Duisburg-Rheinhausen geriet im Herbst 1987 in die Schlagzeilen, als sich die Belegschaft des Krupp'schen Hüttenwerks auf spektakuläre Weise gegen die drohende Betriebsschlicßung zur Wehr setzte - mit Massendemonstrationen, Mahn wachen, Werksbesetzungen Am 10. Dezember sperrten aufgebrachte Demonstranten sogar die Hochfelder Rheinbrückc und tauften sie in >Brücke der Solidarität um. Letztlich blieb alles Engagement erfolglos. Das Hochofenwerk am Rheinufer - ursprüglich eine Gründung Friedrich Alfred Krupps vom Ende des 19. Jh. - ist längst stillgelegt und inzwischen weitgehend abgerissen worden. Unter den erhaltenen Gebäuden verdient der Hallenkomplex der Eisengießerei und Reparaturwerkstatt Beachtung. Die Stahlfachwerkkonstruktion diente zunächst als Kruppsche Ausstellungshalle auf der Düsseldorfer Gewerbe- und Kunstausstellung von 1902, bevor sie nach Rheinhausen translozicrt wurde. Eine exklusive Siedlung für das Hüttenmanagement liegt - vom Werksgelände nahezu umrundet - an der Villenstraße im benachbarten Duis-burg-Bliersheim. Nördlich der Fabrik schließt die qualitätvolle Gartenstadt Margarethenhof an (Architekt beider Siedlungen: Robert Schmohl, 1903-22).
Schließlich erinnern noch zwei Portale an der katholischen St. Josefskirche in Duisburg-Friemersheim an die montanindustrielle Tradition der Region. Sie wurden in den 1950er Jahren im Kruppschen Stahlwerk geschmiedet und nehmen thematisch Bezug auf die dortige Arbeitswelt. Auf dem Hauptportal sind der brennende Dorn-busch< und >die drei Jünglinge im Fcuerofen< aus dem Alten Testament dargestellt. Die Tür in der rechten Seitenwand zeigt die Schöpferhand Gottes und das erste Menschenpaar sowie den Rhein mit der Hochfelder Brücke. Die kleine evangelische Kirche im alten Dorfkern von Friemersheim stammt in heutiger Form aus der Barockzeit, musste allerdings nach gravierender Kriegszerstörung weitgehend erneuert werden. Auf dem Gelände des Werthschen Hofs hat sich ein achteckiger Turm aus dem 15. Jh. erhalten. Westlich von Friemersheim wird die kleine Eisenbahnsiedlung am Hohenbudberger Rangierbahnhof von einem monumentalen Doppelwasserturm überrragt, der in seiner architektonischen Gestaltung Anklänge das Danziger Krantor von 1442-44 zeigt (Architekten: Gebr. Rank, 1916).
Am Eisenbahnhafen von Duisburg-Howberg erinnert ein neuromanischer Hebeturm von 1854-56 an eine frühe Eisenbahnfähre nach Ruhrort, die längst durch eine Rheinbrücke ersetzt worden ist. Der Turm barg früher die hydraulische Maschinerie, um Eisenbahnwagen auf einer Plattform zum Fährschiff hinabzusenken bzw. auf das Niveau des Hafenkais zu heben. Heute dient er als Jugendherberge. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Rheinpreußen 1/2 steht der letzte erhaltene Revier-Malakoff türm westlich des Rheins. Rundbogenfenster, Lisenen und Traufgesims verweisen auf klassizistische Traditionen. Vier aufgesetzte Ziffern nennen das Jahr 1879 als Baudatum. Nach Westen zu schließt der Torso einer Maschinenhalle an. Das ruinöse Ensemble war ursprünglich Teil einer gigantischen Doppelturmanlage. n den Hornberger Wohnbauten verdient neben der Rheinpreußensiedlung vor allem der Johannenhof Beachtung. Tordurchgänge, Gaubendächer, Holzvertäfelungen und Fensterläden verleihen dieser Gartenstadt ein malerisches Erscheinungsbild.
Im Norden: Ruhrort, Laer, Beeck, Bruckhausen, Marxloh, Hamborn, Schmidthorst, Meiderich
»Als ich den schmalen Fußsteg, der den Damm heraufführtc, erklommen hatte, blieb ich vor Überraschung stehen: Ein gewaltig-grausiger Anblick bot sich meinen erstaunten Augen: ein Wald von Fabrikschornsteinen, Fördertürmen, Maschinenhallen, Koksöfen, Hochöfen, Mietskasernen - gespensterhaft schwarz sich abhebend von dem schmutzig-grauen, feucht-nebeligen Himmel. Wie rosige, beschmutzte Finger durchstachen die Schornsteinpfeile eine lastende Atmosphäre. Ungeheure Röhrcngefüge zwischen kirchenhaft gewölbten Hallen und klotzigen Kuppeln verschwammen im Dunst. Fieberhaftes, hastiges, wimmelndes, keuchendes Leben durchglühte alles. Ein Wolkenmccr von schwarzem Rauch und geballten gelben Schwaden lag drückend über der ganzen Landschaft, und es schien, als ob hier die Sonne nie durchstrahlen könne!« - Es war also eine Horrorlandschaft, die den baltischen Grafen Alexander Stenbock-Fermor in Hamborn empfing, als er dort 1929 sein Glück als Bergmann versuchen wollte. Und Stenbock-Fcrmor war nicht nur über das chaotische Erscheinungsbild der gigantischen Industrielandschaft verstört, sondern auch über die sichtbare Schädigung von Natur und Mensch durch Dauerstress. enervierenden Fabriklärm und giftige Emissionen.
Gegenwärtig wird Steinkohle nur noch im äußersten Duisburger Norden bei Walsum gefördert, und auch die Schwerindustrie musste in der Region manches an Terrain aufgeben. So hat die Fabriklandschaft im Umkreis von Beeck, Bruchhausen und Marxloh mittlerweile viel von ihrer früherer Dramatik eingebüßt. Gleichwohl produzieren hier noch mehrere große Hütten- und Stahlwerke. Sie werden vernetzt durch ein unübersichtliches Gewirr von Verkehrstrassen und ergänzt durch weitläue Kolonien und gründerzeitliche StahlStädte sowie durch das Geschäfts- und Verwaltungszentrum der ehemals selbständigen Großstadt Hamborn Und eingestreut liegen nicht nur moderne Wohnblocks aus den letzten Wirtschaftswunderjahren, sondern auch Relikte aus vorindustrieller Zeit: mittelalterliche Gotteshäuser, ein Oberhof im Renaissancestil
Unser Rundweg durch den Duisburger Norden beginnt am Schwa-nentor, am Nordrand der Innenstadt. Der Duisburger Innenhafen wird mit Hilfe der Schwanentorbrücke überquert, einer Hubbrücke mit vier schlanken Ziegeltürmen (Architekt: Hans Siegfried Persch, 1950). Hinter Duisburg-Kaßlerfeld kreuzt die Ruhrorter Straße sodann die Ruhr, den Rhein-Herne-Kanal (>HafenkanalSchrottinsel < zwischen den Hafenbecken B und C arbeitet Europas größte Autoschredderanlage.
Der Rhein und mehrere Hafenbecken umrunden Duisburg-Ruhrort an drei Seiten, sodass der Stadtteil nahezu auf einer Insel liegt. Wenn auch die malerische Altstadt in den 1960er und 1970er Jahren modernen Neubauungen zum Opfer fiel, blieben doch mehrere stimmungsvolle Straßenzüge mit klassizistischen und gründerzeitlichen Wohnhäusern erhalten. Beim Abriss der Jakobuskirche von 1842 sparte man in den 1990er Jahren den klassizistischen Glockenturm aus. Im Zuge einer Restaurierung erhielt er damals sogar seinen Spitzhclm wieder, der im Bombenkrieg zerstört worden war. Die evangelischen Gottesdienste werden bereits seit 1984 im Kirchensaal des neuromanischen Gemeindehauses von 1902/03 abgehalten, dessen burgenhaftc Fassade reich verziert ist. Die katholische St.-Maximilianskirche spiegelt in einem >Stilbruch< die Bevölkerungsentwicklung im 19. Jh. treffend wider. Zunächst entstand 1845^17 ein klassizistischer Saalbau mit Glockenturm (Berliner Oberbaudeputation/Heinrich Johann Frcyse). Nachdem die Zahl der Gläubigen stark angewachsen war, riss man 1869 das klassizistische Chorhaus ab und begann dort mit dem Bau einer weitläuen Hallenkirche (Architekt: Heinrich Wicthase). Als nach drei Jahren das Geld ausging, waren erst die neue Choranlage, das Querschiff und ein Langhausjoch fertig. Und dabei blieb es bis heute! Im Innern öffnet sich das niedrige, flach gedeckte Kirchenschiff abrupt zu der großzügigen neugotischen Halle hin. Das Chorgestühl von 1484, das mit geschnitzten Monstern und Fabeltieren verziert ist, stammt aus dem 1809 aufgehobenen Zisterzienserinnenklostcr Sterkrade. Eine hölzerne Bischofsur aus dem 15. Jh. dient heute zur Verehrung des hl. Nikolaus, des Patrons der Schiffer. Daneben erinnert das Modell eines Ruhrnachens an die frühe Kohlenschifffahrt zum Ruhrorter Hafen.
Am Franz-Haniel-Platz steht ein Wohn- und Packhaus von 1756, bei dem die große Giebelfensteröffnung im Dachgeschoss früher als Ladeluke diente. Bauherr war der Duisburger Kaufmann Jan Willem Noot. Dessen Enkel Franz Hanicl (1779-l868) baute von Ruhrort aus ein Industrie-Imperium auf und engagierte sich u. a. bei der Abteufung der ersten Tiefbauzechen des Reviers, der frühen Erzvcr-hüttung und Stahlerzeugung (u. a. Gutehoffnungshütte) sowie beim Bau des rheinischen Eisenbahnnetzes. Als Hanielschcs »Stammhaus« birgt das Ruhrorter Barockhaus heute ein reich bestücktes Firmenmuseum, das auf Anfrage besichtigt werden kann. Das Tausendfensterhaus an der Ruhrorter Straße entstand 1922-24 als Verwaltungsgebäude der Rheinischen Stahlwerke. Der spröde Monumentalbau mit expressionistischem Ziegeldekor galt damals als Symbol für unternehmerischen Behauptungswillcn in den schwierigen Zeiten von Ruhrkampfund französischer Ruhrbesetzung (Architekt: Heinrich Blecken).
Im Nordosten wird der Stadtteil von der Eisenhütte Phönix begrenzt (heute: Werk Ruhrort der Thyssen-Krupp AG), im Nordwesten vom ehemaligen Ruhrorter Eisenbahnhafen, der z. Z. zu einem Sportboot- und Museumshafcn umgestaltet wird. Die Straßenbezeichnung »Am Alten Hcbcturm« erinnert an das Ruhrorter Gegenstück zum Hornberger Trajektturm, das um 1970 abgerissen worden ist. Das benachbarte Jugendstil-Hallenbad von 1908-l0 blieb erhalten und dient seit 1998 als Museum der Deutschen Binnenschifffahrt. Im Schwimmbecken des ehemaligen »Herrenbads« ist nun eine originale Tjalk, ein historisches Plattcnbodenschiff, vor Anker gegangen. Im »Damenbad« informieren Ausstellungseinheiten über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Binnenschifferfamilien sowie über die Hafengeschichte von Duisburg und Ruhrort. Im Ruhrorter Hafenmund können der historische Eimerkettenbagger >Minden< (1882) sowie der Radschleppdampfer >Oscar Huber< (1921) besichtigt werden.
Bei der katholischen Ewaldikirche im nördlich anschließenden Stadtteil Laar spielt das Patrozinium auf die Emscher an, die hier früher in den Rhein mündete, bevor Bergsenkungen die Verlegung des Flusslaufs immer weiter nach Norden hin erzwangen. Die neuromanische Doppelturmfassade der Kirche wird von den beiden Skulpturen des »weißen« und des »schwarzen« Ewald geschmückt. Hierbei handelte es sich um Märtyrer, die beim Versuch, die noch heidnischen Sachsen zu missionieren, im frühen Mittelalter erschlagen und bei Dortmund-Aplerbeck in die Emscher geworfen worden waren. Der Legende nach trieben die beiden Leichname dann den Fluss hinab - bis hin zur Mündung in den Rhein bei Laar. Und dort ereignete sich ein Wunder: Die heiligen Ewalde trieben rheinauf bis nach Köln, wo sie noch heute in der Kunibertskirche bestattet liegen.
Im Nordwesten von Duisburg-Beec/e erinnert das Pumpwerk Alte Emscher an einen weiteren früheren Verlauf des Flusses, der seit mehr als 100 Jahre lang vorrangig zur Ableitung von Industrieabwasser aus dem mittleren Ruhrgebict dient. Dieses Pumpwerk wurde 1914 errichtet, um das vergiftete Emscherwasser in ein Klärwerk hochzupumpen, bevor es in den Rhein abfließen konnte. Das kreisrunde Bauwerk an der Alsumer Straße wird von einer Stahlbetonkuppel in den Abmessungen der Kuppel von St. Peter in Rom überwölbt (Architekt: Alfred Fischer, 1914).
Ansonsten gibt es auch in Bceck noch sehenswerte Sakralbauten. In der neugotischen St. Laurentiuskirche beeindruckt ein monumentaler Schnitzaltar von 1906 aus der Werkstatt von Gerhard Brüx. Dargestellt sind Szenen aus dem Leben des Pflegevaters Jesu. In der zentralen Inschrift spiegelt sich das Sozialprofil der katholischen Kirchengemeinde in Beeck wider: HEILIGER JOSEF' ERFLEHE GOTTES SEGEN FÜR DIE STANDE DER ARBEIT. Die evangelische Kirche am Nordrand des rorts steht in der Tradition einer Eigenkirche für einen benachbarten Oberhof, der bereits 947 urkundlich erwähnt ist. Die heutige Kirche stammt im Kern aus dem 15. Jh. Der Glockenturm wurde 1834 erneuert. Bemerkenswert ist das gusseiserne Maßwerk in den gotischen Fcnsteröffnugen der Seitenschiffe -eine Stiftung der benachbarten Schwerindustrie? Das heutige Gebäude des Oberhofs wurde 1665 errichtet, ein zweigeschossiges Backsteinhaus mit kunstvoll geschweiftem Renaissanccgiebel.
Nördlich von Beeck stößt man auf die imposanteste Industriekulisse, die das Ruhrgebiet zur Zeit zu bieten hat: Das heutige Werk Bruckhausen der Thyssen Krupp Stahl AG wurde 1889 durch den Im Schatten des Industriewerks liegt Duisburg-Bruckhausen, einc kompakte Stahlstadt mit rußgeschwärzten Stuckfassaden in protzigem Neorenaissancc- oder qualitälvollem Jugendstil. Erst östlich der Papiermühlenstraße dominieren dann wieder die typischen Kolonie-häuscr aus unverputzem Zicgelmauerwerk. Die evangelische Gemeinde besitzt in Bruckhausen einen bescheidenen Kirchensaal mit vorgebautem Gemeindehaus. Lehrlinge der Thyssen-Werke haben das stählerne Kreuz über dem Altar geschmiedet. Der Baukomplex ist das letzte erhaltene Beispiel einer >Notkirche< im Ruhr-gebict - ein früher häuer Bautyp, der aber als Provisorium galt und andernorts zumeist nach wenigen Jahren durch ein aufwändigeres Gebäude ersetzt werden konnte. Auch die katholische Kirchengemeinde von Bruckhausen besaß zunächst eine primitive Notkirchc, die bei den Zeitgenossen Assoziationen an den Stall von Bethlehem auslöste. Sie wurde 1915 von der repräsentativen Liebfrauenkirche abgelöst, deren wuchtiger Glockenturm an Industriebauten erinnert (Architekt: Aloys Bull, ein Onkel des Schriftstellers Heinrich Böll). Die neuromanische Basilika, die 2000 Gläubige fasste, wurde 1984/85 auf Grund von Dach- und Wasserschäden unbenutzbar. Im Rahmen der Sanierung riss man 1989 das Langhaus ab und reduzierte den Kirchenraum auf Querhaus und Chor, Für die stark geschrumpfte Gemeinde reicht das aus.
Nordöstlich von Bruckhausen stößt die Kaiser-Wilhelm-Straße in Dusburg-Marxloh auf die Bundestraße 8. An der zentralen >PoIl-mann-Kreuzung«, die durch gut gestaltete Kaufhausbauten aus den 1920er Jahren architektonisch aufgewertet wird, biegen wir rechts in die Weseler Straße ein und folgen ihr in südöstlicher Richtung zum alten Stadtkern von Hamborn. Direkt an der B8, die hier Duisburger Straße heißt, liegt das Hamborner Rathaus. Es entstand 1902-04 nach Plänen von Robert Neuhaus - als Bürgermeisteramt für das riesige Industriedorf Hamborn, das erst 1911 (mit 103 000 Einwohnern) die Stadtrechte verliehen bekam. Der Baukomplex, der eine deutsche« Renaissance imitiert, besitzt einen markanten Turm sowie Reli Reliefschmuck, der verschiedene ortstypische Gcwerke symbolisiert: Landwirtschaft, Bergbau, Maschinenbau, Bauhandwerk, Binnenschifffahrt, Handel. Über der Eingangstür zum ehemaligen Polizeigefängnis wacht ein grimmiger Krieger mit Schild und Streitaxt. Auf dem benachbarten Hamborner Altmarkt steht ein achteckiger Verkaufskiosk mit geschweiftem Kuppeldach. Es handelt sich um die Replik eines Bautyps, wie er um 1900 im Ruhrrevier häu anzutreffen war. Der Hamborner Kiosk dient heute als Düner-Bude - ein sympathisches Beispiel für Multi-Kulti.
m Altmarkt aus führt eine Fußgängerzone in westlicher Richtung zum ältesten Hamborner Baudenkmal. Die St. Johannes-Kirche von Alt-Hamborn steht in der Tradition einer Eigenkirchc aus dem 9. Jh., die 1136 dem Kölner Erzbischof mit der Auflage geschenkt wurde, dort ein Prämonstratenscrkloster zu gründen. Bei den Baumaßnahmen blieb von der alten Kapelle nur der Unterbau des Glockenturms erhalten. Es entstand eine Pfeilcrbasilika, die im 15./16. Jh. zu einer gotischen Hallenkirche ausgebaut wurde. 1587 zerstörten Soldaten das Kloster und die Kirche nachhaltig. Die Wiederherstellung des Gotteshauses zog sich fast 80 Jahre lang hin. Eine vergleichbare Neubauaktion war dann nach dem letzten Bombenkrieg notwendig. Dieses Mal verzichtete man auf eine Einwölbung sowie auf gotisches Maßwerk in den Fensteröffnungen. 1959 kehrten die Prämonstratenser in ihr Hamborner Kloster zurück, aus dem sie bereits durch die Säkularisation vertrieben worden waren.
Die Kirchenausstattung umfasst u. a. einen romanischen Taufstein aus Namurer Blausandstein von ca. 1200. Aus dem Rand der Schale ragen zwei von ehemals vier stilisierten Köpfen mit weit aufgerissenen Augen hervor. Eine tief braune Eichenholzplastik der Anna Selb-dritt von ca. 1450 konnte aus dem Trümmerschutt des letzten Kriegs geborgen werden. Barocke Ölbilder zeigen u. a. die hl. Thomas von Aquin und Norbert von Xanten. m romanischen Kreuzgang des Klosters blieb nur der Nordflügel erhalten. In der Sakristei werden u. a. liturgische Gewänder aus dem 16. Jh. sowie eine prachtvolle Sonnenmonstranz von 1710 aufbewahrt.
Westlich der Abteikirche beeindruckt der expressionistische Erweiterungsbau des St.-Johannes-Hospitals, der den rplatz in einem weiten Halbkreis umrundet (Architekt: Carl Brocker, 1929). Hoch über dem Haupteingang dominiert eine Statue des hl. Johannes Baptist mit Kreuz und Anker. Weiter nördlich liegen die schlichten Ziegelbauten der >JuppDcutsches Strebengerüst« als Industricdenkmal erhalten (Baujahr 1907). Östlich der Duisburger Straße wird das Dichtervicrtel von schnurgeraden Koloniestraßen mit Mehrfamilienhäusern in Massenbauweise durchzogen. (Körnerstraße, Goethestraße, Schillerstraße). Eine gartenstädtische Wcrkssiedlung von beachtlicher Wohnqualität findet sich dann rund um den Bergmannsplatz von Schmidthorst im äußersten Westen der ehemaligen Stadt Hamborn.
Im Süden von Hamborn schließt Dmsbmg-Meiderich an. Die evangelische Kirche an der Bahnhofstraße besitzt noch einen Glockenturm aus dem Mittelalter. Beim neugotischen Langhaus wird die Vierung von einer hölzernen Rippenkuppcl überwölbt, die auf acht Holzstützen ruht (Architekt: Karl W T. Freyse, 1862/63). r der katholischen Michaelskirche an der n-der-Markt-Straße erinnert eine Gedenktafel an ein KZ im benachbarten Stadtteil Ratingsee: MENSCHEN AUS GANZ EUROPA WURDEN HIER EINGESPERRT UND GEQUALT. KINDER WIDERSETZTEN SICH DEN BEFEHLEN DER NAZIS UND GABEN DEN GEFANGENEN BROT. Die Spuren dieses Konzentrationslagers sind inzwischen längst getilgt.