Künstler-Avantgarde und Bauernschaft, am Reißbrett gete Moorkolonien und alte gewachsene Geestdörfer - el Gegensätzliches trifft in der Wesermarsch aufeinander.
Moderne Kunst in alter Moorlandschaft
Osterhoiz-Scharmbeck
Die gemeinsame Geschichte der beiden Gemeinden begann erst in den 1920er-Jahren, doch da waren Osterholz und Scharmbeck schon mindestens 1000 Jahre alt. Aus ihrer langen Geschichte sind in der geschäftigen Kreisstadt am Rand des Teufelsmoors eine Reihe sehenswerter Bauwerke erhalten geblieben, darunter die St.-Willehad-Kirche im Ortsteil Scharmbeck, die noch den romanischen Turm aus Feldsteinen besitzt. Die ehem. Klosterkirche St. Marien (1197) in Osterholz birgt ein wertvolles spätgotisches Triumphkreuz. Im 16. Jh. wurde im eleganten Stil der Weserrenaissance das Herrenhaus des Ritterguts Sandbeck errichtet, das heute als Kulturzentrum dient.
Rade
Vom Deich des kleinen Wesermarschendorfs hat man einen guten Blick auf das Naturschutzgebiet am alten Arm der Weser. Seit vor gut 100 Jahren die Unterweser als Wasserstraße ausgebaut wurde, ist der rechte Nebenarm stillgelegt und verlandet allmählich. Während auf dem Hauptfahrwasser reger Schiffsverkehr herrscht, kann man auf dem alten Arm Enten, Möwen, Taucher, Bekassinen und Uferschnepfen beobachten.
Die Fahrt geht weiter im Zickzackkurs durch das fruchtbare Marschenland Osterstade. Die scharfen Kurven verraten, dass die Straße einer mittelalterlichen Deichlinie folgt.
Sandstedt
Weithin sichtbar ist der Turm der Dorfkirche, der besonders durch seinen gedrehten Helm auffällt. Im Kirchenschiff sind Wandmalereien aus dem 15. Jh. erhalten. Besonders auffällig aber sind die reich verzierten Grabsteine auf dem umliegenden Kirchhof, die vom Reichtum einstiger Marschbauern zeugen. Gleich hinter dem Badestrand, an dem auch die Fähre ablegt, steht ein historischer Leuchtturm.
Hagen (im Bremischen)
Mit einer schmucken Windmühle kündigt sich der uralte Gerichtsort im Herzen der Wesermünder Geest an. Hier wurde bis ins 19. Jh. hinein unter der Gesetzeseiche Recht gesprochen. Der Vorgänger der heutigen Burg (16. Jh.) wurde von den Bremer Fürstbischöfen als Wasserburg errichtet. In der Kapelle sind spätgotische Malereien mit floralen und ürlichen Ornamenten erhalten.
Beverstedt
Die aus Bronze gegossenen Biberuren am Ortsrand und der Biberbrunnen verraten, woher der ge-schichtsträchtige Flecken am Flüsschen Lune seinen Namen hat. Die ungewöhnlich große klassizistische Backsteinkirche, übrigens die einzige der Region mit zwei Türmen, belegt seine einstige Bedeutung als Mittelpunkt der Beverstedter Börde mit ihrer reizvollen Geest- und Moorlandschaft. Im Malerwinkel Hollen wird mit Ausstellungen die Tradition der ehem. Worps-weder Künstlerkolonie bis heute gepflegt. Neben der Mühle befindet sich ein kleines Moormuseum mit dem Torfkahn Jan vom Moor.
Findorf
Die Moorkolonie trägt den Namen von Jürgen Christian Findorff, dem Moorkommissar, der in der zweiten Hälfte des 18. Jh. die damalige Moorwildnis beiderseits der Hamme in eine am Reißbrett gete Kulturlandschaft verwandelte. Ein Jahrhundertwerk. Schnurgerade Kanäle werden gesäumt von Birken und Kiefern, die sich mit ihren Kronen über sie beugen. Rechts und links der Kanäle befindet sich, leicht erhöht, ein Fahrweg. Daneben liegen die alten Torfstiche, in denen der Hochmoortorf bis zum sandigen Untergrund als Brenntorf abgetragen wurde. Dann kommen, auf höherem Gelände, die reetgedeckten Höfe und Katen der Moorbauern.
Die erste Feldfrucht, die von den Siedlern auf dem sauren, nährstoffarmen Moorboden angebaut wurde, war der Buchweizen. Wirtschaftlich spielt der Buchweizenanbau heute zwar keine Rolle mehr, doch auf den Speisekarten kann man ihm noch begegnen: im Knipp, einer gebratenen Buchweizengrützwurst.
Teufelsmoor
Der Name des einst größten geschlossenen Moorgebiets Niedersachsens bedeutet wohl so el wie "taubes Moor, und das ist - wie das taube Gestein der Bergleute - etwas Wertloses. Deshalb wurde in früheren Jahrhunderten versucht, durch Trockenlegung landwirtschaftlich nutzbares Land zu erhalten. Doch was damals als große menschliche Leistung gerühmt wurde, ist heute aus ökologischer Sicht umstritten. Für die Vogelwelt sind die Feuchtwiesen und letzten erhaltenen Moorflächen ohnehin paradiesisch. Vor allem Kiebitze, Feldlerchen und Rohrammern brüten in der feuchten Niederung südlich der Ortschaft Teufelsmoor noch in größerer Zahl. Und wenn die Wiesen im Winterhalbjahr überschwemmt werden, finden sich neben Zwergschwänen und Stockenten auch zahlreiche andere Wasservögel ein. Gut erkunden lässt sich das im NSG Breites Wasser südlich der Ortschaft Teufelsmoor. Auf dem Dammweg, der rund 500 m hinter der Brücke über das Flüsschen Beek von der Straße Pennigbüttel-Teufelsmoor nach rechts in die Hamme-Wiesen abzweigt, kann man diese ursprüngliche Landschaft bis zum Ausflugslokal Neu Helgoland bei Worpswede durchwandern (knapp 4 km).
Worpswede
Von der stillen Schönheit des Ortes, die gegen Ende des 19. Jh. Maler, Bildhauer und Literaten in das unbekannte Bauerndorf am Rand des Teufelsmoors lockte, ist kaum noch etwas zu spüren. Heute wandeln vor allem Touristen auf den Spuren der ehem. Künstlerkolonie. Im Wohn- und Atelierhaus Heinrich Vogelers (1872-l942) finden ebenso regelmäßig Kunstausstellungen statt wie in der von Bernhard Hoetger (1874-l949) errichteten Großen Kunstschau. Ausgestellt sind hier Werke der Worpsweder Meister von Fritz Mackensen bis Paula Modersohn-Becker. Hoetger gestaltete auch das bekannte Cafe Worpswede.
Worpswede schmiegt sich an den 51m hohen Weyerberg, der wie eine Insel inmitten der weiten Niederung liegt. Vor allem die Aussicht vom so genannten Fernblick hält, was der Name verspricht.
Info
Anfahrt
Nach OsterhoU-Scharm-beek über die A 27 Bre-men-Cuxhaven bis zur Abfahrt Bremen-Burglesum, dann auf der B 74 in nördliche Richtung
Auskunft
Worpsweder Touristik GmbH Bergstr. 13 27726 Worpswede T. 04792/950121 Fax 04792/950123 www. Worpswede, de
Hotel Zum Biber
Logestr. 8 27616 Beverstedt
T. 04747/256
Fox 04747/949540
Das geschichtsträchtige Haus liegt in der Ortsmitte.
Hotel-Restaurant Tietjens Hätte
An der Hamme 1 27711 Osterhoiz-Scharmbeck T. 04791/92200 Fax 04791/922036 In einem urigen Niedersachsenhaus werden herzhafte Spezialitäten nach alten heimischen Rezepten serert.