Das mittelalterliche Deutschland war durchsetzt mit Hunderten von Männer- und noch mehr Frauenklöstern. Entstanden durch mehr oder weniger frommen Stifterwillen, entwickelten sie sich zu erstrangigen Wirtschafts-, Kult-, Kunst- und Kulturzentren. Anfänglich waren sie für viele Gläubige sichere Zufluchtsorte vor der sündhaften Welt, wurden aber zunehmend zu rsorgungsanstalten hauptsächlich des Adels. Noch heute faszinieren ihre romantischen Ruinen, stillen Kreuzgänge und feierlich-ernsten Kirchen.
Aussteiger um Christi Willen
Wer die Lehren von Jesus, etwa in Bezug auf Reichtum, wirklich ernst nahm, musste schnell erkennen, dass in einem normalen Leben überall die Fallgruben der Sünde lauerten. Eine radikale Abkehr durch konkrete Ausrichtung am Leben Christi und seiner Apostel erschien Vielen als einzige Rettung, um das Ewige Leben zu erlangen. Diese Entwicklung lässt sich schon im 4. Jh. in Ägypten erkennen. Zahlreiche Menschen gaben alles auf, um fernab der Siedlungen als Einsiedler in der Wüste ganz Gott zu dienen und alle menschlichen Bedürfnisse durch Askese abzutöten. Rund um die Führungspersönlichkeit des hl. Antonius des Einsiedlers (gest. 356) bildeten sich grojse Eremitenkolonien. So konnten sich die Einzelnen gegenseitig moralisch stützen, aber auch den Verkauf handwerklicher Produkte zur Sicherung des minimalen Lebensunterhalts besser organisieren.
Gleichzeitig entstanden unter dem hl. Pachomius (gest. 346) schon die Vorläufer der Klöster. Als ehemaliger römischer Offizier organisierte er das religiöse Gemeinschaftsleben nach straffem militärischen Vorbild in kasernenartigen Bauten, umgeben von einer Mauer. Geleitet wurde die Mönchsgemeinde von einem Abt. Handarbeit war neben Gebeten für alle Pflicht. Was erwirtschaftet wurde, gehörte nicht dem Einzelnen, sondern der Gemeinschaft. Damit folgte man dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde. Pachomius gründete wohl auch die ersten Nonnenklöster und gab damit erstmals Frauen die Möglichkeit, außerhalb von Ehe und Familie ein abgesichertes religiöses Leben zu führen.
Der hl. Augustinus (354-430), der sich nach längerem Lotterleben durch die unablässigen Ermahnungen seiner Mutter bekehrt hatte, gründete als Bischof im nordafrikanischen Hippo erstmals ein Kloster nur für Kleriker. Seine Regel, die er ihnen gab, sollte im Mittelalter grojse Bedeutung erhalten. Darin sind neben der Forderung nach persönlicher Armut, sexueller Enthaltsamkeit und Gemeinschaftsleben nun auch feste Gebetszeiten vorgegeben. Der regelmäßige Wechsel von Gebet und Arbeit wurde von nun an Leitgedanke des abendländischen Mönchtums.
In Europa wurde der neuartige Kloster-Gedanke wohl zuerst um 400 in Italien und Südfrankreich vereinzelt verwirklicht. Eine zentrale Gestalt war hier der hl. Martin von Tours (316-397), der vor seiner Bekehrung römischer Offizier war. Seine Mantelteilung mit dem frierenden Bettler, der Christus selber war, gehört zu den eindrucksvollsten Bildern christlicher Nächstenliebe. Als Klostergründer gab der Bischof seinen Mönchen einen missionarischen Auftrag mit, den auch die irischen und angelsächsischen Mönche und Nonnen besaßen. Letztere wirkten ab dem 6. Jh. verstärkt im Merowinger- und Frankenreich und damit im Gebiet des heutigen Deutschland.
Richtig in Schwung kam der Kloster-Gedanke bei uns allerdings erst ab dem frühen 8. Jh. Die Karolinger und ihre Vorfahren erkannten die vielfältigen Möglichkeiten, die eine Klostergründung oder deren Förderung bot. Denn Klöster waren ideale Missionsstützpunkte und Ausbildungsstätten sowie politisch verlässliche Partner im Zuge der Herrschaftsfestigung und -erweiterung. Auch die großen Stammes-herzöge wussten dies zu nutzen. Der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, verhalf schließlich der Benediktsregel zum Siegeszug in Deutschland. Auf der Aachener Synode 816/17 setzte er deren allgemeine Verbindlichkeit durch, um zu verhindern, dass jedes Kloster seine eigenen und damit recht unterschiedlichen Lebensgewohnheiten entwickelte.
Die Benediktsregel war vom hl. Benedikt von Nur-sia (um 480-547) für seine Mönchsgemeinschaft auf dem Monte Cassino verfasst worden. Seine Schwester Scholastika leitete einen Nonnenkonvent, so dass der Orden von vornherein beide Zweige in sich vereinte. Die um 530 entstandene Regel formuliert in 73 Kapiteln allgemein gehaltene Grundsätze des religiösen Gemeinschaftslebens. Ihr Erfolg bestand darin, dass sie nicht alles bis ins kleinste Detail regelte, sondern zur eigenständigen Anpassung an die klimatisch und landschaftlich recht unterschiedlichen Klosterorte aufforderte. Benedikt milderte die zuvor geforderte asketische Strenge auf ein menschliches Maß und forderte zur Rücksichtnahme auf die doch recht verschiedenen Möglichkeiten des Einzelnen auf. Der Stellung des Abtes kam bei ihm eine Schlüsselfunktion zu, da dieser wie ein weiser und gütiger Vater allen gerecht werden sollte. Benedikt, der viele Passagen aus einer anderen Regel übernahm, führte als stabilisierenden Faktor die Ortsbeständigkeit ein, um zu verhindern, dass unzufriedene Mönche von Kloster zu Kloster wechselten, bis sie ein ihnen genehmes gefunden hatten. Der Welterfolg der Regel ist einem seiner Schüler, Papst Gregor dem Großen, zu verdanken. Er verfasste Ende des 6. Jh. eine Lebensbeschreibung Benedikts und rückte ihn und sein Werk damit in den damaligen Mittelpunkt der christlichen Welt.
Für immer ausgesorgt - die Stifte
Wohl im 6. und 7. Jh. entstanden an zahlreichen Heiligengräbern Klerikergemeinschaften unter einem Abt. Auch an den Bischofskirchen bildeten die Geistlichen eine Gemeinschaft. Doch entwickelte sich aus ihnen keine klösterliche Lebensform, sondern Stifte. Bis zur Säkularisation 1803 bildeten sie, wenn auch rein zahlenmäßig in einem deutlich geringeren Umfang, die zweite wichtige Säule religiösen Gemeinschaftslebens. Klöster wie Stifte hatten die Verpflichtung zur Abhaltung des Stundengebetes. Im Unterschied zu den Mönchen legten die Stiftsherren (Kanoniker) aber keine ewigen Gelübde ab. Sie mussten sich beim Eintritt nur zur Einhaltung der jeweiligen Statuten des Stiftes verpflichten, dem Vorsteher (Propst) gehorchen und keusch leben. Im großen Unterschied zu den Mönchen lebten die Stiftsherren nicht in persönlicher Armut, sondern erhielten einen beträchtlichen Anteil am Stiftsvermögen (Pfründe) zur lebenslangen, persönlichen Verwendung.
Im Laufe der Jahrhunderte verkamen die Stifte allerdings zu reinen Versorgungsanstalten nachgeborener Söhne des Adels. Die Familien kungelten heftig, um einen der begehrten Plätze zu erhalten. Teilweise konnten auch Kaiser und Papst ihre Günstlinge hier versorgen. Aufgrund seiner bedeutenden Einkünfte war das Amt des Propstes natürlich besonders begehrt. Ab dem hohen Mittelalter hielten sich die Pröpste fast nie in ihrem Stift auf, da ihnen wichtige kirchliche und politische Funktionen am Hof der Bischöfe und Erzbischöfe übertragen wurden. Im Spätmittelalter verkam das Amt des Propstes zu einer einträglichen Würde, die Erzbischöfe, Kaiser und Papst an ihre Günstlinge verteilten. Daher übernahm in den meisten Stiften der Dechant (Dekan) die eigentliche Leitung. In Universitätsstädten wurden Professorenstellen dadurch finanziert, dass hierfür einige Pfründe von den Stiften bereitgehalten werden mussten.
Die allerwenigsten Stiftsherren machten sich noch die Mühe, Theologie zu studieren und sich zum Priester weihen zu lassen. Die meisten besaßen gerade einmal die Subdiakonsweihe. Um aber die ständig steigenden Messverpflichtungen erfüllen zu können, stellte das Stift Vikare an. Diese waren Priester und mussten für ein meist sehr geringes Gehalt die ganze Arbeit erledigen. Die Stiftsherren gaben zunehmend das Gemeinschaftsleben auf und errichteten sich rund um die Stiftskirche Privatwohnungen (Kurien), wo sie von Dienstpersonal umsorgt wurden. Oft wurden die schon recht großzügigen Urlaubsmöglichkeiten ungefragt ausgedehnt. Auch kam es zu Ämterkumulationen, d. h. ein Stiftsherr hatte von seiner Familie gleich mehrere Pfründe in verschiedenen Stiften zugeschanzt bekommen. Dort tauchte er nie auf, ließ sich aber penibel die ihm zustehenden Einkünfte nachsenden. Um das gemeinsame Stundengebet nicht allein mit den Vikaren zu bestreiten, gaben Stifte zusätzlich Präsenzgelder aus, die die Stiftsherren motivieren sollten, doch öfter wieder einmal in der Kirche zu erscheinen. Stiftsherren unterschieden sich auch äußerlich gravierend von den Mönchen. Sie trugen anstelle einfacher Kutten teure, weiße Chorhemden sowie Überwürfe aus Samt und Pelz. Ihren Kopf zierte ein schwarzer Hut, Birett genannt.
elfalt der Orden
Mit dem Zerfall des Karolingerreiches und den Plünderungszügen der Normannen und Ungarn gerieten die meisten Klöster im 9. und 10. Jh. in eine schwere Krise. Einen enormen Schub an Klosterneugründungen und -erneuerungen brachte erst die Reformbewegung von Cluny. Das 910 in Burgund gegründete Kloster hatte sich als erstes überhaupt von jeder weltlichen und bischöflichen Herrschaft befreit, da deren dauernde Einmischung mit zur allgemeinen Klosterkrise beigetragen hatte. Mit einer äußerst umfangreichen, prachtvollen Liturgie, die den Lobgesang der Engel im Himmel nachbilden sollte, sowie einem ausführlichen Totengedächtnis wurde Cluny für viele weltliche Adelige attraktiv, die dem Kloster ihre Gründungen übertrugen. Die besonderen Lebensgewohnheiten, die dort rund um die Benediktsregel entwickelt wurden, waren äußerst ausführlich gefasst, da jede Abweichung die Reform aufgeweicht hätte. Über Hirsau, das sich für ein halbes Jahrhundert selbst zum Reformzentrum entwickelte, fanden sie im späten 11. Jh. Eingang nach Deutschland. Gor-ze, St. Blasien und Siegburg waren weitere Zentren der Klosterreform des 11. Jh. Sie geriet zudem in das Spannungsfeld des Investiturstreits zwischen Kaiser und Papst.
Im späten 11. Jh. stießen Verweltlichung, Prachtentfaltung und politischer Einfluss Clunys viele religiös suchende Menschen immer mehr ab. Als Gegenbewegung entstanden zahlreiche Erneuerungsversuche mönchischen Lebens. Am erfolgreichsten entwickelte sich der Zisterzienserorden, der sich die Rückführung der Benediktsregel auf ihre ursprüngliche Form zum Programm gemacht hatte. 1098 im burgundischen Citeaux (deutsch: Zisterz, daher Zisterzienser genannt) gegründet, verbreitete er sich bis zur Mitte des 12. Jh. mit Hunderten von Gründungen über ganz Europa. Zum raschen Erfolg trug maßgeblich der hl. Bernhard von Clairvaux bei (1090-1153), der sich selbstkritisch als Mischwesen des Jahrhunderts bezeichnete. Denn obwohl Mönch und damit zur Ortsbeständigkeit in seinem Kloster verpflichtet, reiste er rastlos predigend und mahnend durch Klöster, Städte und Fürstenhöfe, um für die Erneuerung des Mönchtums zu werben. Doch auch als Kreuzzugsprediger und Diplomat machte er Karriere. Ein jährliches Generalkapitel mit bindenden Beschlüssen, zu dem Mitte September alle Äbte aus ganz Europa ins Mutterkloster kommen mussten, sowie regelmäßige Kontrollen durch den Vaterabt in der jeweiligen Gründung dienten als Neuerungen der Einheitlichkeit und damit der Sicherung des Reformweges.
Die religiöse Aufbruchstimmung des n. Jh. er-fasste auch das sehr freie Leben der Stifte. Kleriker, die es mit ihrer Aufgabe ernst meinten, verließen diese, um gemeinschaftlich nach einer Regel zu leben. Daher werden diese Stifte regulierte Stifte oder Chorherrenstifte genannt. Die Mitglieder nahmen die Augustinus-Regel an und ergänzten diese durch zahlreiche Zusätze und Bestimmungen. Da es von dieser Regel zwei unterschiedlich strenge Auslegungen gab, spaltete sich die Kanoniker-Reform in zwei Lager. 1120 ließ sich ein Xantener Stiftsherr, der hl. Norbert (1080/85-1134), nach einer erfolgreichen Phase als Wanderprediger nahe Laon nieder. Im Tal von Premontre (lat. praemonstratum, daher Prämon-stratenser genannt) gründete er ein Kloster, in dem reformbereite Kleriker nach der strengen Augustinus-Regel leben sollten, ergänzt durch zahlreiche Statuten. Der Prämonstratenserorden sollte gerade in Deutschland recht erfolgreich werden. Rein äußerlich sind diese Augustiner- oder Prämonstratenser-Chor-herrenstifte nicht von Klöstern zu unterscheiden.
Im frühen 13. Jh. entstanden Dominikaner (1216) und Franziskaner (1223) als sogenannte Bettelorden. Denn als Kritik an den reichen Mönchsklöstern wollten sie der Armut Christi folgen und nur von dem leben, was ihnen als Almosen gespendet wurde. Die namensgebenden Gründer, die hll. Dominikus und Franziskus, wollten aber kein weitabgewandtes, nur auf Selbstheiligung bezogenes Klosterleben mehr. Von Anfang an gingen sie in die Städte, die im frühen 13. Jh. eine große Wachstumsphase erlebten. Hier kümmerten sie sich um die danieder liegende Volksseelsorge, die ein verweltlichter und oft einfach unfähiger Klerus nicht mehr leisten konnte und wollte. Besonders mit eindringlichen Predigten versuchten sie, die Menschen zu einem christlichen Leben zu bekehren. Ihre Klosterkirchen sind getreu dem Armutsgebot an Schlichtheit nicht zu unterbieten, da sie in erster Linie große Räume für die Volkspredigten sein sollten (daher Predigtscheunen genannt).
Aufgrund des hohen Selbstanspruchs sorgten Dominikaner und Franziskaner für eine solide Ausbildung mittels universitätsähnlicher, ordenseigener Studienhäuser. Die Bettelorden nahmen in der bisherigen mittelalterlichen Klosterlandschaft auch deshalb eine Sonderstellung ein, weil die Mönche nun nicht mehr auf Lebenszeit in ein Kloster eintraten, sondern in den Gesamtorden, und daher regelmäßig versetzt wurden. Auch die Leitungsämter der Klöster wurden in kürzeren Zeitabständen neu besetzt, damit sich kein Missbrauch einschleichen konnte. Die Bettelorden wurden derart beliebt, dass es fast keine mittelalterliche Stadt gab, in der nicht wenigstens einer von beiden vertreten war.
Im 14. Jh. verbreitete sich in Deutschland der Kartäuserorden. 1084 gründete ihn Bruno von Köln im Tal von La Chartreuse (lat. Cartusia, deutsch Kar-tause, deshalb Kartäuser genannt) bei Grenoble. Er wollte die strenge Askese des Eremitenlebens mit der Stabilität klösterlichen Gemeinschaftslebens verbinden. So zeichneten sich Kartäuserklöster dadurch aus, dass die Mönche in separaten Häuschen mit Garten wohnten und arbeiteten, die durch einen Kreuzgang untereinander und mit der Kirche verbunden waren. Die einzeln lebenden Mönche trafen sich nur zu den Stundengebeten in der Kirche. Nur sonntags wurde gemeinschaftlich gespeist und miteinander gesprochen, während wochentags das Essen durch eine Klappe in das Häuschen geschoben wurde. Deutschlands besterhaltenes Kartäuserkloster befindet sich in Nürnberg, heute beherbergt es das Germanische Nationalmuseum.
Allgemein kann gesagt werden, dass der Eifer der Gründungszeit in den neuen Orden meist nur zwei bis drei Generationen anhielt, bis sich die hohen Ideale an der Wirklichkeit abgerieben hatten. Die Reformorden bestanden zwar weiter, wurden aber nun ihrerseits wieder abgelöst durch neue Orden, die besser den geänderten Anforderungen der jeweiligen Zeit genügten.
Mittelalterliche Kulturzentren
Wer heute ein ehemaliges oder noch bestehendes Kloster besucht, stellt sich allgemein ein weitabgewandtes Leben der Mönche und Nonnen in einer versteckten Nische unserer Gesellschaft vor. Im Mittelalter standen Klöster aber nicht nur mitten im Leben, sondern waren prägende Zentren der Bildung, Kunst, Kultur, Wirtschaft, Technik und Politik. Sie bildeten damit eine tragende Säule mittelalterlicher Entwicklung.
Die ersten großen Abteien der Karolingerzeit, die auf Initiative oder mit großer Unterstützung des Herrscherhauses entstanden, hatten zunächst noch eine Hauptfunktion als Missionsstationen. Einher ging damit die Erziehung nicht nur der Klosterschüler, sondern teilweise auch der künftigen weltlichen Elite. Gerade die karolingischen Reichsabteien besaßen entscheidende Vermittlerfunktion antiken Wissens hinüber in das Mittelalter. Hätten Mönche nicht den überzeitlichen Wert heidnischer römischer und griechischer Autoren erkannt und deren Werke abgeschrieben, wären sie uns nicht überliefert worden! Die Produktion der klostereigenen Schreibwerkstätten brachte dank aufwendiger Buchmalereien zudem Prachtbände hervor, die selbst außerhalb des ihnen einst zugedachten liturgischen Rahmens uns heute noch faszinieren. Leider sind von den Wandmalereien, die den Buchmalereien in nichts nachstanden, nur noch wenige aussagekräftige Reste erhalten. Da die Mönche ihre Gebete sangen, waren sie als Komponisten maßgeblich an der Entwicklung mittelalterlicher geistlicher Musik beteiligt. Auch wenn sich keine Beispiele mehr erhalten haben, so sind in Klöstern neben den Kathedralen die frühesten Orgeln zur Begleitung des Chorgesangs nachgewiesen. Weil Klöster immer ein Krankenhaus für ihre Mönche unterhielten, waren sie Entwicklungszentren mittelalterlicher Kräutermedizin.
Auch in der Architektur waren die Klöster durch ihre strengen Ordensregeln zu besonderen Bauleistungen gefordert. Der berühmte St. Gallener Klosterplan aus dem frühen 9. Jh. gibt eine Vorstellung von der Komplexität und Regelmäßigkeit einer frühen Klosteranlage. Er ist ein Idealplan, d. h. er wurde so nicht umgesetzt, aber als Diskussionsgrundlage für einen künftigen Bauherrn enthielt er alles in wohldurchdachter Anordnung, was ein Benediktinerkloster umfassen sollte. Die streng symmetrische Anordnung der Gebäude rund um die Kirche verweist noch auf den axialen Grundriss antiker Städte, der dem Mittelalter ansonsten weitgehend fremd war.
Klöster waren Vermittler antiker Wasserbau- und Heiztechniken, wenn auch bei weitem nicht mehr in römischer Perfektion. Schon in karolingischen Anlagen sind primitive Fußbodenheizungen nachgewiesen, die sich immer wieder bis ins hohe Mittelalter finden, bis sie von Kachelöfen abgelöst wurden. Klöster besaßen Frischwasserleitungen, die seltener aus Blei, in der Regel aus Holz- oder Tonröhren bestanden. Sie führten frisches Quellwasser in die Küche und zu den Brunnen. Besonders die Zisterzienser entwickelten sich zu wahren Spezialisten des mittelalterlichen Wasserbaus. Neben den Frischwasserleitungen besaßen ihre Abteien ein ausgeklügeltes Netz von Brauchwasserkanälen. Mit dessen Hilfe wurden Getreide- und Walkmühlen sowie Hammerschmieden angetrieben. Schließlich spülten sie auch noch Küchenabfälle und Fäkalien in den Latrinen weg. Da sich die Zisterzienser zunächst streng an die Vorgabe der Benediktsregel hielten, kein Fleisch vierbeiniger Tiere zu essen, legten sie ein ganzes System von Fischteichen an. Bis heute prägen diese Anlagen teilweise noch die Landschaft.
Neue landwirtschaftliche Methoden wurden in Klöstern entwickelt und dank ihrer internationalen Verbindungen rasch in Europa verbreitet. Als Großgrundbesitzer hatten sie ein großes Interesse an einem möglichst hohen Ertrag. Dank ihrer auf Jahrhunderte angelegten Existenz dachten Klöster über ihre Zeit hinaus und planten langfristig. Detaillierte Pachtverträge geben uns noch heute ein Bild davon, wie Klöster als landwirtschaftliche Schulen und Mustergüter auf die Bauern einwirkten. Besonders für die Entwicklung des Weinbaus kann der Beitrag der Mönche nicht hoch genug angesetzt werden.
Innerhalb der fest gegeneinander abgeschlossenen mittelalterlichen Gesellschaftsschichten boten Klöster Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs. Denn nur hier konnte man aus einfachsten Verhältnissen in Leitungspositionen aufsteigen bis hin zum Abt. Besonders steil war eine solche Karrieremöglichkeit natürlich in Reichsabteien, da dort der Abt zugleich Landesherr war. Viele Klöster schotteten sich aber durch eine Adelsexklusivität gegen eine solche Entwicklung ab. Für den Adel besaßen Klöster eine nicht zu unterschätzende Funktion, da hier überzählige Söhne und Töchter standesgemäß und zugleich günstig versorgt werden konnten. Daneben bekamen sie eine sinnvolle Aufgabe zugewiesen, indem sie für das Seelenheil der Dynastie ein Leben lang beteten. Gerne entledigte man sich auch behinderter Familienangehöriger durch einen Klostereintritt. In dieser geschützten Lebenswelt brachten Behinderte es teilweise zu beachtlichen Leistungen, die ihnen in der normalen Welt verschlossen geblieben wären. Paradebeispiel ist der völlig gelähmte Grafensohn Hermann der Lahme, der sich auf der Klosterinsel Reichenau in der ersten Hälfte des 11. Jh. zum Universalgenie des Mittelalters entwickelte.
Nicht zu unterschätzen ist auch die karitative Leistung der Klöster. Vor ihren Toren versammelten sich täglich die Ärmsten der Armen und erhielten Essen, teilweise auch abgelegte Kleidung. Gerade für mittelalterliche Pilger, die zu Fuß und mit wenig Geld unterwegs waren, besaßen die in jedem Kloster vorhandenen kostenlosen Herbergen existenzielle Bedeutung.
Hinter Klostermauern
Wer in ein Kloster eintrat, war von nun an der Welt gestorben. Mönche und Nonnen legten ihre weltliche Kleidung zugunsten des Ordenshabit ab. Männer wurden bis auf einen Haarkranz kahl geschoren (Tonsur), während die langen Haare der Frauen nur abgeschnitten wurden, da sie unter Schleier und Gebende völlig verschwanden. Ihren Rang innerhalb der Gemeinschaft bestimmte nicht eine vornehme Abstammung, sondern die Anzahl der im Kloster verbrachten Jahre. Abgesehen von den religiösen Auibruchszeiten in den Gründungsjahren der jeweiligen Gemeinschaften, in denen Männer und Frauen oft gegen den großen Widerstand ihrer Familien eintraten, entschied später meist die Familie, ob Söhne oder Töchter ins Kloster gingen. Da die Eltern auch Heirat und Berufswahl bestimmten, wurde der vorgegebene Weg nicht hinterfragt, zumal die meisten schon als Jugendliche zur Erziehung hierher gebracht wurden. Immerhin gab es vor der endgültigen und unauflöslichen Weihe zum Mönch oder zur Nonne ein einjähriges Noviziat. Doch diente dies mehr dem Kloster zur Prüfung, ob der Kandidat geeignet war, als umgekehrt.
Obwohl innerhalb des Klosters theoretisch alle gleich waren, gab es besonders bei den Zisterziensern eine Aufspaltung des Konvents in Mönche und Laienbrüder bzw. -Schwestern bei den Nonnen. Während die Mönche abgeschlossen von der Welt in ihrer Klausur lebten und ihr Leben dem Gebet widmeten, waren die Laienbrüder (Konversen) vor allem für die Landwirtschaft und ihre Betriebe zuständig. Sie hatten aufgrund ihres hohen Arbeitspensums nur ganz geringe Gebetspflichten. Neben jenen, die im Wirtschaftshof des Klosters arbeiteten, lebte die überwiegende Zahl auf den weit gestreuten Besitzungen. Einige von ihnen entwickelten sich zu Spezialisten für Bauwesen, Mühlen oder Handwerk und wurden gerne einmal von den weltlichen Großen ausgeliehen. Besonders verantwortungsvoll war die Leitung der klösterlichen Stadthöfe, die dem Verkauf der auf Über-schuss ausgerichteten Produktion dienten. Stammten die Mönche überwiegend aus dem Adel oder dem gehobenen städtischen Bürgertum, so gehörten die Zahl der Laienbrüder, die vorher in den großen Zisterzienserabteien bei 200-300 lag, rapide ab. Denn das Aufblühen der Städte und die verstärkte Ostkolonisation bot nicht erbberechtigten Bauernsöhnen nun ganz andere Perspektiven als ein zurückgesetztes Klosterleben. Den Mönchen blieb nun nichts anderes übrig, als den Großteil der Ländereien zu verpachten.
Pächter und weltliche Angestellte im Wirtschaftshof waren als familia mit den Mönchen auch auf einer religiösen Ebene verbunden.
Das wichtigste Amt in einem Kloster, das in der Regel auf Lebenszeit vergeben wurde, war das des Abtes. Gemäß der Benediktsregel sollte er wie ein gütiger und weiser Vater die Gemeinschaft leiten, um den unterschiedlichen Fähigkeiten seiner Mönche gerecht zu werden. Wie alle Klosterämter wurde der Abt von der Versammlung der Mönche gewählt. Im Mittelalter erhielt er aber immer mehr eine nach außen gerichtete Position, die dazu führte, dass er in einem repräsentativen Abtshaus außerhalb der Klausur residierte. Hier empfing er die zahlreichen Gäste, mit denen er zusammen speiste. Für die Einhaltung der Disziplin innerhalb des Konvents war sein Stellvertreter, der Prior, zuständig. Die wirtschaftliche Leitung unterstand dem Kellerar. Im Spätmittelalter wurde dessen Bedeutung durch den Bursar abgelöst, da nun die Geld- gegenüber den Naturaleinkünften überwogen. Weitere wichtige Ämter waren Novizen-und Krankenmeister. Die Konventstärke konnte in den jeweiligen Hochphasen der einzelnen Orden und Klöster bis zu mehreren Hundert reichen, pendelte sich aber im Spätmittelalter auf 30-60 Mönche ein.
Mit Reichtum gesegnet
Lebensgrundlage jedes Klosters war die Landwirtschaft. Die Ländereien entwickelten sich aus dem Stiftungsgut, das ein Adeliger der Gemeinschaft geschenkt hatte. Urbarmachungen, weitere Schenkungen, Mitgift der Eintretenden, vor allem aber gezielte Kaufs- und Verkaufspolitik rundeten den Besitz zu riesigen, oft weit verstreuten Grundherrschaften ab. Ganze Dörfer gelangten so unter die Herrschaft der Klöster. Das meiste Land verpachteten die Klöster an Bauern, die dafür regelmäßige Abgaben an Naturalien, später zunehmend in Geld an die Mönche liefern mussten. Aufgrund des geringen Aufwands bei hohem Zehntertrag waren Schenkungen ganzer Pfarrkirchen besonders begehrt. Daneben waren Weinberge und Mühlen die einnahmeträchtigsten Quellen klösterlichen Wohlstands.
Nicht vergessen sollte man, dass Bestattungen reicher Gönner im Kloster nur gegen entsprechende finanzielle Gegenleistungen vorgenommen wurden. Im Spätmittelalter, der Blütezeit des Wallfahrtswe-sens, bemühten sich alle Klöster um Reliquienbesitz. Dieser sollte nicht nur himmlischen Beistand, sondern auch entsprechende Gaben der Pilger sichern.
Eine Vorreiterrolle im mittelalterlichen Wirtschaftsleben nahmen die Zisterzienser ein. Dank ihrer immensen Zahl an Laienbrüdern konnten sie in der Anfangszeit ihre Ländereien in Eigenwirtschaft betreiben, was durch das Privileg der Steuerfreiheit besonders lukrativ war. Zentrale Gutshöfe (Grangien) lieferten die von vornherein auf Überschuss angelegte Produktion in die Stadthöfe, die die Klöster in den für sie jeweils wichtigsten Handelsstädten besaßen. Dort erzielten die klösterlichen Lebensmittel einen höheren Preis, da die aufblühenden Städte einen großen Bedarf daran hatten. Zollbefreiungen, die die Mönche von den Landesherren erhielten, machten sie relativ günstig. Mit den erzielten Einnahmen konnte eine aktive Kaufpolitik zur Erweiterung und Abrun-dung des Klosterbesitzes erfolgen.
Klosterkrise und reform
Fast alle Klöster gerieten im späten Mittelalter in eine existenzbedrohende innere und äußere Krise. Zurückgehende Einnahmen beim Übergang von der Natural-zur Geldwirtschaft, nachlässige Verwaltung, erlahmende Regeltreue und gespaltene Konvente setzten, sich gegenseitig bedingend, eine Abwärtsspirale in Gang. Erst in der ersten Hälfte des 15. Jh. sahen Ordensleitung und Landesherren dem Niedergang einst so glanzvoller Abteien nicht mehr tatenlos zu. Einzelne Klöster des Benediktinerordens wie Bursfelde, Melk und Kastl wurden zu Vorreitern und Zentren einer innerklösterlichen Erneuerungsbewegung. Auch in den anderen Orden bildeten sich Reformzentren.
Doch allerorten trafen sie auf den teils erbitterten Widerstand reformunwilliger Mönche und Nonnen, die keinerlei Interesse daran hatten, ihre persönlichen Freiheiten und Bequemlichkeiten aufzugeben. Meist nur auf massiven Druck des Landesherrn wie Zwangsversetzung oder Klosterkerker gelang dann die Reform der Wirtschafts- und der Lebensführung. Klöster, die nur Adelige aufnahmen und daher unter Nachwuchsmangel litten, mussten sich dem Bürgertum öffnen. So standen die meisten Konvente am Vorabend der Reformation keineswegs ermattet, sondern im ursprünglichen Sinne funktionierend da.
Nach einer geglückten inneren Erneuerung folgte meist auch eine bauliche. Vor allem die Konventgebäude als Lebensbereich der Mönche und Nonnen wurden in zeitgemäßen Formen neu gebaut. Bezeichnend ist es, dass in den Klosterkirchen häufig ein neues Grabmal, oft in sehr prächtiger Form, die Erinnerung an die vor Jahrhunderten verstorbenen Klostergründer und damit auch an den ursprüngliehen Auftrag wach hielt. Selten erhalten, aber öfter nachgewiesen, sind große Wandfresken, die eindrucks- und absichtsvoll dem Konvent den Stifterwillen mahnend vor Augen hielten.
Reformation und Klöster
Nachdem in der Augsburger Konfession 1555 den jeweiligen Landesfürsten zugestanden wurde, allein die Glaubensrichtung ihrer Untertanen zu bestimmen, bedeutete dies den Untergang all jener Klöster, die nun unter evangelischer Landeshoheit standen. Doch löste der Aufhebungsbescheid keineswegs die erwartete Befreiungseuphorie aus. Viele Klöster leisteten erbitterten Widerstand, lehnten die aufgezwungenen evangelischen Prediger ab und mobilisierten die adelige Verwandtschaft. Nachdem der zähe Kampf gegen den Landesherrn scheitern musste, zogen es einige Konvente vor, geschlossen in katholische Gebiete umzusiedeln. Besonders die in strenger Klausur lebenden Nonnenkonvente verstanden nicht, warum ihr weltabgeschiedenes Leben nun auf einmal so anstößig sein sollte. In einigen Territorien führte dies zur Umwandlung von Frauenklöstern in evangelische Damenstifte, die nun aber reine Versorgungsanstalten für adelige Töchter waren.
Die evangelischen Landesherren hatten bei ihrem Glaubenswechsel weniger religiöse Interessen vor Augen. Gerade die Möglichkeit, alle nicht reichsfreien Klöster des Landes aufzulösen, bedeutete einen erheblichen Macht-, Gebiets- und Finanzzuwachs. Sofort wanderten alle Barschaft sowie die Klosterschätze aus Insignien, liturgischen Gefäßen und Reliquiaren in deren Schatzkammer. Einige Länder nutzten die riesigen, nun leer stehenden Gebäude um. So richtete Hessen in ihnen teilweise Hospitäler und Württemberg Klosterschulen ein, unterhalten vom Grundbesitz der enteigneten Klöster. Dies hatte den positiven Nebeneffekt, dass die mittelalterlichen Gebäude erhalten und dank knapper Staatsfinanzen nicht gravierend umgebaut wurden. So blieben gerade in Württemberg zahlreiche mittelalterliche Klosteranlage erhalten, allen voran Maulbronn. Nur dem Kaiser unterstehende Reichsabteien sowie Klöster mit katholisch gebliebenen Landesherren blieben von dieser Entwicklung unberührt. Ihre Zeit endete erst 1803, als alle Klöster Deutschlands auf staatlichen Beschluss hin aufgelöst wurden.
Ora et labora - bete und arbeite
Hinter den Klostermauernfolgte das Leben einem ausgewogenen Rhythmus aus Gebet und Arbeit. Mönche und Nonnen versammelten sich täglich siebenmal in ihrem Chorgestühl in der Kirche zum Gotteslob. Morgens nahmen sie von hier aus an der Konventmesse am Hochaltar teil. Dieses immerwährende Gebet war ihre Hauptaufgabe. Gemäß einem Leit-Satz aus der Benediktsregel, nachdem Müßiggang der Feind der Seele sei, war die dazwischen liegende Zeit der Arbeit gewidmet. Doch wäre in diesen knappen Stunden der effektive Betrieb einer großen Grundherrschaft nicht möglich gewesen. Die Feldarbeit auf den teilweise weit entfernten Besitzungen erledigten Laienbrüder, Lohnarbeiter oder Pächter. Der Abt und einige gewählte Amtsträger unter den Mönchen verwalteten das Ganze. Handarbeit lernten die Mönche eher im Klostergarten oder bei Tätigkeiten innerhalb der Klausur kennen. Vor Erfindung des Buchdrucks war das mühsame Vervielfältigen von Büchern durch Abschreiben ihre Hauptaufgabe. Auch Studium und Lektüre fielen unter den Oberbegriff Arbeit.
Da Gott der zentrale Punkt im Leben eines Mönches war, sollte seine Stimme allein zu dessen Lob erklingen. Darüber hinaus herrschte weitestgehend meditative Stille. Die notwendigen Besprechungen wurden auf ein Minimum beschränkt. Zur lautlosen Verständigung diente eine ausgeklügelte Zeichensprache, die mit bis zu 400 Zeichen auch komplizierte Sachverhalte vermitteln konnte.
Der Tag im Kloster wurde in zwölf Stunden eingeteilt, angefangen vom Sonnenaufgang. Daher blieb im Sommer zwischen den Gebetszeiten mehr Zeit. Getreu dem Bibelwort »Ich lobe Dich des Tages siebenmal und mitten in der Nacht stehe ich auf, Dir zu danken« gab es in allen Klöstern ein nächtliches Gotteslob, die Vigilien. Danach ging man wieder schlafen, bis bei Tagesanbruch die Matutin gebetet wurde. Anschließend wurde die Morgentoilette erledigt und ein Frühstückstrunk eingenommen. Nach der Prim, der Gebetszeit in der ersten Stunde des Tages, folgte die tägliche Messe, danach traf sich der Konvent im Kapitelsaal. Dort wurde ein Kapitel der Regel ausgelegt sowie das Organisatorische des Tages besprochen, Verfehlungen bestraft. Terz, Sext, Non und Vesper durchzogen als Gebetszeiten den Tag, bis nach dem klösterlichen Abendgebet der Komplet der Konvent ins Dormitorium schlafen ging.
Täglich gab es zwei gekochte Mahlzeiten, die dem im Mittelalter üblichen einfachen Essen der Menschen entsprachen: viel Gemüse und Brot, Brei, Fisch, Geflügel, Käse und Eier. Obwohl gemäß der Benediktsregel auf das Fleisch vierbeiniger Tiere verzichtet werden sollte, schlich sich ab dem 14. Jh. außerhalb der Fastenzeiten in fast alle Klöster Gebratenes und Gesottenes ein. Als Getränk war Wein üblich. Das meist nicht geringe Maß bestimmte der Abt. Im Sommer folgte nach dem Mittagessen ein gemeinsames Nickerchen im Dormitorium.
Wer im Winter eine mittelalterliche Klosteranlage besucht, wird sich fragen, wie deren Bewohner wohl die andauernde Kälte in den Steinbauten überstanden haben. Schlafsaal und später die Einzelzellen besaßen bis in die Barockzeit keine Öfen. Anfänglich gab es in den Klöstern nur einen heizbaren Raum zum Aufwärmen, nachdem man von den langen Chorgebeten ausgefroren aus der Kirche kam. Im Spätmittelalter zog etwas mehr Komfort ein: Die Kreuzgänge wurden zum Schutz vor der Witterung verglast und Refektorium sowie Arbeitsräume erhielten einen Kachelofen. Daneben konnten Kohlebecken aufgestellt werden. Das Chorgestühl wurde zur Isolation gegen die vom Fußboden aufsteigende Kälte auf ein hölzernes Podium gestellt. Insgesamt zog man sich im Winter wie die übrige Bevölkerung entsprechend dick an.
Wer sich vom strengen Klosteralltag etwas erholen wollte, konnte mit Erlaubnis des Abtes für einige Tage ins klostereigene Krankenhaus übersiedeln. Dort wurde besser geheizt und gekocht. Der Garten lag gleich nebenan. Ab dem Spätmittelalter unterhielten Klöster sogar eigene Sommerfrischen, d. h. ein landschaftlich schön gelegener Gutshof diente kleineren Mönchsgruppen zur zeitweisen Erholung.
Das Leben im Kloster war zwar als Abbild des Lebens der Engel im Himmel gedacht, scheiterte aber oft genug an den allzu irdischen Unzulänglichkeiten des Einzelnen. So gab es immer wieder Zank und Streit, der aber vom Abt oder Prior streng geahndet wurde. Neid und Missgunst waren auch im Kloster keine Fremdworte. Strafen im Kloster gab es unzählige, für ganz Renitente war gar ein Klosterkerker vorhanden. Während der langen Krisenzeit vom 13.-16. Jh. ist in den alten Orden immer wieder von Doppelwahlen der Äbte und in tiefer Feindschaft gespaltenen Konventen die Rede. Gegen große Widerstände gelangen aber meist ordensinterne Reformen.
Abbild der Himmelsstadt
Gemäß der Benediktsregel sollte alles Lebensnotwendige innerhalb der Klostermauern liegen. Daher bestand ein mittelalterliches Kloster nicht nur aus den nur den Mönchen vorbehaltenen Klausurgebäuden samt Kirche, sondern auch aus einem großen Wirtschaftshof. Die gesamte Anlage war von einer Mauer mit einem Tor eingefasst, die aber in der Regel keine Wehrfunktion besaß und nur der Ein- und Auslasskontrolle diente. Zunächst gelangten Besucher in den weiten Wirtschaftshof, in dem Mühle, Scheune, Schmiede, Ställe und Werkstätten lagen. Nahe des Eingangsbereichs erhob sich das Gebäude zur Unterbringung von Gästen, die die Mönche wie Christus selber aufnehmen sollten, so wie es die Benediktsregel fordert.
Die zentrale Stelle innerhalb der Klosteranlage nahm die Abteikirche ein. Hier konzentrierte sich auch der bauliche Aufwand. Ihre gerade bei Mönchsklöstern meist monumentalen Ausmaße beruhen auf der großen Konventstärke der Anfangszeit. Eine Sonderstellung nehmen auch hier wiederum die Zisterzienser ein. Ihre riesigen Kirchen, die durch das Gestühl der Mönche und der Laienbrüder vollständig gefüllt wurden, waren Besuchern zunächst verschlossen. Diese wurden in der Torkapelle liturgisch versorgt.
Seitlich an die Kirche schloss sich der Kreuzgang an. Er diente sowohl als überdachter Verbindungsweg zwischen Kirche und den Gemeinschaftsräumen wie als Prozessionsweg. Der Ostflügel der Klausurgebäude, der direkt an die Kirche grenzte, enthielt im Erdgeschoss als wichtigsten Raum den Kapitelsaal. Hier versammelten sich die Mönche jeden Morgen nach der Messe, um ein Kapitel aus ihrer Regel vorgelesen und ausgelegt zu bekommen. Die Sitzbänke waren längs an den Wänden aufgestellt, damit sich alle sehen konnten. Denn hier wurden Wahlen und Beratungen abgehalten sowie Abweichungen von der Klosterregel bestraft. In der Anfangszeit ließen sich hier die Äbte bestatten. Im Obergeschoss des Ostflügels erstreckte sich der oft riesige Gemeinschaftsschlafsaal (Dormitorium). Eine Treppe führte von hier aus in die Kirche, damit die Mönche bei den nächtlichen Gebeten rasch ihr Chorgestühl erreichen konnten. Im Spätmittelalter bauten fast alle Klöster Einzelzellen in den Schlafsaal ein, so dass es nun erstmals einen privaten Rückzugs- und Studierraum für den Mönch gab.
Gegessen wurde gemeinschaftlich im Speisesaal (Refektorium). Die Tische waren meist U-förmig aufgestellt und nur auf einer Seite eingedeckt. Auch dort herrschte Stillschweigen, da die Mönche geistlichen Lesungen lauschen mussten. Der Abt oder dessen Stellvertreter gab jeweils mit einem Glockenzeichen Beginn und Ende der Mahlzeit an. Meist lag dem Eingang in den Speisesaal ein Brunnenhaus gegenüber, wo sich die Mönche vor dem Essen die Hände wuschen. Die Laienbrüder schliefen und ajsen in einem separaten Gebäude, wobei nur die Küche für beide gemeinsam war. Arbeitsräume, Schreibstuben, vor allem aber die Bibliothek waren weitere wichtige Räume innerhalb der Klausur. Denn ein Kloster ohne Bibliothek ist wie eine Burg ohne Waffen, wie es schon in der Benediktsregel so anschaulich steht.
Auf der nicht umbauten Seite der Kirche lagen die Friedhöfe für Mönche und Laien sowie Nutzgärten. Östlich der Kirche befand sich meist auch das klösterliche Krankenhaus, dessen Absonderung hygienisch durchaus Sinn machte. Hier lag meist ein Badehaus für die Mönche. Ein wichtiges separates Gebäude in der Nähe der Klausur war das Abtshaus als Residenz des Klostervorstehers.
Wer je eines der großen Klöster betreten hat, weiß, dass es von den Mönchen beileibe nicht als reiner Zweckbau gestaltet wurde. Alles war gebaute Symbolik, die auf den eigentlichen Zweck des Klosterlebens verweist, Vorgriff auf die Himmelsstadt zu sein. Dafür war kein Aufwand zu groß! Der kreuzförmige Grundriss der Kirche, in der die Mönche Tag und Nacht wie die Engelschöre im Himmel ihr Gotteslob sangen, verwies auf den Kreuzestod Christi zur Erlösung der sündigen Menschheit. Wie fast alle mittelalterlichen Kirchen war sie geostet. Der tägliche Sonnenaufgang, den die Mönche mit ihren Gebeten begleiteten, galt ihnen als Symbol der Auferstehung Christi. Von Osten, wo die heilige Stadt Jerusalem lag, sollte er beim Jüngsten Gericht endgültig die Sünder von den Gerechten trennen.
Die Vier als Zahl der Welt war im Kreuzgang mit seinen vier Flügeln verwirklicht. Die Mönche, die hier mit ihren Prozessionen durchzogen oder meditierten, heiligten durch ihr Leben gleichsam die Welt. Der Garten, der vom Kreuzgang umschlossen wurde, war Abbild des ersehnten Paradieses, in dem der Brunnen die Paradiesströme vertrat.
Das Brunnenhaus diente nicht einfach der äußeren Reinigung. Die oft aufwendige, zentralbauartige Architektur, die einen kunstvollen, mehrschaligen Brunnen umfasste, verwies auf die innere Reinigung. Hier sollten sich die Mönche an ihre Taufe erinnern, mit der die Erbsünde von ihnen abgewaschen wurde. So gereinigt konnten sie den Speisesaal betreten, dessen Ausmaße und Architektur der Kirche nur wenig nachstand. Denn das gemeinsame Mahl, das schweigend bei einer geistlichen Lesung eingenommen wurde, war nicht nur Erinnerung an das Letzte Abendmahl, sondern auch Vorwegnahme des himmlischen Mahles.
Auch das Dormitorium der Mönche ging architektonisch weit über einen einfachen Schlafsaal hinaus. Stein- oder Holzgewölbe gaben auch ihm ein sakrales Aussehen. Denn wie im Gleichnis der Klugen und Törichten Jungfrauen sollte Christus die Mönche immer bereit finden, wenn das ständig erwartete Jüngste Gericht anbrechen sollte. Deshalb legten die Mönche auch beim Schlafen nicht ihr Gewand ab. So wusste auch der dem Glauben der Mönche nach allgegenwärtige Teufel immer, wen er vor sich hatte.
Eberbach
Neben Maulbronn bietet die ehemalige Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau die vollständigste Klosteranlage in Deutschland. Die international erfolgreiche Verfilmung von Umberto Ecos Roman »Der Name der Rose«, deren Innenaufnahmen zum großen Teil hier gedreht wurden, machte das Kloster einem breiteren Publikum bekannt. Daneben locken die Weinversteigerungen der Hessischen Staatsweingüter, die heute die Weinberge der Mönche betreuen, sowie die Konzerte im Rahmen des Rheingau-Festivals ebenfalls zahlreiche Besucher in das stille Waldtal.
1136 sandte Bernhard von Clairvaux auf Wunsch Erzbischof Adalberts von Mainz den Gründungskonvent aus Frankreich. Eberbachs wirtschaftlicher Erfolg beruhte vor allem auf seinem intensiven und erfolgreichen Weinbau. Eigene Rheinschiffe brachten die Erzeugnisse in den Kölner Stadthof, wo sie verkauft wurden. Dank der reichen Einnahmen konnten sich die Mönche riesige Gebäude errichten. Nicht nur die Abteikirche erhielt monumentale Ausmaße, auch die gewölbten Schlafsäle der Mönche und Laienbrüder gehören zu den größten erhaltenen überhaupt.
Täglich geöffnet von April bis Okt.: 10-18 Uhr, Nov. bis März: 11-17 Uhr
www.Moster-eberbach.de
Bebenhausen
Das vollständig erhaltene mittelalterliche Zisterzienserkloster schmiegt sich idyllisch in eine Talaue des Naturparks Schönbuch nahe Tübingen. Auch hier blieben die Gebäude nach der Vertreibung der Mönche in der Reformation durch die Umwandlung in eine Internatsschule erhalten. Nach dem Ersten Weltkrieg zog sich das abgesetzte letzte Königspaar von Württemberg nach Bebenhausen zurück, während nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1952 im Kloster der Landtag von Württemberg-Hohenzoilern tagte und die Abgeordneten kurzzeitig die schlichten Mönchszellen bewohnten. Die 1190 begonnene romanische Anlage erlebte in der Gotik eine umfangreiche Modernisierung, die zu Spitzenleistungen dieser Epoche führte. An erster Stelle muss hier das 1335 errichtete Refektorium genannt werden, dessen schirmartige Gewölbe von wunderbarer Leichtigkeit sind. Aus dem spätgotischen Kreuzgang hat man einen großartigen Blick auf den 1407-1409 aufgesetzten Vierungsturm. Ein Laienbruder aus Kloster Salem am Bodensee errichtete hier ein luftiges Steingebilde nach dem Vorbild der großen Kathedraltürme und umging so auf höchst elegante Weise den Turmverzicht des Zisterzienserordens.
geöffnet von April bis Okt.: Montag 9-12 Uhr und 13 -18 Uhr, Dienstag bis Sonntag 9-18 Uhr; von Nov. bis März: Dienstag bis Sonntag 9-12 Uhr und 13 -17 Uhr.
www.schloesser-magazin.de
www. bebenhausen.de
Klosterinsel Reichenau
Im Jahr 2000 erklärte die UNESCO die Klosterinsel zum Weltkulturerbe. Damit würdigte sie nicht nur eine der bedeutendsten Stätten karolingischer Klosterkultur, sondern auch den Beitrag der Mönche zur Kultivierung der Landschaft, die sich bis zum heutigen Gemüseanbau fortsetzt. 724 gründete der iro-fränkische Missionsbischof Pirmin auf der unbewohnten Insel eine Benediktinerabtei als Missionsstützpunkt. Unter den Karolingern und Ottonen entwickelte sich die Reichenau zu einem hochrangigen Bildungs- und Wissenschaftszentrum, dessen Klosterschule wahre Genies wie den vollständig gelähmten Grafensohn Hermann den Lahmen hervorbrachte, der »Wunder des Jahrhunderts« genannt wurde. Die Kaiser holten sich aus dieser Eliteschmiede des Reiches zahlreiche Bischöfe, denen sie politische Funktionen übertrugen. In den Schreibstuben entstanden prachtvolle Werke der Buchmalerei, die noch heute die bedeutendsten Bibliotheken Europas zieren.
Während die Wohngebäude vergangen sind, ragen noch drei romanische Kirchen als Zeugen der glanzvollen Vergangenheit auf. Am bedeutendsten ist St. Georg in Reichenau-Oberzell. Die bescheidene Kirche des frühen 10. Jh. besitzt im Langhaus eine vollständige Ausmalung der Erbauungszeit, die einmalig in Mitteleuropa ist. Ihre Farbenpracht zeigt, wie wichtig Fresken für das Erscheinungsbild jeder romanischen Kirche waren, aber auch wie qualitätvoll die Reichenauer Malerschule arbeitete.
Kirchen tagsüber geöffnet.
www.reichenau.de
www.schloesser-magazin.de
Bad Doberan
Inmitten eines Landschaftsparks erhebt sich das Doberaner Münster, einst Kirche des reichsten und größten Zisterzienserklosters Norddeutschlands. Sie ist nicht nur ein großartiges Zeugnis der Backsteingotik, sondern bietet auch eine der vollständigsten und wertvollsten Kirchenausstattungen deutschen Mittelalters. Herzog Heinrich der Löwe besiegte den heidnischen Slawenfürsten Pribislav, der zum Christentum übertreten und ein Kloster stiften musste. Nachdem die erste Gründung bei einem Aufstand der Slawen zerstört und der Konvent ermordet worden war, wurde das Kloster 1186 an der heutigen Stelle neu errichtet. Noch im 14. Jh. brachen Spannungen zwischen slawischen und sächsischen Mönchen im sogenannten Doberaner Mönchskrieg gewaltsam aus. Reichtum brachten neben der Landwirtschaft vor allem Anteile an den Salinen in Bad Sülze und Lüneburg. Ab 1291 begann der Neubau des Münsters, der gewaltige Abmessungen erhielt. Das Langhaus wird noch immer ausgefüllt von den Chorgestühlen der Mönche und Laienbrüder, die streng getrennt voneinander lebten und beteten. Zwei großartige, reich vergoldete Schnitzaltäre des 14. Jh., das eindrucksvolle Triumphkreuz in Form eines Lebensbaumes, eines der ältesten Sakramtentshäuser und nicht zuletzt die zahlreichen Grabmäler der mecklenburgischen Herzöge machen Doberan zu einem wahren Schatzhaus des Mittelalters.
geöffnet von Mai bis Sept.: Montag bis Samstag 9-18 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 -18 Uhr; März, April, Okt.: Montag bis Samstag: 10 -17 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 -17 Uhr; Nov. bis Febr.: Montag bis Samstag 10 -16 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 -16 Uhr
www.doberanmuenster.de
www.bad-doberan.de
Maulbronn
Die zum UNESCO-Wellkulturerbe erhobene ehemalige Zisterzienserabtei bietet in einmaliger Vollständigkeit ein komplett erhaltenes mittelalterliches Kloster. Das ganze Ensemble blieb nach der Auflösung 1534 in der Reformation durch die Einrichtung einer evangelischen Internatsschule erhalten, da die Schüler ein Leben wie die Mönche führen mussten. Noch heute besteht der Internatsbetrieb, der so bedeutende Köpfe wie Kepler, Hölderlin und Hesse zu seinen Schülern zählte. Eine turmbewehrte Mauer umschließt den weitläufigen Wirtschaftshof, der die Bedeutung der Landwirtschaft als Haupteinnnahmequelle ahnen lässt. Die 1178 geweihte romanische Kirche wirkt noch so, als seien die Mönche erst vor kurzem ausgezogen. Hauptsehenswürdigkeit ist hier das prachtvoll geschnitzte spätgotische Chorgestühl, in dem sich der Konvent mehrmals am Tag und in der Nacht zum Chorgebet versammelte. Wandernde Bauhandwerker, die in den nordfranzösischen Kathedralen ausgebildet worden waren, errichteten in Maulbronn einige Gebäudeteile, die zum Schönsten gehören, was die Frühgotik in Deutschland zu bieten hat: Die Vorhalle der Kirche, ein Kreuzgangflügel sowie das Herrenrefektorium beeindrucken durch Gliederungsreichtum und feierliche Strenge. Zum Inbegriff mittelalterlicher Klosterbaukunst wurde der dreischalige Kreuzgangbrunnen, der sich in einem gotischen Zentralbau befindet und mit seinem Plätschern die Stille des Kreuzgangs meditativ begleitet.
Öffnungszeiten: Wirtschaftshof frei zugänglich. Kirche und Klausur Marz-Qkt. tag). 9-17.30 Uhr. Nov.-Febr.: Dienstag bis Sonntag 9.30-17 Uhr.
www.schloesser-magazin.de
www.maulbronn.de