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Die Reichsbischöfe - Thron und Altar

Die Reichsbischöfe - Thron und Altar

Zu den im wahrsten Sinn hervorragendsten Baudenkmälern des Mittelalters zählen die Dome. Die Bischöfe, die hier residierten, waren unter den Herrschern der Ottonen und Salier vorrangig unentbehrliche Helfer der Macht, gleichsam die Vorläufer unserer Politiker. Erst als Folge des Investiturstreits zwischen Kaiser und Papst endete im 12. Jh. allmählich diese für beide Seiten vorteilhafte rbindung.

Organisierter Glaube

Das frühe Christentum verbreitete sich als eine von vielen Erlösungsreligionen, die ein glückliches Weiterleben im Jenseits versprachen, rasch innerhalb des Römischen Weltreichs. Kaiser Konstantin der Grojse (306-337), der sich erst auf dem Sterbebett taufen ließ,, setzte mit dem Toleranzedikt von Mailand 313 die völlige Gleichberechtigung des Christentums mit anderen Religionen durch. Schon für Konstantin wie auch für die mittelalterlichen Herrscher war der EinGott-Glaube der christlichen Religion ideal für den ganz auf den Herrscher ausgerichteten Staat. Hier schon begann jener enge Schulterschluss zwischen Thron und Altar, der noch bis ins frühe 20. Jh. die Politik dominieren sollte.

Erst aus dem frühen 4. Jh. sind Bischofsnamen in den alten Römerstädten an Rhein und Mosel überliefert. Allein der Trierer Dom ist noch als sakraler Großbau dieser Zeit weitgehend erhalten, während andernorts nur mehr oder weniger eindeutige Fundamentreste archäologisch fassbar sind. Neben Trier besajsen die Hauptstädte von Ober- und Niedergermanien, Köln und Mainz, sowie die Hauptorte Worms und Speyer Bischofssitze.



Nach dem Zusammenbruch römischer Herrschaft in Deutschland Mitte des 5. Jh. waren es gerade diese kirchlichen Organisationsformen, die als Bindeglied zwischen Antike und Frühmittelalter fungierten. Nicht nur das Latein als Kirchen- und Gelehrtensprache, römische Amtstrachten als Bischofs- und Priestergewänder, Liturgie und antike Bauformen retteten sich so hinüber. Auch die alten Römerstädte behielten dank der Bischöfe ihre zentralörtliche Funktion, wenn sich auch ihr Erscheinungsbild stark wandelte. Besonders verehrte Gräber auf den römischen Friedhöfen, die außerhalb der Mauern entlang der Hauptstraßen lagen, bildeten sich als zusätzliche Zentren zu den Bischofskirchen heraus. Priestergemeinschaften, aus denen sich später die Stifte entwickeln sollten, betreuten die Heiligengräber. Auch spätere Bischofssitze wie Konstanz, Augsburg, Regensburg, Passau und Salzburg entstanden innerhalb antiker Mauern.
Eine äußerst wichtige Etappe auf dem Weg vom Frühchristentum hin zur Reichskirche war der Übertritt des fränkischen Königs Chlodwig zum katholischen Glauben, nachdem er dies nach seinem Sieg über die Alamannen in der Schlacht bei Zülpich 496 gelobt hatte. Die merowingischen Hausmeier kümmerten sich anstelle der machtlosen Könige im späten 7. und frühen 8. Jh. um die Verbreitung des Christentums auf dem Land, indem sie angelsächsische Missionare herbeiriefen. So verbreiteten z. B. der hl. Willibord von Echternach, der hl. Suitbert von Düsseldorf-Kaiserswerth, der hl. Kilian in Würzburg, der hl. Emmeram in Regensburg sowie die hl. Geschwister Willibald, Wunibald und Walburga von Eichstätt und Umgebung aus den »wahren« Glauben. Am bedeutendsten sollte jedoch der hl. Bonifatius werden, da er im Auftrag des Papstes und des Herrschers Karl Martell nicht nur missionierte, sondern auch die kirchliche Organisation Deutschlands bis zu seinem Tod 754 neu ordnete.
Karl der Große eroberte Sachsen und ließ die Menschen mit dem Schwert bekehren. Neue Bistümer wie Paderborn, Münster, Osnabrück, Bremen, Verden und Minden sollten den neuen Glauben sichern helfen. Halberstadt, Hildesheim und Hamburg fügte sein Sohn Kaiser Ludwig der Fromme im frühen 9. Jh. hinzu. Karl der Große ließ die Bistümer in Kirchenprovinzen zusammenfassen, indem er Mainz, Köln, Trier, Salzburg und Hamburg zu Erzdiözesen erhob. Kaiser Otto I. setzte Karls Vorstoß nach Osten durch seine Slawenkriege fort und gründete für die Zwangschristianisierten neue Bistümer unter der Leitung des Erzbistums Magdeburg. Der letzte Otto-ne, Kaiser Heinrich IL, setzte zusammen mit seiner Gattin Kunigunde Gott als Erben ihrer kinderlosen Ehe ein. Beide stifteten aus ihrem Besitz gegen den Widerstand der umliegenden Diözesen das Bistum Bamberg. Unter dem Sachsenherzog Heinrich dem Löwen entstanden die letzten Bistümer Ratzeburg, Lübeck und Schwerin.

Im Vergleich zu Frankreich und vor allem Italien, wo fast jede Stadt einen eigenen Bischof besaß, gab es im Deutschen Reich zwar weniger Bistümer, doch waren sie ungleich größer. Die Ausdehnung konnte jedoch erheblich schwanken zwischen den kleinsten Diözesen wie Worms und Merseburg (3000 bzw. 2000 km2) und den umfangreichsten wie Konstanz (36000 km2). Der Bischof konnte nicht überall präsent sein, zumal er im Mittelalter zusätzlich erhebliche Pflichten als Reichspolitiker und Landesherr hatte. Deshalb waren die meisten Bistümer in Archi-diakonate unterteilt, wo Stellvertreter des Bischofs nach dem Rechten sahen, Einkünfte einforderten und geistliche Gerichte leiteten.


Stützen der Macht

Von den Karolingern bis hin zu den Staufern verstand sich der deutsche König als Stellvertreter Christi auf Erden, der zudem von Gott als Schutzherr und weltliches Haupt der Kirche bestimmt war. Daher hielten sich immer einige hochgebildete Kleriker am umherziehenden Königshof auf, die sogenannte Hofkapelle. Hier waren weniger Frömmigkeit als Klugheit und politische Tatkraft gefragt. Wer sich bewährt hatte, dem verschaffte der König einen Bischofssitz. Dort mussten sich die Vertrauensmänner des Herrschers in einer anspruchsvollen Doppelrolle bewähren: Sie waren nun oberste Leiter einer Diözese, vor allem aber als Reichsbischöfe die wichtigsten Verbündeten und Stützen der Königsmacht. Dies war für den Herrscher umso vorteilhafter, als sie aufgrund der geforderten Ehelosigkeit und Keuschheit keine legitimen Nachkommen und Erben besaßen. So entwickelten sich im Gegensatz zum weltlichen Hochadel keine familiären Eigeninteressen, die den Ansprüchen des Königs entgegenstehen konnten. Zudem waren sie dem König, der ihre Karriere so gefördert hatte, besonders dankbar und durch Treueschwur ergeben. Von einem regelrechten »Reichskirchensystem« kann man hierbei aber nicht sprechen, da es dem König nicht immer und überall gelang, den eigenen Kandidaten gegen Domkapitel und lokale Adelsfamilien durchzusetzen. In den Wirren des Investiturstreits erwiesen sich die vom König protegierten Bischöfe nicht immer so loyal gegenüber dessen Reichspolitik wie erwartet, da diese nun die Interessen ihrer eigenen und der Gesamtkirche höher setzten. Dennoch spielte der Einfluss des Königs auf die Bischofsbesetzungen innerhalb Europas im Deutschen Reich die größte Rolle. Über die Lebenswelt der bedeutendsten Reichsbischöfe sind wir dank ihrer mittelalterlichen Biographien informiert, wobei damals vom Autor, meist ein Mönch aus einer nahestehenden Abtei, verständlicherweise Vieles geglättet und geschönt wurde. Die überwiegende Zahl erwies sich als tatkräftig und fähig, ihr anspruchsvolles Amt bestens auszufüllen. Denn der König betrieb bei der Besetzung der Bischofsstühle keine reine Günstlingswirtschaft. Vielmehr achtete er auf den Rat der anderen Reichsbischöfe, einen möglichst klugen Kopf auszuwählen oder kannte seinen Kandidaten persönlich gut. Die Vergabe von Bischofssitzen durch den König war für diesen eine bedeutende Einnahmequelle durch die Antrittsgelder, die der Neugewählte zu zahlen hatte. Doch zeigte sich der Herrscher gegenüber treuen Weggefährten immer wieder spendabel durch Besitzübertragungen oder Schenkungen zum Bau und zur Ausstattung der Kathedrale. Beim Einzug eines Königs in die Bischofsstadt waren wiederum für diesen kostbare Geschenke gefällig - ein typisch mittelalterliches Sich-gegenseitig-Bestätigen innerhalb des rein auf persönlichen Beziehungen bestehenden Staates.

Seine Ausbildung erhielt der hohe Klerus im Hochmittelalter vorrangig in den Domschulen, die sich zu wahren Eliteschmieden des Reiches entwickelten. Im Verlauf des 12. Jh. besuchten danach viele der späteren Bischöfe berühmte Universitäten wie diejenige in Paris und kamen so mit den aktuellen theologischen Fragestellungen ihrer Zeit in Kontakt.
Die Reichsbischöfe zogen mit dem König nicht nur zur Kaiserkrönung nach Rom, sondern weitaus öfter mit eigenen Ritterkontingenten mit dem Herrscher in den Krieg. So fanden nicht wenige Bischöfe auf den Schlachtfeldern des Mittelalters ihren Tod. Besonders fähige Oberhirten betraute der König mit dem Kanzleramt. Die drei rheinischen Erzbischöfe nahmen nicht nur innerhalb der kirchlichen Hierarchie, sondern auch in der Reichspolitik eine besondere Stellung ein. Sie dienten ihrem Herrn als Erzkanzler für das Reich (Mainz), Italien (Köln) und Gallien (Trier). Daher nahmen sie unter den Königswählern schon immer einen besonderen Rang ein, bis sie schließlich im 13. Jh. zum exklusiven Kreis der sieben Kurfürsten zählten, die den deutschen König bestimmten. Der Anspruch des Herrschers, als Stellvertreter Christi die deutsche Reichskirche zu führen, zeigt sich auch in den Reichssynoden, die nicht die Bischöfe, sondern er einberief.

Kaiser oder Papst - der Institurstreit

Als Schutzherr der Kirche berührte den Kaiser der desolate Zustand des Papsttums. Hier klafften im frühen 11. Jh. Anspruch und Wirklichkeit besonders krass auseinander. Das hohe Amt wurde unter den konkurrierenden Adelssippen Roms unter unwürdigsten Umständen verschachert. Die so kreierten Päpste und Gegenpäpste erwiesen sich daher meist als unfähig und korrupt. Ihre oft nur kurze Karriere endete nicht selten durch Mord oder Absetzung. Kaiser Heinrich III. (1039-1056), ein persönlich tieffrommer Mann, griff in dieses Chaos energisch ein.

Um den zerstörerischen Einfluss der römischen Adelscliquen zu brechen, ließ er nacheinander vier deutsche Reichsbischöfe zu Päpsten erheben, die für Ordnung sorgen sollten. So verbreitete sich auch im »Sündenbabel« Rom der weit verbreitete Gedanke einer Kirchenreform.
Leider bekam es der Sohn des Ordnungsstifters, Kaiser Heinrich IV. (1056-1106), als Kehrtwende nicht nur mit einem erstarkten, sondern auch politisch äußerst ambitionierten Papsttum zu tun. Vor allem Papst Gregor VII. (1073-1085) bekämpfte nun im sogenannten Investiturstreit massiv den Anspruch des Kaisers, Bischöfe einzusetzen. Er ging sogar so weit, zu behaupten, dass der Kaiser nichts als ein Lehensmann des Papstes sei und demnach auch von ihm abgesetzt werden könne. Gregor argumentierte dreist mit der sogenannten Konstantinischen Schenkung, einer plumpen Fälschung. Darin wurde behauptet, dass Kaiser Konstantin im 4. Jh. nach einer Heilung von der Lepra dem Papst das gesamte weströmische Reich geschenkt habe, bevor er seine Residenz nach Konstantinopel verlegte.

Die Situation eskalierte Anfang 1076. Erst verkündete Heinrich IV. die Amtsenthebung Gregors, worauf der Papst den Kaiser exkommunizierte und absetzte. Dieses unerhörte Ereignis wurde für den Kaiser lebensgefährlich, denn als aus der Kirche Ausgestoßener war er gleichsam vogelfrei. Seine Gegner erhoben unmittelbar einen Gegenkönig. Heinrich konnte sich im folgenden Jahr durch den sprichwörtlich gewordenen Gang nach Canossa mittels einer Bußübung vor dem Papst vom Bann lösen.
Doch erst das Wormser Konkordat 1122 brachte einen Kompromiss zwischen den verhärteten Fronten zustande: Der Kaiser verzichtete auf die geistliche Einsetzung des Bischofs mit Ring und Stab, verlieh aber weiterhin dem neugewählten Bischof dessen weltliche Rechte und Besitzungen. Die Reichsbischöfe wurden nun zu Lehensmännern des Herrschers. Die Staufer, die das deutsche Kaiserreich zum Höhepunkt seiner Ausdehnung und Macht führten, gaben den Anspruch ihrer Amtsheiligkeit nicht auf und lieferten sich weitere Machtkämpfe mit dem Papst.

Mit Krumms und Schwert - geistliche Landesherren

Der letzte mächtige Staufer, Kaiser Friedrich II. (1210-1250), dessen Interessen mehr in seinem mütterlichen Erbreich Sizilien denn im Deutschen Reich nördlich der Alpen lagen, verzichtete endgültig auf die Mitwirkung des Herrschers bei den Bischofswahlen. Diese wurden nun faktisch zu Landesherren eines geistlichen Fürstentums, das ihnen bei Amtsantritt ohne Verleihung durch den König zufiel. Ab der Mitte des 13. Jh. blieb das deutsche Königtum dauerhaft geschwächt. Handlungsspielraum erhielten die Herrscher nun vor allem durch das Hausmachtgebiet ihrer eigenen Dynastie. Bischöfe als verlässliche Träger der Reichspolitik hatten ausgedient. Sie waren nun vor allem ihren Interessen als Landesfürsten und dem Ausbau ihres Territoriums verpflichtet.

Nicht mehr der König setzte sie ein, sondern das Domkapitel wählte sie. Seine Mitglieder bestanden aus nachgeborenen Söhnen mächtiger Adelsfamilien, die nun um das Bischofsamt konkurrierten. Als geistliche Reichsfürsten konnten sie Ruhm, aber vor allem Einfluss und Macht ihrer Familie mehren. Anstelle des Kaisers erhielt nun der Papst hohe Geldzahlungen als Gebühr bei der Amtsübernahme. Manche Familien hatten geradezu ein Monopol auf bestimmte Bischofssitze, da sie ihre überzähligen Söhne in den Domkapiteln unterbrachten. Im Spätmittelalter und der Neuzeit etablierten sich Witteisbacher und Habsburger auf vielen geistlichen Thronen. Als Landesfürsten standen sie ihren weltlichen Standesgenossen in nichts nach. Ihr weltliches Territorium, das Hochstift, das nicht deckungsgleich und weitaus kleiner als ihr geistliches Einflussgebiet, die Diözese war, wurde mit Landesburgen und Stadtgründungen gefestigt. Die alten romanischen Bischofspfalzen genügten dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis nicht mehr und wurden zugunsten neuer, prachtvoller Residenzen aufgegeben. Diese lagen meist außerhalb der Bischofsstädte, von denen sich viele zunehmend von ihrem Stadtherrn emanzipierten.

Diener zweier Herren

Unter der Vielzahl der Reichsbischöfe ragen einige ganz besonders hervor. Ihr Leben zeigt beispielhaft ihre enorme Bedeutung für den König und dessen Reichspolitik, aber auch ihre Sorge um das ihnen anvertraute Bistum.

Ulrich von Augsburg (923-973) 993, nur zwanzig Jahre nach seinem Tod, wurde der Augsburger Bischof Ulrich auf Initiative seines Nachfolgers vom Papst heilig gesprochen. Nachdem es bisher üblich gewesen war, dass die Ortsbischöfe alleine die Verehrung eines neuen Heiligen bestimmen konnten, war dies die erste päpstliche Heiligsprechung - schließlich sollte es im 12. Jh. alleiniges Vorrecht des Papstes werden. Ulrich wurde als Musterbeispiel eines Bischofs betrachtet, der bescheiden und fromm seine Diözese leitete, treu zum Herrscher stand und schließlich seine Stadt gegen die Ungläubigen verteidigte.
Er stammte aus vornehmster schwäbischer Familie, denn zu seinen Vorfahren zählten wohl die alemannischen Herzöge. Um 890 geboren, brachten seine Eltern den zehnjährigen Knaben zur Erziehung ins berühmte Kloster St. Gallen, damals ein Zentrum der Wissenschaften und der Bildung. Von dort holte ihn Bischof Adalbero nach Augsburg und übertrug ihm die wirtschaftliche Leitung der Diözese. Unter dessen Nachfolger wollte Ulrich nicht mehr dienen, da dieser minder vornehm war. Wohl ziemlich gekränkt, vielleicht weil er sich übergangen fühlte, verwaltete er 14 Jahre lang die Güter seiner verwitweten Mutter. St. Gallen hätte ihn gerne als Abt gehabt, doch lehnte er dies ab. Auf Vorschlag des Schwabenherzogs erhob König Heinrich I. Ulrich 923 schließlich doch noch zum Augsburger Bischof.
Hier musste er zunächst eine umfangreiche Aufbauarbeit in Angriff nehmen, da Stadt und Diözese unter den wiederholten Angriffen und Plünderungszügen der Ungarn stark gelitten hatten. Auch den Dom ließ er neu errichten. Obwohl er als Reichsbischof stark durch den König in Anspruch genommen wurde, fand er immer Zeit, sich intensiv um die geistlichen Belange seiner Diözese und die Armen zu kümmern. Zwei große politische Bewährungsproben bestand er glänzend. So unterstützte er König Otto den Großen erfolgreich im Kampf gegen dessen Sohn Liutolf, der einen gefährlichen Aufstand im Reich gegen seinen Vater angezettelt hatte. 955 konnte er bei einem Angriff der Ungarn Augsburg so lange halten, bis das Heer Ottos des Großen nahte und in der Schlacht auf dem Lechfeld die Feinde für alle Zeiten vertrieb.
Ulrichs Amtszeit, die genau ein halbes Jahrhundert andauerte, wurde nur von einer Sache getrübt. Mit fortschreitendem Alter stütze er sich immer mehr auf seinen Neffen Adalbero, den er gerne als seinen Nachfolger gesehen hätte, während er sich in ein Kloster zurückziehen wollte. Adalbero trat sogar schon mit dem Bischofsstab auf, was Erbitterung bis hin in höchste Kreise hervorrief. Auf einer Reichssynode in Ingelheim wurde Ulrich dazu verdonnert, bis zum Lebensende im Amt zu bleiben. Erst dann könne sein Neffe nachrücken. Doch starb dieser noch vor seinem Onkel. Ulrich fand wie seine Vorgänger sein Grab in der Kirche der Augsburger Märtyrerin Afra und wurde bald neben ihr als zweiter großer Heiliger der Stadt verehrt.

Willigis von Mainz (975-1011)
Willigis stammte im Gegensatz zu seinen Amtskolle-gen aus niederem Adel. Die Legende machte aus ihm den Sohn eines Fuhrmanns und erklärte daraus das Mainzer Wappen, ein Rad, das Willigis als stete Erinnerung an seine bescheidene Herkunft eingeführt habe. Unter Kaiser Otto dem Großen stieg er zum Mitglied der Hofkapelle, zum Kanzler und schließlich 975 unter Otto IL als Mainzer Erzbischof zur höchsten geistlichen Würde im Reich auf, denn mit 15 abhängigen Bistümern war die Mainzer Erzdiözese die größte und mächtigste in Europa. Wie kein zweiter vergalt Willigis diese Karriere mit unbedingter Treue zum ottonischen Haus, dessen Geschicke er entscheidend mitlenkte. Nach dem Tod Ottos IL 983 sicherte er dessen dreijährigem Sohn Otto III. die Krone und stützte maßgeblich die Regenschaft der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid gegen viele Widerstände. Nach dem frühen Tod Ottos III. 1002 in Italien sorgte er dafür, dass sich die sich anbahnenden Thronwirren rasch zugunsten Heinrichs IL klärten.
Entsprechend seiner überragenden politischen Bedeutung betätigte sich Willigis als tatkräftiger Bauherr. In seiner Hauptstadt schuf er einen gewaltigen Domneubau, der innerhalb des Reiches völlig neue Maßstäbe setzte. Östlich des alten Domes, der als Stiftskirche St. Johannes in die Baugruppe miteinbezogen wurde, ließ er eine kreuzförmige Basilika errichten, der ein Atrium mit Marienkirche vorgelagert war. Hierbei orientierte er sich an St. Peter in Rom, womit er den Mainzer Anspruch als Primas der deutschen Reichskirche sowie das ihm verliehene Krönungsrecht verdeutlichen wollte. Leider brannte die gesamte Anlage ausgerechnet am Vorabend der Schlussweihe 1009 vollständig nieder. Der Erzbischof nahm zwar noch die Wiederaufbauarbeiten in Angriff, verstarb aber zwei Jahre später. Gerettet werden konnte das aus 600 Pfund Gold bestehende Kreuz, das Willigis aus dem vom Kaiser auf 30 Jahre verliehenen Tribut der Lombardei anfertigen ließ. Seine Nachfolger entfernten immer wieder ein Stückchen, um Sonderausgaben finanzieren zu können, bis schließlich nichts mehr davon übrig war.

Bernward von Hildesheim (993-1022)
Bernsward stammte aus hochadeliger, niedersächsischer Familie. Sein Onkel Folkmar, der später Bischof von Utrecht wurde, holte ihn nach Hildesheim, wo er Diakon war. In der Domschule erhielt Bernward, dessen große geistige und künstlerische Begabung rasch erkannt wurde, eine umfassende Ausbildung. Später zog Kaiser Otto II. ihn an seinen Hof, wo er nach dem Tod des Herrschers die ehren- und verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekam, als Lehrer des kleinen Otto III. zu wirken. Am kaiserlichen Hof, der quer durch das Reich unterwegs war, traf der hoch gebildete Mann auf ein höchst inspirierendes Umfeld. 993 erhielt er als Dank für seine Verdienste den Hildesheimer Bischofsstuhl. Die Weihe gab ihm Erzbischof Willigis von Mainz, mit dem er später wegen der Aufsicht über das Damenstift Gandersheim lange Jahre im Streit liegen sollte. Otto III. verzichtete bis zu seinem frühen Tod nicht auf die Dienste seines Lehrers, der ihn auch nach Rom begleitete.
Dreißig Jahre lang entfaltete Bernward aber auch ein höchst segensreiches Wirken für seine Diözese und für Hildesheim. Er ließ den abgebrannten Dom wieder aufbauen, beschaffte neue Bücher für die zerstörte Bibliothek und umgab den Dombezirk mit einer Wehrmauer. Große Mühe verwendete Bernward auch auf die Erweiterung der materiellen Basis seines Bistums durch Kaufund Schenkungen. Zu Beginn des 11. Jh. gründete er in seiner Domstadt die Benediktinerabtei St. Michael, wo er sich auch begraben ließ. Er errichtete hier eine der bedeutendsten romanischen Kirchen Deutschlands, wie überhaupt sein Nachruhm bis heute auf seiner großen Förderung der Künste beruht. In mehreren künstlerischen Techniken selbst bewandert, holte er sich viele Meister an seinen Hof. So erhielt Hildesheim dank Bernwards Engagement einzigartige Stücke ottonischen Kunstschaffens, die bis heute in Staunen versetzen.

Anno II. von Köln (1056-1075)
Erzbischof Anno von Köln gehört zu den faszinierendsten Gestalten des Mittelalters. Als Reichsbischof und Stadtherr war er ein skrupelloser und gewalttätiger Machtmensch, sorgte sich aber auf extreme Weise um die Gewinnung himmlischer Fürsprecher und um sein Seelenheil. Um 1010 wurde er als Sohn adeliger Eltern nahe Ehingen in Schwaben geboren. Ein Onkel holte ihn ins Bamberger Domkapitel, wo er sich bis zum Leiter der Domschule hocharbeitete, einer hochkarätigen Ausbildungsstätte. König Heinrich III. war auf Anno aufmerksam geworden, ließ ihn an seinen Hof kommen und machte ihn 1056 zum Erzbischof von Köln, bevor er noch im selben Jahr starb. Die folgenden Jahre führte zunächst Heinrichs Witwe, Kaiserin Agnes, mit wenig Erfolg die Regentschaft für den noch unmündigen Heinrich IV. Schließlich entriss ihr Anno 1062 auf spektakuläre Weise den Sohn und damit die Regierung. Der Erzbischof und Erzkanzler lockte den zwölfjährigen Heinrich auf sein Schiff, mit dem er zur Pfalz Kai-serswerth den Rhein hinuntergefahren war, und ließ ablegen. Der Junge stürzte sich noch ins Wasser, wurde aber wieder aufs Schiff gezogen. Anno übernahm nun mit anderen wichtigen Bischöfen und Herzögen die Regentschaft, zerstritt sich darüber jedoch heftig mit seinem Amtsbruder Erzbischof Adalbert von Bremen. Schließlich wurde 1065 Heinrich IV. volljährig, übernahm die Regierung und schaltete den ihm ver-hassten Anno in der Reichspolitik weitgehend aus.
Anno nutzte seine Machtstellung auch zur Förderung der eigenen Verwandtschaft aus. So setzte er seinen Neffen als Bischof von Halberstadt, seinen Bruder als Erzbischof von Magdeburg durch. Einen weiteren Neffen ließ er gegen den heftigen Widerstand von Domkapitel und Stadt Trier zum dortigen Erzbischof erheben, doch wurde dieser noch vor Amtsantritt ermordet. Den bischöflichen Machtbereich rund um Köln weitete Anno durch einen erbitterten Machtkampf mit den letzten Ezzonen aus, die er besiegte. Anstelle von deren Burg errichtete er die Benediktinerabtei Siegburg, die sich zu einem Reformzentrum entwickelte. Die Leiche der Ezzonin Richeza, verwitwete Königin von Polen, die in ihre Heimat zurückgekehrt war, bestattete er entgegen ihrem Wunsch nicht in ihrem Familienkloster Brauweiler, sondern in Köln, um sich ihr Erbe zu sichern. Vier weitere Stifte und Klöster rief Anno in den nächsten Jahren noch ins Leben. Um sie mit Reliquien ausstatten zu können, griff er auf seinen politischen Reisen manchmal zu recht unfrommen Mitteln. So bestach er z. B. im berühmten Heiligtum des hl. Mauritius und seiner Gefährten im Wallis den Wächter, um nachts alleine in der Kirche bleiben zu können. Doch betete er nicht, sondern stahl wertvolle Heiligengebeine.
In Köln machte sich der Erzbischof und Stadtherr durch sein selbstherrliches Auftreten und seine rücksichtslose Art immer unbeliebter. Die Situation eskalierte 1074, als Anno einfach ein Schiffeines Kölner Fernhändlers beschlagnahmen ließ, um seinem Amtsbruder aus Münster eine bequemere Heimreise zu ermöglichen. Es kam erstmals zu einem Aufstand der Bürger, die den Dombereich stürmten. Anno gelang in letzter Minute die Flucht durch einen Geheimgang. Nach drei Tagen kehrte er mit Truppen zurück, schlug den Aufstand nieder und bestrafte die Anführer grausam. Kurz vor seinem Tod im folgenden Jahr verzieh er den Kölnern. Zur Stärkung für seine letzte Reise ließ er alle großen Reliqienschreine der Kölner Kirchen in den Dom bringen, damit ihm die Heiligen bei seinem Tod beistehen sollten.
Seine Bestattung hatte er noch wie einen geistlichen Triumphzug geplant. Acht Tage lang wurde seine Leiche durch Köln geführt und in den bedeutendsten Kirchen aufgebahrt, bevor sie ein Schiff in seine Gründung Siegburg brachte. Dort fand er als Stifter vor dem Chor sein Grab. Wunder geschahen und wurden aufgezeichnet, die Wallfahrer zu seinem Grab mehrten sich, bis schließlich die Mönche 1183 seine offizielle Heiligsprechung erreichten. So wurde der passionierte Sammler heiliger Knochen selbst zur Reliquie. Seine Gebeine wurden damals in einen der prachtvollsten Schreine des Mittelalters umgebettet, der sich mit Ausnahme der Figuren bis heute in der von Benediktinern wiederbesiedelten Siegburger Abtei erhalten hat.


Abbild der Himmelsstadt

Die Bedeutung der Reichsbischöfe als zentrale Stützen kaiserlicher Macht zeigt sich am deutlichsten in den gewaltigen romanischen Kathedralen, die vom 10.-12. Jh. in allen Bischofsstädten empor wuchsen. Im Vergleich zu ihren doch recht kleinen Vorgängerbauten nahmen sie nun riesige Dimensionen an. Erstmals seit der Römerzeit entstanden in Deutschland wieder Monumentalbauten inmitten neu aufblühender Städte. Gerade die bedeutendsten Reichsbischöfe betätigten sich auch als Bauherren, da sie ihre doppelte Verpflichtung sowohl gegenüber ihrer Diözese als auch dem Kaiser sehr ernst nahmen. Zudem konnte man sich so zusätzliches Prestige erwerben und das Seelenheil sichern. Nicht allein der Dombau, der meist zwei bis drei Generationen dauerte, wurde von den Bischöfen betrieben. Die Diöze-sanhauptstadt wurde zusätzlich mit Neugründungen von Stiften und Klöstern bereichert. In Städten wie z. B. Bamberg, Paderborn und Konstanz wurden sie sogar kreuzförmig um die Kathedrale angeordnet als unübersehbarer Hinweis auf die Endbestimmung allen Erdenlebens.

Leider sind die meisten Dome der Ottonen- und Salierzeit, allen voran die nach ihren bischöflichen Bauherren benannten Kirchen Willigis-Dom in Mainz, Burchard-Dom in Worms sowie das Wernher-Münster in Straßburg, im 12. und 13. Jh. neu errichtet worden und daher nur noch archäologisch in ihren Dimensionen und Bauformen fassbar. Dank seiner unübertroffenen Länge und Höhe sowie dem architektonischen Gesamtsystem nimmt hier der Speyerer Dom eine absolute Spitzenposition ein. Darüber hinaus wagten die Baumeister in Speyer erstmals, alle Bauteile einzuwölben. Allerdings geht der 1025/30 bis nach 1106 errichtete Dombau allein auf die Initiative der neuen salischen Herrscherdynastie zurück. Bei den anderen großen Dombauten beteiligten sich die Herrscher zwar immer wieder mit Geld- und Besitzzuweisungen, doch waren hier die Reichsbischöfe zusammen mit ihren Domkapiteln die eigentlichen Bauträger. Die gotischen Kathedralen, die ab dem 13. Jh. nach französischem Vorbild vereinzelt in Deutschland entstanden, wie die Dome von Köln, Strasburg, Magdeburg, Halberstadt und Regensburg, waren nun Werke der Domkapitel sowie der reichen Patrizier in den jeweiligen Städten. Die überragende Rolle der Bischöfe als Bauherren wie als Reichspolitiker hatte sich überlebt.

Die Reichsbischöfe sorgten sich nicht nur um einen möglichst würdigen Neubau ihrer Kathedralkirche, sie kümmerten sich auch um eine reichhaltige Ausstattung. Der Dom als Mutterkirche des Bistums sollte Abbild der Himmelsstadt sein, wie sie in der Apokalypse des Johannes geschildert ist. Kostbare Bronzetore wie z. B. in Mainz und Hildesheim verschlossen das Hauptportal. Maler schmückten die Wände und Decken mit Fresken der Heilsgeschichte, wie es am vollständigsten noch in der Oberzeller Kirche des 10. Jh. auf der Reichenau zu sehen ist. Auch Flachdecken verzierte man mit aufwendiger Malerei, doch blieb allein in der Hildesheimer Abteikirche St. Michael eine solche erhalten. In den Fenstern leuchteten Heilige und Propheten wie im Glanz von Edelsteinen auf. Die ältesten erhaltenen mittelalterlichen Glasmalereien finden sich im Augsburger Dom. Die Fujsböden schmückten Mosaike und Marmorböden, wobei römische Ruinen gerne zur Materialbeschaffung ausgeschlachtet wurden. Reliquien der Märtyrer und Heiligen wurden in reich mit Gold und kostbaren Steinen geschmückten Schreinen innerhalb der Kirche aufbewahrt. Ähnlich kostbar waren Leucher und liturgische Gefäße gestaltet. Als Symbol der Himmelsstadt hingen riesige Radleuchter mit Engels- und Heiligengestalten inmitten der Kirche. Die Altäre wurden mit vergoldeten Metalltafeln geschmückt. Im Aachener Münster und der Abteikirche in Großcomburg finden sich allein noch solche prachtvollen Ensembles aus Altarverkleidung und Radleuchter. Gerade bei der Ausstattung mit Metallgegenständen konnte sich der König gegenüber seinen treuesten Beamten erkenntlich zeigen und sich selbst als besonders fromm präsentieren. Doch leider dienten die Kirchenschätze in Notzeiten immer wieder als letzte Reserve, aber auch ein Geschmackswandel konnte dazu führen, dass liturgisches Gerät eingeschmolzen und modern aus dem Altmetall gearbeitet wurde. Schließlich waren auch die Pontifikal-gewänder des Bischofs, in denen er die Messe feierte und offiziell auftrat, sehr kostbar aus feinen Seidenstoffen gearbeitet. Ring, Stab und Mitra wurden reich mit Gold und Edelsteinen verziert. Bischofsgewänder der Ottonen- und Salierzeit haben die Jahrhunderte dank der Sitte überdauert, die Oberhirten in ihren Amtsgewändern zu bestatten. Am besten blieben allerdings jene Stücke erhalten, die als Berührungsreliquien sorgfältig aufbewahrt wurden, da man ihren Träger als Heiligen verehrte, wie z. B. bei den Bischöfen Heribert und Anno von Köln.

Im Laufe des Mittelalters füllten sich die Kathedralen mit immer aufwendigeren Grabmälern der Bischöfe. Aus den schlichten Grabplatten der Romanikwurden ab dem 13. Jh. repräsentative Hochgräber, auf denen der Verstorbene vollplastisch in Pontifi-kalgewändern und mit den Zeichen seiner Würde, Ring und Stab, dargestellt wurde. In ihrem Aufwand orientierten sich die Grablegen unmittelbar am Vorbild hochadeliger Landesfürsten, denen die Bischöfe ranggleich waren. Die umfangreichsten Ensembles mittelalterlicher Bischofsgrabmäler haben sich in Deutschland in Köln und Mainz erhalten. Ließ sich ein Bischof einmal nicht in seinem Dom bestatten, hatte dies immer besondere Gründe. In Sorge um das eigene Seelenheil betätigten sich nicht wenige als Klostergründer, da hier ein möglichst großer Konvent exklusiv für sie am Grab betete. Den oft verweltlichten Domkapiteln misstraute man in dieser Hinsicht, zumal man dort auch nur ein hochrangiger Verstorbener unter vielen war. Einige Bischöfe mussten sich allerdings unfreiwillig außerhalb ihrer Diözesanhauptstadt begraben lassen, da sie aufgrund politischer Konflikte mit Papst, Kaiser oder den eigenen Bürgern nicht einmal nach ihrem Tod zurückkehren durften.

Die Dome standen im Mittelalter nicht wie heute frei und denkmalhaft durch Plätze und Grünanlagen isoliert. Bis weit ins ig. Jh. hinein waren sie Teil eines ganzen Kirchen- und Gebäudeensembles inmitten der vom Rest der Stadt durch Mauern und Tore abgetrennten Domimmunität. Wichtigstes Gebäude nach dem Dom war die Bischofspfalz, die im Hochmittelalter dem Oberhirten, aber auch dem durchreisenden König als Wohnung diente. Errichtet wurden diese Pfalzen nach dem Vorbild der romanischen Königspfalzen und waren entsprechend aufwendig angelegt sowie mit einem großen Saal versehen. Den meisten Raum innerhalb der Domimmunität beanspruchten die Domherren. Sie lebten in einem Stift bei der Kathedrale, in deren Innern sie ihre Chorgebete abhielten. Ursprünglich waren sie in Gemeinschaftsräumen untergebracht, die durch einen Kreuzgang untereinander und mit dem Dom verbunden waren. Später errichteten sie sich innerhalb der Immunität einzelne Palais, in denen sie umsorgt von ihrer Dienerschaft wohnten. Über den Dombezirk verteilt erhob sich eine Vielzahl an Kirchen und Kapellen unterschiedlichster Funktion und Entstehungszeit. Meist gab es eine eigene Dompfarrkirche für die nichtgeistlichen Bewohner der Domimmunität. Aufgrund der christlichen Grundpflicht zur Barmherzigkeit unterhielten Bischof und Domkapitel ein Hospital.
Einen guten Eindruck vom Umfang und der Vielgestaltigkeit eines mittelalterlichen Dombezirkes erhält man in Bamberg, Regensburg, Eichstätt und Magdeburg. Rund um die stadtbeherrschende Kathedrale drängen sich hier die verschiedenen Kapellen und Gebäude der Domimmunität.


Mainzer Dom

Der Dom, Sitz des Erzbischofs, Kurfürsten und Primas der deutschen Kirche, präsentiert sich inmitten der kleinteiligen Altstadt besonders eindrucksvoll. Im Gegensatz zu den beiden anderen Kaiserdomen Speyer und Worms hat er wichtige Teile des Dombezirkes erhalten. So bewahrt die westlich gelegene Johanneskirche größere Reste des um 900 errichteten alten Domes. Vom nördlichen Querhaus des heutigen Domes ist die 1137 geweihte Godehardkapelle zugänglich, einst Kapelle der bischöflichen Pfalz und und einer der ältesten erhaltenen Doppelkapellen. Auf der Südseite erstreckt sich der doppelgeschos-sige spätgotische Kreuzgang, von wo aus das Dom- und Diözesanmuseum in den mittelalterlichen Räumen des Domkapitels zugänglich ist. Zu den bedeutendsten Werken, die hier ausgestellt sind, gehören die Fragmente des frühgotischen Westlettners, geschaffen vom Naumburger Meister.

Der heutige Dom wurde kurz nach 1100 unter Förderung Kaiser Heinrichs IV. begonnen, war aber nach längerer Bauunterbrechung wohl erst bei der Weihe 1239 vollendet. Nach dem Vorbild von Alt-St. Peter in Rom liegt der Hauptchor im Westen und wurde entsprechend aufwendig gestaltet. An kostbaren Ausstattungsstücken blieb das um 1000 gegossene Bronzeportal Erzbischof Willigis, das aus dem Vorgängerbau übernommen wurde, und vor allem die Fülle an mittelalterlichen Grabmä-lern der Erzbischöfe erhalten. Heute an den Pfeilern des Langhauses aufgestellt zeigen sie Macht und Anspruch der Kirchenfürsten wie in einem steinernen Geschichtsbuch.

Dom- und Diözesanmuseum geöffnet von Dienstag bis Sonntag: 10-17 Uhr, Montags und an kirchlichen Feiertagen geschlossen

www.histummainz.de
www.dommuseum-mainz.de

Wormser Dom
Der 1125-1190 errichtete Dom ist wohl das schönste und außergewöhnlichste Zeugnis spätromanischer Architektur. Worms gehörte unter den Saliern und vor allem den Staufern zu den politischen Zentren des Reiches. Nach der Zerstörung der mittelalterlichen Stadt 1689 durch die Truppen Ludwigs XIV. von Frankreich erinnert allein noch der Dom an diese einstige Blütezeit. Er ersetzt den nur einhundert Jahre lang bestehenden Bau des bedeutenden salischen Reichsbischofs Burchard, der als nicht mehr angemessen angesehen wurde. Während die Ostteile das Vorbild des gerade vollendeten Speyerer Domes variieren, ist der Westchor innerhalb der deutschen Romanik einzigartig. Insgesamt zeichnet sich der Wormser Dom durch eine kraftvolle, höchst plastische Architektursprache aus. Bis zum Abbruch im frühen 19. Jh. erhob sich vor seiner Südseite der spätromanische Zentralbau der Dompfarrkirche St. Johannes, errichtet von der Bauhütte des Westchores und ähnlich eindrucksvoll. Seitlich lagen um den Kreuzgang die Gebäude des Domkapitels, während sich auf der Nordseite an den Dom die Bischofspfalz mit eigener Kapelle anschloss. Ein Modell im Querhaus des Doms veranschaulicht die mittelalterliche Gestalt dieser geistlichen Stadt in der Stadt.

Tagsüber geöffnet von Apr. bis Okt.: 9-18 Uhr, Nov. bis März: 9-17 Uhr
www.wormser-dom.de
www.worms.de

Bamberger Dom

Das Weltkulturerbe Bamberg ist ein Musterbeispiel einer geistlich geprägten Residenzstadt. Wenn auch das Stadtbild barock überformt wurde, so blieb mit dem Dom einer der bedeutendsten Sakralbauten der Stauferzeit unverfälscht erhalten. Der letzte Herrscher aus ottonischem Haus, Kaiser Heinrich II., stiftete 1007 zusammen mit seiner Gattin Kunigunde das Bistum Bamberg und ließ auf einem der sieben Hügel der Stadt einen Dom samt benachbarter Pfalz errichten. 1146 wurde Heinrich, 1200 Kunigunde heilig gesprochen, wodurch der Dom zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde. Unter dem politisch ehrgeizigen und mächtigen Bischof Ekbert von An-dechs-Meranien entstand bis zur Weihe 1237 im frühen 13. Jh. ein doppelchöriger Neubau. Der zur Stadt gewandte Georgschor zeigt die ganze Pracht der Spätromanik, während der Hauptchor im Westen in engem Zusammenhang mit der nahen Zisterzienserabteikirche Ebrach in frühgotischen Formen errichtet wurde. Die Türme folgen dem Vorbild der Kathedrale von Laon in Nordfrankreich. Hervorragend ist der Portalschmuck, allen voran das Fürstenportal mit seinem beeindruckenden Weltgericht. Dessen Bildhauer kamen aus Nordfrankreich und schufen auch im Innern des Domes hervorragende Figuren wie den berühmten Bamberger Reiter. Bedeutendstes Zeugnis des Heinrich- und Kunigunde-Kultes ist deren spätgotisches Hochgrab, geschaffen von Tilman Riemenschneider. In der reichhaltigen Schatzkammer wird der prachtvolle Sternenmantel Heinrichs II. verwahrt, eines der schönsten Gewänder des Mittelalters. Kurien und Kreuzgang der Domherren sowie die Alte Hofhaltung mit den Resten der Kaiserpfalz runden das geschlossene mittelalterliche Gesamtbild ab.

Dorn geöffnet von Apr. bis Okt. 8-18 Uhr, von Nov. bis Mäw 8-17 Uhr

www.kulturpfad-franken.de

Dom und Dombezirk Regensburg
Hier hat sich nicht nur das eindrucksvollste Gefüge einer mittelalterlichen Großstadt erhalten, sondern auch das vollständigste Ensemble eines mittelalterlichen Dombezirks. Rund um den im späten 13. Jh. begonnenen gotischen Neubau, der mit seinen Glasfenstern und Baldachinen hochrangige Zeugnisse einer mittelalterlichen Kirchenausstattung birgt, erheben sich Gebäude vielfältigster Nutzung. Unmittelbar hinter dem Ostchor ragt die Dompfarrkirche St. Ulrich auf, deren ungewöhnliche Form nordfranzösische Vorbilder verarbeitet. Zwischen ihr und dem Domkreuzgang lag einst ein Friedhof, an den noch die gotische Totenlaterne erinnert. Da der Domneubau etwas nach Westen versetzt wurde, liegt der romanische Kreuzgang etwas abgetrennt von ihm. Er ist durch die Mittelhalle, der Begräbnisstätte der Domherren, in zwei Teile aufgeteilt. Auch ihr Kapitelsaal blieb erhalten. Zwei außergewöhnliche romanische Sakralbauten, die Allerheiligenkapelle in Form eines Zcntralbaus mit wertvollen Resten der Ausmalung und die Stephanskapelle mit einem wohl noch karolingischen Altar, der vielleicht noch aus dem Alten Dom stammt, sind äußerst sehenswert. Nördlich des Domes erhebt sich die Bischofspfalz, die das Nordtor des römischen Legionslagers mit einbezog, das dadurch erhalten blieb. Unmittelbar vor der Westfassade des Domes erhebt sich die barock überformte Stiftskirche St. Johann, die aus der romanischen Taufkirche des Dombezirks hervorging. Vor der Westfassade liegt noch in seinen mittelalterlichen Abmessungen der Domplatz, der teilweise von gotischen Patrizierhäusern und türmen umstanden wird.

Dom St. Peter geöffnet von Apr. bis Okt.: 6.30 -18 Uhr, von Nov. bis März 6.30 -17 Uhr www.regensburß.de







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