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Vom Zentrum nach St. Pauli

Vom Zentrum nach St. Pauli

Vielseitige Eindrücke von Kirchen und Kunst, vom Hafentreiben und prallem Leben auf der Reeperbahn bietet dieser Spaziergang von der Innenstadt nach St. Pauli. Wer den Rundgang mit einer Hafenrundfahrt rbinden möchte, sollte sich schon am Morgen oder aber am frühen Nachmittag auf den Weg machen, um den Anschluss zum Schiff nicht zu rpassen (s. S. 100).

Gängeviertel

Ausgangspunkt ist das Springer-Hochhaus (s. S. 58) am westlichen Ende der Großen Bleichen. Von dort führt die Wexstraße durch das einstige Gängeviertel der Hamburger Neustadt. Straßennamen wie Kornträgergang und Bäckerbreitergang erinnern an die Arbeiter und Handwerker, die bis zum 19. Jh. das Viertel belebten. Nach der Choleraepidemie von 1892 und den Hafenarbeiterstreiks 1896 veränderte sich auch der bauliche Charakter dieser Gegend; in den 1930er Jahren wurden die breiten Wohnstraßen mit den hohen Backsteinhäusern angelegt.
Etwas versteckt an der Ecke Rademachergang und Breiter Gang steht das Hummel-Denkmal © (s. auch S. 14), ein kleiner Brunnen von Richard Kuöhl, dem Bildhauer, von dem auch das umstrittene Kriegerdenkmal am Dammtor stammt (s. S. 15, S. 67).
Die Wexstraße mündet schließlich in den Großneumarkt ©, das Zentrum der im 17- Jh. gebauten Neustadt. Hier fanden früher Paraden und Theateraufführungen statt.



Heute säumen den Großneumarkt viele Kneipen und Lokale mit reellen Preisen. Im Sommer ist gute Stimmung; man genießt sein Bierchen im Freien. Mittwoch und Samstag ist Wochenmarkt.

Vom Großneumarkt geht man durch den Neuen Steinweg und die Nean-derstraße zur Peterstraße, die mit Pflastersteinen und Laternen, spitz-giebeligen althanseatischen Bürgerhäusern aus Backstein und Fachwerk die Hamburg-Besucher anlockt. Das Ensemble wurde anhand von Plänen verschiedener Gebäude aus dem 17. und 18. Jh. zwischen 1966 und 1982 nachgebaut.
Nur der Fachwerkbau des Beyling-stifts © (Nr.35-39) hat eine längere Geschichte; er stammt von 1751.

In der Peterstr. 39 zeigt die Johan-nes-Brahms-Gedenkstätte wechselnde Ausstellungen mit thematischen Bezügen zu dem in Hamburg geborenen Komponisten.

St Michaelis-Kirche

Am Südende der Neanderstraße überquert man die Ludwig-Erhard-Straße und erreicht die St.-Michaelis-Kirche, die jüngste der fünf Hamburger Hauptkirchen. Unterhalb der Aussichtsplattform ist die größte Turmuhr Deutschlands zu sehen. Das Ziffernblatt hat einen Durchmesser von 8 m, die Ziffern sind über 1 m groß. Um 10 und 21 Uhr, So um 12 Uhr bläst der Türmer auf der Trompete, an Sommerabenden und Feiertagen spielt auf der Plattform ein Blasorchester.

Auf den 132 m hohen Michel, den Michaeliskirchturm, das Wahrzeichen der Stadt, führen 442 Stufen (und ein Fahrstuhl). Von der 82 m hohen Plattform hat man einen Rundblick über Stadt und Hafen.
Geschichte des Kirchenbaus
St. Michaelis ist weitgehend eine Rekonstruktion. 1600 wurde das Kirchspiel St. Michael außerhalb der Hamburger Stadtmauern gegründet. Eine Kapelle diente der kleinen Gemeinde als Gotteshaus. Nach dem Bau der neuen Stadtmauern (1616-1625) und der Gründung der Neustadt wurde eine größere Kirche benötigt. Eine dreischiffige Halle (1649-1651) sollte Abhilfe schaffen. Nach einem Blitzschlag brannte die Kirche 1750 ab. Auf ihren Grundmauern wurde eine Kirche im Barockstil errichtet (1751-1762). Anfang des 20. |hs. fing der Turm am Dach Feuer, brannte erneut ab und wurde binnen sechs Jahren in der vertrauten Gestalt rekonstruiert. Nach dem Bombenhagel 1945 lag St. Michaelis erneut in Schutt und Asche-, es dauerte mehr als zehn Jahre, bis die Kirche wiederaufgebaut war.

Innenraum
Vom ursprünglichen Bau ist nur noch ein barocker Opferstock von 1763 zu sehen - am Eingang zur Gruft, unter deren Boden auch Carl Philipp Emanu-el Bach begraben liegt, der Zweitälteste Sohn lohann Sebastian Bachs, der hier als Kirchenmusikdirektor tätig war (März-Okt., die Kirche: Mo-Sa 9-18, So 11.30-18 Uhr; die Gruft: tgl. 11-16.30; der Turm: Mo-Sa 9-18, So 11.30-18 Uhr; Nov. bis März 10-17 Uhr; die Gruft ist nur Sa und So zu besichtigen. Die Multivisionsschau zur Geschichte Hamburgs (Do, Sa, So stündlich 12.30 bis 15.30 Uhr).

Krameramtswohnungen

Hinter dem Chor der St. -Michaelis-Kirche liegt im Hinterhof des Hauses Krayenkamp Nr. 10 ein Stück Alt-Hamburg verborgen. In den Krameramtswohnungen wurden ab 1676 die Witwen Hamburger Kleinhändler in zweigeschossigen Häuschen untergebracht. Der Kommerz in Gestalt von Läden und Lokalen hielt Einzug.
In einer der Witwenwohnungen der Kramerzunft ist ein Rest altes Hamburg von etwa 1850 zu sehen. Diese Wohnung ist mit Originalmöbeln eingerichtet und zu besichtigen (Tel. 37 5019 88. tgl. außer Mo 10-17 Uhr).

Zur Überseebrücke
Vom Michel aus führt der Hohle Weg über Stufen den Geestabhang hinunter zum Schaarmarkt ®, auf dem im 19. Jh. mit Gemüse gehandelt wurde. Mit der Dänischen Seemannskirche an der Ecke der Ditmar-Koel-Straße beginnt eine Reihe von Gotteshäusern für Seeleute aus Nordeuropa.

Überseebrücke
Über das Johannisbollwerk gelangt man zur Überseebrücke, an der vor 1940 die großen Passagierlinienschiffe festmachten. Heute legen hier gelegentlich noch Kreuzfahrtdampfer und ausländische Schiffe an, die zu Besichtigungen freigegeben sind. Der Blick reicht vom Restaurant auf der Brücke aus weit über den Hafen.

Cap San Diego
Die Cap San Diego. Museumsschiff, lief 1962 als Stückgutfrachter der Hamburg-Südamerikanischen Dampf-schifffahrtsgesellschaft vom Stapel. Mit dem Aufkommen der Containerschiffe war der elegante Frachter, der »Schwan des Südatlantiks«, veraltet und wäre um ein Haar in Hongkong verschrottet worden (tgl. 10-18 Uhr).
Im City-Sporthafen hat ein (knallrotes) Feuerschiff britischer Herkunft festgemacht und ist zum Hotel mit Bar und Restaurant umgebaut (s. S. 35).

Rickmer Rickmers
Elbabwärts liegt an der Brücke 1A die Rickmer Rickmers, ein 1896 erbauter Windjammer. Der Dreimaster mit 53 m hohem Großmast und einer Segelfläche von bis zu 3500 m* konnte 30001 Fracht über die Meere befördern (tgl. 10-18 Uhr, Bordrestaurant Tel. 35 69 32 07).

St.-Pauli-Landungsbrücken
Die St.-Pauli-Landungsbrücken zwischen Niederhafen und Fischmarkt sind einer der Lieblingsplätze der Hamburger. Hier wurden ehemals die Englandfähre und die großen Überseeschiffe abgefertigt. Heute machen an den Betonpontons die weißen Ausflugsdampfer, die Linienschiffe der HADAG, die auf der Elbe verkehren, und die Barkassen der Hafenrundfahrt fest. Am Uhrenturm wird der aktuelle Wasserpegel der Elbe angezeigt. Zum geschäftigen Treiben tragen die Passagiere der Hafenrundfahrten ebenso bei wie die auf Hochgleisen fahrenden U-Bahnen, die Souvenirgeschäfte und Gaststätten im Empfangsgebäude sowie die Scharen der kreischenden Möwen in den Lüften.
Tipp: Am Sonntagmorgen ist ab fünf Uhr an der Großen Elbstraße Fischmarkt. Der Auftritt der Verkäufer-Originale und das tolle kulinarische Angebot locken Zehntausende Besucher an.
Bar Christiansen's am Hamburger Fischmarkt (Pinnasberg 60)
mischt in gemütlicher Atmosphäre die
besten Cocktails der Stadt.


Alter Eibtunnel

Neben den Landungsbrücken fällt ein Bau mit grüner Kuppel auf. der Eingang zum Alten Eibtunnel, der St. Pauli mit der Hafeninsel Steinwerder verbindet. Vor 1914 wurden unter Kaiser Wilhelm II. auf der Werft Blohm S Voss Passagier-, Fracht- und Kriegsschiffe auf Kiel gelegt. Damit die Arbeiter auch bei Eisgang pünktlich zur Arbeit kommen konnten, ließ man bis 1911 die Elbe untertunneln und zwei Röhren durch den Untergrund treiben. Sechs Fahrstühle - vier für Kraftfahrzeuge - fahren auf die 23,5 m tief liegende Schachtsohle. Für Fußgänger und Radfahrer sind sie rund um die Uhr geöffnet, für Fahrzeuge Mo-Fr 5.30-20. Sa 5.30-16.30 Uhr).


St. Pauli

Schon vom Eibtunnel aus sieht man auf dem Geestrücken oberhalb der Hafenstraße das große Gebäude der Astra-Brauerei (Aussichtsrestaurant). Dort beginnt an der Davidstraße das Vergnügungsviertel St. Pauli. An ihr entlang bis zur Höhe der durch Film und Fernsehen berühmten Polizeistation Davidwache sowie in einem kleinen Quartier von wenigen Nebengassen warten zwischen 20 und 6 Uhr Prostituierte auf Kundschaft. Zur Herbertstraße haben nur Männer Zutritt. Ein Kuriosum ist Harrys Hamburger Hafenbasar (Bai-duinstr. 18/Ecke Erichstraße; Di-So 10-18 Uhr) mit seinem Seemannssammelsurium aus aller Welt.

Varietes und Musicals
An der Polizeiwache Ecke Davidstraße/Spielbudenplatz erwarten den Besucher Vergnügungen anderer Art: Nebenan liegen gleich drei Theater, St. Pauli Theater, Schmidts Tivoli und das berühmte Schmidt Theater; schließlich wartet noch das Operettenhaus © auf Kundschaft, das Musical-Premierentheater. Nachbar ist das Panoptikum (Wachsfigurenkabinett, Mo-Fr 11-21, Sa 11-24, So 10-21 Uhr).


Erotic Art Museum, Bernhard-Nocht-Str. 69, Tel. 31 78 41 26. www.eroticartmuseum.de, tgl. 10-24, Fr, Sa 10-2 Uhr. Eine der größten Sammlungen erotischer Kunst vom 6. Jh. bis zur Gegenwart.

Reeperbahn
Zu Beginn des 17. |hs. drehten hier Reepschläger (Seiler) ihre Taue. Im 19. |h. entstand ein Wohngebiet, auch Schausteller ließen sich nieder und lockten Seeleute vom nahen Hafen an: Die »sündige Meile« war geboren. Am Altonaer Ende der Reeperbahn bietet die schrill illuminierte Große Freiheit Nachtlokale und Sexshows, Diskos und Restaurants - dazu die katholische St. Josephskirche (i8.)h.) mit Barockfassade, Erinnerung an die Glaubens- und Gewerbefreiheit im einst dänischen Altona.







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