Dass Thüringen so weit nach Osten reicht, hat es den Altenburger Bürgern zu verdanken: Sie stimmten nach der Wende n 1989 dafür, dass sie zum Bundesland Thüringen gehören wollten. Die Landschaft in Thüringens Osten mag zwar nicht ganz so reizll sein wie andere der hier beschriebenen Gebiete, aber allein die »Skatstadt« Altenburg mit dem Lindenau-Museum lohnt einen Abstecher.
Greiz
Die »Perle des Vogtlandes« wurde Greiz (26 700 Einw.) früher genannt -der Glanz vergangener Zeiten, als die Stadt noch das Zentrum der Tuchmacher war, ist jedoch weitgehend ver-blasst. Mitten im Stadtzentrum thront weithin sichtbar ihr Wahrzeichen, das Obere Schloss. Der auf einem Felsen errichtete imposante, 24 m hohe Hauptturm (1625) prägt die gesamte Anlage. Das Untere Schloss wurde nach einem Stadtbrand 1802 wieder aufgebaut. Zusammen mit der Stadtkirche, der Hauptwache, dem Gymnasium und dem Röhrenbrunnen bildet es das klassizistische Gebäudeensemble der Stadt. Lohnend ist ein Besuch des Heimatmuseums im Unteren Schloss (Sa-Do 10-12.30 und 13-17 Uhr).
Der 60 ha große *Landschaftspark am rechten Elsterufer wurde im 19.1h. nach englischem Vorbild aus einem 1650 angelegten Küchengarten gestaltet, und das frühklassizistische Sommerpalais (1779-1789) beherbergt die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung. Sehenswert ist auch das Satiricum, eine Karikaturensammlung besonderer Art!
Fremdenverkehrsamt / Greiz-Information, Burgplatz 12, Unteres Schloss, 07973 Greiz, Tel./Fax o 36 61/70 32 91, www.greiz.de; info@greiz.de
Hotel Am Wald, Untergrochlitzerstr. 8, Tel. o 36 61/67 08 03, Fax 67 08 05, www.greiz.de/tourismus. Neubau im Landhausstil, ruhig gelegen, mit Garten.
Pension garni Töpferhof, Buckestr. 2, Tel./Fax o 36 61/66 00. Ferienwohnungen im ländlichen Stil mit familiärer Atmosphäre.
Jugendherberge, Amselstieg 12, Tel. 0 36 61/2176, Fax 68 78 08. Mitten im Wald, oberhalb der Stadt, nur 20 Min. vom Bahnhof entfernt.
Campingplatz: Autocamping & Restaurant Clodra »Am Töpferberg«,
Ortsstr. 2,07980 Clodra, Tel./Fax 03 66 23/2 04 38. Idyllisch oberhalb des Waldtales der Weißen Elster gelegen.
Gera
Am landschaftlich reizvollen Mittellauf der Weißen Elster liegt Gera, die zweitgrößte Stadt Thüringens (ca. 114000 Einw.), bis 1918 die Residenz des Fürstentums Reuß. Über mehrere Jahrhunderte bestimmten hier Tuchmacher, Bierbrauer und Gerber das Wirtschaftsleben. Mit schönen Bürgerhäusern aus dem 18. Jh. und dem Simson-brunnen (Kopie des Originals von 1686) gehört der Marktplatz zu den schönsten seiner Art in Thüringen.
Das *Rathaus (1573-1576) an der Ostseite ziert ein prachtvolles Portal mit dem reußischen Wappen. Der Treppenturm (57 m hoch) mit barockem Mansardendach setzt einen markanten baulichen Akzent. Steigt man die 160 Stufen zum Türmerstüb-chen auf, bietet sich eine schöne Aussicht auf den Ort. Im traditionsreichen Ratskeller isst man gut und im Rathaussaal finden gelegentlich auch Kammerkonzerte statt.
Die *Stadtapotheke am Markt schmückt ein reich verzierter Runderker von 1606. Die *Salvatorkirche (1717-1720) am nahen Nikolaiberg ist ein dreischiffiger Barockbau, dessen Inneres 1903 im Jugendstil neugestaltet wurde.
Im Schreiberschen Haus daneben ist der barocke Festsaal mit reicher Stuckdekoration sehenswert. Das Haus beherbergt das Museum für Naturkunde (Di-So 10-17 Uhr), das einen Überblick über Geologie, Flora und Fauna Ostthüringens gibt. Dazu gehört auch der Botanische Garten an der Nicolaistraße (Mai-Sept. Mo-Fr 8-18, Sa 10-18, Okt.-April Mo-Fr 8-15.30 Uhr). Im Ferberschen Haus an der Greizer Str. 37 ist das Museum für Kunsthandwerk untergebracht (Di-So 10-17 Uhr). Über Johannisstraße und Schlossstraße gelangt man zum prachtvollen 'Jugendstiltheater von 1901. Westlich davon erstreckt sich in der Elsteraue eine Gartenanlage mit der Orangerie, 1792 erbaut. Sie nimmt die Kunstsammlung mit Malerei und Plastik vom 16. Jh. bis in die Moderne sowie die Gedenkstätte für den Maler Otto Dix auf (Di 13-20, Mi-Fr 10 -17, Sa, So 10-18 Uhr). In Dix' Geburtshaus jenseits der Weißen Elster am Mohrenplatz sind Werke dieses bedeutenden Expressionisten (1891-1969) zu sehen (Di 13-20, Mi-Fr 10-17, Sa/So 10 bis 18 Uhr).
Unweit davon an der Auffahrt zum Schloss Osterstein ist die spätgotische Marienkirche sehenswert. Vom Schloss Osterstein, einer Anlage aus dem 16.-18 Jh., sind nur der Aquädukt für die Wasserzuleitung und der Bergfried erhalten, der restauriert wurde und im Sommer für Ausstellungen genutzt wird. Ein Besuch lohnt sich auch wegen des hübschen Terrassencafes mit Blick auf Gera.
Eine besondere Attraktion der Altstadt ist auf den ersten Blick unsichtbar, die Höhler. Der Altstadtkern rund um den Markt wird tief unter den HauSern von einem zusammenhängenden Keller- und Gangsystem durchzogen. Es wurde teilweise im 17. und 18. Jh. in den anstehenden Fels gehauen. Es sind dies Wirtschaftskeller, in denen früher das Bier gelagert wurde (Führungen: Mo-Fr 11, 13, 15, Sa, So u, 13,14,15 Uhr).
Gera-Information, Heinrichstr. 35, 07545 Gera, Tel. 03 65/800 70 30, www.gera-tourismus.de, gast.in@gera.de.
Hotel ZwergschlÖsschen, Untermhäuser Str. 67/68, Tel. 03 65/2 25 03, Fax 5 30 79, www.hotel4you.de Herrliche Stadtrandlage, moderne Zimmer, Restaurant.
Galerie-Hotel, Leibnizstr. 21, Tel. 03 65/2 0150, Fax 2015 22, www.galerie-hotel-gera.de. Gründerzeitbau mit gut ausgestatteten Zimmern und Ausstellungen von Künstlern der Region.
Ratskeller, Am Markt. Historische Weinschenke mit Thüringer Spezialitäten.
Zum Höhler, Steinweg 18-20. Traditionsgaststätte mit gut-bürgerlicher Küche.
Zum Fliegenschnapper, Dorfstr. 3, Gera-Zschippern. Rustikal, familiär, Thüringer Hausmannskost.
Skatstadt Altenburg
Vier um einen Stich raufende Wenzel-landläufig »Buben« genannt -nehmen am Skatbrunnen auf dem Brühl von Altenburg die Stelle ein, die sonst meist Kriegshelden und Dichtern zukommt. Das erregte schon 1897, als der Wettbewerb für den Brunnen ausgeschrieben wurde, Aufsehen. 1942 wurde der Brunnen von den Nationalsozialisten eingeschmolzen, doch die Altenburger setzten sich dafür ein, dass 1954 ein Nachguss eingeweiht werden konnte.
Kartenspiele waren schon immer so beliebt wie verpönt. Die Spielerei verstieß nicht nur gegen die kirchlichen Gebote, sondern auch gegen die bürgerliche Moral. Doch Verbote nützten nichts. Die Bauern spielten Schafkopf, der Adel L'Hombre und Tarock. Die Regeln wurden abgewandelt, bis Anfang des 19. Jhs. das Skatspiel entstand.
Zunächst wurde es von Bauern und einfachen Leuten gespielt, später fand es dann sogar Eingang in schriftgelehrte Kreise. Drei Herren Hempel verhalfen dem Skat in Altenburg schließlich zum Durchbruch: Johann Friedrich Ludwig Hempel war Gymnasialprofessor. 1833 erläuterte er erstmals in »Pierers Encyclopädi-schem Wörterbuch« die Skatregeln.
Pfarrer Hempel aus Stünzhayn bei Altenburg war dann der Zweite im Bunde. Er schrieb 1839: »Unter die gewöhnlichsten Vergnügen in Gesellschaft gehört das Kartenspiel; auch manche Weiber beschäftigen sich damit zum Zeitvertreib, doch sind sie selten lange aufmerksam; sind auch ängstlich und spielen um geringen Preis... Seit dreißig Jahren ist im Altenburgischen ein besonderes Spiel, das Skatspiel, fast allgemein beliebt; soll auch im Umkreis ausgedacht worden sein. Sachkenner versichern uns, dass der altenburgische Landmann Meister darin sei und eine ganz seltene Combinationsgabe dabei verrate.« Der Dritte im Bunde war der Hofadvokat und Notar Friedrich Ferdinand Hempel. Sein deftiger, gutmütiger Humor wurde in der Region sprichwörtlich. Seine Schrift »Ein Weihnachtsgeschenk für die küsslustige und kussgerechte Welt« legte den Grundstein der Legende, dass er der Erfinder des Skats sei.
Das Glücksspiel wurde zwar mit der Revolution 1848 und dann wieder 1872 verboten, aber dem Skat konnte niemand etwas anhaben. 1886 fand in Altenburg der erste deutsche Skatkongress statt. Das Kartenspiel wurde von Patrioten zum Spiel der Nation erhoben. Dann entdeckten die Burschenschaften den Skat für sich. In der Weimarer Republik wurden Frauen nicht nur erstmals im Parlament zugelassen, sondern auch bei Skatturnieren. Das Altenburger Skatgericht ist weltweit die oberste Instanz bei allen Streitigkeiten.
Original Altenburger Spielkarten, Skat auch Romme und Canasta, kann man man in der Spielkartenfabrik Altenburg, Leipziger Str. 5, Mo-Fr 8--16 Uhr, kaufen.
Kurse für Skatbrüder
Skat spielen gilt als eine typisch deutsche Leidenschaft. In der Altenburger Skatschule werden Skatkurse für Anfänger und Fortgeschrittene organisiert. Informationen dazu und zum interessanten Rahmenprogramm bei der Schule in der Burgstr. 14, Tel. o 34 47/5518 38, Fax 034 47/3519994- Altenburgs als Wettinerresidenz informiert (Di bis So 9-17 Uhr).
Durch den Schlosspark erreicht man das Mauritianum, ein naturkundliches Museum mit Dioramen zur heimischen Flora und Fauna (geschl. bis 2004, ersatzweise Ausstellungen Schlossberg 2, Tel. o 34 77/89 03 06). Das Lindenau-Museum (1874) beherbergt u.a. den größten Bestand italienischer Tafelbildmalerei des 13. bis 16. Jhs. nördlich der Alpen und eine Sammlung griechischer und etruski-scher Tongefäße sowie moderne Kunst; Sonderausstellungen ergänzen das Programm (Di-So 10-18 Uhr).
In der Altstadt stehen Bürgerhäuser aus Renaissance und Barock wie das barocke Seckendorffsche Palais am Brühl (1724). Beherrschend ist der Turm des Rathauses (1562-1564). Im Stadtbild hervortretend ein weiteres Wahrzeichen Altenburgs: die beiden »Roten Spitzen«.
Fremdenverkehrsamt Altenburg, Moritzstr. 21, 04600 Altenburg, Tel. o 34 47/59 4174. Fax 59 4179. www.stadt-altenburg.de.
Altenburger Hof, Schmöllner Landstr. 8, Tel. o 34 47/58 40, Fax 58 44 99,
www.altenburger-hof.de. Hotel am Stadtrand; Sauna, Fitness.
Hotel/Pension garni Treppengasse, Treppengasse 5, Tel. /Fax: o 3447/3135 49. Gepflegte Einrichtung in Schlossnähe.
Ratskeller, Markt 1, Tel. 03447/55 1839. Deftige bodenständige Thüringer Küche.