Seen, Moore, Heide, Dünen, Marsch und Geest -abwechslungsreicher als die Flussniederung der Wümme vor den Toren Bremens ist kaum eine Landschaft im Hinterland der Nordsee.
Flaches Land mit Höhepunkten: moderne Kunst und uralte Hüqelqräber
Rotenburg (Wümme)
Im Wappen der geschäftigen Kreisstadt ist die oft umkämpfte Burg noch zu sehen, aus dem Stadtbild ist sie jedoch verschwunden. An ihrer Stelle steht heute ein altehrwürdiges Niedersachsen-Bauernhaus, das aus einem Dorf hierher versetzt wurde und nun das städtische Heimatmuseum beherbergt. Gezeigt werden Stücke aus dem Alltag früherer Generationen. Sehenswertes Fachwerk gibt es auch in den Straßen der Altstadt, etwa das Rudolf-Schäfer-Haus in der Fußgängerzone. Besondere Akzente setzen die neugotische Stadtkirche von 1860 und die moderne, fast futuristische Architektur des Rathauses, Moderne Kunst ist auch sonst auf den Straßen und Plätzen der Stadt mit zahlreichen beachtenswerten Plastiken allgegenwärtig.
Bullenseen
Die beiden Moorseen, der als Badesee el besuchte Große Bullensee und der ursprünglichere, von tückischem Schwingrasen gesäumte Kleine Bullensee, sind wesentlich tiefer, als dies für Seen in der Geest normalerweise üblich ist. Der größere See ist bis über 11 m tief; die Badelustigen spüren es am kalten Wasser, das gelegentlich mit Strömungen aus der Tiefe an die Oberfläche steigt. Warum die Bullenseen so ungewöhnlich tief sind, bleibt bis heute ein Rätsel. Möglicherweise stellen sie Überbleibsel eiszeitlicher Seen dar, die unter dem Gletschereis ausgewaschen wurden.
Ein schmaler Waldstreifen trennt die Bullenseen vom NSG Großes Moor, einem der letzten noch weitgehend naturnahen Hochmoore Niedersachsens. In dem kaum zugänglichen Moorgebiet brüten verschiedene bedrohte Vogelarten wie die Wiesenweihe oder der Große Brachvogel.
Kirchwabede
Wahrzeichen des beschaulichen Geestdorfes ist die dem hl. Bartholomäus geweihte Kirche. Der romanische, mindestens 800 Jahre alte Feldsteinbau beherrscht mit seinem mehrfach gestuften Dach und dem hohen pyramidenförmigen Turmhelm die Silhouette. Im Innern birgt das Gotteshaus ansehnliches rustikalbarockes Inventar aus der zweiten Hälfte des 17. Jh., darunter eine geschnitzte Kanzel.
In einer Ecke des Kirchhofs sind große Findlinge zu einem stilvollen Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege angeordnet. Vor fast 300 000 Jahren wurden die Granit- und Gneisblöcke von den Gletschern der Drenthe-Eiszeit, die das gesamte Gebiet der Wümme-Niederung formten, aus Skandinaen nach Norddeutschland verfrachtet.
Weiter geht die Fahrt über Westerwalsede nach Eversen, wo man von der Dorfstraße in die Straße "Zum Sandberg abbiegt und später dem Wegweiser "Wolfsgrund folgt.
Wolfsgrund
Bei Spaziergängen durch die erikafarbene Landschaft des Heidegebiets sind Einheimische im Spätsommer fast unter sich, da man es außerhalb der Ahauser Geest kaum kennt. Auch wenn die Heideflächen deutlich kleiner sind als diejenigen der Lüneburger Heide, ist die Pflanzenwelt hier elfältiger. Neben der auf trockenem Sand wachsenden Besenheide gedeihen in den feuchten Mulden auch Glockenheide und Wollgräser sowie dichte Eichen- und Buchenwälder am Everser Bach.
Ahausen, das nächste Dorf, besitzt eine bemerkenswerte klassizistische Kirche (1848) mit ungewöhnlich großen Fenstern und eleganten Emporen. Der verschieferte Glockenturm stammt von einem älteren Gotteshaus aus dem 17. Jh., auch die Kanzel wurde von dort übernommen.
Voßberge
Seinen Namen hat das Dünengelände vom Voß, dem Fuchs, der ohne große Mühe seine Wohnhöhle in den lockeren Sand graben kann. Vielleicht kommt der Name "Fuchsberge aber auch von den eisenhaltigen, fuchsroten Bodenschichten, die an den Böschungen häu zutage treten. Der Wind hat die bis zu 7 m hohen Sandberge am Nordufer der Wümme schon vor elen tausend Jahren gegen Ende der jüngsten Eiszeit aufgeweht. Dort, wo die Pflanzendecke lückenhaft ist, sind die Dünen bis heute in Bewegung. Eine Übersichtskarte in der Ortsmitte von Evering-hausen zeigt den Weg zu dem interessanten Gebiet. Am besten sichtbar sind die Dünen von dem Weg, der am Südrand entlangführt.
Am Fuß der Voßberge spaltet sich die Wümme in zahlreiche miteinander verbundene Flussarme, die so genannten Sträks. Die insgesamt mehr als 80 Arme entstehen durch den Stau der Flutwelle, die von der Unterweser her in die Niederung eindringt.
Oberneuland
Auf einer Karte ist die mäßige Anlage des Marschendorfs mit ihrem regelmäßigen Muster der Straßen und Kanäle noch klar zu erkennen. Das Land wurde Anfang des 12. Jh. von holländischen Einwanderern besiedelt. Heute erinnert eine nostalgische Windmühle an die ländliche Vergangenheit dieses Bremer Stadtteils; Bauernhäuser sind jedoch nur noch vereinzelt zu finden. Sie mussten prachtvollen Villen weichen, die sich wohlhabende Bremer Bürger seit dem Ende des 18. Jh. als standesgemäße Sommerresidenzen errichten ließen.
Borgfeld
In dem NSG Borgfelder Wümmewiesen bei dem kleinen Ort ist die Landschaft der Wümme-Niederung noch so erhalten, wie sie vor 100 Jahren auf den Bildern der Worpsweder Künstlerkolonie dargestellt wurde. Die in Deutschland einzigartige Wiesenlandschaft mit ihrer reichen Flora und Fauna kann man auf dem Weg, der von Borgfeld zum Landgasthof Hexenberg führt, erkunden. Ungefähr 200 Vogelarten sind in der im Winter öfters überschwemmten Niederung zeitweise zu Gast oder brüten hier, darunter Singschwäne und Schnatterenten, Kanadagänse und die durch ihre Turnierbalzkämpfe bekannten Kampfläufer.
Lilienthal
Ihren Namen verdankt die Kleinstadt, die fast schon als ein Vorort Bremens angesehen werden kann, der Gründung eines Zisterzienser-Nonnenklosters im Jahr 1232. Dieses Kloster wurde nach der weißen Lilie, dem Symbol der Jungfrau Maria, benannt. Erhalten ist von diesem Kloster nur noch die ehem. Klosterkirche, ein stattlicher Backsteinbau mit einem schönen Chorgiebel und einigen bemerkenswerten Stücken der ursprünglichen Ausstattung. Im Chor sind Wandmalereien des frühen 15. Jh. zu sehen.
Hinter Lilienthal beginnt das Gebiet der Moorkolonien, die vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jh. unter Leitung des Moorkommissars Jürgen Christian Findorff angelegt wurden. Mit ihren schnurgeraden Hauptstraßen, die oft kilometerweit neben Kanälen verlaufen, gehören diese am Reißbrett geten Siedlungen zu den interessantesten Dorfformen Deutschlands.
Fischerhude
Das ehem. Bauern- und Fischerdorf, das auf einem Dünenrücken inmitten der Wümme-Niederung liegt, wurde zu Beginn des 20. Jh. nach der Übersiedlung einiger Künstler aus dem benachbarten Worpswede als Künstlerkolonie zum Begriff. Otto Modersohn wird dort mit einem Museum geehrt. Daneben stehen jedoch - anders als in Worpswede - die bis heute von Bauern bewohnten Höfe. Außerdem erinnern eine romantische Wassermühle und das Heimathaus an die lange Geschichte.
Die schmucke Backsteinkirche (1789) in Grasberg beweist, dass der Moorkommissar Findorff, der Dutzende von Dörfern entwarf, großes Talent als Architekt besaß.
Tarmstedt
In dem Dorf fallen die beiden historischen Speicher aus dem Jahr 1754 links der Durchgangsstraße kaum auf. Die Gebäude, die wie Miniaturausgaben von Fachwerkhäusern wirken, sind jedoch Kleinode der Fachwerkarchitektur mit ihren winzigen weißen Fenstern, dem nach allen Regeln der Handwerkskunst gezimmerten braunen Gebälk und den bunten Ziegelmustern in den Gefachen.
Zeven
Zwei Türme beherrschen die Silhouette der lebhaften Kleinstadt in der Zevener Geest: der moderne Rathausturm und der von einer eigenwilligen Haube gekrönte Turm der ehem. Klosterkirche St. Viti. Die barocke Haube setzte man dem Turm im 18. Jh. auf, die ansonsten in nahezu unveränderter Form erhaltene Kirche entstand schon um 1150. Außer der Klosterkirche besitzt Zeven nur wenige ältere Gebäude. Eines davon ist das Mitte des 17. Jh. erbaute Christinenhaus, das nach der schwedischen Königin Christine benannt ist, der das Kloster Zeven nach dem Dreißigjährigen Krieg zugesprochen wurde. Das bezaubernde Fachwerkhaus dient heute als städtische Galerie. Besonders sehenswert ist der kleine, mit modernen Skulpturen gestaltete Park hinter dem Haus.
Scheeßel
Im Kern des uralten Dorfs an der Wümme steht der Meyerhof, ein sehenswertes Freilichtmuseum. Zusammen mit dem Heimathausgelände an der Zevener Straße ergibt sich ein Ensemble aus über zehn Fachwerkgebäuden, vom Backhaus bis zur Flechtscheune. Besonders interessant sind die Sammlung von Volkstrachten aus dem 18. und 19. Jh. sowie Norddeutschlands älteste Blaudruckerei. Hinter der schlichten Fassade der St.-Lukas-Kirche verbirgt sich eine prachtvolle, unverfälscht erhaltene Barockausstattung. Jede Gemeinde an der Wümme feiert ihr traditionelles Heimatfest. Höhepunkt im Kalender ist jedoch das Tanz- und Trachtenfest, das alljährlich am dritten Wochenende im Juli in Scheeßel veranstaltet wird.
Info
Anfahrt
Nach Rotenburg (Wümme) auf der A 1 Bremen-Hamburg bis zur Abfahrt Stuckenborstet, weiter auf der B 71; oder über die A 7 Hannover-Hamburg bis zum Dreieck Walsrode, dort auf die A 27 bis zur Abfahrt Verden-Nord und weiter über die B 215
Auskunft
Touristikverband Landkreis
Rotenburg (Wümme)
Am Markt 4
27404 Zeven
Tel: 04281/950666 Fax 04281/950667
www.tourow.de
Restaurant-Cafe-Biergarten Landgasthof Hexenberg
Am Hexenberg 1 28357 Bremen
T. 0421/270311
Das beliebte Ausflugslokal steht bei Borgfeld auf einer inselartigen Anhöhe inmitten der Wümme-Niederung. Serert werden regionale Spezialitäten wie Knipp, eine Buchweizengrützwurst, oder Beutelwurst.
Hotel-Garni Am Pferdemarkt
Am Pferdemarkt 3
27356 Rotenburg (Wümme)
Tel: 04261/94070
Fax 04261/940755
Das traditionsreiche Haus liegt inmitten der historischen Altstadt.