Lebendige kleine Weinorte als Auftakt für Reisen auf die Höhen des Schwarzwalds mit ihren Klöstern. An den Hängen breiten sich berühmte Weinlagen aus, ins Gebirge hinein führt unter anderem das vielbesuchte Glottertal.
Waldkirch
Der Name sagt es bereits: Waldkirch (knapp 20 000 Einw.) liegt zwischen mächtigen Hochwaldbergen, ohne seine liebliche Ausstrahlung zu verlieren; denn wenn man in südlicher oder nördlicher Richtung der Elz folgt, weitet sich das Tal, und Seitenbäche fließen hinein. Südlich des Ortes ragt der Kandel auf, mit seinen 1242 m einer der eindrucksllsten Schwarzwaldberge, der n Waldkirch aus mit dem Pkw befahren werden kann.
In den Ort Waldkirch selbst tritt der bewaldete Kastellberg mit der Ruine Kastelburg herein. Die Burg war im 13. Jh. durch die Herren n Schwarzenberg erbaut worden. Die früher n hier beherrschte Stadt wird n einer langen Straße durchzogen, an der sich viele historische Häuser aufreihen. Der lange, geschäftig-belebte Marktplatz mit Brunnen lädt zum Bummeln ein, die barocke, ehemalige Stiftskirche St. Margaretha birgt einen hellen, saalartig angelegten Innenraum aus dem 18. Jh.
Von Waldkirch aus kann man sehr gut die »Schwarzwald-Panoramastraße« befahren, die wirklich eine Vielzahl herrlicher Ausblicke gewährt. Um an Höhe zu gewinnen, fährt man n Waldkirch aus auf den Kandel, wobei die Straße sich ca. 12 km durch prächtigen Nadel-Hochwald in gut ausgebauten Serpentinen hinaufwindet. Auf dem Gipfel lichtet sich der Wald, und ein Berggasthof taucht auf. Der Blick, r allem nach Westen bis zu den Vogesen, übertrifft sogar, was die Ansichtskarten versprechen. Man möchte es den Drachenfliegern gleichtun, die sich r dem Gasthof n einer Rampe aus in die Tiefe stürzen und gleich darauf über den Schluchten segelnd wieder auftauchen.
St. Peter
Nach 15 km tauchen die Kirche, das Kloster und die Ortschaft von St. Peter auf. Die sanften Hügel, die weiten Wiesen und die wenigen Häuser (ca. 2300 Einw.), die das ehemalige Benediktinerkloster umgeben, lassen ganz vergessen, daß man sich auf über 700 m Höhe im tiefsten Schwarzwald befindet. Die rot-barocken Kirchtürme, eine gleichartige Fassade flankierend, ragen weit über diesen typisch süddeutschen Klosterort hinaus. 1093 wurde eine Stiftung von 1073 auf diesen Ort 'übertragene, wo das Haus- und Grabkloster der Zähringer entstehen sollte. Obwohl das Geschlecht ausstarb, nahm man zu Beginn des 18. Jh. einen völligen Neubau der Klosterkirche unter Leitung des Architekten Peter Thumb in Angriff. Um 1750 entstanden auch die anderen Klostergebäude, vor allem die wertvolle Bibliothek. 1806 wurde das Kloster aufgehoben und ab 1842 als Priesterseminar der Erzdiözese Freiburg genutzt.
Bei der künstlerischen Ausstattung sind die Figuren Joseph Feuchtmayers aus der Schule von Wessobrunn bemerkenswert: Im Giebelgeschoß der Fassade stehen z. B. die Heiligen Benedikt, Petrus und Ursula. Besonders hübsch anzusehen ist, wie die musizierenden Putten am Orgelprospekt (1730 von Matthias Faller) balancieren.
St. Märgen
Auch im ehemaligen Barockkloster St. Märgen, 7 km von St. Peter entfernt, ist alles etwas einfacher, kleinräumiger und abgelegener. 1118 wurde das Augustinerchorherrenstift von einem Straßburger Domprobst in Konkurrenz zum Zähringer-Kloster St. Peter gegründet. Nach manch harten Zeilen zogen es die Mönche 1462 vor, nach Freiburg überzusiedeln. Im 18. Jh. kamen sie zurück und errichteten eine Kirche, die eine Besichtigung wert ist. In der Marienkapelle ist das Cnadenbild der Muttergottes (um 1100) das Ziel der Wallfahrer. Von hier aus geht's hinein ins Glot-tertal. Die Bächlein murmeln, und die »Schwarzwaldklinik« (s. S. 150) ersteht vor dem inneren Auge. Das Glottcrtal ist ein liebliches, typisches Schwarzwaldtal mit steilen Waldhängcn und Weingärten.
Nach 15 km erreicht man Denz-lingcn am Eingang zum Glottertal. Ca. 7 km nördlich, über die B 3, kommt man nach Emmendingen.
Emmendingen
Der Ort ist ein kleines Zentrum (ca. 25 000 Einw.) nördlich von Freiburg mit einem einladenden AltStadtbereich. Schon das Stadttor (ab 1590 bis 20. )h.), das auf die Fußgängerzone führt, ist eine freundliche Einladung. Im lebendigen Zentrum mit modernen und historischen, teils sehr geschmackvoll renovierten Häusern, steht das alte Rathaus am Marktplatz von 1729. In der Lammslraße und im Westend laden Straßencafös, Gasthäuser und moderne Geschäfte in alten Häusern zum Verweilen ein. An der Landvogtei schließlich wurde eine gekonnt gestaltete Anlage in Gegenwartsarchilektur gestaltet: Mit viel Glas hat man hier dem neuen Rathaus neue Räume in alter Umgebung erschlossen.
Nördlich des neuen Rathauses erhebt sich das Schlosserhaus, in dem heute die Stadtbibliothek untergebracht ist. Eine Tafel kündet außerdem von den Besuchen Goethes (1749-1732), da seine Schwester Cornelia (1750-1777) in diesem Hause als Ehefrau eines Johann Georg Schlosser, markgräflicher Oberamtmann, bis zu ihrem frühen Tode lebte. Auch der Dichter lakob Michael Reinhold Lenz, Goethes Zeitgenosse - vor allem in dessen Sturm-und-Drang-Zeit soll um 1778 im Lenzhäuschen in der Anlage vor dem Markgrafenschloß (16. )h., bei der evangelischen Kirche) gewohnt haben. Eine Gedenktafel am Schloß zeugt von der Synagoge, die in der Nacht zum 10. November 1938 von Em-mendinger Bürgern niedergerissen wurde; die jüdische Gemeinde wurde ausgelöscht.
Zur nächsten kullurlandschaftli-chen Sehenswürdigkeit geht es bergauf: über den Vorort Windenreute nach Hochburg, zur gleichnamigen Ruine. Die ehemals markgräflich-badische Landesfestung ist durch einen kurzen Spaziergang vom Parkplatz bei der l.andwirt-schaflsschule in einer Viertelstunde erreichbar. Auf das 12. Jh. geht diese riesige Ruinenanlage zurück, 1689 wurde sie von den Franzosen geschleift. Wald, Weinberge und Obstbaumwiesen umsäumen die Mauern, von denen man über alle Wipfel weit ins Land blickt.
Wenn man von der Hochburg auf der anderen Seite ins Tal hinabfährt und nach links abbiegt, entdeckt man im anmutigen Wiesental, umsäumt von dunklen Tannen, eine frühgotische Kapelle als einzig verbliebenen Rest des Klosters Tennenbach. Es wurde 1161 von Bertold von Zähringen gegründet, 1Ö06 aufgehoben und 1829 abgebrochen. Nun begibt man sich wieder ins Rheinlal, vorbei an der malerisch am Hang gelegenen Ruine Landeck. An der B 3 biegt man nach rechts, also nördlich, ab und gelangt nach ca. 4 km in die sehenswerte Altstadt von Kenzingen.
Kenzingen
Bereits zu Ostern wiegt sich die ganze Ebene in der Obstbaumblüte, im Sommer kann man sich schnell in die östlich ansteigenden kühleren Bergwaldtäler zurückziehen. Dorothea Schlegel schrieb im April 1818 von einer »lachenden Landschaft«. Daß dies auch für den im 13. Jh. gegründeten Weinort (über 7000 Einw.) zutrifft, merkt man in der freundlichen Hauptstraße - eine typische Mittelachse nach dem Muster der Stadtgründungen der Zähringer. Wenn man neben dem roten Rathaus (16. )h.; Touristen-Information) in eine Seitengasse einbiegt, ist es mit einem Mal still. In einer gepflegten Anlage (lange Zeit Friedhof) steht die Stadtpfarrkirche St. Laurentius (13. )h.). Der Innenraum ist von der Barockisierung (1730) geprägt, auf der rechten Seite blieb jedoch eine gotische Kapelle erhalten, die eine gewisse Würde ausstrahlt.
Route: ca. 64 km; 2-3 Tage. Zum Teil schöne Hochstraßen, zum Teil bergaufwärts durch den Wald, mit Haarnadelkurven.
Unterkunft im Glottertal: Zum Adler, lalstr. 11,9 076 84/10 81, Fax 10 83. Tischreservierung. Gasthof zum Goldenen Engel, bei der Kirche, 076 84/250, Fax 267. Traditionsreiches, renoviertes Haus mit preiswerten Angeboten.
... in St. Peter: Berggasthof Kandel, auf dem Kandel (1242 m), 076 81/ 402 40, Fax 402 42 00. Hotel-Gasthof Jägerhaus, 076 60/343, Fax 821. Villenartiger Bau, in schöner Lage am Wald, preiswert, mit Sonderangeboten u. gutem Essen.
Essen und Trinken in Kenzingen: Hotel-Gaststätte Beller, Hauptstr. 41,45 076 44/526, Fax 45 39. Schmackhafte u. fein zubereitete Speisen, frische badische Küche. Eigene Schlachtung.
... in St. Märgen: Felsenstüble, Glashütte 16 u. 17, 076 69/707. Urige Lage mit Kapelle beim »Hexenloch«, Schwarzwälder Vesper, Kaffee u. Kuchen.