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Die Lebenswelt der Bauern - Auf dem Land

Die Lebenswelt der Bauern - Auf dem Land

Dorfbewohner und Kleinstädter machten die absolute Mehrheit der mittelalterlichen Bevölkerung aus, für deren Versorgung sie die Hauptlast trugen. Dennoch wissen wir über sie sehr wenig, da sie keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben. Der Bauernstand war es, der am längsten in seinen mittelalterlichen Strukturen rblieb, mancherorts bis in die Mitte des 20. Jh.

Europa im Wandel

Die mittelalterlichen Bauern prägten die Umwandlung von der Natur- zur Kulturlandschaft in einem kaum mehr vorstellbaren Umfang. Noch um das Jahr 1000 bestand Deutschland zu 90 Prozent fast nur aus dichten Wäldern. Bis 1250 erfolgten in allen Regionen immense Rodungstätigkeiten zur Erweiterung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, so dass der Waldanteil auf fast 20 Prozent sank. Träger der Rodung waren Klöster und Landesherren, in deren Besitz das neu gewonnene Land fiel. Darüber hinaus dezimierte sich der Waldbestand durch eine intensive Nutzung. Vor allem durch den erheblich auflebenden Bergbau in den deutschen Mittelgebirgen wurden bei der Verhüttung der Metallerze riesige Holzmengen verfeuert. Glas- und Töpferöfen, vor allem aber Bau-und Brennholz für die wachsenden Städte verringerten zusehends die Hochwälder. Da man keine Aufforstung betrieb, hatte der Raubbau eine erhebliche Veränderung der Landschaft zur Folge. Wo heute dank der Forstwirtschaft des 19. Jh. wieder große Wälder rauschen, erstreckten sich im Spätmittelalter nur noch als Weideland nutzbare Grasflächen, über die Schafherden zogen.



Grund für Rodung und steigenden Holzbedarf war das rasante Bevölkerungswachstum in den drei Jahrhunderten zwischen 1000 und 1300. Begünstigt durch eine andauernde Warmperiode vergrößerte sich die Bevölkerung in Deutschland Schätzungen nach um das Vierfache von 6 auf 22 Millionen! Diese Bevölkerungsexplosion führte nicht nur zum Landausbau und zu Neugründungen von Dörfern. Zahllose Bauern zogen sowohl in die damals verstärkt gegründeten Städte oder wagten das Abenteuer ihres Lebens, indem sie dem Ruf ostdeutscher oder osteuropäischer Landesfürsten folgten und das neu eroberte Land besiedelten.
Ab dem 11. Jh. brachte die Einführung der Dreifelderwirtschaft mit ihrem Wechsel aus Sommer- und Wintergetreide sowie Brache zusammen mit verbesserten Ackergeräten einen deutlichen Anstieg des Ertrags, der in diesen Zeiten des raschen Bevölkerungswachstums auch dringend benötigt wurde. Man geht allerdings davon aus, dass eingesetztes Saatgut und Ernte trotz aller Bemühungen nur in einem Verhältnis von 1 :3 standen. Vom Ertrag musste nicht nur Saatgut für das nächste Jahr zurückgelegt, die Familie ernährt, sondern auch die Abgaben an den Grundherrn bezahlt werden.

Die Entwicklung des Wende- anstelle des Hakenpflugs sowie verbesserte Zuggeschirre für Ochsen und Pferde trug ebenfalls zur Erhöhung der Produktivität bei. Zugleich wandelte sich die Struktur von hierarchisch straff gegliederten Fron- oder Herrenhöfen zu Dörfern, in denen die Bauern das Land vom Grundherrn gepachtet hatten. Mit Ausnahme einiger Regionen mit Freibauern gehörte fast der gesamte Grundbesitz Adel und Kirche. Diese erhielten einen bestimmten Anteil an den Erzeugnissen, der später oft in Geldabgaben umgewandelt wurde. Darüber hinaus mussten die Bauern ohne Lohn bestimmte Frondienste für ihren Herrn leisten. Die Höhe der Abgaben und Frondienste waren regional unterschiedlich. Sonderabgaben waren bei Hochzeit und Tod des Bauern und der Bäuerin fällig. Eine weitere wichtige Einnahmequelle des Grundherrn war der Mühlenbetrieb. Denn die Dorfbewohner konnten zum Mahlen ihres Getreides nicht einfach zum nächsten oder günstigsten Mahlwerk gehen, sondern waren gezwungen, die Mühle ihres Herrn aufzusuchen.

In der ersten Hälfte des 14. Jh. begann sich das Klima zu verschlechtern. Nie gekannte Überschwemmungen, weit ausgreifende Bodenerosion durch Starkregen, lange Winter sowie kalte und verregnete Sommer resultierten in zahlreichen Missernten und Hungersnöten. Mitte des 14. Jh. führte die sich rasend ausbreitende Pest zur größten Katastrophe des Mittelalters. Rund 25 bis 35 Prozent der Gesamtbevölkerung starben. Von der Pest war in hohem Maß auch die Landbevölkerung betroffen. Denn der Überträger des Pestbazillus, ein Floh, konnte sowohl auf Ratten als auch im Getreide bestens überleben und sich verbreiten. Viele Dörfer starben vollständig aus oder die wenigen verbliebenen Bewohner zogen fort, so dass zahlreiche Orte für immer verschwanden. Gerade in Gegenden mit ertragsärmeren Böden setzte eine Rückwärtsentwicklung ein, die erst in der Neuzeit wieder umgekehrt wurde.

Rund um den Kirchturm

Mittelpunkt des Dorfes war die Kirche, die meist das einzige Gebäude war, das mit baulich größerem Aufwand errichtet wurde. Im Laufe des Mittelalters gaben die meisten Grundherren den ständigen Bitten ihrer Bauern nach und bemühten sich um vollgültige Pfarrrechte für die anfänglich nur im Status einer Kapelle oder Filialkirche errichteten kleinen Sakralbauten. Denn so blieb der Dorfbevölkerung bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen ein oft stundenlanger Fußmarsch bei Wind und Wetter zur nächsten Pfarrkirche erspart. Der Pfarrer war häufig der einzige Dorfbewohner mit Bildung.

Im günstigsten Fall unterrichtete er die Kinder wenigstens im Lesen und Rechnen, jedoch meist nur in den Wintermonaten, da die Kinder ansonsten auf dem Feld mitarbeiten mussten. Er war es auch, der die besondere Begabung eines Knaben erkennen konnte und dafür sorgte, dass dieser innerhalb der Kirche Bildung und Aufstiegschancen bekam. Bis ins hohe Mittelalter hinein lebten die Landpfarrer ganz selbstverständlich mit einer Frau zusammen, mit der sie auch eine Familie gründeten. Dorfpfarrer hatten einen ständigen Kampf gegen den sich auf dem Land hartnäckig haltenden Aberglauben zu führen. Denn nicht alles ließ sich durch Wettersegen und -läuten, Feldumgänge, die Verehrung bestimmter Schutzheiliger oder die Umwandlung heiliger Quellen in Marienwallfahrtsstätten christianisieren. Gerade die existenzielle Abhängigkeit vom Wetter, das die Ernte reifen lassen oder mit einem Hagelschlag vernichten konnte, sowie das schutzlose Ausgeliefertsein vor Viehseuchen und Pflanzenkrankheiten führte zu einer Vielzahl von Schutzzaubern.

Je nach Region gab es in Deutschland verschiedene Dorftypen, die selbst heute noch gut erkennbar sind wie Haufen-, Anger- und Straßendorf sowie der Rundling. Von den strohgedeckten Fachwerkhäusern haben sich erst aus dem Spätmittelalter einige wenige Beispiele erhalten. Denn als reine Nutzbauten waren sie ständiger Veränderung unterworfen. Wenn nicht wie in Norddeutschland Vieh und Mensch unter einem Dach wohnten, bestand neben dem Wohnhaus noch Stall und Scheune, die einen Hofraum umschlossen. Ließ es das Wetter zu, wurden alle Arbeiten im Hof erledigt. Hinter den Häusern lagen Gemüsegärten, denen sich Streuobstwiesen anschlössen. Flechtzäune schützten sie vor dem gefräßigen Vieh. Hinter den Gärten lagen die Felder. Im Gegensatz zu unseren heutigen riesigen Äckern, die erst vor einigen Jahrzehnten durch die Flurbereinigung (West) bzw. Enteignung (Ost) entstanden sind, waren die mittelalterlichen Felder langgezogene, schmale Streifen. An die Felder schloss sich mit der Allmende das von allen nutzbare Weideland an. Wichtige Faktoren für das Gedeihen eines Dorfes waren die Qualität des Bodens und ausreichend vorhandenes Wasser für Mensch und Vieh. Treffpunkt war der Dorfbrunnen.


Dorfleben

Das Leben auf dem Dorf bestand in erster Linie aus Arbeit, die von Sonnenaufgang bis zur Dämmerung reichte. Zeit für Muße bot wohl nur der Winter, in dem man sich weitgehend auf handwerkliche und häusliche Tätigkeiten beschränken musste. Viel stärker als in der Stadt war man aufeinander angewieder zur Eichel- und Bucheckernmast getrieben, bevor sie am Winteranfang geschlachtet wurden.

Ein deutlicher Wandel in den Ernährungsgewohnheiten findet sich ab dem 13. Jh. Zugunsten von Getreidebrei und Brot nahm der Fleischanteil stark ab. Dies hatte zur Folge, dass ab 1300 die Körpergröße der Männer um durchschnittlich 5 cm sank. Wie Auswertungen von Friedhofsgrabungen zeigen, wasen, weshalb die Dorfgemeinschaft auch in ihren gemeinsamen Festen mehr wie eine Großfamilie erscheint. Dennoch gab es auch auf den Dörfern größere soziale Unterschiede. Von reichen Großbauern mit zahlreichem Gesinde über Kleinbauern mit wenig Ackerfläche und Viehbesitz bis hin zu landlosen Tagelöhnern reichte die Spannbreite. In den kargeren Mittelgebirgsregionen dürften aber alle gleich arm gewesen sein. Lag das Dorf abseits von Handels- und Pilgerwegen sowie Städten, war die Welt der Menschen eng begrenzt, zumal viele nie über das Nachbardorf hinauskamen.

An Tierarten wurden im Mittelalter alle auch auf heutigen Bauernhöfen vorkommenden gehalten, wobei diese noch deutlich kleiner waren. Rind und Schwein waren die wichtigsten Fleischlieferanten. Anders als heute wurden Schweine nicht ausschließlich im Stall gemästet, sondern im Herbst in die Wälren Männer durchschnittlich nur 165 bis 170 cm groß. Angehörige des Adels waren, bedingt durch bessere Ernährung und gezieltere Partnerwahl, noch weit bis ins hohe Mittelalter deutlich größer, überragten also auch schon körperlich den niederen Stand. Erst im 14. Jh. glich sich ihre Körperlänge dem der übrigen Bevölkerung an. Mit Abstand wichtigstes Brotgetreide war Roggen. Daneben wurden Weizen, Dinkel und Hirse sowie Flachs und Hanf angebaut, wobei das helle Weizenbrot den Reichen vorbehalten war. Das Getreide wurde, sofern man kein Brot daraus buk, meist zu Brei verarbeitet. Erbsen, Bohnen, Linsen, Rüben, Weißkraut sowie Grün- und Rotkohl waren die wichtigsten Gemüse. Da die Bauern schwere körperliche Arbeit leisteten, wurde es mit viel Fett zubereitet, um Kraft zu geben. Eier waren ständig verfügbar, während das Geflügel nur an Festtagen auf den Tisch kam. Bei der Schlachtung der Schweine im frühen Winter Erzeugnisse, sondern erwarben mit dem erwirtschafteten Geld Produkte, die in ihrem Dorf nicht hergestellt wurden. Zudem erfüllte der Marktbesuch die wichtige Funktion des Nachrichtenaustausches, so dass sich angefangen von den Fernhändlern bis hin zu den Bauern relativ rasch z. B. Informationen über die politische Lage des Landes und drohende Kriegszüge verbreiteten.


Da das Leben in der Stadt so anders war als auf dem Dorf, wo man sich zudem in der persönlichen Abhängigkeit vom Grundherrn befand, lockte immer die Möglichkeit der Abwanderung vom Land. Besonders in der großen Gründungsphase der deutschen Städte im 12. und 13. Jh., aber auch nach der Dezimierung der Bevölkerung durch die Pestwellen waren die Städte auf den Zuzug der Landbevölkerung angewiesen. Der wirtschaftliche Aufstieg der Ausgewanderten sprach sich schnell herum, so dass weitere Dorfbewohner nachzogen. Holte der Grundherr nicht innerhalb eines Jahres seinen Hörigen zurück, dann war dieser frei. Oft zwang auch der Landesherr, dem eine Stadt gehörte, seine Bauern zum Umzug, so dass im Umfeld neuen dieser Städte ganze Dörfer verschwanden. Am begehrtesten waren die dörflichen Handwerker, denn sie konnten am leichtesten innerhalb des städtischen Gewerbes Tritt fassen. Ab dem Spätmittelalter schotteten sich die Städte jedoch mehr und mehr von der Zuwanderung ab, da sie mehr Probleme brachte als löste.

Besonders im Umfeld großer Städte entwickelte sich eine enge Verzahnung mit dem Land. In erster Linie waren die Dörfer für die Ernährung der Stadtbewohner mit allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen von existenzieller Bedeutung. Um den sozialen Frieden innerhalb der Stadt zu sichern, setzte der Rat im Spätmittelalter Höchstpreise für die Lebensmittel fest, damit auch ärmere Bevölkerungsschichten sich diese noch leisten konnten. Dadurch verdienten die Bauern weniger und konnten sich auch auf dem Markt selber weniger leisten, da die Produkte städtischer Handwerker im Preis stiegen. Reiche Kaufleute legten ihr Kapital in Landbesitz an oder erwarben ganze Dörfer.

Manche Reichsstädte taten es ihnen gleich und kauften ein eigenes Territorium. Rund um die größten Handelsstädte des Deutschen Reiches wie z.B. Köln, Nürnberg und Augsburg ist zu beobachten, dass sich ein regelrechtes Verlagssystem entwickelte. Das bedeutet, dass einige Fernhändler dazu übergingen, im Umland der Städte selbst produzieren zu lassen. Bei der Tuchherstellung stellten sie auf Dörfern und kleineren Städten Rohmaterial und Webstühle zur Verfügung und nahmen die fertige Ware zu einem festen Preis ab. Ähnliches findet sich bei der Metallverarbeitung. Diese Vorform der Industrialisierung brachte auch auf dem Land bisher nicht gekannten Wohlstand, riss aber bei Absatzkrisen oft eine ganze Region wieder in die Armut.

Die mittelalterliche Landbevölkerung war einer Vielzahl von Gefahren und Risiken ausgesetzt. Wie ein roter Faden ziehen sich die Streitereien um Weide- und Wasserrechte mit den Grundherren benachbarter Dörfer durch die Geschichte. Missernten bildeten schnell eine existenzielle Bedrohung, da neben dem Getreide für die nächste Aussaat sowie dem laufenden Lebensunterhalt nur wenige Vorräte angelegt werden konnten. Viehseuchen, gegen die es keinerlei Heilmittel gab, konnten die Tiere plötzlich sterben lassen. Nur wer genügend Geld hatte, konnte rasch für Ersatz sorgen. Eine wahre Plage war das mittelalterliche Fehdewesen, dann damit schädigte ein Adeliger seinen Gegner über dessen Einkünfte, sprich dessen Bauern. Eigentlich wäre der Grundherr als Gegenleistung für die Abgaben der Bauern zu deren Schutz verpflichtet gewesen, doch wurde dies in der Regel einfach ignoriert. Größere Kriegszüge verheerten das Land wie eine Heuschreckenplage.

Denn egal ob Freund oder Feind, Lebensmittel führten die Heere nicht als Proviant mit, sondern stahlen sie rücksichtslos bei den Bauern. Sie mussten als Folge dann oft verhungern, blieben als stille Opfer der Kriege aber völlig außerhalb der Beachtung durch die höheren Stände. Selbst in den meist nur kurzen friedlichen Zeiten zerstörte der Adel in seiner Jagdleidenschaft ohne Rücksicht oft viele Felder mit ihrer Frucht. Die Bauern versuchten sich durch Ummauerung ihrer Friedhöfe und Befestigung der Kirchtürme einen Schutzraum zu schaffen, in den sie sich mit ihrer Familie und ihrem Vieh flüchten konnten. Allein schon die vielen erhaltenen sogenannten Wehrkirchen, deren Zahl im krisengeschüttelten Spätmittelalter rapide anstieg, zeigen das Ausmaß der damaligen Bedrohung. Manche Dörfer sicherten sich auch durch ein sogenanntes Gebück. Dies war eine rings um das Dorf angelegte, äußerst dichte Hecke, die nur durch ein Tor unterbrochen wurde. Da alle Häuser in Fachwerk errichtet und mit Stroh gedeckt waren, brannten sie bei einem feindlichen Überfall schnell vollständig nieder.
Die Ständegesellschaft des Mittelalters war fest zementiert, da es den Verlautbarungen der Kirche nach ja Gott selbst war, der jeden an den ihm vorbestimmten Platz gestellt hatte. Daher bedeutete jedes Aufbegehren dagegen nicht nur einen Angriff auf Tradition und Selbstverständnis der Gesellschaft, sondern zugleich eine Gotteslästerung. Den Bauern als Nährstand war eine Überfülle von Aufgaben aufgebürdet, denen im Gegenzug nur ganz geringe Rechte gegenüberstanden. Nicht erst im Bauernkrieg des frühen 16. Jh. (Motto: »Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?«), sondern schon weit früher und regional weit gestreut sind daher immer wieder Aufstände der Bauern überliefert. Doch erreichten sie nie die angestrebten Verbesserungen ihrer aussichtslosen Lage. Vielmehr schlugen die Grundherren aus Adel und Kirche mit großer Brutalität die Bauernheere nieder, zumal sie hier ja einen Verstoß gegen die göttliche Weltordnung ahndeten.

Kirchenburg Ostheim r der Rhön

In Franken hat sich eine ungewöhnlich hohe Zahl an mittelalterlichen Kirchenburgen erhalten, darunter die größte Deutschlands in Ostheim vor der Rhön. In der ersten Hälfte des 15. Jh. wurde die Dorfkirche mit einer viereckigen, sechs Meter hohen Wehrmauer umgeben, die an den Ecken durch 25 Meter hohe Türme mit Fachwerkaufsatz gesichert wird. Dieser innere Burgring ist zusätzlich mit einer halb so hohen Zwingermauer geschützt, vor der ursprünglich noch ein Graben lag. Ein im frühen 17. Jh. neu errichteter Torbau gewährt Einlass. Auf dem Kirchhof sind 72 sogenannte Gaden erhalten. Dies sind Speicher und Keller, die in Kriegszeiten der hierher geflüchteten Ortsbevölkerung als sichere Unterkunft dienten und ansonsten zur Vorratshaltung genutzt wurden. So gleicht die Kirchenburg auf den ersten Blick einer ummauerten Miniaturstadt. Die 1410 geweihte Pfarrkirche wurde im frühen 17. Jh. durch einen Neubau ersetzt. Die Hallenkirche zeigt eine interessante Mischung nachgotischer Formen mit jenen der Renaissance. Nach der Erhebung Ostheims zur Stadt wurde die Kirchenburg im späten 16. Jh. in die neu errichtete Stadtmauer miteinbezogen.

Kirchenburg frei zugänglich
www.kirchenburg-ostheim.de


Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim

Bad Windsheim ist mit seiner sehenswerten Altstadt für sich schon eine Reise wert. Mit dem städtischen Bauhof besitzt sie ein Meisterwerk spätgotischer Zimmermannskunst aus dem 15. Jh. 1979 wurde am Rande der Stadt das Fränkische Freilandmuseum eröffnet, das seither ständig erweitert wird und schon jetzt das größte Freilichtmuseum Bayerns ist. Auf 45 Hektar umfasst es inzwischen 80 Häuser aus fränkischen Dörfern und Kleinstädten, die hierher gerettet und wiederaufgebaut werden konnten. Die Häuser gruppieren sich zu sieben dorfähnlichen Anlagen, die nach der jeweiligen Herkunftslandschaft geordnet sind. Doch nicht nur die reine Architektur wird dokumentiert, sondern auch die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des ländlichen Raums vom 15. Jh. bis heute. Durch die große Sammlung an fränkischen Möbeln, Textilien, Keramik und Alltagsgeräten konnten die Häuser ihrer Zeit gemäß eingerichtet werden. Besonders interessant ist die Baugruppe Mittelalter rund um ein strohgedecktes Bauernhaus von 1367. Die fünf übrigen Häuser stammen aus dem Spätmittelalter. In den umliegenden Feldern wurde versucht, ein anschauliches Bild der Landwirtschaft im Mittelalter zu geben. Sonderausstellungen und -führungen, Handwerkervorführungen und weitere Veranstaltungen runden das breite Spektrum ab.

Täglich geöffnet außer Montag (MitteJuni bis Mitte Sept. auch Montags geöffnet). Mitte Dez. bis Mitte März geschlossen. Mitte März bis Mitte Okt.:

9-18 Uhr; Mitte Okt. bis 01. Nov.: 10-17 Uhr; 2. Nov. bis Mitte Dez.: 10 -16 Uhr

www.freilandmuseum.de

Kiedrich im Rheingau

Kiedrich ist einer der schönsten alten Weinorte des Rheingaus. Überragt von den Resten einer Burg des Erzbischofs von Mainz zur Sicherung der Taunus-Straße von Eltville nach Nassau hat sich ein reizvolles Ensemble überwiegend barocker Fachwerkbauten und Adelshöfe erhalten. Inmitten des Ortes erhebt sich die wohl schönste spätgotische Kirche des gesamten Mittelrheins, die eine ungewöhnlich dichte mittelalterliche Kirchenausstattung bewahren konnte. Die Kirche besitzt mit dem spätgotischen Laiengestühl im Mittelschiff, das 1510 geschnitzt wurde, die ältesten vollständig erhaltenen Kirchenbänke Deutschlands. Einen ähnlichen Stellenwert hat die um 1500 entstandene Orgel, die in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden konnte. Die Kirche wird von der Ummauerung eines Wehrfriedhofs umschlossen. Hier befindet sich die doppelgeschossige Totenkapelle St. Michael, die mit reich gestaltetem Erker und Außenkanzel ein Prunkstück spätgotischer Architektur ist.

Pfarrkirche ganzjährig geöffnet von Montag bis Samstag 10.30 -12.30 Uhr, von März bis Okt. auch Sonntag 14.30 -16 Uhr

www.kiedrich.de







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