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Touristische Attraktionen in Rheinland-Pfalz

Touristische Attraktionen in Rheinland-Pfalz

Herbstsonntag an der Weinstraße
Ein goldener Oktobersonntag. Keine Wolke am Himmel. Die Sonne strahlt und wärmt. Die Luft ist mild, kein Windhauch weht.
Ab zehn Uhr verwandelt sich die gesamte Deutsche Weinstraße zwischen Bockenheim im Norden und Schweigen im Süden in eine fast ununterbrochene, 60 Kilometer lange Kette von bescheidenen, aber dennoch effektiven rkaufsständen.
Die Erzeuger bieten an, was in diesem frohwüchsigen, ertragreichen Land gewachsen ist, was der Herbst hat reifen lassen: Walnüsse, rotbackige Apfel, Trauben, Most, Fcdcrwcißcn und Neuen Wein. Außerdem natürlich Kastanien, die echten, eßbaren.
Und dann rollen sie heran - das Ausflüglerheer und die Käufeischaren aus den nahen großen Städten, aus Ludwigshafen, Mannheim und Karlsruhe, auch aus Kaiserslautern und Pirmasens.

Die für den heutigen rkehr ohnehin viel zu engen Straßen der Dörfer und Städtchen an der Weinstraße sind bald total überfüllt, hoffnungslos verstopft. Irgendwie kommen die Autokarawanen dennoch durch.
Probiert wird auch. Federweißer und Neuer Wein wollen vor Kaufund Heimtransport schließlich verkostet sein. Mancher nimmt zwar nur einen ganz kleinen Schluck - aber den an viel zu vielen Ständen in diversen Ortschaften. Der Fahrtüchtigkeit bekommt



das nicht. Aber die Freunde des Federweißen kennen sich natürlich aus. Einer oder eine pro Auto war vorher ausgeguckt worden mit der strikten Order: Heute völlig "trocken bleiben!
So verläuft der Tag fröhlich und harmonisch. Selbst Blechschäden an den Autos kommen zur Federweißenzeit kaum häuer vor als sonst auch. Das beteuern jedenfalls Einheimische.

Die Stadtmauer
Manche Orte sehen bei Regenwetter nach gar nichts aus, sind dann nur noch trübe und traurig.
Nicht so Freinsheim! Das Städtchen ist auch an einem Dauerregentag noch zauberhaft. Der Spaziergang unter dem Regenschirm macht hier Spaß. Fast scheint es, als ob das alte Rathaus - regenfeucht -noch mehr glänzt als im Sonnenschein. 1750 wurde dieses barocke Schmuckstück mit der seitlich angesetzten imposanten Freitreppe und Balustrade erbaut.
Ungefähr gleich alt sind viele andere Gebäude. Einige wirken stattlich, mit großen, rundbogigen Toren, mit fein gearbeiteten Sandsteinportalen und Portalschlußsteinen, mit langen Fensterreihen, ohne störende Panoramascheiben, aber mit alten, gepflegten Fensterläden, und vor den Kellerfenstcrn befinden sich Schiebeluken, gefertigt aus massivem Sandstein. Daneben, dazwischen füllen bescheidene Häuschen, oft verwinkelt gebaut, kleine und kleinste Grundstücke.

Und dann die zwischen 1400 und 1514 entstandene, zum Teil vollständig erhaltene, zum Teil wiederhergestellte Stadtmauer. Seit Jahrhunderten hält sie - sozusagen -den historischen Ortskern von Freinsheim zusammen. An der Innenseite der Mauer ist ein Rundgang möglich - 1,3 Kilometer lang. Das Besondere: Die alten Mauern mit Türmen und Toren stehen nicht isoliert und rein museal im Gelände, sondern sind Bestandteil der innerörtlichen Bebauung.
Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden an-und überbaut. Und das mit sicherem Stil-empfinden. Malerische Winkel, romantische Ecken überall.
Auffallend: Übertrieben aufgeputzt, marktschreierisch touristisch verunstaltet ist in diesem Städtchen gar nichts. Das schöne, harmonische, bei aller Bescheidenheit doch auch selbstbewußte Freinsheim hat das nicht nötig.

Schöne Tage in Dürkheim

Fürs Amtliche: Bad Dürkheim. Gesprochen wird der Zusatz "Bad nur von Fremden, anfangs. Für Einheimische und alle jene, die sich auskennen, einfach: Dürkheim. Das klingt vertrauter. Hochachtung, eine Prise Bewunderung oder Stolz schwingen auch mit. Dürkheim ist eben Dürkheim - unverwechselbar, etwas Besonderes sowieso. Da bedarf es keiner Namenszusätze.
Keine Frage - Dürkheim mit seinen 17 000 Einwohnern ist bevorzugt. Vom Klima, von der Natur, als Stadt zwischen Wald und Reben. Der Pfälzerwald hier, die Rebenfelder der Mittelhaardt dort. "Dürkheims Lage entspricht einem geographischen Traumlos, hat - leicht poetisch - eine Besucherin aus Berlin formuliert. Wahr ist es.
Als Zugabe hält die Natur im geologischen Untergrund jene Dinge bereit, die Dürkheim auch zum anerkannten Heilkurort werden ließen. Am 333 Meter langen Gradierwerk wird seit 1736 inhaliert.
Im März blühen die Mandelbäume. Im September ist Wurstmarkt, der berühmte.
Die Traubenkur gehört zur Abteilung ,Gesundheit und Fitneß. Wandern auch. 160 Kilometer Wanderwege wollen gegangen sein. Muskelentspannung danach im Thermalbad oder - als besonderes Erlebnis - im türkischen Badehaus "Hamam.
Ein Werbespruch des Städtischen rkehrsamtes lautet: "Schöne Tage in Dürkheim.
Die kann man haben!

Krönungsstadt

Lächelnd, aber ernsthaft wurde dem Gast versichert: "Neustadt an der Weinstraße ist Krönungsstadt.
Heftiges Nachdenken und gedankliches Kramen in jenen bescheidenen Reststük-ken, an die man sich aus dem längst verflossenen Geschichtsunterricht erinnern konnte. Es half nichts.
Der einheimische Gesprächspartner gab die Auflösung: "Wir sind Krönungsstadt der Deutschen und Pfälzischen Weinkönigin.

So sind sie, die Neustädter. Oft ein wenig verschmitzt und meistens "gut drauf. 1850 Sonnenstunden im Jahr - das bringt viele fröhliche Gesichter. "Unser Neustadt, sagen sie denn auch, "gehört zu den klimatischen Raritäten in Deutschland. Das muß wohl stimmen - hier reifen sogar Feigen und Limonen.
Nicht zu reden von sieben Millionen Rebstöcken auf 2305 Hektar Fläche, gepflegt von diversen Winzerbetrieben. Aber hier rechnet man zur kreisfreien Stadt auch ein paar romantische Weindörfer dazu: Geinsheim und Duttweiler, Mußbach und Haardt, Königsbach und Diedesfeld, Lachen-Speyerdorf, Hambach und Gimmel-dingen.
,Herzstück'l nennen die Neustädter liebevoll ihre Altstadt, in der mittelalterliche Fachwerkhäuser, gotische und klassizistische Bauten ein ebenso malerisches wie interessantes Kunterbunt ergeben.

Das "Kongress-Centrum Deutsche Weinstraße residiert im Saalbau. Fassungsvermögen bis zu 1400 Plätze. Sitzplätze, versteht sich. Auch das ist den Neustädtern gut gelungen: Der Saalbau paßt architektonisch ohne Wenn und Aber in diese Stadt.

Das "Soll-Maß

Schon der Ortsname ist sympathisch: Maikammer. Als ob man den schönen Monat Mai "in der Kammer und damit stets verfügbar hätte. Was natürlich nicht ganz zutrifft. Aber besonders mild ist das Klima hier an der Südlichen Weinstraße schon. Der Frühling mit der Mandelblüte beginnt früh, der meist schöne Herbst dauert klimatisch gesehen - länger als in anderen deutschen Regionen. In Maikammer reifen deshalb nicht nur vorzügliche Weine, sondern auch Kiwis.
Woher der Name Maikammer stammt? Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes ist aus dem 11. Jahrhundert bekannt. Vom Dorf "Menkemer in Steinahe ist die Rede. Der heutige Ortsname hat sich nach und nach aus der alten Bezeichnung entwickelt.
Maikammer ist - wie könnte es an der Weinstraße anders sein - ein Ort des Weines. Der wird hier auf großen Flächen angebaut, sodann gekeltert, verkauft und von Einheimischen und vielen Besuchern gern getrunken. Am Marktplatz, in einem Sandsteinsockel, steht das "Soll-Maß. Fremder, kommst Du in die Pfalz, dann wisse: Ein Schoppen Wein - das ist ein halber Liter. Nicht mehr, schon gar nicht weniger.
Der Wein, so scheint es, ernährt seine Leute gut. Unaufdringliche Wohlhabenheit ist allenthalben unverkennbar. Auch früher war offensichtlich Geld im Ort. In der Marktstraße zeigen stolze Renaissancehäuser mit Treppengiebeln und reicher Fassadenornamentik, daß man sich in Maikammer auch um 1600 teure Bauten leisten konnte.

" WeinkellerIst ein von Steinen gewölbter Raum unter der Erde, worinnen der Wein, um besserer Erhaltung willen, hingeleget und verwahret wird. Ein recht guter Weinkeller muß tief, kalt, trocken, und gegen Mitternacht gerichtet, und von allerley bösem Gestanke, als Pferd- und Viehställen, heimlichen Gemächern, Mistpfühlen usw. abgesondert sein. Der Boden muß mit Sande oder sonst gutem trockenen Erdreiche beschüttet, auch keine Sachen, die eines unangenehmen Geruches sind, als Käse, Knoblauch, Oel, Kraut, Leder, Rüben usw. darinnen aufbehalten werden, weil der Wein, zumal, wenn er noch neu ist, überaus leicht davon verdirbt.
(Aus: "Johann Jablonskies Allgemeines Lexi-con der Künste und Wissenschaften, zweyter Theil, 1767)

Pfälzer Wein und Pfälzer Sekt

Elegante Rieslinge, leichte Müller-Thur-gauweine, Gewürztraminer, Scheurebe und Morio-Muskat, aber auch die Klassiker Grauer und Weißer Burgunder gedeihen -neben anderen - an der Deutschen Weinstraße. Dazu die "Roten: Portugieser, Spätburgunder, Dornfelder vor allem. Über 20 Prozent der insgesamt knapp 22 000 Hektar umfassenden Rebfläche der Pfalz sind bereits mit Rotwemsorten bestockt.
Mehr als 100 Millionen Rebstöcke wachsen hier. Das jedenfalls läßt der eingetragene rein "Pfalzwein in Neustadt verlauten.
Das Ergebnis reicht vom herzhaft-kräftigen Schoppenwein bis zum wirklichen Spitzenprodukt voller Eleganz, Rasse und Feinheit. Mit anderen Worten: Für jeden Geschmack, jede Gelegenheit und für jeden Geldbeutel ist stets das passende Angebot vorhanden.
Der Vollständigkeit wegen: Die Pfalz ist auch Sektland. Pfälzer Winzersekt ist zum Qualitätsbegriff geworden. Weingüter und Winzergenossenschaften haben zunehmend ihren eigenen, regionaltypischen Winzersekt im Programm. Es sind köstliche Raritäten darunter.

Drei-Röhren-Brunnen

Im heutigen Ortsprospekt liest es sich so: "Wo die Pfalz am schönsten ist, dort liegt das über 1200 Jahre alte Winzerdorf Leinsweiler.
Wer dort war, widerspricht nicht!

Gleicher Meinung war wohl auch Max Slevogt, der 1868 in Landshut geborene, farbgewaltige Impressionist. Leinsweiler wurde seine Wahlheimat, der Hof Neukastei sein Sommersitz. Der Ort und die Landschaft finden sich wieder in seinen Bildern: "Blühende Bäume in Neukastei - "Trifels im Frühling - "Weinlese am Hämmelberg im Leinsweilertal - "Neukasteier Schneeschmelze.
Statt Zeichenstift und Malerpinsel dominieren zwecks Bildherstellung heute Fotoapparat und Videokamera. Lohnende Motive bieten sich in Fülle. Immer im Bild: der Drei-Röhren-Brunnen aus dem Jahre 1581. Zweifelsohne einer der schönsten historischen Brunnen der Pfalz. Auch vor dem 1619 gebauten Rathaus mit seiner Arkadcnhalle, vor Winzerhöfen und prächtigen Fachwerkhäusern wird fotografiert und gefilmt.

Nach ausgiebiger Leinsweiler Fotosafari schmeckt ein Schoppen Wein aus heimischem Anbau. Die Trauben der Rebsorten Riesling und Ruländer, Huxelrebe und Spätburgunder keltern die Winzer zu Qualitätsweinen. Ausreichende Erfahrung kann unterstellt werden - seit dem Jahre 980 ist Weinbau in Leinsweiler urkundlich verbürgt.

Idyll Dörrenbach

Dörrenbach - der 1000-Einwohner-Ort mit 220 Gästebetten - schmiegt sich abseits des rkehrs am Fuße des Stäffelberges in eine Talmulde. Zur einen Seite der Pfälzerwald, hier mit besonders vielen und mächtigen Eßkastanienbäumen. Zur anderen Seite die Rebenfelder der Südlichen Weinstraße. Die landschaftliche Lage ist traumhaft schön.
Der Ort auch. Mit der Anfang des 14. Jahrhunderts erstmals errichteten Wehrkirche, der einzigen ihrer Art, die in der Pfalz erhalten blieb. Vom hochgelegenen Wehrkirchhof mit seinen Mauern, Türmen und Durchgängen geht der Blick zum Rathaus, einem der schönsten Fachwerkbauten überhaupt. Ein gemauertes Untergeschoß mit Halle, darüber drei Stockwerke in kunstvoller Fachwerkbauweise mit schmückenden Balkenschnitzarbeiten. Die Herren von Zweibrücken ließen es 1590 als Amtshaus bauen: schönste Renaissance! Interessant sind auch die Wappentafeln in der Fassade. Das Schild mit der Brezel zeigt die Insi-gnien des damals amtierenden Schultheißen Moritz Becker.
Viele private Fachwerkhäuser gesellen sich zu Kirche und Rathaus. Ehrwürdig-alt die einen, nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut die anderen. Wieder aufgebaut - so wie vorher! Der idyllische Charakter des kleinen Ortes blieb weitgehend erhalten.

Traubenernte

Früher war Weinlese reine Handarbeit.
Heute rattern in den großflächigen, sanfthügeligen Rebflächen der Weinstraße die Erntemaschinen. Selbstfahrende "Voll-ernter streifen mit rotierenden Kunststoffzangen die Trauben von oben nach unten ab und transportieren sie in wannenartigen Sammelbehältern. Die werden dann -hydraulisch gehoben - in die am Feldrand wartenden Transportfahrzeuge entleert.
Aber zum Teil wird auch noch per Hand geerntet. Etwa, wenn aus besonders kostbarem Traubengut exzellente Weinspezia-litätcn gekeltert werden sollen.
Einige Winzer "schwören zudem auf die zeitaufwendige, personal intensive Handlese, halten von der Maschinenernte nicht gar so viel.
Und so kann im Herbst an der Deutschen Weinstraße Traubenernte in zweierlei Form erlebt werden: ganz modern hier, nach traditioneller Art und Weise dort.

Spaziergang

Für den Gast aus dem rebstockloscn norddeutschen Flachland sind Spaziergänge durch die weiträumigen Weinbergflächen an der Weinstraße immer wieder ein Erlebnis. Zumal im zeitigen Herbst, wenn die Trauben rund und prall reifen. Grün bis gelblich, dunkelrotblau oder heller: lilarot bis rose.
Scheinbar endlos verlaufen die schnurgeraden Rebstockreihen den Hang hinauf, zur anderen Seite hinunter, verteilen sich nach rechts und links. Die Fahrweggassen dazwischen dürfen nur zwecks Weinbergsarbeit befahren werden, für den üblichen Fahrzeugverkehr sind sie gesperrt. Das ist angenehm für Spaziergänger, die ungestört ihrer Wege gehen können.
Hinaufgewandert bis fast zum Waldrand, zum Pfälzerwald: Der Blick geht zurück über das Rebenmeer. Kleine Orte dazwischen wirken wie eingestreut. Aus den Dachlandschaften ragt malerisch der Kirchturm hervor.
Auch in der Nähe gibt es manches zu betrachten. Dort noch eine aus früherer Zeit stammende Anzahl von Reihenabschlußsteinen, aus heimischem Buntsandstein gearbeitet. Leicht schräg gestellt, sind sie gut zur Hälfte in den Boden eingegraben. An ihnen wurden und werden die Spanndrähte der Rebstockreihen verankert.
Ein Trupp Stare - auf der Überlandleitung sitzend - berät, ob man grüne oder blaue Trauben als Zwischenmahlzeit wählen soll. Ein später Falter, ein Pfauenauge, hat einen Holzpfahl zum Rastplatz gewählt, genießt die wärmende Oktobersonne.


Nur die Herbstfärbung der Weinblätter läßt hier und da ein wenig zu wünschen übrig. Spritzmittelrückstände sollen es sein, die die Blätter eher grau-bräunlich aussehen lassen.
Aber dazwischen gibt es sie doch: ganze Reihen und Abschnitte von Rebstöcken, an denen die Blätter in herbstlicher, natürlicher Pracht prangen, rot und gelb, abgestuft in allen Nuancen. Das warme Licht der Herbstsonne läßt die Farben leuchten.

Stadt der Arbeit
Bei 170000 Einwohnern rund 120000 Arbeitsplätze in der Stadt - das ist rekordverdächtig. Nicht umsonst wird Ludwigshafen auch "Stadt der Arbeit genannt. 60000 Berufstätige pendeln werktäglich aus dem Umland hierher.

Im übrigen versteht sich die zweitgrößte Stadt des Landes als "Tor zur Pfalz und als Kulturmctropole dieser Region.
Daß eine Stadt der Arbeit und der Chemie nicht grau in grau sein muß, erkennt der Besucher schnell: Von 7767 Hektar Stadtfläche sind 13,5 Prozent öffentliche Park-und Grünanlagen, Kleingärten mitgerechnet.

PASF?

Das Unternehmen hat Weltgeltung. Jeder weiß: Firmensitz und Standort des ebenso traditionsreichen wie modernen, riesigen Hauptwerkes ist Ludwigshafen. Der Firmenname: BASF, ausgeschrieben: Badische Anilin- & Soda-Fabrik.
Wieso eigentlich "Badische? Ludwigshafen lag und liegt in der Pfalz. Und folglich mitnichten in Baden. Eine geographische Falschbczcichnung? Müßte es richtig PASF, wie "Pfälzische Anilin- & Soda-Fabrik, heißen? Natürlich nicht.
Die Erklärung: Als der gelernte Goldschmied Friedrich Engelhorn, zusammen mit den Chemikern Gebrüder Clemm und dem Bankier Ladenburg, am 6. April 1865 die BASF gründete, geschah das in Mannheim. Dort, in der badischen Heimatstadt Engelhorns, wurde das junge Unternehmen damals auch amtlich "eingetragen. Somit hatte es seine Richtigkeit: BASF, für Badi-schc
In Mannheim mangelte es dann aber am geeigneten Gelände, um eine neue Fabrik zu errichten. So zog man auf die andere Rheinseite, nach Ludwigshafen. Das war zu der Zeit - anno 1865 - ein Örtchen von 4000 Einwohnern.
Seither ist das Unternehmen zur heutigen Größe und Bedeutung gewachsen. Die Stadt Ludwigshafen auch.
Nur am badischen Mannheimer Gründungsnamen hat sich nichts geändert: BASF.

Zwischen Dom und Alter Münze

Blühender Oleander (in mächtigen Pflanzschalen), viel Blumenschmuck an den Häusern, bunte Fensterläden, gepflegte, ausdrucksvolle Fassaden historischer Gebäude, Straßencafes, kein Autoverkehr: Zwischen Dom und Alter Münze läßt sich in Speyer gut flanieren. Eine beschwingte, heitere, geradezu südländisch anmutende Atmosphäre.
Mit sicherem Pinselstrich verewigt Cornel Bahr aus der Korngasse 3 dieses farbenfrohe Bild seiner Heimatstadt auf der Leinwand. Zuschauer nicken bewundernd.
Maler müßte man sein.

Bis auf den heutigen Tag: "via triumphalis

"1294 erreicht die aufstrebende Stadt das Ende der bischöflichen Stadtherrschaft: der Bischof verzichtet auf die meisten seiner früheren Rechte. Speyer wird eine der wenigen .Freien Reichsstädte' des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. ()
Bis heute sichtbares äußeres Zeichen ihres politisch-wirtschaftlichen Gewichtes zu dieser Zeit ist das aus dem 13. Jahrhundert stammende Altpörtel als Teil der mittelalterlichen Ummauerung der Kernstadt. Es ist eines der höchsten (55 Meter) und bedeutendsten Stadttore Deutschlands und war einer der 68 Türme der Stadtmauer (schon 969 erste urkundliche Erwähnung einer Stadtbefestigung). Bis auf den heutigen Tag ist dieses Wahrzeichen bürgerlicher Freiheiten durch die ,via triumphalis' (einer der mächtigsten Straßenzüge des Mittelalters) mit dem Dom verbunden. (Aus einer Presseinformation der Stadtverwaltung Speyer)

Wein - 1300 Jahre alt

Seit fast 2000 Jahren ist der Weinbau in der Pfalz beheimatet. Bodenfunde an Geräten lassen diesen Schluß eindeutig zu.
Im Weinmuseum Speyer (als eigenständigem Teil des Historischen Museums der Pfalz) werden 2000 Jahre pfälzische Weinkultur verdeutlicht. Mittels vieler Exponate und durch verständliche Erläuterungen. Die rbindung pfälzischen Weinbaus mit dem Mittelmeerraum, mit Lothringen und Mitteldeutschland wird ergänzend aufgezeigt.
Die älteste Flasche mit Inhalt: der "Römische Wein von Speyer. Gefunden 1867 zwischen Speyer und Berghausen in einem Steinsarkophag. Von den Wissenschaftlern auf das 3. Jahrhundert n.Chr. datiert.
In der zylinderförmigen, grünlich-gelben, 32 Zentimeter hohen Glasflasche mit zwei Henkeln (eine Amphora) zeigt sich unten ein flüssig-klarer Bodensatz und darüber ein harzig-festes Gemisch. Analysen ergaben, daß es sich zumindest bei der Flüssigkeit im unteren Teil zweifelsfrei um Wein handelt.
Allein schon durch die Größe beeindruk-kend: die 11 Meter lange, 5 Meter hohe, aus Eichenholz gefertigte Baumkelter aus dem Jahre 1727.
Außerdem: Zunfttruhen der Weingärtner, Sandsteinkeltertrögc, geschnitzte Prunk-Weinfässer, Küfer-Handwerkszeug, römische "Weinsäulen, ein Traubenglas aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., Gläser, Pokale, Krüge, Kellereiausstattungen, Winzerwerkzeuge und -gerate, Gemälde mit Weinmotiven und, und, und
Das Weinmuseum in Speyer: nicht versäumen!

Tabakscheunen

In Minderslachcn, Herxheimweyher und Hayna, in Kapsweyer, Rülzheim und wohl auch in dem einen und anderen weiteren Dorf der südpfälzischen Rheinebene gibt es noch einige Scheunen dieser besonderen Art.
Besonders deshalb, weil sie ungewöhnlich hoch sind, die umstehenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude zumeist überragen. Besonders auch, weil die aus Brettern gefertigten Außenwände nicht wirklich dicht sind. Zwischen den rschalbrettern wurden schmale Schlitze gelassen. In den besseren Ausführungen sind verstellbare Klappen eingebaut. Besonders sind diese Holzscheunen vor allem, weil sie vom Boden bis zum Dach keine festen Zwischendecken oder -böden haben.
Es sind Tabakscheunen. Die Tabakblätter aus heimischem Anbau müssen vor dem rkauf getrocknet werden, nicht in der Sonne, also unter Dach und Fach. Und außerdem sehr, sehr luftig. Dafür sind die Schlitze zwischen den Brettern und die Klappen und Luken: Frische Luft hat ständig Zutritt.
Stück für Stück auf Schnüre oder Drähte gezogen, werden die Tabakblätter in den Scheunen an Holzgerüsten aufgehängt -Schicht für Schicht, von oben nach unten. An Spätsommer- und an Frühherbsttagen kann der interessierte Gast leicht einen Blick hinein tun, die einfachen Holztore stehen weit offen.
Der vor Zeiten sehr bedeutende Tabakanbau in der Pfalz ist zurückgegangen. Deshalb sind viele alte hölzerne Tabakscheunen verschwunden oder wurden bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. Einige wurden modernisiert, präsentieren sich jetzt statt mit schlichten Holzbrettern mit industriell gefertigten Leichtbauplatten. Das Flair der Holzscheunen hat die neue Scheunengeneration nicht.

Hoffentlich bleiben ein paar der hölzernen Trockenscheunen dauerhaft erhalten. Als Zeugen der eigenen rgangenheit und Identität.
Merke: Nicht nur Burgen, Schlösser, Kirchen und ehrwürdige Rathäuser sind kulturhistorische Baudenkmäler - hölzerne Tabakscheunen sind es auch.

Pfälzerwald

Auch wenn es nach der Rechtschreibung und nach Herrn Duden eigentlich getrennt sein müßte, es wird zusammengeschrieben: Pfälzerwald, nicht: Pfälzer Wald. Darauf legt man in der Region Wert.
Und auch auf die Feststellung, der Pfälzerwald sei das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Die Größenangaben differieren gelegentlich, weil die genaue Abgrenzung nicht immer einheitlich dargestellt wird. Aber so um die 1770 Quadratkilometer sollen es sein.
Auf jeden Fall viel, viel Platz für mehr als 3000 Kilometer schöne, gutmarkierte und insbesondere vom Pfälzerwaldverein hervorragend betreute Wanderstrecken.
An einigen Ausflüglertreffpunkten - wie bei Johanniskreuz - herrscht oft lebhafter Betrieb. Aber nur eine kleine Strecke weiter ist der Wanderer wieder allein in der erholsamen Stille und Einsamkeit des großen Waldes.

Handarbeit

Die Weinstraße am Haardtrand und die Rheinebene werden vom Klima verwöhnt. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen sind zudem vielfach von guter Qualität.
Der höher gelegene Pfälzerwald ist klimatisch etwas rauher. Die meist nur klein bemessenen Landwirtschaftsflächen sind weniger ertragreich.
Deshalb geht es hier bei der Landarbeit häu etwas schlichter zu, gelegentlich auch noch nach alter Väter Sitte.
Etwa so: Statt Erntemaschine Rüben aufziehen, putzen und verladen per Hand.

Löhne - vor 100 Jahren
"Die Löhne für Dienstknechte betragen in der Pfalz bis zu 500 Mark für das Jahr, für Mägde bis zu 240 Mark, nebst Kost und Wohnung. Taglöhner erhalten 1,80 Mark bis zu 3 Mark pro Tag, Taglöhnerinnen 1 Mark bis 1,50 Mark ohne Kost.
(Aus: "Jahresbericht der Pfälzischen Handels- und Gewerbekammer für das Jahr 1898)

Preise - vor 100 Jahren
"Im Durchschnitt des Jahres 1889: 1 Kilo Butter - 2,32 Mark 100 Stück Eier - 7,10 Mark 1 Kilo Rindfleisch -l,38 Mark 100 Kilo Kartoffeln - 6,89 Mark (Aus: "Jahresbericht der Pfälzischen Handels- und Gewerbekammer für das Jahr 1898)

Trifels

Der Trifels, genau: Burg Trifels, ist Pflicht. Das ist nicht irgendeine Burg, sondern eine Rcichsburg. Die wichtigste zudem.
Hier ließen Stauferkaiser die kostbaren und damals höchst bedeutungsvollen Reichskleinodien verwahren, bewacht unter anderem von Mönchen.
Hier ließ man von 1193 bis 1194 König Richard Löwenherz von England als staatlichen Gefangenen so lange schmoren, bis er 150000 Mark Silber als Lösegeld zahlen ließ.

Auch manche Schätze wurden hierher in Sicherheit gebracht. Und Kaiser Barbarossa soll während seiner Reisen auf dem Trifels Zwischenstation eingelegt, sein müdes Haupt zur Ruhe gebettet haben.
Kurzum: Burg Trifels ist gewissermaßen große deutsche Geschichte in reiner Form.
In fast reiner Form: Die Gebäude und Mauern sind - mit bedingter historischer Originaltreue - Wiederaufbauten und Sanierungen überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die prachtvollen Reichs-klcinodien, die es hier zu besichtigen und zu bewundern gibt, sind selbstverständlich Nachbildungen. Leibhaftige Mönche dienen auch nicht mehr als Bewachungspersonal.
Aber was soll's: Reichsburg Trifels ist eine absolute Touristenattraktion. Besucher kommen aus aller Welt - Amerikaner und Australier inklusive. Und die hatten mit deutschen Stauferkaisern doch nun wirklich nichts zu tun.

"Triefeis,
Trifels, Dryfels, altes Reichsschloß, einen Büchsenschuß weit von Anweiler, im Zwey-brückischen, dessen Erbauung im J. 1124 vollendet wurde. Es diente unter den Kaisern Heinrich V., Friedrich I. und Heinrich VI. zur rwahrung der Reichskleinodien. Vom letztgedachten Kaiser ward auch König Richard I. von England, als ein Gefangener, daselbst im J. 1193 verwahrt. ()
Ein Theil des Schlosses wurde 1602 vom Wetterstrahl angezündet; und das übrige ist seit 1635 völlig dem Untergang überlassen worden.
(Aus: "Geographisch-Historisch-Statistisches Zeitungs-Lexicon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf, zweiter Theil, 1784)

Pfalzer Burgenlandschaft

Wann die allerersten Burgen oder burg-ähnlichen Befestigungsanlagen auf Pfälzer Felsrücken entstanden, ist nicht bekannt. Manche der überwiegend aus dem 11. bis 16. Jahrhundert stammenden Burgen wurden bereits auf Fundamenten von wesentlich älteren Vorgängerbauten errichtet.
Mehr als 500 einstige Burgplätze hat man in der Pfalz ausgemacht. Von den meisten Bauten blieben - wenn überhaupt - nur noch letzte Steintrümmer, überwachsen vom Wald, vergessen in den Geschichtsbüchern, namenlos.
Wirklich unzerstört und original erhalten ist keine Burg. Die Kriege - insbesondere die Truppen Ludwigs XIV. von Frankreich im sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 haben ganze Zerstörungsarbeit geleistet.
Dennoch: Etwa 60 markante Ruinen und Anlagen künden in der Pfalz von der großen Zeit der Burgenherrlichkeit.
Einige Burgen wurden - ganz oder teilweise - wiedererrichtet. Mit der architektonisch-historischen Wahrheit hat man es dabei nicht immer so ganz genau genommen. Romantische Vorstellungen beeinflußten die Wiederaufbaupläne.
Das muß man so eng nicht sehen. Zumal die neuen alten Burgen sich sehr wohl sehen lassen können. Auch wenn unverfälschte Burgruinen irgendwie "ehrlicher sind.

Ungemütlich

Selbst als Ruinen sind sie in ihrer Größe und Mächtigkeit noch beeindruckend. Aber so richtig gemütlich wird man vor fünf-, sechs-, sieben-, achthundert Jahren in den Burgen der Pfalz nicht gewohnt haben: dicke Buckelsteinquader als Außenwand, viel kalter Stein und nackter Fels auch im Innern. Eine Atmosphäre zum Frösteln. Zudem stand es mit der Heizung nicht zum besten. Kamine, später auch Öfen, gab es zwar, zumeist aber nur in wenigen Räumen. Und dann die hygienischen rhältnisse! Aborterker an Außenwänden lassen hier und da noch heute erkennen, wie Toiletten damals konstruiert waren.
Da war es wohl nicht weit her mit mittel-, alterlicher Burgenromantik.
Als nette Wohnhäuser für gehobene Ansprüche waren die allermeisten Burgen schließlich auch nicht gedacht. Sie dienten unterschiedlichen, in jedem Fall aber wichtigen Zwecken: Herrschaftssicherung, Machtausübung, rteidigung und als Fluchtstätte.

Felstürme

In Millionen Jahren ist das Buntsandsteingebirge ringsum verwittert, wurde wieder zu rotfarbiger Erde. Stehengeblieben sind -als Laune der Natur und weil härtere Deckschichten es bewirkten - imposante Felstürme, spitze Felsnadeln, breite und schmale Felsrücken und Felsmauern - alle in den bizarrsten Formen und Gebilden.
Neben den Felstürmen ist die Landschaft des Wasgaus geprägt von waldbcstandenen und auch waldfreien Kegeln und Kuppen und von weiten, offenen Tälern.
Das ermöglicht dem Wanderer immer wieder den ungehinderten Blick auf Felstürme und Felsmauern.
Der Teufelstisch bei Hinterweidenthal ist das bekannteste Buntsandstein-rwitterungsgebilde des Landes. Und der Eilöchel-felsen bei Busenberg, beleuchtet von der Morgensonne und mit einem azurblauen Himmel als Hintergrund, gehört unbedingt auf den Urlaubsfilm.

Aus der Nähe betrachtet

Die Felstürme des Wasgaus wollen zuerst aus der "mittleren Distanz betrachtet sein. Dergestalt nämlich, daß das jeweilige bizarre rwitterungsgebilde möglichst in seiner Gesamtheit - oder jedenfalls soweit es aus dem Wald aufragt - zu beschauen ist.
Dann jedoch gehe man dichter heran. Ganz nahe! Weil so die rwitterungskräfte der Natur und ihre erstaunlichen Wirkungen am allerbesten zu erkennen sind. Und auch die farblich oft unterschiedlichen Schichten des Buntsandsteinfels.

Dahner Burgenwelt

Das ist vermutlich einmalig: drei stattliche Burgen direkt aneinander gebaut, Burgmauer an Burgmauer.
Die Herren und Ritter von Dahn (ursprünglich: von Tanne) haben - im zeitlichen Abstand von Generationen - diese Burgcn-Reihensicdlung entstehen lassen. Auf schmalen Felsrücken, hoch über den Dächern des (heutigen) Städtchens Dahn, im südlichen Pfälzerwald, im Wasgau. Der Buntsandsteinfels wurde dabei mit bemerkenswertem baumeisterlichem Geschick in die Burgenbauten einbezogen.
Namen haben die drei Burgen auch: Alt-dahn, Grafendahn, Tanstcin. Zusammen ist diese markante Felsenburganlage über 200 Meter lang.
Um 1570 bauten sich die Dahner Burgherren dann bei Burrweilcr ein Schlößchen.
Darin ließ es sich vermutlich gemütlicher wohnen als in den Felsenburgen.
Fortan unbewohnt, begann die Dahner Burgenwclt zu verfallen. Spätere Kriegszerstörungen und Abtransport behauener Steine zum Hausbau ließen schließlich nur schuttgefüllte Ruinen zurück.
Im Zeitalter der Romantik besann man sich auch auf die Dahner Burgen. Was noch stand, wurde - ab 1877 - gesichert.
Die aufgereihten Dahner Burgen können besichtigt werden. Jedenfalls das, was davon erhalten blieb. Aber auch als Ruinen sind Altdahn, Grafendahn und Tanstein noch immer beeindruckend.
Und der Ausblick von hier oben hinab ins Wasgauer Land ist wunderschön.

Funde

Vor vier-, fünfhundert Jahren: Der Sicherheit wegen wurden Burg- und Stadttore abends geschlossen. Wer zu spät kam, mußte draußen bleiben. Eine ungemütliche, oft auch gefährliche Sache.
Da war es gut, stets die Uhrzeit zu wissen, damit man rechtzeitig das Tor erreichen konnte.
Um 1510 erfand Peter Henlein die Taschenuhr. Aber bis das "Nürnberger Ei so recht in den Handel kam, vergingen noch etliche Jahre.
Womit also auf Reisen, auf der Jagd, fern von jeder Turmuhr, die Zeit messen?
Die Taschensonnenuhr machte es möglich. Wie jene besonders feine, aus Elfenbein gearbeitete, die heute im kleinen Burgenmuseum oben auf Burg Grafendahn zu bewundern ist. Datiert ist diese Taschensonnenuhr auf das Jahr 1541.
Ausgestellt sind im Burgenmuscum vor allem Funde, die während der Aufräumarbeiten auf den Dahner Burgen geborgen wurden.
Dazu gehört auch ein ziselierter silberner, mit Wappen und Namenszeichen versehener Hochzeitslöffel für Johannes Christoph von Dahn und Maria von Wallbronn. Die Hochzeit der beiden anno 1570 ist urkundlich gesichert.
Und dann viel Nützliches: Weberschiffchen, Spinnwirbel, Gefäße aus Ton und Glas, eine Haushaltsschere aus Eisen, Ahle und Pfriem für Lederarbeiten, Tonpfeifenköpfe, bronzene Fingerhüte, ein Winzermesser.
Fein verarbeitet, geschmackvoll gestaltet ist eine wiederaufgefundene Miederkette. Sic könnte eine schöne Frau auch heute schmücken.

Königlicher und Bürgerwald

1816 - der Wiener Kongreß hatte Europa neu verteilt - wurde der linksrheinische Teil der bis dahin geographisch größeren Pfalz bayerisch - als "Königlich bayerischer Rheinkreis.

Damit gingen auch erhebliche Waldflächen in den Besitz Bayerns über. Was zu dokumentieren war. Zum Beispiel durch Grenzsteine. In die wurden die Buchsen "KW eingemeißelt. "KW für "Königlicher Wald.
Neue Grenzsteine mußten es nicht immer sein. Manchmal fügte man das KW-Kürzcl einfach hinzu, auf bereits bestehende Grenzsteine mit älteren Besitzzeichen.
Viele Grenzsteine mit "KW und mit anderen Zeichen, Buchsen und Wappen sind vor allem im Pfälzcrwald erhalten geblieben.
Der aufmerksame Wanderer entdeckt sie. Wie am kleinen Waldsteg, der an der Straße nach Erfweilcr beginnt und hinaufführt zu den Dahner Burgen. Oder im Wiesengelände des Talgrundes zwischen Fischbach und Rumbach.
Und gleich mehrere am Rand des kleinen Waldparkplatzes hinter Hermersbergcrhof, der höchstgelegencn Siedlung im Pfälzcrwald. Dort, wo der Fußweg beginnt, hinauf zum Luitpoldaussichtsturm. Einer der Grenzsteine hier zeigt gleich eine ganze Sammlung von Besitzmarken mit Jahreszahlen aus dem 18. Jahrhundert. Neben "KW und einem Wappen mit Jahresangabe auf der einen ist das stilisierte "A als Zeichen für "Annweiler Bürgerwald mit der Jahrcsangabe 1773 auf der anderen Seite zu erkennen.

Erholung

Die Damen und Herren Gemeindevertreter und sämtliche Einwohner mögen verzeihen - aber von Bruchweiler-Bärenbach gibt es nichts Besonderes zu berichten.
Oder doch?
Abends auf der kleinen Höhe am Ende der Waldstraße. Unten im engen Tal liegt der kleine Ort. Aus der Dächervielfalt ragt der Turm der Herz-Jesu-Kirche ein wenig höher heraus. Rauch steigt aus Kaminen.
Auf der anderen Seite des Tales steigen die runden, kuppigen und spitzen Höhen des Pfälzerwaldes auf, rahmen Bruchweiler-Bärenbach beschützend ein. Die Sonne will untergehen, zeichnet die höchste Berglinie in klaren, scharfen Konturen. Darüber ein Himmel im Abendrot.
Irgendwo kräht noch zwei-, dreimal ein Hahn. Ein Eichelhäher fliegt vorbei.
Dann ist Stille ringsum.
Die Seele tankt auf.

Klassisches in Rinnthal

Wie eine brave evangelische Dorfkirchc sieht dieses Gotteshaus wirklich nicht aus. Eher wie ein klassischer griechischer Säulentempel.
Über eine breite Freitreppe kommt man zum Eingang. Vier hohe Säulen mit ionischen Kapitellen stützen einen vorgebauten Dreiecksgiebel. Säulen, Giebel, die eigentliche Fassade, der Viereckturm leuchten in blendendem Weiß. Alles zusammen: Neo-klassizismus in reiner Form.
Der fliegende goldene Engel, der sich oben auf dem Turm als Wetterfahne im Wind dreht, läßt dann doch den Schluß zu - es ist wirklich eine Kirche.
Gebaut wurde sie in den Jahren 1831 bis 1834, damals, als die Pfalz bayerisch war. König Ludwig 1., ein großer rehrer des (Neo-)Klassizismus, wünschte sich auch auf seinem linksrheinischen Gebiet einen entsprechenden Musterbau.
Das "klassische Kirchenbauvorhaben von Rinnthal, dem Wasgaudorf im Queichtal, soll er deshalb großzügig unterstützt haben.
Die bayerische Zeit in der Pfalz ist vorbei, Neoklassizismus nicht mehr Mode. Was blieb den Rinnthalern? Ein respekles Gotteshaus und zugleich ein interessantes touristisches Vorzeigeobjekt.
Ludwig sei Dank.

Sommerschluß

In der Nähe von Erfweiler bei Dahn. Es duftet, als ob alle Kräuter der Provence versammelt wären. Es ist aber "nur der wilde Thymian, der am Straßen- und Wegrand in großen und kleinen Kolonien blüht und an diesem windstillen, sonnenwarmen Septembertag die Umgebung in Wohlgeruch einhüllt. So, als wolle er zum baldigen Sommerschluß dem des Weges kommenden Wanderer noch einmal ein feines Duftgeschenk machen.
Aufwiesen künden die lila Blüten der Herbstzeitlose schon die nächste Jahreszeit an. Als letzter Gelbblüher im Jahreslauf schmückt Goldrute die Natur.
Die Blätter der Bäume am Waldrand lassen mit einem allerersten Schimmer die kommenden Herbstfarben ahnen.
Der Sommer bereitet seinen Abschied vor.

Winterbilder

Für richtigen, gar überregional bedeutsamen Wintersport ist der Pfälzerwald nicht ganz die passende Gegend. Einerseits, weil es für eine lange, schöne Abfahrt vielfach an den nötigen Höhenunterschieden mangelt, andererseits, weil reichlich Bäume im Wege stehen.
Dennoch: Zum erholsamen Ski wandern, zum gesunden Langlauf reicht es allemal. Und hier und dort ist - wie bei Hermers-bergerhof- auch ein kleines Skigebiet mit allem Drum und Dran in Betrieb.
Vorausgesetzt, Frau Holle schüttelt genügend Schnee übers Land. Was in dieser Region in manchem Winter durchaus nicht sicher ist.
Aber wenn es dann geschneit hat, dazu die Sonne scheint - dann zeigt sich der Pfälzerwald in allerschönster Winterpracht.

Kleinstaaterei

Geschichte ist interessant. Und kompliziert. Jedenfalls dann, wenn sich der historische Rückblick der Zeit deutscher Kleinstaaterei nähert.
Ein Beispiel: Am heutigen Donnersbergkreis ("in der Pfalz ganz oben) hatten im Jahre 1789 folgende Landesherren territoriale Anteile: die zum Haus Österreich gehörende Grafschaft Falkenstein, die Kurpfalz, das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, das Fürstentum Nassau-Weilburg, die Wild- und Rheingrafenschaft der Linie Gaugrehweiler. Und verschiedene andere Landeshoheiten mit klitzekleinen Herrschaftsstückchen. Auf einer Strecke von 30 bis 40 Kilometern waren damals folglich vier, fünf oder auch sechs "Landesgrenzen zu passieren.
Kirchheimbolandcn, die heutige Kreisstadt, war im 18. Jahrhundert sogar Residenz. Die Fürsten von Nassau-Weilburg regierten von hier aus ihr Territorium. Das bescherte dem vorher mittelalterlich geprägten Ortsbild beschwingten barocken Aufputz. Heute läßt sich vom Schloßplatz aus der einstige Hofhaltungsbezirk überblicken: Schloß, Schloßgarten, Ballhaus, Paulskirche, Marstall und Orangerie.
Wenige Kilometer südwestlich ist der 687 Meter hohe Donnersberg von jeher erhaben gewesen über deutsche Kleinstaaterei. Auf ihm, dem höchsten Berg der Pfalz, siedelten schon in vorchristlicher Zeit die Kelten. Das 8V2 Kilometer lange Ringwallsystem ist dafür steinernes Zeugnis.

Kaiserslautern und der Fisch

Auf der Dachterrasse im 22. Obergeschoß des 84 Meter hohen Rathauses. Der Rundblick über die Dächer der Stadt hinweg läßt keinen Zweifel: Kaiserslautern - kleine Großstadt und zugleich sympathische große kleine Stadt - liegt mitten im Grünen. Der Naturpark Pfälzerwald beginnt sozusagen vor der Haustür. Soweit von hier oben zu sehen: Von nennenswerten, größeren Gewässern keine Spur.
Und ausgerechnet diese Stadt im schönsten Grün, aber ziemlich "auf dem Trockenen, hat im Stadtwappen einen Fisch.
Der Besucher wundert sich. Und wird wie folgt aufgeklärt:
"Da ließ dereinst im Jahre 1497 Kurfürst Philipp seligen Angedenkens am Hof zu Heidelberg einen Fisch servieren, der ,neunzehn Werkschuhe' (etwa 6 Meter) lang und 350 Pfund schwer war. Gefangen ward dies Ungetüm im Kaiserwoog zu Lautern. Um seinen Hals aber trug es einen Ring mit der Inschrift: ,Ich bin unter allen Fischen der erste, welcher durch die Hände Kaiser Friedrichs II. in diesen Woog gesetzt worden den 5. Oktober 1230.'
Nun, just dieses Fisches erinnerten sich die Stadtväter von Kaiserslautern, als sie nach dem Dreißigjährigen Krieg anstelle der bisher zwei Fischlein einen einzigen, aber um so mächtigeren in ihrem Siegel erscheinen ließen. Wie Stadtvätcr und Historiker nun einmal sind, stritten sie dann in den folgenden Jahrhunderten um die wahre Gestalt ihres Wappentieres. Dies ließ es sich brav gefallen und ward mal Hecht, mal Karpfen, bis es so aussah, daß es auch in unsere Zeit paßt, um so seiner Stadt Ehre zu machen.

Vor Zeiten muß es also zu Kaiserslautern mindestens einen Woog, vermutlich mehrere Wooge, gegeben haben (Woog, so belehrt der Duden, ist mundartlich und bedeutet Teich). Diese Fischteiche gab es wirklich. Nur hat man schon im 18. Jahrhundert begonnen, sie im wesentlichen trockenzulegen. Heute erinnern an sie Namen von Naherholungsgebieten wie Vogelwoog und Gelterswoog.

Die Würfel des Franz von Sickingen

Er wollte die alte Ritterherrlichkeit erhalten, der 1481 geborene Franz II. von Sickingen. Und dafür sorgen, daß der Kaiser wieder allein das Sagen haben sollte im Reich. Die Zeiten waren nicht danach, das Rittertum hatte sich längst überlebt. Franz, der "letzte Ritter, mußte scheitern.
Widersprüchlich war sein Wirken. Für die "evangelische Freiheit trat er ein. Und lieh doch dem Streiter für den katholischen Glauben, Kaiser Karl V., zinslos viel Geld. Mit 7000 Mann Worms überfallen und Lösegeld erpressen war auch nicht die feine Ritterart. Allenfalls Raubritterart.
Trotzdem, sein Schwager Götz von Berli-chingen (der mit dem berühmten Spruch), sagte zu Franz: "Deine Seele fliegt hoch. Genaugenommen hat das Goethe den Götz sprechen lassen, im Schauspiel "Götz von Berlichingen.
Burg Nanstein, auf hohem Fels über Landstuhl, erlebte die letzten Stunden des Franz von Sickingen: Im "Reichsritterkrieg belagern seine Feinde die Feste. Am Abend vor dem Schicksalstag spielt der "letzte Ritter Würfel. Sie verheißen ihm nichts Gutes. Zornig schleudert von Sickingen sein Spielgerät hinab auf die Stadt.
Dort liegen sie noch heute, auf dem Platz "Am Alten Markt. Weil dieser Teil der Geschichte eine Legende ist, sind die Würfel extrem groß geraten: mächtige steinerne Quader.

In Wahrheit sollen es Teile des Grabmales eines im Winterlager verstorbenen Offiziers aus römischer Zeit sein.
Wahr ist außerdem, daß Franz von Sickin-gen am 6. Mai 1523 seine Burg den Feinden übergeben mußte. Er starb, schwer verwundet, einen Tag später.

Weiter Blick ins Land

Die Landschaft der Sickinger Höhe ist anders: keine ganz platte Ebene wie im Rheingraben, kein Rebenmeer wie an den Hängen der Weinstraße, keine endlosen Forsten wie im Pfälzerwald.
Die Sickinger Höhe ist - 300 bis 400 Meter über Normalnull - eine freie, leicht gewellte Hochfläche, gegliedert durch tief einschneidende Täler.
Auf der Höhe ist das Gebiet ohne Wald. Den haben die Bauern schon vor Jahrhunderten gerodet, als sie feststellten, daß der Boden hier oben ertragreicher und außerdem leichter zu bearbeiten ist als unten in den engen Tälern. Mais wächst hier, Korn und Rüben. Und natürlich "Grumbeere -auf hochdeutsch: Kartoffeln. Aufwiesen in Hanglagen grasen schwarzbunte und braunbunte Kühe.
Von den Höhenstraßen geht der Blick nach allen Seiten unbegrenzt weit ins Land. Nach Wandertagen im Pfälzerwald einmal ein anderes, schönes "Seherlebnis. Dafür besonders empfehlenswert: die Straße von Weselbcrg nach Saalstadt oder auch die Strecke von Martinshöhe nach Knopp. Von hier oben ist dann doch Wald auszumachen: als kleine Waldinseln vor allem in Talmulden.
Die Dörfer der Sickinger Höhe wurden -wie Wiesbach und Labach - zuerst in den geschützten Tälern gebaut, später - wie Krähenberg - auch oben auf freier Höhe. Die Orte, ein wenig abseits der großen Straßen gelegen, wirken so ruhig, so friedlich, fast ein wenig weltvergessen. Reisende kommen auch. Aber das sind Individualisten, keine Touristenscharen.

Gotisches Torhaus

Die Sickinger Höhe ist Bauernland, kein Burgenland. Sehenswertes - neben den Schönheiten der Landschaft und der Natur - gibt es trotzdem. Wie die Kirche von Labach. Sie stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Der achteckige Turm von beachtlicher Höhe ist eine Besonderheit. Malerisch umschließt die aus Sandsteinquadern gefügte mittelalterliche Ringmauer die Kirche inmitten des alten, aber noch heute benutzten Friedhofes. Gesäumt wird die Anlage von mächtigen Lindenbäumen. Das Schmuckstück dieses reizvollen Kirchenplatzes aber ist das kleine Torhaus aus gotischer Zeit. Es wird flankiert von zwei hohen Rosenstöcken.

Europas Rosengarten

Sie heißen Alcazar, Alpengruß und Amou-reuse, auch Clivia, Condesa de Sastago und Crimson Glory, andere Liebestraum und Lulu, Paradise und Paprika, Roter Chamner, Rumba, Sabine und Schneewalzer. Sie leuchten kupfer- und blutrot, bronzegelb, lachsfarben, lila, gelborange, kirschrot und weiß. Es sind -je nach Klassifikation - Floribunda, Polyantha oder Teehybriden, sie gehören zumeist zu den Busch-, Strauch- oder Klettergewächsen.
Also: Rosen, Rosen, Rosen!
In Zweibrücken, und zwar in "Europas Rosengarten, sind sie zu bewundern. Insgesamt 2000 verschiedene Sorten mit 60000 Stöcken vermitteln auf 45 341 Quadratmetern Fläche ein einzigartiges Rosenerlebnis: die verschiedensten Blütenformen, die herrlichsten Farben, den wunderbarsten Rosenduft.

Apropos Rosenduft. Der ist - ähnlich wie Windstärken - klassifiziert. 1-2: mäßiger Duft, 3-4: leichter Duft, 5-8: starker Duft, 9-l0: sehr starker Duft. Die Sorte "Duftstar - Züchter: W. Cordes' Söhne, 1975 -bringt es mit den dunkelroten, im Durchmesser bis 12 Zentimeter großen Blüten namensgerecht natürlich auf sehr starken Duft der Stärke 10.
In "Europas Rosengarten sind so ziemlich alle bekannten Rosenzüchter aus dem In-und Ausland vertreten, die heutigen und ebenfalls die ehemaligen. Denn darauf können die Rosengärtner in Zweibrücken besonders stolz sein: In ihrem Rosengarten stehen neben aktuellen Züchtungen viele historische Rosenraritäten in Kultur.
Eine reine Rosenlandschaft ist die Anlage nicht. Die Königin der Blumen wurde in naturhafte rbindung gebracht mit Stauden und Gräsern, mit Zwiebel- und Som-merblumcn, mit Sträuchern und Bäumen. Teiche, Wasserbecken, Springbrunnen, Skulpturen fügen sich in diese gelungene Gartenlandschaft bezaubernd ein.







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