aus der Profanarchitektur hat in rbindung mit dem Kapp-Putsch zu Beginn der Weimarer Republik auf tragische Weise Geschichte gemacht: Am Wasserturm an der Steeler Straße kam es am 19. 3. 1920 zu einem blutigen Gefecht zwischen der >Roten Ruhrarmee< auf der einen Seite und der Essener Sicherheitspolizei und Einwohnerwehr auf der anderen Seite. Die verworrenen Ereignisse, die von den Nationalsozialisten später zu übler Proanda missbraucht wurden, werden heute durch zwei Gedenktafeln im Ostpark hinter dem Wasserturm in ihrem wirklichen rlauf erläutert.







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