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Was war und was ist Europa?

Was war und was ist Europa?

Drei Begriffe stehen am Anfang des Buches: Europa, das Abendland und die Europäische Union. Der geographische Begriff Europa ist hinsichtlich Ausdehnung, Grenzen und Gliederung in den großen Epochen der europäischen Geschichte unterschiedlich verwendet worden. Stets waren politische Konventionen erforderlich, um das geographische Defizit einer allseitigen Meerumgrenzung auszugleichen.
Die Frage "Wo endet Europa geographisch? kann m Naturraum aus nicht schlüssig beantwortet werden. Historisch-kulturelle, historischpolitische und institutionelle Perspektiven sind erforderlich. Fritz Machatschek ist in seiner Osgrenzung n Europa 1929 der damals in der internationalen Statistik üblichen Einbeziehung des "europäischen Russland gefolgt. Das rliegende Buch bezieht sich auf die derzeitige Ausdehnung der Europäischen Union und schließt darüber hinaus die gesamte Halbinsel n Südosteuropa ein.
Der Begriff des Abendlandes entstand aus dem Gegensatzpaar n Orient und Okzident. Es ist ein kulturhistorischer Begriff, dessen räumliche Ausdehnung n einem christlichen Europa mit dem Zentrum der Papstkirche hergeleitet und bis in die Gegenwart verwendet wird, um den überByzanz christianisierten Raum n Moskau, dem "dritten Rom, und damit das Russische Reich auszuschließen.



Die Staatengemeinschaft der Europäischen Union weicht der Frage nach dem, was Europa ist und wo es endet, aus. Die EU-Erweiterung findet jedoch interessanterweise im Bereich des kulturhistorischen Abendlandbegriffes statt.
Alle drei Begriffe zusammen, der geographische Europabegriff, der kulturhistorische Abendlandbegriff und der territoriale Begriff der Europäischen Union, würden jedoch dem Verständnis n dem, was Europa ist, nicht gerecht werden.
Europa ist nämlich in der Neuzeit der Kontinent gewesen, dem es gelungen ist, globale Innovationen zu setzen. Die viel zitierte Europäisierung der Erde ist in Wirklichkeit eine erste Globalisierung gewesen! Von Europa aus haben sich die Papstkirche ebenso wie die Aufklärung und der Kapitalismus ebenso wie die sozialistische Doktrin ausgebreitet. Europa hat ein halbes Jahrtausend lang Weltgeschichte geschrieben. Vor dem Hintergrund der Europäisierung der Erde ist auch die eurozen-trische Weltsicht entstanden, d.h. die europäische Sichtweise globaler Phänomene.
Nun hat Europa den Ersten und den Zweiten Weltkrieg verloren. Die Entkolonialisierung ist das Resultat. Europa musste sich m eurozentrischen Weltbild verabschieden. Das Jahr 19^5 war die Stunde Null für Europa. Das einstige Zentrum der Welt wurde zum strategischen Glacis zwischen den USA und der Sowjetunion und die Teilung Europas zum größten politischen Experiment der Weltgeschichte. Ihre Aufhebung 1989 und die schon rher gesetzten institutionellen Schritte zu einem neuen Europa, zunächst im westlichen Abschnitt, haben die "Europäisierung Europas eingeleitet. Sie ist derzeit im institutionellen Gewand der Europäischen Union mit einer Vielzahl n juristischen Schritten und der Schaffung einer einheitlichen Währung im Gange.
Die Europäische Union hat den Großteil Europas bereits in den Bereich ihrer Administration gebracht. Europa als Kulturerdteil ist daher nur dort n Relevanz für die Fragestellung, wo es um kulturhistorische Perspektiven und historisch-politisches Erbe sowie um das "Europa der Regionen geht. Die Gegenwart und die Zukunft Europas werden jedoch n der Europäischen Union bestimmt, gleichgültig welche Rückschläge der Vorgang dieser "endogenen Europäisierung erleiden mag.
Zur Aufgabe Europas in der Welt hat Vaclav Havel 1996 geschrieben: Sie "liegt nicht mehr darin und wird nie wieder darin liegen, die Welt zu beherrschen, um ihr mit Gewalt seine Vorstellung n Wohlstand (und) Kultur aufzuzwingen. Die einzige Aufgabe für das Europa des nächsten Jahrtausends besteht darin, sein bestes Selbst zu sein, das heißt, seine besten geistigen Traditionen ins Leben zurückzurufen und dadurch auf eine schöpferische Weise eine neue Art des globalen Zusammenlebens mitzugestalten (Idee Europa, 2003, S.345).

Das "geographische Europa

Die historischen Etappen des geographischen Europabegriffes
Europa ist einer der traditionellen Erdteile, die ein gemeinsames Begriffsgut der Menschheit geworden sind. Nun enthält der Erdteilbegriff die physisch-geographische Vorstellung einer in sich geschlossenen, allseits von Meeren umgebenen Landmasse. Gerade diese Vorstellung trifft jedoch auf Europa nicht zu. Europa ist keine von der Natur vorgegebene Einheit. Andererseits besitzt es physischgeographische Besonderheiten (vgl. Kapitel 2).
Bereits Herodot hat darauf hingewiesen, dass niemals festgestellt wurde, ob Europa so wie Afrika ebenfalls vom Meer umgeben ist. Zwar trennten in der antiken Vorstellung das Mittelmeer Europa von Afrika und der Don sowie das Asowsche Meer Europa von Asien. Dieser somit eingegrenzte geographische Begriff "Europa erhielt jedoch eine ganz spezielle Bedeutung durch die Konfrontation zwischen den Griechen und den Persern, welche als Repräsentanten der Bevölkerung einerseits von Europa und andererseits von Asien aufgefasst und denen spezifische Eigenschaften zugeschrieben wurden. Zu deren Erklärung hat bereits Hippokra-tes den Einfluss des Klimas herangezogen und den Asiaten eine sanftere Disposition als den kriegerischen Europäern zugemessen und dies mit dem gleichmäßigen und wärmeren Klima begründet. Mit dieser klimatischen Erklärung verband Hippo-krates auch einerseits eine despotische Form der Regierung in Asien und andererseits eine demokratische, auf Freiheit ausgerichtete, in Europa.
Die Hintergründe der spezifischen europäischen Sozialgeschichte werden damit erstmals in der Antike durch physisch-geographische Faktoren erklärt, eine Sichtweise, die bis zu dem Werk von Jones, "Das Wunder Europa, im 20. Jahrhundert heraufreicht, in dem ebenfalls der spezifischen Landesnatur Europas entscheidende Bedeutung für den europäischen Sonderweg zugemessen wird.
Der Europabegriff der Antike war eine Teilbezeichnung des Raumes um das Mittelmeer und fußte auf der griechischen Kultur und der römischen Reichsbildung.

Das Christentum machte sich dieses Weltbild zu Eigen. In einer schlichten Darstellung aus dem 7. Jahrhundert bildet die Welt eine Scheibe, ai»1 der die eine Hälfte von Asien eingenommen wird und die andere Hälfte zwischen Europa und Afrika aufgeteilt ist (Abb. 1.1). Es handelt sich um die aus der biblischen Geschichte bekannten drei Erdteile, welche Noah auf seine drei Söhne aufgeteilt hatte.
Der Begriff Europa erhielt eine neue politische Bedeutung unter Karl dem Großen. Mit dem Ausbau des Frankenreiches und seiner Nachfolgestaaten verschob sich das Zentrum politischer Aktivität nach Norden und gewann eine politische Hauptachse beiderseits der Rheinlinie. Von dieser politischen Raumbildung des Frankenreiches aus ist im Wesentlichen die ganze mittelalterliche Entwicklung auf dem Kontinent nördlich des mediterranen Raums ausgegangen, die durch ein Aufrollen von Siedlungsfronten und politischen Grenzen von Westen nach Osten gekennzeichnet war.
Hier wurzelte der Begriff des Abendlandes und gewann neuen geistigen Gehalt durch die Verbindung mit dem Christentum. Das Zentrum der Perspektive bildete Jerusalem, und im Zeichen des Kreuzes wuchs damit der Gegensatz zwischen Abendland und Morgenland, zwischen Okzident und Orient. Dieser Abendlandbegriff des Mittelalters hatte nach Osten hin nur eine sehr unscharfe Grenze. Sie lag ungefähr dort, wo sich die nach deutschem Recht gegründeten Städte in die Weite der Podolischen Platte verlieren. Die Pripjetsümpfe bildeten einen Grenzgürtel gegenüber der jahrhundertelang unter mongolischer Herrschaft stehenden russischen Weite. Auch nach der Befreiung Russlands vom mongolischen Joch zählte man es noch zu den barbarischen Landstrichen. Der österreichische Diplomat Siegmund von Herberstein, der Russland in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bereiste, fühlte sich hier noch wie in Asien.
Insgesamt trat im Mittelalter der Begriff "Europa gegenüber dem Begriff des Abendlandes zurück. Nur zweimal wurde er genannt: Das erste Mal, als Karl Martell 732 die Mauren besiegte und ein Chronist aus Cördoba für die Koalitionsarmee den Begriff "Europaeenses verwendete, das zweite Mal, als Otto der Große 955 nach der siegreichen Schlacht über die Magyaren auf dem Lechfeld als Befreier von Europa bezeichnet wurde.
Erst der Humanismus und die Wiederentdeckung antiker Schriften brachten dem klassischen Europabegriff wieder mehr Bedeutung. Es ist das Verdienst von Aeneas Silvius Piccolomini, dem späteren Papst Piusll., die politische Idee Europas geschaffen zu haben. Unmittelbarer Anlass hierzu war die Eroberung Konstantinopels durch das Os-manische Reich. Grundsätzlich ist somit dieses neuzeitliche Europabewusstsein aus der Konfrontierung des christlichen Abendlandes mit dem Os-manischen Reich entstanden. Auf dem Reichstag zu Frankfurt 1455 sprach Aeneas Silvius Piccolomini von Europa als der Gesamtheit der abendländischen Reiche. Drei Jahre später wurde seine Schrift "De Europa veröffentlicht. Europa wurde damit ein Oberbegriff für die sich ihrer Nationalität be-wusst werdenden politischen Territorien.
Die Neuzeit brachte nicht nur die Europäisierung der Erde, sondern auch eine schrittweise Verschiebung der Ostgrenze Europas (Abb. 1.2). Abraham Ortelius zog im ersten Weltatlas, dem "Theatrum Orbis Terrarum, im 16. Jahrhundert die Grenze vom Schwarzen Meer über den Dnjepr zum Ladogasee. An der Wende zum 18. Jahrhundert verlegte man die Grenze längs dem unteren Don über die Wolga zur Kama, bis schließlich 1730 ein schwedischer Gelehrter, Philipp Johan von Strahlenberg, vorschlug, die Grenze auf den Kamm des Ural zu verlegen.
In den meisten topographischen Beschreibungen und Handbüchern hat man daher schon Ende des 18. Jahrhunderts Russland zu Europa gezählt. Nicht nur die bessere Kenntnis des Raumes trug dazu bei, sondern die mit Peter dem Großen einsetzende Europäisierung in Form der Übernahme vieler westlicher Kulturvorstellungen, im Besonderen des Städtebaus und des merkantilistischen Wirtschaftskonzepts.

Schließlich erfolgte in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch eine mäßige Revision der Uralgrenze durch einen der bedeutendsten deutschen Geographen, Carl Ritter, gemeinsam mit dem Franzosen Elisee Reclus. Sie verlegten die Ostgrenze Europas an den Ostabhang des Urals längs einer Bruchstufe gegen die westsibirische Ebene. Als Ersatz für eine Meeresgrenze wurde die mit jungen Seen und Meeresablagerungen ausgekleidete Tiefenlinie gewählt, die von der Manytsch-Niederung zur Kaspischen Senke und über die Turgai-Niede-rung zum Tobol hinüberzieht. Ungefähr diesem Zuge folgte die Grenze der Gouvernements des kaiserlichen Russland zwischen europäischen und asiatischen Gebieten.
Alle Statistiken bis zum Zweiten Weltkrieg bezogen ihre Angaben über Europa hinsichtlich Flächenausmaß, Einwohnerzahlen, Bevölkerungsdichte usw. auf diese von Carl Ritter und Elisee Reclus vorgeschlagene Grenze.
Am weitesten wurde die Grenze Europas von Herbert Louis 1954 nach Sibirien hinein vorgeschoben. Unter Bezug auf die Bevölkerungsverteilung der Erde zog Louis die potentielle Grenze Europas, einem von Russland nach Sibirien hineinreichendem Dichteband folgend, am Jenissej und rechnete somit noch den Großteil von Westsibirien zu Europa. Die "agrare Tragfähigkeit, d.h. die Möglichkeit des Getreideanbaus, grenzte dieses potentielle Europa nach Norden gegen das Gebiet der Tundra und des Permafrostes und nach Süden gegen die Trockenräume Nord- und Zentralasiens ab.
Gegen die Verlegung der Ostgrenze von Europa bis zum Ural haben sich schon früh Stimmen von Geographen erhoben.
Als einer der ersten hat sich Alexander von Humboldt äußerst entschieden gegen die Uralgrenze ausgesprochen und darauf hingewiesen, dass die gleiche Zonenbildung der Böden und der Vegetation über den Ural hinweg von West nach Ost zu verfolgen ist und ebenso ein Gebirgszusam-menhang zwischen Südosteuropa und Vorderasien besteht.
Dieser Gedanke der morphologischen Kontinuität hat durch den zusammenfassenden Begriff Eurasien, der von Eduard Suess Mitte des 19. Jahrhunderts geprägt wurde, eine wissenschaftliche Fixierung erfahren ("Das Antlitz der Erde, 1885-1909). Auch von kulturgeographischer Seite erho-ben sich unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg Opponenten gegen die Einbeziehung des russischen Raumes - oder, wie es auch genannt wurde, Binneneuropas - in den Europabegriff. So hat Ewald Banse 1912 die Ostgrenze Europas erneut in den Pripjetsümpfen lokalisiert und ist annähernd einer Linie von Riga nach Odessa gefolgt. Heinrich Schmitthenner hat in seinem Werk "Lebensräume im Kampf der Kulturen (1938) gleichfalls den europäischen Kulturkreis vom russischen getrennt.
Im ländlichen Sozialraum bestehen grundsätzliche Unterschiede. Das Gemälde der gesichtslosen Bauern symbolisiert die rechtlose Position der Agrarbevölkerung vor der Russischen Revolution (Abb. 1.3). Diesem Bild seien als Kontrast die mähenden Bauern von Egger-Lienz gegenübergestellt, die als ein Symbol für die Freibauern europäischer Hochgebirge angesehen werden können (Abb.1.4).
Die Überzeugung, dass das Russische Reich kulturell andere Wurzeln besitzt als Europa, wird auch von den Historikern geteilt.
Otto Brunner hat 1984 in einer Gegenüberstellung des europäischen und des russischen Städtewesens im Besonderen das Fehlen der politischen Autonomie bei Letzterem betont, wie sie in der Blütezeit des europäischen Mittelalters den Städten eigen war, und darauf hingewiesen, dass Moskau zur Zeit des großen Brandes in der napoleonischen Zeit eine weitläufige Holzstadt mit Kleingewerbetreibenden und einer großen Masse fahrenden Volkes war, in der die für die europäischen Städte kennzeichnenden Stadtbürger fehlten.


Geographische Grenzen und Gliederungen Europas im 20. Jahrhundert

Die Frage nach der geographischen Ostgrenze Europas hat unter der Wucht der politischen Ereignisse im 20. Jahrhundert ihre Bedeutung verloren. Sie ist zunächst durch die Teilung Europas und dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die schrittweise Entstehung der EU in eine historische Dimension gerückt. Die kommunistische Revolution in Russland 1917 und die Friedensverträge von Versailles und St.-Germain 1918/19 haben die staatlichen Strukturen und Grenzen in der Mitte und im Osten Europas entscheidend geändert. Die einfache und schlichte Landkarte aus dem 19. Jahrhundert mit den vier großen Reichsbildungen - dem Deutschen Reich, der Donaumonarchie, dem Osmanischen Reich und dem Russischen Reich - verlor ihre Gültigkeit (Abb.1.5a). Das Schicksal dieser Reiche war unterschiedlich. Allen gemeinsam war, dass sie Nationalstaaten Raum geben mussten, deren Bevölkerungen unter ihrem Dach als spezifische Ethnien schon lange gelebt hatten. Zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer entstand ein breiter Streifen von z.T. neuen Klein- und Mittelstaaten, für den der Begriff "Zwischeneuropa verwendet worden ist. Von entscheidender Bedeutung war jedoch, dass dieser gesamte Raum von Zwischeneuropa in der Zwischenkriegszeit eine Art Giacis von Mitteleuropa gegenüber dem kommunistischen Russland gebildet hat. Er umfasste die baltischen Staaten ebenso wie die Balkanhalbinsel (Abb.1.5b). Die auf dem politischen Hintergrund der Mittelmächte beruhende klassische Gliederung Europas blieb in der Zwischenkriegszeit jedoch erhalten. Nur erhielt der Mitteleuropabegriff einen Ostflügel (Polen, CSSR, Ungarn). Westeuropa umfasste Frankreich und die Britischen Inseln, Südeuropa den nördlichen Teil der mediterranen Welt, Spanien, Italien und Griechenland. Nordeuropa schloss die Staaten rund um die Ostsee ein. Das Buch von Machatschek über Mitteleuropa (1929) verwendet dieses Konzept.
Das endgültige Verschwinden des Osmanischen Reiches aus Europa trug zur Schaffung des Begriffes Südosteuropa bei, zu dem man seinerzeit Jugoslawien, Albanien, Bulgarien, Griechenland sowie meist auch noch Rumänien und Ungarn gerechnet hat. Diesen beiden Auflistungen ist zu entnehmen, dass Überlappungen hinsichtlich der Zuordnung einzelner Staaten bestehen.
Der in der Literatur immer wieder auftauchende Begriff der Balkanhalbinsel ist keineswegs iden-tisch mit Südosteuropa, beruht er doch auf der Maximalausdehnung des Osmanischen Reiches vor dessen Zusammenbruch im 19. Jahrhundert. Ebensowenig einheitlich ist die Zuordnung der baltischen Staaten, Litauen, Estland und Lettland, welche allerdings überwiegend als Glieder von Ostmitteleuropa aufgefasst werden, da sie in Städtebau und Sozialordnung noch vom deutschen Kulturraum her beeinflusst wurden.
Die Teilung Europas nach dem Vertrag von Jalta in zwei Interessensphären hat Mitteleuropa zu einem Glacis der Supermächte gemacht. Der Eiserne Vorhang zerlegte mehr als vier Jahrzehnte lang den deutschen Sprachraum in zwei Teile. Die im Westen verbliebenen Staaten, die Bundesrepublik Deutschland und Österreich, wurden daraufhin zu Westeuropa gerechnet.
Das vorhin beschriebene Zwischeneuropa einschließlich Ostdeutschland wurde aus französischer Sicht zu Mitteleuropa (Abb. 1.5c).
In vielen Publikationen und Atlanten ist somit der Mitteleuropabegriff obsolet geworden. Auf seine Kosten dehnte sich der Begriff Westeuropa, und zwar nicht nur im englischen, sondern auch im deutschen Sprachgebrauch, auf den gesamten Raum westlich des Eisernen Vorhangs aus.
Auf der anderen Seite erfuhr der Begriff Osteuropa eine Verschiebung nach Westen hin und wurde nunmehr auf die Satellitenstaaten Polen, die Tschechoslowakei und Ungarn angewandt. Der Ausdruck Südosteuropa blieb in der oben beschriebenen Problematik erhalten.
Die Beseitigung des Eisernen Vorhangs hatte dann nochmals eine kurzfristige Diskussion über den Mitteleuropabegriff zur Folge, die aber sehr rasch abgeebbt ist, da die Thematik der geographischen Abgrenzung und Gliederung Europas durch die Realität der Expansion der Europäischen Union an Interesse verloren hat.








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