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Stadtlandschaft

Stadtlandschaft

Zur Versorgung der Bevölkerung entstanden im Ruhrreer seit 1850 zahlreiche neue Ortszentren - z. T. in Anlehnung an die alten Dörfer, häu aber auch >auf der grünen WieseZentralräume< mit breitem Mittelschiff und sehr schmalen Seitenschiffen auf, galt es doch, mit Hilfe des gemeinschaftliehen Gottesdienstes ein soziales Zusammenwaehsen der zusammengewürfelten Gemeinden, die z. T. mehrere Nationalitäten umfassten, zu fördern. In mehreren Gotteshäusern erinnern Inschriften in polnischer Sprache oder bildliche Darstellungen von polnischen Nationalheiligen noch heute an die polnischen Zuwanderen die in manchen katholischen Gemeinden des nördlichen Ruhrreers zeitweilig mehr als 50% der Gläubigen ausmachten.
Das Kulturleben wurde in der neuen Industrieregion noch lange im Wesentlichen von wandernden Theatertruppen bestritten, die erst seit den 1870er Jahren in manchen Großstädten - zunächst in der Hellwegzone - für mehrere Spielzeiten sesshaft wurden und dort die Keimzelle der späteren Stadttheater bildeten. Aufgeführt wurden zumeist Rührstücke, Lustspiele, Operetten Als Veranstaltungsort diente häu ein Wirtshaussaal. Erst gegen Ende des 19. Jh. subventionierten kulturinteressierte Großindustrielle die Ensembles und Orchester ihrer Stadt und ermöglichten so eine Qualitätssteigerung des Dargebotenen. Mäzenatisches Engagement sorgte schließlich auch für angemessene Spielstätten. So entstand das repräsentative Essener Stadttheater 1890-92 hauptsächlich dank einer Stiftung von Friedrich und Wilhelmine Grillo, dem (nach Friedrich Alfred Krupp) zweitreichsten Bürger dieser Stadt und seiner Frau. Unter dem Namen >Grillo-Theatcr< dient der Theaterbau, der nach Bombenschäden des Zweiten Weltkriegs in vereinfachter Form wieder aufgebaut wurde, noch heute als Essener Schauspielhaus.



Bis ins Zeitalter der Industriellen Revolution lässt sich die Tradition mancher Museen des Ruhrreers zurückverfolgen. Dabei ging die entscheidende Initiative zum Aufbau einer naturkundlichen, heimatgeschichtlichen oder Kunstsammlung oft von einem bürgerlichen Förderverein aus. in dem sich ortsansässige Lehrer, Verwaltungsbeamte und Fabrikanten engagierten. Die älteste kommunale Museumstradition besitzt Dortmund, wo die öffentliche Hand erstmals 1866 stadthistorischc Münzen ankaufte. In Hamm wurde 1883 der Ruf nach einem städtischen Museum laut, in Witten 1886 ein Museum gegründet. Das Deutsche Bergbaumuseum lässt sich u. a. auf mineralogisch-geologische Sammlungen der alten Märkischen und Essen-Werden'schen Bergämter zurückführen, die 1864 von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse übernommen werden konnten. Diese Institution richtete 1868 in Bochum auch eine ständige Ausstellung bergbaulicher Untensilien< ein.

Fassen wir zusammen: In der zweiten Hälfte des 19. Jh. prägte die industrielle Revolution der Region zwischen Ruhr und Lippe ein neues Erscheinungsbild auf. Im Zuge dieser Entwicklung verwandelte sich ein bislang bäuerlich strukturierter Landstrich mit Fachwerkdörfern, Wasserschlössern und kleinen Handels- und Handwerkerstädten binnen kurzem in eine montanindustrielle Stadtlandschaft. Im Lauf von wenigen Jahrzehnten entstand ein unübersehbares Gewirr von Zechen und Eisenhütten, werkseigenen Kolonien und privaten Mietwohnhäusern, alten Dorfkernen und neuen Stahlstäd-ten, Eisenbahnlinien und Kanälen. Halden und Industriebrachen
Die neuen Gebäude - Zechen, Fabrikhallen, Kolonien, Kirchen, Schulen etc. - wurden zumeist aus Backsteinen aufgemauert, sodass sich das Ruhrgebiet noch heute aufweite Strecken als »Ziegel-Landschaft < präsentiert. Dieser Baustoff ist vergleichsweise resistent gegen feuchte Witterung und Industrieabgase. Die Ziegel wurden z. T. in Zechen-Ziegeleien aus dem Ton gebrannt, den man im Zuge der Schachteufung als >Abfallprodukt< gewann. Häu unterstützten Bcrgwcrksgesellschaften den Bau von Kirchen oder Schulen im Ruhrgebiet durch die Stiftung solcher Ziegelsteine. Daneben lässt die Verwendung von Stahlsäulen in mehreren Gotteshäusern - speziell in Arbeitererteln - vermuten, dass hier Hütten- und Stahlwerke mäzenatisch tätig waren. Oder die betreffenden Kirchengemeinden wollten durch solche Stahlstützen eine besondere Verbundenheit mit >ihrem< Montan-Reer dokumentieren.
Die industrielle Revolution >überrollte< in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die politischen Instanzen und Behörden des Ruhrreers mit einer Wucht, die eine weitsichtige Planungstätigkcit fast unmöglich machte. Verwaltungstechnisch entwickelten sich die einzelnen Kommunen und Landkreise im Gefolge des rasanten Bevölkerungswachstums in einem ständigen Wirrwarr von Ein- und Umgemeindungen. Die preußische Regierung scheute um 1900 zunehmend davor zurück, Großgemeinden das Stadirecht zu verleihen. Sie wären dann der Polizeiaufsicht des königstreucn Landrats entzogen gewesen, und das städtische Wahlrecht hätte den kommunalen Parlamenten vermutlich oppositionelle Mehrheiten (Zentrum, SPD) beschert. Bei dörflichen Verwaltungsstrukturen und einem niedrigen Steueraufkommen war bis ins 20 Jh. hinein keine großzügige Stadtung möglich, wovon ein los-verwinkelter Straßenverlauf im Ruhrre-er noch heute elerorts zeugt. Im Laufe des 20. Jh. konnte zwar manches nachgeholt werden. Überregionale Initiativen scheiterten allerdings allzu oft am Kirchturmsdenken einzelner Kommunen. Eine Vereinigung der einzelnen Städte und Gemeinden zu einer einzigen Reer-Großstadt, einer >Megalopolis Ruhr







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