Adresse: Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt/Main.
Telefon: (069) 6050980.
Telefax: (069) 610163.
Verkehrsverbindungen: U-Bahn-Station Schweizer Platz und Otto-Hahn-Platz Bus 43 (Stadel).
Eintrittspreise: DM 10,-; Erm. DM 8,-. Öffnungszeiten: Di.-So. 10.00-l7.00 Uhr, Mi. 10.00-20.00 Uhr, Mo. geschlossen.
Sammlungsschwerpunkte: Gemäldegalerie 14.-20.Jh., Skulpturen 19.-20. Jh., Grafische Sammlung 15.-20. Jh.
Museumspädagogik: Führungen, Mal- und Zeichenkurse. Führungen: Di., Do., Fr. 12.30,15.00 Uhr; Mi. 12.30,15.00,17.30, 18.30 Uhr; Sa., So. 11.00,15.00 Uhr.
Führer: Schulbegleitbücher, Reihe museum.
Mit seinem Stiftungsbrief m 15. März 1815 gründete der Frankfurter »Bürger und Handelsmann« Johann Friedrich Stadel (1728-l816) das Städelsche Kunstinstitut und vermachte ihm seine Kunstsammlungen und sein ansehnliches Vermögen. Er stellte dem n der Obrigkeit unabhängigen Institut zwei Aufgaben: Vermehrung, Verbesserung und Ausstellung der Sammlung und Förderung angehender Künstler durch Unterricht und Stipendien. Erster Sitz war das Wohnhaus Stadels am Rossmarkt in Frankfurt. Unter dem ersten Direktor, Philipp Veit, wurde 1830-33 ein größeres Wohnhaus in der Neuen Mainzer Straße für Museum und Schule erweitert und umgebaut. Der Maler und angesehene Kunstgelehrte Johann David Passavant (1840-61 Inspektor) fügte der Sammlung zahlreiche Erwerbungen n höchstem Rang zu. 1874-78 errichtete der Baumeister Oscar Sommer neue Gebäude für Museum und Schule am Schaumainkai in Sachsenhausen. Zur Unterstützung des Museums wurde 1899 der Städelsche Museums-Verein e.V. gegründet, der Kunstwerke erwarb und zur Verfügung stellte. 1907 entstand die Städtische Galerie. Georg Swarzenski (Direktor 1906-37) ließ für die rasch wachsenden Bestände 1915-20 einen neuen Flügel anfügen. 1937 wurden die meisten der modernen Bilder als »entartet« beschlagnahmt; im Kriege wurde das Museumsgebäude schwer beschädigt, nachdem die Bilder zur ausgelagert worden waren. Der Wiederaufbau dauerte bis 1966; 1990 wurde ein Erweiterungsbau entlang der Holbeinstraße eröffnet.
In der Sammlung sind fast alle Schulen der europäischen Malerei m 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart vertreten. Die frühesten italienischen Bilder (trauernder Johannes aus dem Umkreis des Cimabue, um 1300; Madonna n Barnabä da Modena, 1367) stehen noch in byzantinischer Tradition. In den zwei Tafeln des Meo da Siena und in der Stephanuslegende n Martino di Bartolommeo stehen sich repräsentative und erzählende Auffassung gegenüber. Der Übergang zur Frührenaissance in Florenz lässt sich ablesen an der Verkündigung des Maestro del Bambino vispo und dem Madonnentäfel-chen des Fra Angelico; spätere Beispiele der Malerei in diesem Zentrum sind die Madonna des Verrocchio und das weibliche Idealbildnis n Botticelli. Der oberitalienischen Malerei dieser Zeil gehören an der hl. Markus, ein Frühwerk n Andrea Mantegna, die Madonnen n Vit-tore Carpaccio und Giovanni Bellini, die Verkündigung n Carlo Crivelli und das Bildnis einer jungen Frau mit aufgelöstem Haar (Lucrezia Borgia) n Bartolomeo Veneto. Herrragende Beispiele der Porträtmalerei sind die großen Damenbildnisse des Florentiners Pontormo und des in Ferrara tätigen Girolamo da Carpi. Renaissance und Manierismus stehen sich gegenüber in dem ruhig aufgebauten Altarblatt der Madonna mit Kirchenvätern n Moretto da Bres-cia und dem unruhig bewegten Quellwunder Mosis des Venezianers Tintoretto. Die deutsche Malerei des gleichen Zeitraumes ist zu finden auf Altären, erzählenden Bildern und eindrucksllen Bildnissen. Altestes Werk sind die Flügel des Altenberger Altares (um 1330/40) mit Darstellungen aus dem Marienleben. Ins 15. Jahrhundert führen der große Krcuzigungsaltar aus der Frankfurter Peterskirche und das kleine, berühmte Paradicsgärt-lein. Dann erobern sich die Maler Schritt für Schritt die Wirklichkeit (Apostelmartyrien Stephan Lochners, Auferstehung Christi des mittelrheinischen Hausbuchmeisters), bis im 16. Jahrhundert die große, monumentale Form gefunden ist: In den Tafeln des Hochaltares der Frankfurter Dominikanerkirche n Hans Holbein d. A. aus Augsburg (1501), in Dürers Verspottung Hiobs oder in der Taufe Christi und den Heiligen mit Stiftern n Altären des Hans Baidung gen. Grien. Grunewald malte die zwei Grisailletafeln mit den Diakonen Laurentius und Cyriakus für einen Altar in der Frankfurter Dominikanerkirche; der Torgauer Altar mit der hl. Sippe n Lukas Cranach ist eine Stiftung der sächsischen Kurfürsten. Einzeltafeln n Baidung, Altdorfer, Cranach zeigen die Geburt Christi, die Anbetung der Könige und die Kreuzigung; profane Themen stellen dar die Wetterhexen n Hans Baidung oder die kleine Venus n Cranach. Von ganz besonderer Qualität sind die sprechenden Bildnisse n Dürer, Holbein d.A., Holbein d.J., Barthel Bruyn, auch n anonymen Meistern.
Besonderer Stolz des Museums sind die frühen Niederländer; fast alle bedeutenden Meister sind mit herrragenden Werken vertreten. Die Luc-ca-Madonna des Jan van Eyck ist ein spätes, llendetes Bild des Begründers dieser Schule. Derber und handfester ist der Realismus auf den vier großen Tafeln seines Zeitgenossen, des Meisters n Flemalle (Robert Campin): Maria, Veronika, Dreifaltigkeit und der böse Schacher am Kreuz. Die Medici-Madonna Rogers van der Weyden ist dagegen ein kleines Bild, in dem sich italienische Komposition mit nordischer Wirklichkeitstreue verbindet. Es folgen Gemälde n Hugo van der Goes, Gerard David und Hierony-mus Bosch. Zwei Bildnisse n Hans Memling und Quinten Massys weisen den Weg ins 16. Jahrhundert, wie es auch die Altäre des Meisters n Frankfurt und des Joos van Cleve tun, in denen auch Auseinandersetzung mit italienischer Renaissance spürbar wird. Adam Elsheimer spielte im Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom eine wichtige Rolle für die Entfaltung der Barockmalerei. Von ihm besitzt das Museum sein Hauptwerk, den lange verschollenen Kreuzaltar, dazu eine Reihe weiterer Bilder, daneben auch zahlreiche kleine Bilder deutscher und niederländischer Künstler seines Umkreises, z.B. n Rottenhammer, L.v. Valcken-borch und Jan Brueghel d. A. Elsheimer in Rom wirkte auf die dort arbeitenden Franzosen Nicolas Poussin (Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe, 1651) und Claude Lorrain (Christus erscheint am Ostermorgen der Maria Magdalena, 1681), aber auch zu den Hauptmeistern der flämischen und holländischen Malerei, zu Rubens und Rembrandt. Von Rubens ist rhanden ein großes mythologisches Bild Dido und Aeneas, die Skizze mit der Verlobung der hl. Katharina und ein Harfe spielender David; n Rembrandt die dramatische Blendung Simsons n 1636 sowie die früheren Gemälde David spielt r Saul die Harte und das Bildnis der Margareta van Bildcrbcecq. Sie werden umgeben n Holländern und Flamen, deren Malerei sich auf bestimmte Themen spezialisiert: die Landschaft bei Jan van Goyen und Salomon van Ruysdael, Jacob van Ruisdael und Aert van der Neer, Meindert Hobbcma und Philips Koninck: Genreszenen (Adriaen Brouwer, Jan Steen, Gerard ter Borch, Johannes Vermeer van Delft), Bildnisse (Frans Hals. Aert de Gelder) und Stillleben (Willem Kalff).
Im 18. Jahrhundert gewinnt noch einmal die venezianische Malerei an Bedeutung; im Städcl ist dafür das überragende Werk das große Bild Tiepolos mit den Heiligen der Familie Grotta. Die bedeutendsten französischen Gemälde der Zeit sind der frühe Watteau L'Ile de Cytherc, erste Fassung der großen Bilder in Charlottenburg und Paris, und ein Stilleben mit Rebhuhn und Birne n Chardin (1748). Bei den deutschen Bildern setzt Tischbeins berühmtes großes Bildnis Goethes in der römischen Camna (1786/87) Schlusspunkt und in der Person des Dargestellten Überleitung ins 19. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert überragt die französische Malerei; der kleine Bestand gibt einen guten Überblick und enthalt einige Hauptwerke. Neben den stillen, kleinen Bildern Corots stehen die bewegten, farbigen des Dclacroix; ein neuer Realismus kommt auf mit Courbet (Die Welle), er kennzeichnet auch das Meisterwerk Daubig-nys, den großen Obstgarten zur Erntezeit (1876). Le Dejeuner n Claude Monet (1868) und Apres le Dejeuner n Auguste Renoir (1879) zählen zu den bedeutendsten Bildern des Impressionismus; daneben gibt es Bilder n Ma-net und Degas. Die weitere Entwicklung ist zu verfolgen an Frühwerken n Cezanne und van Gogh, Kompositionen n M. Denis und H.-E. Cross, Bildern n Redon, Bonnard und Vuil-lard. Klassische Werke aus Kubismus und Fau-vismus sind das Bildnis der Fernande Olivier n Picasso (1909) und das Stilleben Fleurs et Ceramique n Matisse (1911).
Die deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts beginnt mit den Romantikern (J.A. Koch, Fr. Pforr. K.Ph. Fohr, CD. Friedrich); aus denen die Nazarener herrgehen, n denen Overbeck und Veit für das Stadel Programmbilder der ganzen Richtung geschaffen haben. Dann schließen sich Maler der deutsch-römischen Tradition (Böcklin, Feuerbach, Marees) an, andere mehr der französischen, auf die Wirklichkeit gerichteten, wobei der Münchener Kreis um LeibI (mit Trübner, Thoma u.a.) gerade n Frankfurter Malern (O. Schulderer, V. Müller, L. Eysen) sehr angeregt worden ist. Die sog. »deutschen Impressionisten« (Liebermann, Slegt und Corinth) arbeiten bis weit in das 20. Jahrhundert, bis in die Zeit der Künstlergruppen Blauer Reiter und Brücke und einzelner für sich stehender moderner Maler. Von allen genannten Künstlern besitzt das Stadel viele und z.T. bedeutende Bilder; n Kirchner und Beckmann gibt es Bilder aus verschiedenen Epochen, daneben auch Gemälde n Marc, Macke und Feininger; Nolde, Heckel und Muel-ler; Modersohn-Becker und Klee. Der Ausbau der Galerie in die jüngste Vergangenheit und Gegenwart erfolgte in den letzten Jahren durch Erwerbungen n Bildern n Max Ernst, Jean Dubuffet, Alberto Giacometti, Francis Bacon, Antoni Tapies und Yves Klein; dazu auch Anselm Kiefer, Richard Serra, Gerhard Richter und A. R. Penck. Damit wächst die Sammlung lebendig mit der Zeit. Zum Museum gehört eine große Grafische Sammlung, die zu den bedeutendsten ihrer Art zählt. Sie verwahrt Zeichnungen und Druckgrafiken aus allen europäischen Schulen m Mittelalter bis in die Gegenwart. Sie werden in Ausstellungen gezeigt oder auf Anfrage in den Besichtigungsräumen rgelegt.