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Weser und Werra - Von der Quelle bis zur Mündung

Weser und Werra - Von der Quelle bis zur Mündung

Nicht eine Quelle, sondern der Zusammenfluss von Fulda und Werra in Hann. Münden (amtliche Abkürzung für Hannoversch Münden) markiert den Beginn des 477 Kilometer langen Flusslaufs der Weser. Bis zum "Weserstein, der diesen ungewöhnlichen Auftakt bis heute markiert, hat die in der Rhön entspringende Fulda eine Strecke von 180 Kilometern zurückgelegt, die Werra stattliche 293 Kilometer. Die Werra entspringt aus zwei Quellflüssen (der Nassen und der Trockenen Werra) am Südwesthang des Thüringer Waldes. Der erste größere Ort auf ihrem Weg ist Hildburghausen, die einstige Residenzstadt des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen. Das Residenz-schioss wurde Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört; nur der Schlosspark erinnert noch daran. Das 1721 gegründete heutige Stadttheater ist eines der ältesten freistehenden
und durchgängig bespielten in ganz Deutschland.
Folgt man dem Lauf der Werra gelangt man schon bald in die chste Residenzstadt: Meiningen. Auch hier gibt es ein altes Theater (1831 gegründet), und anders als in Hildburghausen hat sich auch das Residenz-schloss der Linie Sachsen-Meiningen erhalten: Die Ende des 17. Jahrhunderts erbaute Elisabethenburg liegt direkt an der Werra; heute beherbergt sie die Meininger Museen. Einen schönen Blick auf den Fluss hat man einige Kilometer weiter nördlich von der Burgruine Maienluft bei Wasungen (mit schönen Fachwerkbauten in der Altstadt). Die Werra durchfließt hier eine idyllische Hügellandschaft, umgeben von den Ausläufern des Thüringer Waldes und der Rhön. Mittelpunkt von Bad Salzungen sind seine Kuranlagen mit dem um 1900 erbauten Gradierwerk, in dem man Architektur und Heilkraft der Sole gleichermaßen genießen kann. Die Werra schlängelt sich in der Folge entlang der Landesgrenze zwischen Thüringen und Hessen; in Eschwege bietet der Werratal-see beste Wassersportmöglichkeiten: Zwei Kilometer lang und bis zu 600 Meter breit ist das zwischen der Hessischen Schweiz und den Eschweger Leuchtbergen eingebettete Gewässer. Nur wenige Kilometer weiter thront auf thüringischer Seite die 1070 erstmals erwähnte Burg Hanstein, die schönste und größte Burgruine des Werratals, von der aus man bei guter Fernsicht sogar bis zum Gipfel des Brocken im Harz blicken kann.




Im niedersächsischen Hann. Münden, das Alexander von Humboldt als eine der sieben schönst-gelegenen Städte der Welt bezeichnet haben soll, vereint sich die Werra mit der Fulda - und wird zur Weser. Wer die Besichtigung aber auf den Weserstein und die waldreiche Umgebung beschränkt, verpasst eine der größten Fachwerkstädte Deutschlands: über 700 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten sind inmitten der alten Befestigungsmauern erhalten. Die Alte Werrabrücke ist eine der ältesten Steinbrücken Deutschlands; sie stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Bursfelde mit seiner romanischen Doppelkirche ist noch ein Ortsteil von Hann. Münden.
Hohe Steilhänge und waldreiche Höhenzüge prägen das Weserbergland. Von Hann. Münden bis Porta Westfalica fließt die Weser kurvenreich durch diese nach ihr benannte Mittelgebirgslandschaft. Einer der historisch interessantesten Orte in diesem Flussabschnitt ist Bad Karlshafen. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes, das den französischen Protestanten (Hugenotten) Glaubensfreiheit zugesichert hatte, fanden diese Aufnahme in einigen protestantischen Nachbarländern. Der hessische Landgraf Karl gründete 1699 eine eigene Stadt für sie: eben Bad Karlshafen an der Einmündung der Diemel in die Weser. Mitten im barocken Stadtkern liegt das Hugenotten-Museum, das die Geschichte der Glaubensflüchtlinge erzählt.
Fürstenberg mit seiner Porzellanmanufaktur und Höxter mit seiner sehenswerten Altstadt sind die nächsten Stationen der Weser. Unweit von Höxter liegt das Kloster Corvey. Das 822 von Ludwig dem Frommen gegründete Benediktinerkloster zählte zu den mächtigsten Abteien des Alten Reichs. 1802 wurde es aufgehoben und nach einigen Besitzerwechseln von dem fürstlichen Haus Ratibor und Corvey übernommen, dem es bis heute gehört. Die Abteikirche ist zwar im Inneren barock umgestaltet, doch stammt das Westwerk noch aus karolingischer Zeit.
Eine der bekanntesten Weserstädte ist Hameln. Das liegt natürlich auch am berühmten "Rattenfänger, doch ebenso an der historischen Altstadt mit ihren zahlreichen Bauten der Weserrenaissance und der nahen Hämelschenburg, die als Musterbau dieses Stils gilt. Auch die Innenräume atmen noch ganz den Geist eines Ritterguts der Renaissance.

Ihren gebirgigen Ursprung verlässt die Weser an der Porta Westfalica, der westfälischen Pforte zwischen Weser- und Wiehengebirge, um ihren Weg fortan im norddeutschen Tiefland mit seinen ausgedehnten Wiesen und Ackern fortzusetzen. Nur wenige Kilometer nach Porta Westfalica, bei Minden, überquert der Mittellandkanal auf einer Brücke die Weser - ein Wasserstraßenkreuz im wahrsten Sinne des Wortes. Von 1648 an gehörte Minden als wichtige Garnisons- und rwaltungsstadt zu Preußen, das Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen erinnert an diese lange historische rbindung, die erst mit der Auflösung Preußens 1947 beendet worden ist. Das bedeutendste Bauwerk der Stadt ist der Dom aus dem 11. bis 13. Jahrhundert mit seinem mächtigen Westwerk. Von der Weser umschlugen ist die kleine Ortschaft Schlüsselburg mit ihren Fachwerkhäusern aus dem 17./18. Jahrhundert. In Gernheim, einem weiteren Stadtteil von Petershagen liegt direkt an der Weser eine historische Glashütte.
Am Schnittpunkt alter Handelsstraßen liegt Nienburg/Weser mit seiner sorgfältig und mit großem Aufwand sanierten Altstadt. Wer sich näher mit der Stadtgeschichte befassen möchte, hat dazu an den verschiedenen Standorten des Museums Nienburg Gelegenheit. Dazu gehört auch das Niedersächsische Spargelmuseum in einem umgebauten Bauernhaus. Nienburg gehörte einst den Grafen von Hoya, deren gleichnamige Residenzstadt gut 20 Kilometer nördlich liegt. Zwischen Hoya und Bremen mündet die Aller in die Weser - und bringt dabei ordentlich Wasser mit.
Bremen bietet seinen Besuchern noch vielfältige Spuren aus seiner Zeit als Hansestadt, allen voran natürlich den Marktplatz mit dem Renaissance-Rathaus und dem gotischen Dom mit seiner Doppelturmfassade. Beredtes Zeichen städtischer Freiheit ist der über fünf Meter hohe "Roland. Alte Handwerker- und Fischerhäuser gibt es im Schnoorviertel zu entdecken. Sehr viel jüngeren Datums ist dagegen die Böttchergasse, die der Kaufmann Ludwig Roselius zwischen 1922 und 1931 von dem expressionistischen Bildhauer und Architekten Bernhard Hoetger als Gesamtkunstwerk neu anlegen ließ. Das Überseemuseum verfügt über eine der größten Völker- und naturkundlichen Sammlungen Europas.
Bremerhaven, wo die Weser in die Nordsee mündet, ist eine vergleichsweise junge, erst 1827 gegründete Stadt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Bremerhaven weitgehend zerstört, sodass sich nur wenige historische Bauten erhalten haben. Wettgemacht wird dieser rlust durch höchst sehenswerte Museen wie das Deutsche Schifffahrtsmuseum, den Museumshafen oder das Deutsche Auswandererhaus. Geprägt wird die Stadt bis heute von den ausgedehnten Hafenanlagen. Der Überseehafen hat eine Fläche von 7,8 Millionen Quadratmetern.


Nach dem Dreißigjährigen Krieg erholten sich die Städte an der Weser nur langsam. Münden fand am ehesten zum wirtschaftlichen Erfolg vergangener Zeiten zurück und erreichte, dass Nürnberg, Augsburg und Frankfurt ihre für Bremen und die Küste bestimmten Waren hier verfrachteten. Das restriktive Stapelrecht Mündens und das alleinige Recht der Mündener Schiffer, Waren die Fulda hinauf bis Kassel zu bringen, führte allerdings ständig zu Konflikten. Landgraf Karl von Hessen legte 1699 an der Diemel-Mündung noch auf hessischem Gebiet einen eigenen Weserhafen mit hochwassersicheren Liegeplätzen und Packhaus an- das später nach ihm benannte Karlshafen- und ermöglichte auf diese Weise eine Umgehung Mündens.
Im 18. Jahrhundert war die Weser noch immer eine wichtige Femverkehrsachse, da der Transport auf dem Wasser wesentlich billiger als auf Pferdefuhrwerken über Land war. Die meisten Schiffe verkehrten mit ihrer jeweiligen Ladung zwischen Münden und Bremen und berühren somit den gesamten Fluss.
Als Reaktion auf Klagen der Kaufmannschaft über zu lange Wartezeiten bei der rschiffung von Waren richtete Minden 1720 das "Bordschiff ein, einen ersten regelmäßigen Liniendienst auf der Weser, der zwischen Minden und Bremen verkehrte, zunächst alle 14, später alle acht Tage. Eine nicht alltägliche "Fracht waren Soldaten aus Hessen, die von ihrem Landesherrn zwischen 1776 und 1783 an den englischen König "vermietet worden waren, um im Krieg gegen die aufständischen Amerikaner zu kämpfen.
Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch recht vielseitige Palette der auf der Weser verschifften Waren, reduzierte sich mit dem Aufkommen der Eisenbahn ab etwa der Jahrhundertmitte auf die Beförderung von Massengütern wie Kohle, Baustoffe, Getreide und industrielle Halbfertigprodukte. Der Ausbau des Straßennetzes nach dem Zweiten Weltkrieg setzte diese Entwicklung fort. Heute ist der Güterverkehr auf der Oberweser nur noch minimal, auf der Werra und Fulda gibt es überhaupt keine Frachtschifffahrt mehr. Auch auf der Mittelweser ging die Menge der transportierten Güter zurück. Durch den Anschluss an den Mittellandkanal (1915) bildet der Flussabschnitt jedoch eine nicht unwichtige Transitstrecke für die Güterströme von der Küste ins Ruhrgebiet. Mittelweserabwärts machen Kies und Sand, die in Kiesgruben nördlich von Nienburg gewonnen werden, fast zwei Drittel des Güterumschlags aus. Die Unter- und Außenweser konnten ihre seit dem Mittelalter erworbene Bedeutung als rkehrsweg dagegen erhalten. Nach Außen- und Unterelbe ist dieser Flussabschnitt mit jährlich über 25 000 Seeschiffen in beiden Fahrtrichtungen die zweitwichtigste deutsche Großschifffahrtsstraße.

Mit Einbaum, Plankenboot und Kogge unterwegs

Vorgeschichtliche Einbäume aus Weser, Werra und Fulda sind bisher nicht bekannt. Die ältesten datierbaren Funde dieser Art gehören in das Frühmittelalter. Die meisten der aus der Weser geborgenen Einbäume sind keine Boote im eigentlichen Sinn, sondern Schwimmkörper von spätmittelalterlichen Fähren und markieren häufig alte Weserübergänge. Aus der Unterweser wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein Rinderknochen gebaggert, auf dem die germanische Ritzzeichnung eines römischen Segelschiffs mit großem Hauptsegel und kleinerem vorderen Zusatzsegel (Artemon) zu sehen ist. Die in das 5. Jahrhundert datierte Darstellung wird als Nachweis für die regelmäßige Anwesenheit entsprechend gebauter Schiffe an der Weser gewertet.

Einen guten Eindruck vom Aussehen der Flussschiffe, mit denen die Friesen in karolingischer Zeit auf der Weser unterwegs waren, vermittelt ein 1989 in der Bremer Altstadt in einem versandeten Weserarm entdecktes und weitgehend erhaltenes Plankenboot.

Das flachbodige Lastschiff mit breit-rampenartigen Bootsenden hatte ursprünglich eine Länge von 16 bis 20 Metern und eine Breite von 2,5 bis 3 Metern. Es konnte in die Zeit um 800 datiert werden. Darüber hinaus wurden die Wrackteile einer Kogge des ^.Jahrhunderts und anderer seegehender Schiffe sowie der Bug eines Flussschiffs aus der Zeit um 1489 in Bremen gefunden. Am bekanntesten ist die nahezu komplette Hansekogge von 1380, die bereits 1962 bei der Abbaggerung eines Uferstreifens zur Verbreiterung der Unterweser in Bremen entdeckt wurde. Dieses über 23 Meter lange Frachtschiff mit einem Tiefgang von mehr als zwei Metern konnte die Weser oberhalb Bremens allerdings nicht mehr befahren. Einen sicheren Hinweis auf eine mittelalterliche Binnenschifffahrt mit Besegelung gibt jedoch der Fund zweier eiserner Windfahnenstangen, die jeweils auf die Spitze eines Mastes gesteckt wurden. Eine der Stangen aus Dreye an der Mittelweser trug eine hölzerne Rolandsfigur (Höhe 25,9 cm), die den seltenen Fund in das 15. Jahrhundert datiert.

Pferde ziehen "Böcke

Im 18. Jahrhundert war der einzige gebräuchliche Lastkahntyp der sogenannte "Bock. Ein Wörterbuch von 1720 nennt den Bock ein "langes, schmales und plattes Fahrzeug. Er besaß einen stumpfen, rechteckigen Bug und ein ebenso geformtes Heck. Die Bordwände standen annähernd senkrecht. Der Mast befand sich im vorderen Drittel des Lastkahns und konnte umgelegt werden. Er diente weniger zum Setzen eines Segels, als vielmehr zur Befestigung einer Zugleine. Flussabwärts ließen die Schiffer die Lastkähne mit der Strömung treiben, aufwärts wurden sie von Menschen oder Pferden getreidelt, das heißt von Uferwegen (Leinpfaden) aus an einem langen Seil (Linie) gezogen. Bei günstigem Wind nahm man zusätzlich das Segel zu Hilfe. 1999 konnten aus der Weser bei Rohrsen (Landkreis Nienburg) zwei Lastkähne geborgen werden. Die um 1750/60 gebauten Kähne waren mit etwa 51 Tonnen Obernkirchener Sandstein beladen und auf der Talfahrt offenbar aufgrund eines Steuerfehlers gesunken.
Die Dampfschifffahrt begann auf der Weser im frühen 19. Jahrhundert. Den Anfang machte am 20. Mai 1817 der in Vegesack gebaute Raddampfer "Weser mit einer Passagierfahrt zwischen Bremen und Brake an der Unterweser. Die Maschine, mit der er angetrieben wurde, stammte aus Birmingham. Der "Herzog von Cambridge fuhr im März 1819 als erstes Dampfschiff von Bremen die Weser hinauf nach Münden. Dampfer für Schleppdienste kamen erstmals 1846 auf der Unterweser und 1854 auf der Oberweser zum Einsatz. Bis 1870 setzte sich der Dampfschleppzug überall auf der Weser durch. Gleichzeitig entwickelten sich auch die Schleppkähne weiter, Stahlschiffe traten an die Stelle hölzerner Fahrzeuge.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Raddampferschlepper von leistungsstarken Schraubenschleppern mit Dieselmotor abgelöst. Mit der Einführung schneller selbstfahrender Motorgüterschiffe nach 1950 verschwand Anfang der 1970er Jahre schließlich die gesamte Schleppschifffahrt auf der Weser. Binnenschiffe wie das in den 1960er Jahren entwickelte "Europaschiff (1350 Tonnen Ladefähigkeit) und noch größere Großgüterschiffe (2000 Tonnen Ladefähigkeit) sind heute der Maßstab, wenn über den Ausbau der Wasserstraße nachgedacht wird.

Der Fluss als Verkehrsweg

Seit jeher ist die Schifffahrt auf Weser, Werra und Fulda durch ungünstige Fahrwasserverhältnisse belastet. Das Einzugsgebiet der Flüsse ist im Vergleich zu Rhein und Elbe klein, sodass die Wasserführung entsprechend geringer ausfällt und starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt. Außerdem führten Auelehm- und Sandablagerungen, die durch Umwandlung der Auwälder in Grünland und Ackerflächen sowie durch umfangreiche Waldrodungen seit spätestens dem Hochmittelalter hervorgerufen wurden, auf der Weser zu Beeinträchtigungen der Schifffahrt. Hinzu kamen Stromschnellen auf der Oberweser, wandernde Sand- und Kiesbänke, Uferabbrüche und mitten im Fluss liegende Felsbarrieren an der Mittelweser. Es gab daher im Lauf der Jahrhunderte immer wieder Anstrengungen, einzelne Flussabschnitte von derartigen Hindernissen zu befreien und durch verschiedene weitere Maßnahmen besser schiffbar zu machen.
Die offenbar erste echte Stromregulierung der Oberweser wurde im Jahr 1556 bei Hameln durchgeführt. Zur Minderung der Hochwassergefahr dämmte man drei auf die Stadt zulaufende Wasserarme ab und leitete sie in das bis heute vorhandene Flussbett um. Auch die erste Schleuse des gesamten Weserlaufs entstand in Hameln. Sie wurde zwischen 1732 und 1734 als Ersatz für eine unter dem Namen "Hamelner Loch gefürchtete Schiffsrutsche (Fiehre) errichtet, die bis dahin die einzige Durchlassstelle im mittelalterlichen Stauwehr des Flusses darstellte.

Durch die 1823 verabschiedete Weserschiff-fahrtsakte wurden die Uferstaaten erstmals zu einer konsequenten Regulierung des Flussbetts verpflichtet. Die Pflegemaßnahmen des Flusses beschränkten sich jedoch bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich auf das abschnittsweise Auspflügen der Fahrrinne. Mit der Annexion Hannovers und Kurhessens durch Preußen 1866 änderte sich die Situation. Bereits 1871 erhielt Hameln eine neue, größere Schleuse. Das 1879 in einer Denkschrift vorgelegte Ziel, das Fahrwasser der Weser zwischen Münden und Karlshafen auf 80 Zentimeter, zwischen Karlshafen und Minden auf einen Meter und zwischen Minden und Bremen auf 1,25 Meter Mindesttiefe zu bringen, war 1893 mithilfe der ersten Dampfbagger weitestgehend verwirklicht. Zwischen 1893 und 1896 wurde zur Umgehung der Latferder Klippen oberhalb von Hameln ein neues Flussbett von 450 Metern Länge angelegt, wodurch die Gefahr für die Schifffahrt endlich beseitigt war.
Wenige Jahre später ergaben sich völlig neue Herausforderungen. Um den lange geplanten Mittellandkanal (Baubeginn 1905) ohne Schaden für die Flussschifffahrt mit Weserwasser speisen zu können, war der Bau von Talsperren im oberen Quellgebiet der Weser notwendig. 1904 bis 1914 entstand deshalb die Edertalsperre, 1910 bis 1925 die Diemeltalsperre. Doch nach der teilweisen Fertigstellung des Mittellandkanals und seines Anschlusses an die Weser bei Minden (1915) zeigte sich, dass die Abgabe von Zuschusswasser aus den Talsperren für eine zuverlässige Schifffahrt auf der Weser nicht ausreichte. Auch die zwischen 1906 und 1911 als Endpunkt der Unterweserkorrektion errichtete Staustufe Bremen-Hemelingen und die zwischen 1907 und 1914 zur Bewässerung von Flächen links der Weser gebaute Stufe Dörverden brachten in dieser Hinsicht keinen wesentlichen Fortschritt. In den 1920er Jahren entschied man sich daher für die Kanalisierung der Mittelweser. Die Arbeiten begannen 1934, wurden allerdings kriegsbedingt 1942 wieder eingestellt. Nach Wiederaufnahme im Jahr 1952 konnte die Mittelweser-Kanalisierung 1960 fertig gestellt werden. Das Ergebnis waren fünf neue Staustufen auf der etwa 160 Kilometer langen Strecke zwischen Minden und Bremen, bei denen durch Schleusenkanäle Weserschleifen abgeschnitten wurden. Dadurch verkürzte sich der Schifffahrtsweg um rund 22,5 Kilometer.

Bis ins Spätmittelalter genügte die Unterweser den Anforderungen der Schifffahrt. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts ließen Versandung und Verwilderung es jedoch nicht mehr zu, dass große Seeschiffe den Bremer Hafen anliefen.

Die Schiffe mussten weit unterhalb Bremens bei Brake oder Elsfleth auf oldenburgischem Gebiet geleichtert werden, von wo die Waren auf Kähnen in die Stadt gebracht wurden. Auch der Bau eines Winter- und Schutzhafens bei Vegesack (1619-1622)-der erste künstliche Seehafen Deutschlands - und die Gründung Bremerhavens (1827-1830) mit einem sicheren Hafen für die Seeschiffe machten den Weitertransport der Güter auf kleinen Schiffen nicht einfacher. Nachdem man jahrelang Verhandlungen mit Preußen und Oldenburg geführt hatte, gelang es zwischen 1883 und 1895, die von dem Bremer Oberbaudirektor Ludwig Francius (1832-1903) ausgearbeitete "Korrektion der Unterweser umzusetzen. Nach der Abdämmung von Nebenarmen, dem Bau von Leitdämmen und Buhnen sowie der Vertiefung des Fahrwassers konnten Seeschiffe mit einem Tiefgang von fünf Metern unter Ausnutzung der Tide den neuen Freihafen in Bremen erreichen. Je größer die Frachtschiffe in der Folge wurden, desto tiefer wurden Unter- und Außenweser ausgebaut. Seit 1998 können Schiffe mit elf Metern Tiefgang Bremen und mit 13,4 Metern Tiefgang Bremerhaven erreichen.

Hochwassermarken und verschwundene Dörfer

Hochwasser haben zu allen Zeiten das Schicksal der Menschen im Einzugsgebiet der Weser mitbestimmt. Außerordentliche Fluten wurden mit Hochwassermarken an Kirchen, Häusern und Brücken gekennzeichnet und blieben so im Bewusstsein der Flussanlieger. Auch die Geschichtsschreibung registrierte derartige Ereignisse.

So ist überliefert, dass Karl der Große im Jahr 784 seinen Plan, in "die nördlichen Teile Sachsens vorzudringen, aufgeben musste, weil die Weser Hochwasser führte. Das größte Hochwasser, das jemals an der Weser vermerkt worden ist, ereignete sich im Sommer des Jahres 1342. Städte wie Münden, Bodenwerder, Hameln und Minden wurden davon schwer in Mitleidenschaft gezogen. Fruchtbarer Boden spülte in gewaltigen Mengen von den durch Abholzung ungeschützten Berghängen, viele Ackerflächen mussten aufgegeben werden, Hungersnöte waren die Folge. Das Dorf Stavern bei Nienburg fiel den Fluten völlig zum Opfer; 1491 wurde es letztmals erwähnt. Wesernahe Ortschaften waren jedoch auch von Flussbettverlagerungen bedroht. Das Dorf Buchholz (Kreis Minden-Lüb-becke) verlor auf diese Weise im Lauf der Zeit so viele seiner Häuser, dass die ursprünglich im Zentrum gebaute Kirche aus dem späten O.Jahrhundert heute am östlichen Ortsrand in nur geringer Entfernung vom Westufer der Weser liegt.

Tourismus - Mit dem Dampfer durch das Wesertal

Solange noch keine regelmäßigen Schiffsverbindungen auf der Weser bestanden und man auf eines der Lastschiffe warten musste, die einem zwischen Steinblöcken oder Getreidesäcken schließlich einen Platz für die Fahrt boten, war es vor allem für eilige Reisende vorteilhafter, den Landweg zu wählen. Mit dem Beginn der Dampfschifffahrt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Reisen auf der Weser jedoch auch für Ausflügler attraktiv.

Auf der Unterweser konnte man von Bremen an den Schiffsbauplätzen in Vegesack vorbei nach Bremerhaven fahren und dort die großen Seeschiffe besichtigen, auf denen die Auswanderernach Amerika fuhren. Auf der Ober- und Mittelweser verkehrten seit 1843 regelmäßig Dampfschiffe zwischen Münden und Hameln bzw. Hameln und Bremen-der Optimismus im Hinblick auf die Entwicklung der Passagierdampfschifffahrt war entsprechend groß. Den eigentlichen Schritt zu einem modernen Wesertourismus machte jedoch erst der Besitzer der Hamelner Getreidemühlen, Friedrich Wilhelm Meyer (1840-1927). Er ersteigerte 1883 den Personendampfer "Fürst Bismarck und nahm mit der von ihm gegründeten "Ober-weser-Dampfschifffahrts-Gesellschaft den Linienverkehr zwischen Hameln und Münden auf. 1900 kam der erheblich größere "Kaiser Wilhelm dazu. Meyers Ziel war, "das landschaftlich hervorragend schöne, im weiteren Deutschland jedoch wenig bekannte Oberwesergebiet dem Fremdenverkehr zu erschließen. Auf seine Initiative hin erfolgte 1902 in Hameln die Gründung des "Wesergebirgs-vereins. Meyer ergänzte seine auch in Braunschweig, Hamburg oder Dortmund erhältlichen Fahrpläne mit illustrierten Reisebeschreibungen und warb mit großformatigen Fahrplanplakaten, auf denen schnittig wirkende "Salon-Dampfer vor einer romantischen Weserberglandkulisse den Fluss befuhren. 1912 nutzten über 150000 Fahrgäste das Angebot von mittlerweile sechs Dampfern. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges nahm dieser Aufschwung ein vorläufiges Ende.

Neue Passagierrekorde wurden in den 1920er und 1930er Jahren erreicht, der Oberweserraum war nun als Urlaubsgebiet in die Reiseprogramme integriert. Zum erneuten Stillstand kam es während des Zweiten Weltkriegs, zwei Dampfer der Gesellschaft wurden 1942 eingezogen und auf der Weichsel eingesetzt. Doch bereits 1947 wurden wieder fast eine Million Passagiere befördert. Etliche Ausflugsschiffe - darunter seit einiger Zeit wieder ein echter Raddampfer- sind heute während der Sommerzeit auf der Weser unterwegs und prägen das Bild des Flusses.

Die Weser im Bild - mehr gestochen als gemalt

Die kulturelle Blütezeit an der Weser war die Renaissance. Durch die enormen Erlöse aus dem Getreideexport und als Söldnerführer in den Feldzügen Kaiser Karls V. und anderer reich geworden, schufen sich der Weseradel und - von diesem angeregt - die städtische Oberschicht zwischen etwa 1520 und 1620 links und rechts der Weser eine Fülle repräsentativer Neu- und Umbauten. Für diese Architektur prägte die Kunstwissenschaft Anfang des 20. Jahrhunderts den bis heute gebräuchlichen Stilbegriff der "Weserrenaissance. Mittlerweile bezieht sich der Begriff nicht nur auf Schlösser, Rathäuser und Patrizierhäuser, die in charakteristischer Weise mit Bossenquadern, Fächerrosetten, Welschen Giebeln (Halbkreisgiebel mit Kugelbesatz), erkerartigen Ausluchten, Be-schlagwerk, Streifenputz etc. gegliedert und ornamentiert sind, sondern auch auf andere Bereiche der bildenden Kunst und des Kunstgewerbes im Weserraum des 16. und frühen 17. Jahrhunderts.
Der Weserstrom selbst war zu dieser Zeit jedoch für die ausschließlich überregional orientierte Hofkunst an den einheimischen Fürstenhöfen kein Thema. Dennoch findet sich der von Kähnen oder Flößen befahrene Fluss gemeinsam mit einer recht naturgetreuen Darstellung der Stadt Minden als Hintergrund auf dem bekannten Porträt des Mindener Superintendenten Hermann Huddaeus (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Gemäldegalerie), das der aus Münster in Westfalen stammende Maler Ludger tom Ring d. J. 1568 anfertigte. Ein realistisches Bild der Weser, ihrer Städte und Ortschaften wurde breiteren Kreisen erstmals in der Mitte des 17. Jahrhunderts anhand der feinen Kupferstichdrucke in den von Matthäus Merian herausgegebenen Topographien vermittelt. Die Landschaftsmalerei der Romantik hat die Weser im Gegensatz zur Elbe oder zum Rhein allerdings kaum beachtet. Nur im Motivkanon der Druckgrafik spielte der Fluss eine gewisse Rolle.

Vor allem der Bückeburger Hofmaler und Zeichenlehrer Anton Wilhelm Strack (1758-1829) hat mit seinen in Kupfer gestochenen und handkolorierten Veduten ein genaues Bild der Weserlandschaft hinterlassen. Zu den häufigsten Abnehmern seiner Drucke zählten die Gäste der umliegenden Badeorte (Bad Eilsen, Bad Nenndorf etc.) und Weserreisende, die auf diese Weise eine authentische Erinnerungsstütze mit nach Hause nehmen konnten. In der zweiten Hälfte des ^.Jahrhunderts fanden verschiedene Vertreter der Freilichtmalerei den Weg von den Kunstakademien in Karlsruhe, Düsseldorf und Weimar an die Weser, darunter Franz Hoffmann-Fallersleben (1855 - 1927), Sohn des Dichters des Deutschlandlieds, der als häufiger Gast in Corvey einen umfangreichen Fundus an nach der Natur gemalten Werken aus dem Weserbergland hinterließ.
Bemerkenswert ist eine Reihe von Weserimpressionen, die Künstler aus Bremen in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg schufen. Willy Menz (1890-1969) entwarf in seinem um 1910 entstandenen nächtlichen Blick auf die Alte Kaiser-briicke in Bremen bizarre Lichtreflektionen auf der Wasseroberfläche. In Carl Jörres' (1872-1947) Bremer Vulkanwerft von 1910 sind filigran erscheinende Eisenarchitektur und Flusslandschaft zu harmonischer Einheit verschmolzen. Über Toni Elster (1861 -1948), die mit Bildern wie Kutter im Bremer Hafen (um 1920) in reduzierter Farbigkeit das winterliche Treiben auf der Weser thematisierte, schrieb der Dichter und Gründer des Insel-Verlages Rudolf Alexander Schröder: "Worpswede in allen Ehren; aber unseren Winter und unser eigentliches Wasser, das heißt die Weser und ihre Ufer und Häfen hat noch niemand so gemalt wie Toni Elster. Ernst Müller-Scheeßel (1863-1936) ließ sich von den Werken des deutschen Impressionismus anregen und tauchte die sommerliche Badeszene seiner Weserpartie in Bremen aus dem Jahr 1921 in mediterranes Licht.
Eine Ausnahmeerscheinung war der seit 1920 in Holzminden lebende und als Finanzbeamter arbeitende Künstler Rudolf Jahns (1896-1983). Von Kandinsky und Schwitters beeinflusst und Mitglied der Künstlergruppe "die abstrakten hanno-ver, schuf Jahns mit einfachen Farbigen Flächen Weserbilder von konstruktivistischer Abstraktheit, darunter das aus Dreiecksformen komponierte Brückenbild von 1923 und die in abgestufte blaue, grüne und graue Farbfelder zerlegte Weserland-schaft von 1928.

"Leider von mir ist gar nichts zu sagen ...

In den literarischen Beschreibungen der Neuzeit schien die Weser zunächst überhaupt nicht besonders überschwänglich gewürdigt zu werden. Im Gegenteil. Ließ Friedrich Schiller 1797 die Weser in seinen Xenien doch bekümmert sprechen: "Leider von mir ist gar nichts zu sagen; auch zu dem kleinsten Epigramme, bedenkt, geb ich der Muse nicht Stoff. Und als es Jeremias Gotthelf 1821 aus den Schweizer Alpen an die Porta West-falica bei Minden verschlug, bemerkte er enttäuscht: "Wir hatten gehofft, die Weser im kühnen Drang zwischen zwei Felsen durch stürzen zu sehn, nun fanden wir dagegen, daß zwei mit Wald bewachsene Hügel eben nicht sehr steil sich senkten und zwischen sich mehr als dreifach für den Fluß Raum ließen .... besonders wer irgendeinen reißenden Bergfluß gesehen, findet das Aufheben, das man davon macht, drollig.

Goethe verfolgte dagegen mit größtem Interesse die Planungen zur Gründung Bremerhavens und schrieb in einem Brief an seinen Bremer Gewährsmann Nicolaus Meyer 1829: "Die Notiz mit dem Interims Riß der neuen Anstalten an der Einmündung des Weserflusses ist von mir höchst dankbar empfangen worden... Seit der Casseler Zusammenkunft und den dortigen Beschlüssen muß uns höchst wichtig seyn, eine Unternehmung, die der Weser erst ihre Würde gibt, vorschreiten zu sehen; und wenn an jenem westlichen Ende etwas Bedeutendes der Art eingeleitet wird, so muß es bis zu uns herauf in die Werra bis Wanfried wirken...

Müssen wir doch so viel von den englischen Doks, Schleußen, Canälen und Eisenbahnen uns vorerzählen und vorbilden lassen, daß es höchst tröstlich ist, an unserer westlichen Küste dergleichen auch unternommen zu sehen. Für eine romantische Verklärung des Flusses sorgten andere. Der Dichter Franz von Dingelstedt (1814-1881) besang in seinem Gedicht Die Weser in Erinnerung an die Varus-Schlacht und Karls Sachsenkriege die historische Dimension des Flusses und verfasste 1838 gemeinsam mit dem Komponisten Gustav Pressel das bekannte, mit den folgenden Zeilen beginnende Weserlied: "Hier hab' ich so manches liebe Mal / mit meiner Laute gesessen, / hinunterblickend ins weite Tal / mein selbst und der Welt vergessen. Wilhelm Raabe (1831 -1910), der in Holzminden und Stadtolden-dorf aufwuchs, verschaffte der Weser schließlich mit seinem Werk-darunter unter anderem Das Odfeld, Hastenbeck oder Höxter und Corvey ~ einen unbestreitbaren Rang in der dichterischen Landschaft Deutschlands.

Sage und Symbol -ein deutscher Fluss

Ganz so sagenumwoben wie der Rhein ist die Weser nicht. Dennoch haben auch hier die Menschen entlang des Flusses einander seit alter Zeit zahllose Sagen und Legenden erzählt. Vieles von dem konnten Märchensammler im 19. Jahrhundert aufschreiben. Durch sie erfahren wir von häss-lichen Zwergen und schönen Zwerginnen mit langem Haar, von Riesen, die Burgen zerstörten und gewaltige Steinblöcke bewegten, von bösen Raubrittern, geprellten Fährmännern und geheimnisvollen Begegnungen mit Tieren. Auch die Entstehung etlicher Ortsnamen (zum Beispiel Münden, Löwenhagen, Gieselwerder oder Lippoldsberg) wird mit Sagen verknüpft, landschaftliche und geologische Besonderheiten werden durch sie erklärt. Die Weser mit ihrer Naturgewalt ist vor allem in den Sagen der Unterweser präsent, wo nur teuflische Mächte die Ursache für die immer wiederkehrenden Sturmfluten, Deichbrüche und Überschwemmungen gewesen sein konnten. Sonst spielt der Fluss selbst eher eine untergeordnete Rolle. Die Mündener Figur des "Doktor Eisenbart, die Lügengeschichten des in Bodenwerder heimischen Freiherrn von Münchhausen und das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten kommen vollständig ohne die Weser aus. Für die Sage vom Rattenfänger von Hameln ist die Weser nur insofejrn von Bedeutung, als dass der bunt gekleidete Pfeifer die aus den Häusern gelockten Ratten und Mäuse mit seiner Flöte an die Weser führte; dort "schürzte er seine Kleider und trat in das Wasser, worauf hin ihm alle Tiere folgten und hineinstürzend ertranken (Brüder Grimm)-was überraschen muss, denn normalerweise sind Ratten gute Schwimmer.
Bleibt noch die Frage, ob die Weser selbst Bestandteil oder Quelle eines Mythos ist. 1899 wurde der "Weserstein am Zusammenfluss von Werra und Fulda auf dem Tanzwerder in Hann. Münden eingeweiht. Sein Sinnspruch lautet: "Wo Werra sich und Fulda küssen / Sie ihre Namen büssen müssen / Und hier entsteht durch diesen Kuss, / Deutsch bis zum Meer, der Weser Fluss. Die nicht besonders geistreiche Inschrift lässt spüren, welche symbolische Bedeutung man im Lauf des 19. Jahrhunderts immer stärker mit der Weser verband: jene, von der Quelle bis zur Mündung ein rein deutscher Fluss zu sein.

Im Jahr 1844, kurze Zeit nach Aufnahme der regelmäßigen Personen-Dampfschifffahrt auf der Weser, schrieb voller Pathos der Dichter L. Heinrich Meyer bereits in einer Liedstrophe: "Ja, dich nur schmückt die Ehre, / Ganz deutscher Strom zu sein: / Vom Ursprung bis zum Meere / Gehörst du uns allein. Bei der Entscheidung der Nationalsozialisten, den unmittelbar an der Weser liegenden Bückeberg wenige Kilometer oberhalb von Hameln als Veranstaltungsort für die zwischen 1933 und 1937 durchgeführten Reichserntedankfeste auszuwählen, spielte diese "Eigenschaft eine wesentliche Rolle.
Wenn heute noch ein weithin sichtbares Zeichen für den nationalen Symbolwert existiert, den man der Weser zeitweilig beimaß, dann ist es das 1896 fertig gestellte "Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, das die vom Fluss eingeschnittene Silhouette des Weser- und Wiehenge-birges unverwechselbar dominiert. Doch es gibt auch noch ein sehr viel bescheidener wirkendes Symbol, das seit 1885 auf die Weser hinweist. Es ist der Leuchtturm "Roter Sand an der Grenze zwischen Außenweser und Nordsee. Er war den ankommenden Seefahrern erster Gruß und den Auswanderern letztes Zeichen ihrer zurückgelassenen Heimat.







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