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Das römische Köln

Das römische Köln

Agrippa und das »oppidum Ubiorum«

Im Jahre 58 v. Chr. nutzte der Statthalter der römischen Provinz Gallia Narbonensis, Gaius Julius Cäsar, der spätere Alleinherrscher, einen Kriegszug der keltischen Heltier, um in die inneren Verhältnisse Galliens einzugreifen. Binnen weniger Jahre war ganz Gallien von den Pyrenäen bis zum Rhein unterworfen - schon imjahre 57 v. Chr. hatten sich neben den Beigern auch die Eburonen der römischen Herrschaft unterstellt. Die Eburonen, ein keltisch-germanischer Stamm, der zwischen Nordeifel, Maas und Rhein siedelte, beteiligte sich 54 v. Chr. am Aufstand der Trerer und Ner-vier; unter ihrem Führer Ambio-rix gelang es ihnen, an der unteren Maas 15 römische Kohorten zu rnichten. Bei Cäsars Strafaktion wurden ein Jahr später fast alle Stammesangehörigen getötet oder rtrieben. »Der Stamm der Eburonen«, so schrieb der Feldherr in seinem Kriegsbericht, »ist zur Strafe für seine Verbrechen mit Stumpf und Stiel ausgerottet.«

Bei der Niederwerfung des Aufstandes hatte Cäsar zum zweiten Mal den Rhein überschritten -dabei dienten ihm die germanischen Ubier, die im Bereich der unteren Sieg auf dem rechten Rheinufer ansässig waren und über eine kleine Flotte rfügten, als Kundschafter. Die Ubier - Cäsar nennt sie »kultivierter als die übrigen Germanen« - wurden fortan wegen ihrer römerfreundlichen Haltung von ihren Nachbarn bedrängt; wahrscheinlich mit stiller Duldung der Römer begannen sie, auf die linke Rheinseite zu wechseln und das nach der Vernichtung der Eburonen entvölkerte Gebiet der Kölner Bucht zu besiedeln -schließlich nahm der römische Feldherr Marcus Vipsanius Agrippa ihre förmliche Unterwerfung entgegen; diesen Sachrhalt überliefert der Historiker Tacitus. Nach einem anderen Bericht - dem des Geographen Strabo, der wie Tacitus kein Datum angibt - schloß Agrippa mit den Ubiern einen Vertrag, der sie zu Bundesgenossen der Römer machte, und übergab ihnen die Verantwortung für ein ausgedehntes Territorium; der Stamm rließ daraufhin seine alten Wohnsitze und siedelte sich auf dem linken Rheinufer an.




Agripppa, Freund, Schwiegersohn und Mitregent des späteren Kaisers Augustus, weilte zweimal in Gallien, um die Provinz neu zu ordnen - in den Jahren 40-38 v. Chr. und 20/19 v. Chr. Das für das »oppidum Ubiorum« (den ersten städtischen Vorläufer des heutigen Köln) immer wieder genannte Gründungsjahr 3 8 v. Chr. ist daher nur eines von mehreren Möglichkeiten - ganz sicher ist nur, daß spätestens im Jahre 19 v. Chr. mit der ung und der Errichtung eines städtischen Zentrums für die auf das linke Rheinufer übergewechselten Ubier begonnen worden ist. In Gallien bezeichneten die Römer den Hauptort eines Stammes, wo Rechtsprechung und Verwaltung ihren Sitz hatten, als »oppidum« (stadtähnliche Siedlung) - das »oppidum Ubiorum« war also die »Hauptstadt« der Ubier. Die Wahl des Lageplatzes im Tieflandtrichter zwischen Vorgebirge und Bergischem Land erwies sich als äußerst günstig -einmal endete hier eine gallische Fernstraße (die am Nordrand der Mittelgebirge rlief), zum anderen rengte sich an dieser Stelle die Strom-Aue des Flusses auf knapp 600 Meter: Die Ubiersiedlung entstand also im Schnittpunkt zweier bedeutender Verkehrswege und umfaßte eine Fläche von ungefähr einem Quadratkilometer. Gesichert wurde sie mit einem Wall aus Holzstämmen und Erde sowie mit einem Graben. Im Südosten der Befestigungsanlage entstand ein Eckturm, das sogenannte Ubiermonument (An der Malzmühle/ Mühlenbach). Ob der Verlauf der ubischen Befestigungen mit dem der im 1. Jahrhundert n. Chr. angelegten römischen Stadtmauer übereinstimmte, läßt sich nicht eindeutig klären - abgesehen von der Südseite, wo der Hürther- oder Duffesbach ein natürliches Hindernis bildete. Große Teile des »oppidum Ubiorum« waren wahrscheinlich identisch mit dem Stadtgebiet der späteren römischen Kolonie. Auch das charakteristische rechtwinklige Straßennetz haben schon die römischen Baumeister der ubischen Siedlung zugrunde gelegt.

Nicht zuletzt wegen der günstigen geographischen Lage wurde die Ubierstadt auch zu einem militärischen und religiösen Zentrum der römischen Schutzherren. So befand sich - im Jahre 9 n. Chr. erstmals belegt - das bedeutendste Heiligtum der Römer, der Altar (»ara«) der Roma, der Stadtgöttin Roms, und des Kaisers Augustus im Mittelpunkt der Siedlung. An diesem Altar rsahen auch Mitglieder der Oberschicht des freien Germaniens das Priesteramt für den Kult des Herrschers. »Am Altar« hatten im Jahre 14 n. Chr. zwei Legionen, die I. mit dem Ehrennamen »die Germanische« und die XX., die den Ehrennamen »die Siegreiche« trug, ihr Winterlager aufgeschlagen. In diesem Lager kam es nach dem Tode des Augustus zur Meuterei der unzufriedenen Legionäre, die über zu lange Dienstzeiten und zu niedrigen Sold klagten. Der Oberbefehlshaber der Rheinarmee, Germanicus, konnte schließlich die militärische Disziplin wiederherstellen. Noch bis in die 30er Jahre des 1. Jahrhunderts n. Chr. blieb die »ara Ubiorum«, wie man die Siedlung auch nannte, Garnisonsstandort.

Die Ubiersiedlung wird zur römischen »Kolonie« erhoben

Mit der Abberufung des Germanicus aus Gallien (17 n. Chr.) gaben die Römer den Plan auf, ihre Herrschaft auf das rechtsrheinische Germanien auszudehnen. Der Ubiersiedlung kam damit eine wichtige Aufgabe bei der Sicherung und Konsolidierung der Rheingrenze zu. Das war wohl einer der Gründe, weshalb Kaiser Claudius im Jahre 50 n. Chr. den Wunsch seiner Gemahlin Agrippina erfüllte und die Siedlung zu einer »Kolonie« italischen Rechtes erhob.
Agrippina (genannt »die Jüngere«) war im Jahre 15 (oder 16) n. Chr. in der Ubierstadt geboren worden. Ihr Vater war der oben erwähnte Germanicus, ihre Mutter die »ältere« Agrippina, eine Tochter des Agrippa. Kaiser Claudius hatte seine Nichte Agrippina im Jahre 48 n. Chr. geheiratet - beider Namen sind in den Stadtnamen »Colonia Claudia Ara Agrippi-nensium«, abgekürzt CCAA, eingegangen. Das Wort »ara« bezieht sich auf den Altar der Göttin Roma und unterstreicht erneut dessen Bedeutung.

Die Erhebung bedeutete vor allem, daß in der »Kolonie« Veteranen, ausgediente Soldaten des Heeres, auf römischem Staatsland angesiedelt wurden. Mit dem Ausbau der Befestigung der neuen Stadt wurde wahrscheinlich kurz nach der Erhebung begonnen. Sie bestand aus einer im Durchschnitt 2,50 Meter starken und 8 Meter hohen Mauer, die durch Türme gesichert und von einem Graben umschlossen war. Der Mauerzug, der eine Fläche von etwa einem Quadratkilometer umspannte, hatte eine Länge von fast vier Kilometern. Nur im Süden, beim Duffesbach, erfuhr das unregelmäßige Viereck des Befestigungssystems eine größere Ausbuchtung.

Die Stadtmauer, die Schutz vor Angriffen der Germanen bieten sollte, wurde möglicherweise in wenigen Jahren fertiggestellt, schon in den Jahren 69/70 n. Chr. erwies sie sich als unüberwindliches Hindernis: Die Wirren nach dem Tode des Kaisers Nero nutzten die Bataver, ein am Niederrhein ansässiger Germanenstamm, um die römische Fremdherrschaft abzuschütteln. Ihrem Aufstand schlössen sich auch zahlreiche gallische Stämme, aber auch Teile des römischen Heeres an. Die Anfangserfolge der Bataver wurden dadurch begünstigt, daß der Oberbefehlshaber der rheinischen Legionen, Aulus Vitel-lius, von seinen Truppen in der CCAA zum Kaiser ausgerufen worden und mit einem Großteil des Heeres nach Italien gezogen war. Dem Druck der überlegenen Aufständischen mußten sich auch die Agrippinenser, wie sich die Einwohner der CCAA nannten, schließlich beugen - die Stadt schloß sich den Batavern und ihrem Anführer Civilis an. In dieser Situation forderten die rechtsrheinischen Tenkterer die Ubier auf, in die »Gemeinschaft des freien Germaniens« zurückzukehren, die Stadtmauer niederzureißen und alle Römer zu töten. Das »concilium Agrippinensium« (die Ratsversammlung der Einwohner) wies diese Forderungen zurück, der Abriß der Mauern würde die Stadt nur schwächen, die Römer zu töten, hieße Eltern, Geschwister und Kinder töten - Ubier und Römer seien zu einem Volk verschmolzen. Mit freien Markttagen und Zollfreiheit konnten die Tenkterer hingehalten werden. Als sich das Blatt wendete und der neue Kaiser Vespasian die Niederschlagung des Aufstandes befahl, verließen die Agrippi-nenser bei nächster Gelegenheit die Partei des Civilis und traten wieder unter den schützenden Schirm des römischen Imperiums.

Die Römermauer

Nur noch wenige Reste erinnern heute an die einst so bedeutende römische Befestigung mit ihren 19 Rundtürmen und neun unterschiedlichen Toren. Die Tore, jeweils drei I an der Ost- und Westseite, zwei im Süden und eines an der Nordseite, waren mehrheitlich repräsentative Zwei- oder Dreibogenbauten. Westlich des heutigen Domes erhob sich das imposante Nordtor, dessen Mittelbogen - mit den Initialen CCAA - heute im Römisch-Germanischen Museum zu besichtigen ist. Durch das Tor trat die wichtige, Mainz und Xanten verbindende Römerstraße in die Stadt ein, die sie im Bereich der heutigen Hohe Straße durchquerte. Nach Westen verlief die Umwehrung entlang der Straße An der Burgmauer, wo noch römische Mauerteile vorhanden sind, zum »Römerturm«, dem bedeutsamsten Rest der alten Befestigung. Der nordwestliche Eckturm (St. Apern-Straße/Zeughausstraße) ist der einzige fast vollständig erhaltene Stadtturm; mosaikartige Ornamente aus Trachyt, Kalk- und Sandstein verzieren das Mauerwerk, dessen Zinnenkranz allerdings nicht aus römischer Zeit stammt, sondern im 19. Jahrhundert aufgesetzt wurde. Am »Römerturm« setzte die westliche Mauer an, die über den Halbturm an der Helenenstraße zum Chor der Apostelnkirche verlief; in deren Nähe befand sich das westliche Haupttor der Stadt, hier begann die Straße nach Aachen.

Über Clemensstraße und den Mauritiussteinweg, wo wiederum Mauerreste sichtbar sind, führte die Mauer zur Griechenpforte, der Südwestecke der Befestigungsanlage. Dort begann die Südmauer, deren Verlauf bis zur Kirche St. Maria im Kapitol durch die linksseitige Uferhöhe des Duffesbaches (der heute unterirdisch, unter den Straßen Rotgerber-, Blau- und Mühlenbach dahinfließt) festgelegt war. Im östlichen Drittel der Südmauer lag die Hohe Pforte, das Tor, durch das die Hohe Straße in die Hauptstraße nach Bonn überging. An der Ostseite der Mauer wurde auf den Bau von Türmen verzichtet - sie verlief von St. Maria im Kapitol an Klein St. Martin vorbei zum Chor des Domes. Durch die Marktpforte (am Marsplatz) gelangte man unmittelbar zum Hafen, an einem Rheinarm gelegen, der eine vorgelagerte Insel umschloß.

Die Colonia Claudia Ära Agrippinensium

Wer sich auf einer der Fernstraßen, die sternförmig auf die Stadt zuliefen, der CCAA näherte, erblickte bereits weit vor den Mauern reges Leben. Rechts und links der Straßen befanden sich Landsitze vornehmer Römer, Gutshöfe mit Stallungen und Scheunen, wie man sie etwa in den Jahren 1925 bis 1927 in Müngersdorf ausgegraben hat. Kern des Müngersdor-fer Gutshofes war das Herrenhaus, um das sich zahlreiche kleinere Bauten gruppierten, ein Wohnhaus für das Gesinde, ein Trockenspeicher, Scheunen und Schuppen, ein Getreidespeicher und mehrere Ställe für das Vieh. Guter Boden, reichlich Wasser, ein städtisches Zentrum in der Nähe - das waren beste Voraussetzungen für einen gutgehenden landwirtschaftlichen Betrieb. Je näher man der Stadt kam, um so häufiger wurden die Grabdenkmäler entlang der Straße - die Römer pflegten ihre Toten außerhalb ihrer Siedlungen zu bestatten. Ein sehr schönes Grabmal steht heute im Römisch-Germanischen Museum - es ist das Grabmal des Poblicius, das 1964/67 am Chlodwigplatz (an der Straße nach Bonn) gefunden wurde.

Durch eines der neun Tore betrat man die Stadt, deren Straßennetz rechtwinklig angeordnet war - außer der Hohe Straße liegen heute noch Schildergasse, Brückenstraße, Glockengasse, Breite Straße im Zuge römischer Straßen. Die Straßen waren mit Säulenbasalten gepflastert - wie in der »Hafenstraße« (einer Ausstellungsfläche neben dem Römisch-Germanischen Museum) noch heute ersichtlich ist. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebten etwa schätzungsweise 15.000 Menschen in der Stadt und weitere 5.000 in den Siedlungsund Gewerbegebieten außerhalb der Stadtmauern. Schon kurze Zeit nach der Erhebung zur »Colonie« entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Groß- und Fernhandelsplatz mit zahllosen Lagerhäusern, Umschlagplätzen und Verkaufs stellen. Was nicht in Köln - so wollen wir die CCAA fortan nennen - und Umgebung produziert wurde, importierte man zum größten Teil aus Italien. Von dort und aus Südgallien kamen etwa Wein und Öl, Ton- und Silbergeschirr; für modebewußte ProvinzialrÖmer wurden Seidenstoffe aus dem Orient importiert, Liebhaber kulinarischer Genüsse ließen sich exotische Gewürze aus allen Teilen der damals bekannten Welt herbeischaffen. Die Kölner Kaufleute profitierten natürlich vom gut ausgebauten Straßennetz, das vom Militär angelegt wurde; so führten wichtige Verbindungswege nach Mogontiacum (Mainz), Augusta Treverorum (Trier) oder Lugdunum (Lyon). Der wichtigste Handelsweg blieb indessen der Rhein. Mit zunehmender Romanisierung wuchs die wirtschaftliche Kraft des Kölner Raumes - seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurde ein reger Handel mit Produkten rheinischer Manufakturen betrieben, die im gesamten römischen Reich, aber auch bei den Germanenstämmen jenseits des Rheins äußerst geschätzt wurden; vor allem in Köln hergestellte Keramiken und Gläser stellten begehrte Ausfuhrartikel dar. Durch britannische Tonwarcnhändler gelangte Keramik aus Köln auch auf die britischen Inseln, wo man rheinische Produktionsmethoden nachzuahmen suchte. Die tonverarbeitende Industrie, neben der Glasindustrie die dominierende Handwerksbranche in Köln, bezog ihren Rohstoff aus Lagerstellen, die sich nur wenige Kilometer westlich der Stadt befanden. Die Töpfereien lagen - wegen der Brandgefahr - zumeist am Rande der Wohngebiete oder vor der Stadtmauer. Um sich vor Nachahmern zu schützen, wurden die Produkte »signiert«, was als Gütezeichen galt. So finden sich auf der Rückseite einer Darstellung dreier Muttergottheiten die Worte: »CCAA ipse Fabri-cius fecit« (frei übersetzt: dies hat Fabricius in Köln mit eigener Hand hergestellt).

Die Handwerker, wie etwa ein Töpfer, dessen Name ebenfalls überliefert ist, Servandus, lebten in großen Wohnblöcken für mehrere Mietsparteien, sogenannten »insulae« (Inseln), die in das rechtwinklige Straßennetz eingepaßt waren - die reich gewordenen Kaufleute wohnten dagegen in prunkvollen Villen, die mit kunstvollen Wandbildern und Bodenmosaiken ausgestattet waren, wie etwa jenes Peristylhaus im Nordosten, dessen Grundmauern im Jahre 1941 freigelegt wurden - dabei stieß man auf das berühmte Dionysos-Mosaik, eines der schönsten (erhaltenen) Mosaike nördlich der Alpen. (Über diesem Mosaik wurde zwischen 1967 und 1974 das Römisch-Germanische Museum erbaut.) Wohlhabende Kölner wie die »kleinen Leute« vergnügten sich indessen gemeinsam in ihrer Freizeit - etwa in den Thermen im Süden der Stadt, auf der Rennbahn, im Theater oder in der Arena, wo die so beliebten Gladiatorenkämpfe veranstaltet wurden. Die römischen Kölner kannten keine Sonntage und kein Wochenende, sie wurden allerdings mit einer Vielzahl politischer wie religiöser Feiertage entschädigt.

Mit der Erhebung zur »Colonie« wurden in Köln zahlreiche öffentliche Gebäude und Kultstätten errichtet ~ das Hauptheiligtum war nun der Tempel der capitolinischen Trias an der Stelle der heutigen Kirche St. Maria im Kapitol. Das dreischif-fige Kultgebäude zu Ehren Jupiters, seiner Gemahlin Juno und der Tochter Minerva ist dem Kapitolstempel in Rom nachempfunden; der fast 6.500 Quadratmeter umfassende Tempelbezirk lag im Südosten der Stadt. Der Marstempel, in dem das Schwert Casars aufbewahrt worden sein soll, wird etwa an der Stelle des neuen Wallraf-Richartz-Museums neben dem Gürzenich vermutet.
Die Versorgung mit frischem Trinkwasser erfolgte zuerst durch den Hürther Kanal, der Wasser aus dem Vorgebirge in die Stadt führte. Als dieses Wasser für die wachsende Bevölkerung nicht mehr ausreichte, wurde - schon im 1. Jahrhundert n. Chr. - mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen, die im Urftquellgebiet bei Nettersheim (Eifel) ihren Ausgangspunkt nahm. Von hier floß das Eifelwasser in einem insgesamt 95,4 Kilometer langen, kunstvoll gemauerten Rohrwerk zum Vorgebirge und an dessen Rand entlang nach Hermülheim, wo es in den Hürther Kanal einmündete. Eine Kombination von Aquädukten, Kanalgängen sowie Entschlammungsanlagen sorgte dafür, daß - bei einem Gefalle von 370 Metern - täglich 24.000 Kubikmeter reinsten Quellwassers in die Stadt gelangten; durch unterirdische Holz- und Bleirohre wurde das Wasser zu den Verbrauchern weitergeleitet. Reststücke des technischen Meisterwerkes sind heute noch an zahlreichen Stellen in der Eifel und im Stadtgebiet zu bewundern, etwa an der Ber-renrather Straße. Mit der Wasserleitung wurde auch ein leistungsfähiges Kanalsystem geschaffen - Einfallschächte nahmen die Abwässer auf und sammelten sie in mindestens zehn, unterschiedlich groß angelegten unterirdischen Kanälen, die in den Rhein mündeten.

Hauptstadt der Provinz Niedergermanien und Residenz der »gallischen« Kaiser

In der Regierungszeit des Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.) wurde der von Köln aus geleitete Militärbezirk des »niedergermanischen« Heeres zur Provinz »Germania inferior« erhoben. Die Grenzen der neuen Provinz waren im Osten der Rhein und im Nordwesten das Rheindelta, im Süden bildete der Vinxt-bach die Grenze zu Obergermanien. Hauptstadt der »Germania inferior« wurde Köln. Die Provinz war durch Kastelle und Festungen, vor allem am Rhein, gesichert, die wichtigsten waren Nimwegen, Xanten, Neuss und Bonn. Der Hauptstützpunkt der römischen Rheinflotte lag drei Kilometer südlich von Köln, im Militärlager auf der Alteburg (Bayenthal). In Niedergermanien, vielleicht in Köln, erhielt Marcus Ulpius Traianus, Adoptivsohn des römischen Kaisers Nerva, imjahre 98 n. Chr. die Nachricht vom Tode seines Vaters - noch in der Provinz trat Trajan die Herrschaft an, die als die Blütezeit des römischen Reiches gerühmt wird. Niedergermanien wurde in jener Zeit von äußerst fähigen Statthaltern regiert; so gelang es etwa dem Statthalter Titus Vestricius Spurinna (um das Jahr 97 n. Chr.), die von der Ems kommenden germanischen Brukte-rer ohne größere Kämpfe zu befrieden. Es begann eine ungewöhnlich lange Phase des Friedens am Rhein - mehr als 150 Jahre wird Köln in keiner schriftlichen Quelle erwähnt. In dieser Zeit nahm die Stadt einen ungeheuren Aufschwung in wirtschaftlicher und baulicher Hinsicht. Dafür gibt es vor allem archäologische Zeugnisse - 1953 stieß man bei Ausschachtungsarbeiten unter dem »Spanischen Bau« des Rathauses auf einen weitläufigen Gebäudekomplex, der als das Praetorium (Sitz des Statthalters) gedeutet wird. Das Gebäude, wahrscheinlich schon im 1. Jahrhundert begonnen, wurde des öfteren umgebaut und erweitert; so erfolgte zwischen 182 und 184 n. Chr. -in Rom regierte damals Kaiser Commodus - ein fast vollständiger Umbau, für den zunächst der Statthalter Didius Julianus verantwortlich zeichnete. Vielleicht deutet auch ein schon 1630 gefundener Weihestein auf diese grundlegende Baumaßnahme: »Den erhaltenden Gottheiten! Quintus Tarquitius Catulus, Legat des Kaisers, durch dessen Bemühungen das Praetorium, das eingestürzt war, in neuer Gestalt hergestellt worden ist«, lautet die Inschrift; möglicherweise war Catulus, der sonst nirgendwo erwähnt ist, der Nachfolger des Julianus. Kernbau des Praetoriums, das zwischen Hafenmauerund dem »cardo maximus«, der Hohe Straße, lag, war ein langgestreckter Trakt mit Kult- und Verwaltungsräumen und den Privatquartieren des Statthalters. Das stattliche Oktogon, das bei der Ausgrabung das größte Aufsehen erregte, wurde erst im 4. Jahrhundert gebaut.
Im Praetorium residierten vermutlich auch jene Gegenkaiser, die von 259/60 bis 274 das »Gallische Sonderreich« regierten. In diesen Jahren erlebte Köln eine erneute Glanzzeit - als Hauptstadt eines Reiches, das Gallien, Britannien und zeitweise Spanien umfaßte. 259/60 war der Militärbefehlshaber Marcus Cassianius Latinius Postumus von den Grenztruppen am Rhein zum Kaiser ausgerufen worden; Postumus, von Kaiser Gallienus mit der Verteidigung der Rheingrenze beauftragt, hatte sich nach einem Streit mit dem Kaisersohn Saloni-nus auf die Seite seiner Legionäre gestellt, die die Herausgabe von Kriegsbeute verweigerten. Mit seinen Truppen belagerte und eroberte Postumus Köln, wo sich Saloninus in der Obhut von kaisertreuen Offizieren aufhielt - Saloninus wurde hingerichtet, der zum Kaiser proklamierte Postumus machte Köln zu seiner Residenzstadt, die Legionen in Spanien und Britannien schlössen sich dem Aufstand an.

Von Köln aus leitete Postumus den Abwehrkampf gegen die germanischen Stämme, die fortan immer wieder versuchten, die Rheingrenze zu überschreiten; hier setzte er nach römischem Vorbild einen Senat ein, im Kölner Münzamt wurden Goldmünzen mit seinem Portrait geschlagen, zum Schutzgott seines Reiches erhob Postumus den Herkules. Ein großangelegter Versuch des Gallienus, das »Sonderreich« wieder unter die Herrschaft der Zentralgewalt zu stellen, scheiterte im Jahre 265. Drei Jahre später wurde Postumus von seinen eigenen Soldaten ermordet - seine Nachfolger Laelianus, Marius und Victorinus verspielten schnell das Ansehen des Reiches, das Postumus durch Talent und Tüchtigkeit erworben hatte. Im Jahre 274 besiegte Kaiser Aurelian, der vorher schon die Alemannen bezwungen und das Palmyrenische Sonderreich beseitigt hatte, den letzten »gallischen« Kaiser Te-tricus und stellte damit die Reichseinheit wieder her; nach seinem Triumphzug in Rom erhielt Aurelian den Ehrentitel »re-stitutor orbis« (Wiedererrichter des Erdkreises) - im folgenden Jahr wurde auch er ermordet.


Römische Götter, einheimische und importierte Kulte und der Einzug des Christentums

Neben den offiziellen Staatsgottheiten wurden auch im römischen Köln zahlreiche Götter verehrt. Zu den Grundsätzen römischer Religionspolitik gehörte die Toleranz gegenüber den Göttern und Kulten anderer Länder und unterworfener Völker. Die Übernahme fremder Götter war ein maßgeblicher Faktor von Befriedungs- und Romanisierungsmaßnahmen, die dazu beitrugen, die Provinzen an Rom zu binden; viele Kulte wurden unverändert übernommen oder ihre Träger römischen Göttern gleichgestellt. Auf diese Weise gesellten sich im Laufe der Jahrhunderte den altrömischen Gottheiten Jupiter, Juno, Mars, Merkur und Minerva (um nur einige zu nennen) Götter und Kulte hinzu, die vor allem von Legionären oder Händlern aus allen Teilen der römischen Welt an den Rhein gebracht wurden.
Da gab es etwa den syrischen Kriegsgott Baal von Doliche, der mit Jupiter gleichgesetzt und als »Jupiter Dolichenus« verehrt wurde; schon im 2. Jahrhundert n. Chr. hatte man ihm auch in Köln eine Kultstätte errichtet, die im Jahre 211 erneuert wurde - darüber informiert eine im Stadtzentrum gefundene Tempelinschrift.

Eine der »populärsten« Göttinnen war die aus Ägypten stammende Isis, die Schutzgöttin der Liebe und Ehe, die auch als Muttergöttin, Himmelskönigin und Gottesmutter verehrt wurde. In der Nähe der Gereonskirche scheint sich ein Isis-Heiligtum befunden haben; dort fand man 1950 eine Weiheinschrift für Isis. Eine sitzende Figur der »unbesiegten Isis« war bereits 1882 in der Nordwand der Ursulakirche entdeckt worden. Viele Weihesteine in der Stadt waren den »Matrones« gewidmet, drei einheimischen Muttergottheiten, die unter verschiedenen keltischen Beinamen stets gemeinsam dargestellt und verehrt wurden. Im Römisch-Germanischen Museum ist etwa der »Altar der axsinginehischen Matronen« ausgestellt, der die drei nebeneinander sitzenden Göttinnen in typischer Haltung zeigt. Die Inschrift auf dem Weihestein enthält die üblichen Verehrungs- und Dankessprüche, meist abgekürzt in der Formel VSLM.
Auch eine jüdische Gemeinde ist im römischen Köln nachweisbar. Die Juden, die nach der Zerstörung jerusalems durch Kaiser Titus (70 n. Chr.) und nach dem Scheitern des BarKoch-ba-Aufstandes (135 n. Chr.) über Okzident und Orient verstreut wurden, genossen seit der »lex Antoniniana« alle Freiheiten des römischen Bürgerrechtes - und so war es nur konsequent, daß Kaiser Konstantin im Jahre 321 den Kölner Stadtrat ermächtigte, auch Juden in seine Reihen aufzunehmen. Die Kölner Judengemeinde kann aufgrund dieser Verfügung den Anspruch erheben, eine der ältesten auf deutschem Boden zu sein.

Unter den orientalischen Mysterienkulten, die in der Spätantike Eingang ins römische Reich fanden, gilt der Mithraskult als bedeutendster; er war hier im Westen besonders unter den Legionären und Gladiatoren verbreitet. Mithras, der jugendliche persische Gott, der das Licht verkörperte und die Finsternis besiegte, wurde in mindestens drei Kultstätten, sogenannten Mithräen, verehrt, in der Richmodstraße, am Kattenbug und an der Dom-Südseite. Es wird vermutet, daß in allen drei Kulträumen ein Relief, das Mithras beim sühnenden Stieropfer zeigt, als Hauptkultbild aufgestellt war. In größter Rivalität zum Mithras-Kult entwickelte sich das Christentum am Rhein - es wird vermutet, daß sich bereits am Beginn des dritten Jahrhunderts eine Christengemeinde in Köln bildete; die ersten Zeugnisse für ihre Existenz stammen indessen aus dem 4. Jahrhundert: Unter der Regierung des Kaisers Konstantin nahm der Kölner Bischof Maternus im Oktober des Jahres 313 - noch kein Jahr nach dem Erlaß des Toleranzediktes von Mailand - an einer Synode in Rom teil; er gehörte einem Schiedsgericht an, das auf Geheiß des Kaisers über einen Glaubensstreit in Karthago entscheiden sollte. Maternus ist der erste namentlich bekannte Kölner Bischof; 314 wurde er zudem als Teilnehmer einer gallischen Synode in Ar-les erwähnt. Der nächste uns bekannte Bischof ist Euphrates -auch er trat, im Jahre 343, bei Problemen der Reichskirche auf.

im Rahmen des schwelenden Streites zwischen Arianern und Athanasianem. Als Gesandter der Synode von Serdica reiste er zum Kaiser nach Antiochia, wo sich die östlichen Bischöfe versammelt hatten. Drei Jahre später wurde Euphrates (einer nicht gesicherten Überlieferung zufolge) wegen Häresie abgesetzt - kurz daraufsei er an inneren Schmerzen gestorben, seinen Leichnam habe man bei Neuss in den Rhein geworfen. Der erste Bischof, dessen Wirken Spuren in Köln hinterließ, ist Severinus, ein Zeitgenosse des hl. Martin von Tours. Als Seve-rinus an einem Sonntag - so der Geschichtsschreiber Gregor von Tours (um 540 - 594) - mit seinen Klerikern die heiligen Stätten besuchte, »da hörte er in der Stunde, da der heilige Martinus starb, in der Höhe einen Chor singen«. Er deutete die Erscheinung so, daß der Bischof Martin aus der Welt geschieden sei und Engel ihn in den Himmel holten. Nach der Legende soll sich Severin auf dem »Martinsfeld« aufgehalten haben - der Todestag des hl, Martin von Tours ist dagegen einigermaßen historisch gesichert, der 11. November 397, so daß Severin, der als Kämpfer gegen den Arianismus geschildert wird, um die Wende zum 5. Jahrhundert als Bischof von Köln amtiert haben muß. Von Severin ist nur der Todestag überliefert, der 23. Oktober (ohne Jahresangabe!), zwei Kilometer südlich der Römermauer, an Stelle des späteren Stifts St. Severin, wurde er beigesetzt.

Das erste schriftliche Zeugnis eines Kirchengebäudes stammt aus dem Jahre 355. Damals schlugen loyale römische Truppen die Erhebung des Silvanus, des Befehlshabers der Infanterie (»magister peditum«) nieder. Silvanus, ein in römischen Diensten stehender Franke, wird auf der Flucht zu einem christlichen Versammlungsraum (»conventiculum ritus chri-stiani«) erschlagen. Ob es sich dabei um die Kölner Bischofskirche handelte, ist unklar - und so ist man bei der Frage nach dem Standort dieser Kirche (die man heute als den »ältesten Dom« bezeichnet) auf Mutmaßungen angewiesen. Im Mittelalter glaubten die Kölner, daß die Cäcilienkirche bis zum Bau des karolingischen Domes die Hauptkirche der Stadt gewesen sei. Rätsel gibt aber auch die Kapelle St. Viktor auf, die vor der römischen Stadtmauer an der späteren Marzellenstraße lag. Im Mittelalter wird sie im Volksmund »zum aide Dum« genannt, was vielleicht auf die erste Bischofskirche hindeutet. Wahrscheinlicher aber ist, daß die Bischofskirche bereits im Verlauf des 4. Jahrhunderts in der Nähe des römischen Nordtores (an der Stelle des Domes) errichtet wurde. Die ursprüngliche Anlage der Kirche mit einer Tauflcapelle und einem langgestrecktem Atrium, das sich an die eigentliche Kirche anschloß, wurde - nach Meinung der Archäologen -bereits im 5. Jahrhundert verändert.
Schon vorher gab es außerhalb der Stadtmauern christliche Kirchen und Kapellen. Einer Legende zufolge soll Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, über den Gräbern des hl. Gereon und der Märtyrer der thebäischen Legion eine Kirche gebaut haben - der Baubeginn der Kirche, der späteren Gereonskirche, wird heute auf nach 345 datiert, Helena starb indessen bereits im Jahre 336. Ebenfalls in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts entstand inmitten eines Gräberfeldes an der nördlichen Rheinstraße eine kleine Kirche - sie war dem Gedenken einiger christlicher Mädchen gewidmet, die um das Jahr 300 im Zuge der letzten Christenverfolgungen den Tod gefunden hatten; der Name Ursula als Anführerin der Jungfrauen kommt erst seit dem 10. Jahrhundert vor. Vor dem Südtor der Stadtmauer wurde um die Mitte des 4. Jahrhunderts eine Friedhofskapelle errichtet, inmitten eines Gräberfeldes, das sich zu beiden Seiten der Straße nach Bonn ausdehnte. Erst im 8. Jahrhundert wird dieses - inzwischen mehrfach erweiterte - Gotteshaus als Severinskirche bezeichnet, doch ist nicht auszuschließen, daß der Bischof persönlich den Bau der Kapelle veranlaßt hat.

Das Ende der Römerherrschaft in Köln

Seit dem Ende des 3. Jahrhunderts stehen die Römer auch am Rhein in ständigem Abwehrkampf gegen die andrängenden Germanen. Schon im Jahre 274 wird Köln erstmals durch germanische Scharen verwüstet, zahlreiche Häuser und Wohnungen werden zerstört. Zur Stärkung der Grenztruppen führt Kaiser Diokletian 297 eine Verwaltungs- und Provinzreform durch - Köln und sein Umland gehörten fortan zur Provinz »Germania secunda«. Zum Schutz der bedrohten Rheingrenze errichtet dann Kaiser Konstantin auf der rechten Flußseite das Kastell Deutz (»Divitia«) - und zum ersten Mal werden das Kölner und das Deutzer Ufer durch eine feste Brücke verbunden : Etwa in der Höhe von Groß St. Martin (zwischen der heutigen Hohenzollern- und der Deutzer Brücke) ließ der Kaiser etwa 310 n. Chr. eine aus Holz gefugte Brücke anlegen, die von steinernen Strompfeilern und in das Flußbett gerammten Pfahlrosten getragen wurde. Der rechtsrheinische Brückenkopf, errichtet von Soldaten der XXII- Legion, den »Diviten-ses«, war von einer 3,30 Meter starken Mauer (Seitenlänge: 150 Meter) und insgesamt 14 Türmen umgeben, die drei Landseiten waren zudem durch Wall und Graben gesichert. Schätzungsweise 900 Legionäre konnten in den Mannschaftsunterkünften untergebracht werden.

Bedroht wurde die Rheingrenze vor allem von den Franken, einem Stammesverband, der im 3. Jahrhundert erstmals erwähnt wird. Die an Nieder- und Mittelrhein siedelnden fränkischen Teilstämme - der Name »Franken« bedeutet soviel wie die »Freien« oder die »Kühnen« - sind aus dem Zusammenschluß zahlreicher kleinerer Stämme entstanden, darunter der Bataver, Brukterer, Chattuarierer, Tungrer und Sugambrer. Im November/Dezember des Jahres 355 nutzten fränkische Verbände Auseinandersetzungen unter den Römern zu einem ihrer vielen Beutezüge über den Rhein - Auslöser des Vorstoßes war der Tod des schon erwähnten Heermeisters Silvanus, eines in römischen Diensten stehenden Franken. Der hatte die Rheingrenze erfolgreich gegen seine Stammesbrüder verteidigt und sich dann zum Kaiser ausrufen lassen; loyale römische Truppen schlugen diese Erhebung nieder. Fränkische Verbände belagerten und eroberten daraufhin Köln - wieder einmal wurde die Stadt geplündert und teilweise zerstört. Der romische Feldherr Julianus (der spätere Kaiser mit Beinamen »Apostata«) eroberte Köln im folgenden Jahr zurück und setzte vor allem die Befestigungen wieder instand. Mit Beginn des 5. Jahrhunderts bricht das Ende der römischen Herrschaft in Gallien an - als gotische Scharen das Kernland des Imperiums, Italien, bedrohen, zieht der weströmische Heermeister Stilicho im Jahre 402 einen Großteil der Grenz-tnippen vom Rhein ab. Die kritische Lage in Italien nutzen germanische Stämme, die sich dem Druck der westwärts drängenden Hunnen entziehen, um sich den Weg ins römische Reich zu erkämpfen: In der Neujahrsnacht des Jahres 407 überschreiten die vereinigten Stämme der Vandalen, Alanen und Sueben den Rhein und setzen sich für einige Zeit in den gallischen Provinzen fest. »Ganz Gallien raucht wie ein riesiger
Scheiterhaufen«, schrieb ein römischer Beobachter. Mainz, Worms und Reims werden von den Germanen eingenommen und zerstört -erst in denjahren 408 und 409 zieht die Hauptmasse der verbündeten Stämme in Richtung Spanien ab. Köln hat diesen Germanensturm relativ unbeschadet überstanden -um das Jahr 420 ist die Stadt indessen nur noch ein mühsam gehaltener Vorposten am Rhein.

Dem Heermeister Aetius gelingt es zwischen 435 und 446 noch einmal, die Rheingrenze wiederherzustellen; mit Unterstützung hunnischer Hilfstruppen beseitigt er 437 das Reich der Burgunder am Mittelrhein, wenig später zwingt er jene fränkischen Verbände, die sich im Kölner Umland niedergelassen haben, zum Abzug. Aetius, genannt der »letzte Römer«, besiegt schließlich gar die Hunnen unter ihrem König Attila auf den Katalaunischen Feldern im Herzen Galliens. Bei ihrem Vormarsch (oder Rückzug?) könnten die Hunnen auch Köln gestreift haben - möglicherweise liegt in den Ereignissen des Jahres 451 die historische Grundlage für das Entstehen der Ursula-Legende. Mit der Ermordung des Aetius im Jahre 455 bricht die römische Abwehrlinie am Rhein zusammen - schon ein Jahr später greifen ripuarische Franken Köln an; die Stadt wird vom römischen Feldherrn Aegidius verteidigt. Als die an Zahl weit überlegenen Franken die Oberhand gewinnen und - so Gregor von Tours - »viele Anhänger des Aegidius töten«, muß der Befehlshaber die Flucht antreten. Köln, die einstige Ubiersiedlung und Provinzhauptstadt, wird nun zum Vorort eines fränkischen Gaues.







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