Auf dem Grundstück Leipziger Straße 5-7, Ecke Wilhclmstraße, ließ sich der preußische Minister von Happe 1737 bei der Anlegung der Friedrichstadt ein Palais erbauen. Es wurde 1845-47 umgebaut und erweitert und diente fortan als Kriegs-, später als Reichswehrministc-rium. Als dieses am 1. Oktober 1919 in die Bendlerstraße (heute Stauffenberg-straße) umgezogen war, begann hier das Ministerium für Wiederaufbau seine Arbeit.
In den Jahren 1934-36 erbaute der Architekt Ernst Sagebiel hier das Reichs luftfahrtministerium, einen riesigen Gebäudekomplex, der sich entlang der Wilhclmstraße bis zur Prinz-Albrecht-Straße erstreckte. Der Bau umfaßte 2000 Büros, Fest- und Sitzungssäle, einen Ehrenhof und eine Pfeilcrhallc. Hausherr war Hermann Göring, seit April 1933 preußischer Ministerpräsident und seit Mai 1933 Reichsluftfahrtminister.
In einem der Räume des Ministeriums arbeitete Harro Schulze-Boysen, gemeinsam mit Arvid Harnack vom Wirl-schaftsministerium führender Kopf der Widerstandsgruppe »Rote Kapelle«, wie sie von der Gestapo bezeichnet wurde. Die Gruppe, der neben Parteikommuni-slen Künstler und Intellektuelle aller weltanschaulichen Schattierungen angehörten, teilte sich in einen »inneren« und einen »äußeren Kreis«. Ende August 1942 flog die Gruppe auf; 118 Personen wurden verhaftet. Am 14. Dezember begann gegen 76 Angeklagte der Prozeß vor dem Reichskriegsgericht in der Witz-lebcnstraße. Die genaue Zahl der Todesurteile ist unbekannt. Schätzungsweise wurden zwischen 46 und 58 Mitglieder der Gruppe Schulze-Boysen/Harnack in Plötzcnscc erhängt.
Das Gebäude spielte in den Anfangsjah-ren der DDR eine besondere Rolle. Nach der Beseitigung der Kriegsschäden hatte es 1947 die Deutsche Wirtschaftskommission, die zentrale Verwaltungsorganisation der sowjetischen Zone, bezogen. Am 7. Oktober konstituierte sich hier der Deutsche Volksrat als Provisorische Volkskammer und beschloß die Gründung der »Deutschen Demokratischen Repubük«. Vier Tage später wählten die Provisorische Volkskammer und die Länderkammer Wilhelm Pieck zum ersten Präsidenten der DDR. Im Herbst 1950 zog die Volkskammer aus. Die Büroräume wurden von mehreren zentralen Dienststellen und Ministerien belegt. Als »Haus der Ministerien« rückte das Gebäude am 16. und 17. Juni 1953 in den Mittelpunkt der Streikbewegung.
Von den Bauarbeitern der Stalinallee angeführt, versammelten sich am 16. Juni etwa 10000 Demonstranten vor dem verriegelten Eingang. Der Minister für Erzbergbau und Hüttenwesen, Fritz Selb-mann, versuchte von einem Tisch aus zu den Demonstranten zu sprechen. Er wurde niedergeschrien. Immerhin konnte Selbmann gegen 14 Uhr verkünden, daß die Regierung die Hauptforderung der Arbeiter, die Rücknahme der Normenerklärung, akzeptierte. Auch am nächsten Tag, dem 17. Juni, war das Haus der Ministerien wieder das Ziel von Tausenden von Demonstranten. Im Jahre 1991 wurde in vier von sieben Etagen des Gebäudes die Treuhandanstalt untergebracht. Laut Volkskammerbeschluß vom 17. Juni 1990 wurde die Behörde ins Leben gerufen, um die volkseigenen Betriebe der ehemaligen DDR zu privatisieren und auf marktwirtschaftliche Strukturen umzustellen. Die Institution ist ohne geschichtliches Vorbild, ihre Aufgabe immens. Im Mai 1991 verwaltete die Treuhand noch rund 6500 Betriebe mit mehr als 4 Millionen Beschäftigten. Die drei Handlungsalternativen lauten: verkaufen, sanieren, schließen. Über 2000 Mitarbeiter führen im Namen der Treuhand Übcrnahmeverhandlun-gen, prüfen Unternehmens- und Investitionskonzepte, schließen Geschäftsführerverträge, gewähren Bürgschaften und Kredite. Seit ihrer Gründung steht die Treuhand im Kreuzfeuer der Kritik. Präsidentin der Treuhand ist Birgit Breuel, nachdem ihr Vorgänger, DetleCarsten Rohwedder, am 1. April 1991 einem Mordanschlag zum Opfer fiel.