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Die Besonderheiten der europäischen Wirtschaft

Die Besonderheiten der europäischen Wirtschaft

Die Frage lautet: Welche Besonderheiten weist die Wirtschaft Europas auf, die im Vergleich mit den USA eine aktuelle Rolle spielen?

Staatliche Planung und Betriebe
Mit Abstand an erster Stelle fallen im Vergleich mit den USA in der europäischen Wirtschaftsgeschichte die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft auf. Nur Großbritannien hatte im Zeitalter der Industrialisierung r dem Ersten Weltkrieg einen nahezu ungebrochenen Liberalismus entfaltet.
Frankreich war der führende Staat auf dem Kontinent in der Periode des Manufakturwesens und Verlagssystems. Die Wirtschaftspolitik des Merkantilismus gab staatlicher Planung den Vorzug, welche in Frankreich, wenn auch stark modifiziert, bis in die Gegenwart beibehalten wurde. Staatliche Großmanufakturen waren über Europa hinweg Vorläufer der Industrialisierung. Die Nationalstaaten schufen Monopolbetriebe wie die Porzellan- oder die akmanufakturen.

Auf dem Verkehrssektor zählte der Bau n Kanälen und Kommerzialstraßen zu den entscheidenden Innovationen des 18. und 19.Jahrhunderts, wobei in den leichter durchgängigen Flachländern des nordwestlichen und mittleren Europa der Kanalbau, in der aus Becken und Gebirgen bestehenden Donaumonarchie der n Wien ausgehende Kommerzialstraßenbau (nach Prag, Brunn, Budapest, Triest und Linz) Priorität besaßen.




Eine Public-Private-Partnership war für die technische Innovation der Gründerjahre, den Eisenbahnbau, verantwortlich. Die Verstaatlichung bzw. Verstadtlichung der technischen Infrastruktur wurde zu einer der Voraussetzungen der Politik der sozialen Wohlfahrtsstaaten.
Auch die Leitlinien der staatlichen Industriepolitik wurden nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs neu entworfen. Es ging um die Verstaatlichung immer größerer Teile der Industrie, r allem der Schwerindustrie und des Bergbaus, ferner um die Einschaltung des Staates in Krisengebieten, u.a. in den durch die Krise des Kohlebergbaus und der Textilindustrie n massiver Arbeitslosigkeit erfassten britischen Industrierevieren. Hier und im Ruhrgebiet entstand zuerst eine integrale Regionalung. Darüber hinaus schaltete sich der Staat in zunehmendem Maße bei der Industrieansiedlung ein.
Die Innovationen des Dritten Reiches, der Autobahnbau und die Gründung des bis r der Fusion n Daimler mit Chrysler größten Autokonzerns in Europa - des Volkswagenwerks in Wolfsburg - haben erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Erfolge eingebracht.
Der französische Staat, der über ein viel breiteres administratives Instrumentarium zur Durchsetzung innenpolitischer Zielrstellungen verfügt als die föderalistisch organisierten Staaten Europas, hat seit den frühen 1960er Jahren ein umfangreiches Programm zur Dezentralisierung der Industrie aus dem Bereich n Paris entwickelt. 1963 wurde eine eigene Behörde für die Entwicklung der Regionalwirtschaft mit der Bezeichnung DATAR geschaffen und n der Regierung mit besonderen Vollmachten und Finanzen ausgestattet. Die Resultate sind beachtlich, gelang es doch bis 1985, in 1.109 Gemeinden Industrien, rwiegend mit 200 bis 300 Arbeitsplätzen, anzusiedeln. Hinsichtlich der Lokalisierung dieser Neugründungen konnte sich jedoch nach wie r die Attraktionskraft n Paris durchsetzen, insofern als die meisten n ihnen innerhalb eines Radius n rund 200 km um die Metropole entstanden.

Nationale Prestigeunternehmen

Die Wirtschafts- und Währungsunion hat bisher, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch keine europäische Trademark geschaffen. Das liegt daran, dass es kein europäisches Markenrecht gibt. "Pro-duced in Germany, Italy, Spain usw. stehtauf den Verpackungen der Supermärkte und der Warenhäuser. Die europäische Wirtschaft ist nach wie vor die Summe der in der WWU vereinten Nationalstaaten. Daraus resultiert auch das nationale Prestigedenken in Hinblick auf bestimmte Unternehmen, welche medial und entsprechend finanziell unterstützt als Herzeigefirmen betrachtet werden.
Bis in die 1990er Jahre waren Luftfahrtgesellschaften keine nach marktwirtschaftlichen Prinzipien geführten Unternehmungen, sondern häufig hoch subventionierte nationale Prestigeobjekte, die auf abgeschotteten Märkten operierten. Nach dem Open-Sky-Abkommen der EU 2002 sind nationale Privilegierungen nicht mehr erlaubt. Genau das brachte und bringt mehrere nationale Linien an den Rand des Konkurses (Alitalia, Ibe-ria). Die Lufthansa, die Austrian Airlines (AUA) und andere Fluglinien sind reine börsennotierte AGs geworden. Geblieben ist nur das nationale Senti-ment, eine eigene nationale Linie zu besitzen.
Ebenfalls bis in die 1990er Jahre besaßen ferner Unternehmen wie Post und Telekommunikation eine staatliche Monopolstellung. Frankreich hat die Monopole der Energiegesellschaften und der Telekommunikation bis heute nicht angetastet, während in vielen europäischen Ländern deren Privatisierung unterschiedlich weit fortgeschritten ist.

Es verdient Hervorhebung, dass auf dem Luftfahrtsektor zwei europäische Produkte entstanden sind, die sich an die Weltspitze katapultieren konnten: der Eurofighter als Kampfflugzeug und der Airbus als Großraumflugzeug für den Personenverkehr.

Familienaktiengesellschaften

Zu den europäischen Besonderheiten zählt es ferner, dass sich in der EU-15 eine erstaunliche Zahl von Aktiengesellschaften noch immer im Familienbesitz befindet, Unternehmerdynastien bestehen und damit vorindustriell-feudale Verhaltensweisen, die bei der Belegschaft hoch bewertet werden, was sich in deren "Betriebstreue ausdrückt. Lebensläufe mit häufigem Wechsel des Unternehmens werden bei Beschäftigten auf einer mittleren Ebene des Arbeitsmarktes in der Regel nicht als Qualitätsmerkmal gewertet.
In der Unternehmenslandschaft Europas ist bis heute eine ganze Reihe von großen und bekannten Unternehmen im Besitz von Familien (vgl. Tabelle 8.8 im Anhang).
Mit Abstand an erster Stelle stand bis Ende 2004 in Europa die Familie Agnelli in Turin, der bedeutende globale Unternehmen der Europäischen Union gehörten. Sie war Mehrheitsaktionär des Ifi (Istituto Finanziario Industriale S.p.A.) und besaß die Fiat-Gruppe. Nunmehr steht der Global Player auf dem Einzelhandelssektor, das französische Unternehmen Carrefour der Familie Defforey in Paris an erster Stelle. Es beschäftigt weltweit 330.000 Arbeitnehmer und eröffnete als erster westlicher Konzern schon in den 1990er Jahren Einzelhandelsmärkte in China.

Der Einzelhandelssektor weist noch eine weitere Zahl gewichtiger Familienaktiengesellschaften auf: Die Familie Haub ist Eigentümer derTengelmann-gruppe in Mülheim an der Ruhr, die Aldi-Gruppe gehört der Familie Albrecht in Essen, die Familie Sainsbury besitzt das den Familiennamen tragende Unternehmen in London, die Familie Pinault das Unternehmen Pinault-Printemps Redoute in Paris, die Familie Mulliez die Firma Auchan in Villeneuve d'Ascq in Frankreich, die Familien Schickedanz, Riedel und Herl die Kauf- und Versandhauskette Karstadt-Quelle in Deutschland, die Familie Herz in Hamburg die bekannte Kaffee-Kette Tchibo in Deutschland und die Familie Älvarez ist Eigentümerin der spanischen Kaufhäuser £1 Corte Ingles.
Auf dem Automobilsektor sind Peugeot/Citroen und BMW Familienunternehmen. Der Name der französischen Familie ist als Markenbegriff Peugeot allgemein bekannt, ebenso wie die Familie Bosch als wichtiger Autozubehörproduzent in Gerungen zu den Weltexporteuren Deutschlands gehört. Die Bayerischen Motoren Werke AG gehört der Familie Quandt.
Familienunternehmen haben in Europa nicht nur eine alte Tradition, sondern bilden sich auch ständig neu. Zwei Verweise mögen genügen: Zu den globalen Spielern zählt die italienische Bekleidungsfirma Benetton mit ihrem den Trend der Mode von Kindern und Jugendlichen weltweit bestimmenden Design und die österreichische Familien-AG Swa-rovski, deren Glasfiguren auf allen Flughäfen der Welt neben den Produkten italienischer und französischer Modefirmen zum Kauf ausgestellt sind.


Ausbildung

Auf die zünftische Tradition des kontinentaleuropäischen Mittelalters geht die Lehrlings- und Gesellenausbildung im Gewerbe zurück sowie die Ablegung einer Meisterprüfung als Voraussetzung zur Eröffnung eines eigenen Gewerbebetriebes. Neben dieser in den meisten europäischen Staaten noch vorhandenen Ausbildungsschiene im Gewerbe ist vor allem die Heranbildung von Facharbeitern für die Industrie wichtig. Auch sie erfolgt in mehrjähriger betrieblicher Praxis verbunden mit öffentlichen Fachschulen für bestimmte Berufe. Der in Deutschland und Österreich wichtige duale Ausbildungsweg sichert diese allgemein fachliche und spezifisch berufliche Qualifikation. Fast die Hälfte eines Geburtsjahrgangs wählt noch immer diesen Weg.

Die Zertifizierung beruflicher Qualifikationen stellt ein wesentliches Merkmal der europäischen Schulsysteme dar. In den USA herrscht eine andere Vorstellung. Zertifizierungen von Qualifikationen sind - abgesehen von den universitären - eher unüblich. Einen Gewerbebetrieb kann jeder eröffnen. Geschützte Bereiche sind selten und nur auf Gebiete wie Gesundheit und Recht beschränkt. Berufliche Qualifikationen werden sehr viel mehr als in Europa in den Betrieben selbst durch An- und Weiterlernen vermittelt. In welchen Unternehmen ein Arbeitnehmer tätig war, ist damit ein wesentlicher Indikator für seine berufliche Qualifikation.







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