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Staatsgalerie Stuttgart

Staatsgalerie Stuttgart

Adresse: Konrad-Adenauer-Str. 30-32, 70173 Stuttgart.

Telefon: (0711) 2124050 oder 2124028.

Verkehrsrbindungen: U-Bahn-Station Staatsgalerie, Bus 40, 42, 43. Eintrittspreise: Erw.DM 9,-; Erm. DM5,-. Öffnungszeiten: Di-So. 10.00-l8.00 Uhr, Do. bis 21.00 Uhr.

Gastronomie: im Museum.
Sammlungsschwerpunkte: italienische, niederländische u. altdeutsche .Malerei, Kunst, grafische Sammlung. Museumspädagogik: Museumspädagogischcr Dienst, tel. Auskunft: (0711) 2124057. Führungen: Themenführung Do. 18.00 Uhr. Kunstgespräch am Abend: 14-tg., Do. 19.30 Uhr, für Kinder: Di. 15.00 Uhr, Höhepunkte d. Sammlung: Sa. 16.00 Uhr, 1. Sa.: Kunstnacht bis 24.00 Uhr, Sonderführungen nach tel. Anmeldung (0711) 2125125.

Die Stuttgarter Staatsgalerie ist mit einer großen Sammlung sowohl alter als auch neuer Kunst eines der bedeutenden deutschen Museen. Seit der Eröffnung des Erweiterungsbaus gehört sie zu den bestbesuchten Museen in Deutschland. Traditionelle Schwerpunkte sind Klassizismus, altdeutsche und italienische Schule, wobei sowohl die altdeutsche, sonderlich aber die klassizistische Abteilung eine stark schwäbische Akzentuierung aufweisen. Hinzu kommt eine Niederländersammlung, eine Skulpturenkollektion und als wohl wichtigster Bereich die moderne Abteilung. Die Grafische Sektion genießt internationales Ansehen. Sie umfasst u.a. über 300 000 Blätter vom 14. )ahrhundert bis zur Gegenwart und ist die bedeutendste deutsche Sammlung für das 20. Jahrhundert. Die Anfänge des heutigen Bestandes reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück; in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgten Ankäufe zweier wichtiger Sammlungen, sodass man um 1765 bereits rund 2 500 Gemälde im Ludwigsburger Schloss zählte. Den Grundstein für die eigentliche museale Arbeit aber legte erst der württembergische König Wilhelm I. mit der Gründung des Museums für Bildende Künste im Jahre 1843. Seitdem wuchsen die Sammlungsbestände beharrlich, bis 1937 fast der gesamte Bestand moderner Kunst als entartet beschlagnahmt wurde.



Der Aufbau der modernen Abteilung, wie sie uns heute vor Augen tritt, begann daher erst nach 1945. In der mittlerweile erreichten qualitatin Dichte war dies nur auf der Basis privater Initiatin und zahlreicher Zuwendungen aus öffentlicher Hand möglich. Die Sammlungen sind heute rteilt auf zwei Häuser, den klassizistischen Altbau (1838-l842) von Gottlieb Georg Barth und den 1984 eröffneten Erweiterungsbau von James Stirling, den man gewiss zu den schönsten und gelungensten modernen Museumsbauten zählen darf. Auf die klassizistische Architektur der alten Staatsgalerie in vielerlei Details bezugnehmend, hat Stirling hier in seinen ästhetischfunktionalen und kunsthistorischen Bezügen ein überaus phantasievolles Spiel mit Raum-kompartimenten, Zwischenräumen, Plätzen, Ruhezonen, Terrassen, Durchblicken und Raumbühnen geschaffen, die allein den Besuch des Hauses zu einem aufregenden Erlebnis machen. Der Ausstellungsbereich präsentiert sich in einer lockeren Enfilade, die zahlreiche Ausblicke nach innen und außen gewährt. Der runde innere Skulpturenhof und das großzügig geschwungene Foyer mit Lichtrotundc setzen erste reizvolle Akzente.

Das Obergeschoss des Altbaus beherbergt die Kunst vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, der linke Flügel altdeutsche und italienische Malerei, der Querriegel die Niederländer und der ganze rechte Flügel das 19. Jahrhundert; im Erdgeschoss werden die Wechselausstellungen der Grafischen Sammlung gezeigt. Das Obergeschoss des Neubaus ist der Moderne vorbehalten, die linke Hälfte der Klassischen Moderne, die rechte der zeitgenössischen Kunst, während sich im Erdgeschoss die Wechselausstellungshalle, Cafe, Museumsshop und rschiedene Funktionsräume befinden. Die Spannbreite künstlerischer Auseinandersetzungen vom 13. Jahrhundert bis heute setzt ein mit der Altdeutschen Malerei. Einzigartig ist hier der Bestand der altschwäbischen Schule vom 14.-l6. Jahrhundert mit so illustren Namen wie Jörg Ratgeb, Amberger, Burgkmair, Strigl, Zeitblom, Schäufelin, Schaffner, daneben aber auch mit hervorragenden Bildtalcln anonymer Meister, Eine Inkunabel schwäbischer Malerei ist das ca. 1335 entstandene Werk »Maria als Thron Salomonis« von einem Meister der Bodenseeschule. Aus dem 15. Jahrhun-dert zeigen etwa die Meister des Maulbronner und Stcrzingcr Altars durchaus unterschiedliche künstlerische Auffassungen. Unter dem Einfluss der altniederländischen Malerei entwickelt sich Schwaben im 16. Jahrhundert zu einer reichen eigenständigen Kunstlandschaft. Der Ulmer Bartholomäus Zeitblom ist mit 17 Tafeln, darunter seine Hauptwerke, der Eschacher und Heerberger Altar, ungewöhnlich gut rtreten, ebenso Strigl mit 11 Altarflügeln. Martin Schaffners Werk, mit 10 Arbeiten repräsentiert, war Zeitblom-Schülcr; Schäufelin dagegen und der Meister von Meßkirch mit einem hl. Benedikt als Eremit gingen bei Dürer in die Lehre. Als Krönung der Sammlung aber darf wohl Ratgebs Hauptwerk, der vierflügelige Altar aus Herrenberg, gelten, Hans Baidung Grien, die beiden Cranachs, Holbein d.). und rschiedene Kunstregionen repräsentieren die altdeutsche Schule des 16. Jahrhunderts.
Während Frankreich und England im Bereich der älteren Kunst lediglich mit Einzelwerken rtreten sind, so mit einem Damenbildnis von Nattier und Porträts der englischen Bildnismaler Raeburn und Reynolds, markieren die Werke der italienischen Abteilung wichtige Stationen dieser großen europäischen Kunstlandschaft. Die frühitalienische Tafelmalerei beginnt mit den sogenannten Erbaehsehen Apokalypse-Tafeln, neapolitanisch, um 1340. Die frühe Florentiner Malerei ist mit L. Monaco und Fra Bartolomeo, die nezianische mit G. Bellini und Carpaccio rtreten, Manierismus und Barock mit bedeutenden Meistern wie A. Carracci, Bordone, Lotto, Palma Vecchio, Sal-viati, Tintoretto, Vasari und Veroncsc; das italienische 18. Jahrhundert durch Canaletto, R. Carriera, L. Giordano, Maratti, Strozzi und Tie-polo.
Die Niederländische Abteilung wartet mit einigen außerordentlichen Kostbarkeiten auf, darunter Memlings "Bathscba im Bade" als eines der wertvollsten Bilder der Sammlung überhaupt. Gossaert, Pourbus und Scorel rtreten den niederländischen Manierismus, und die flämische und holländische Malerei des 17. Jahrhunderts entfaltet sich in beispielhaften Werken, Genres und Namen. Der psychologisch subtile "Hl. Paulus im Gefängnis" ist eines der drei Rembrandt-Bilder der Sammlung, Frans Hals dokumentiert mit zwei Werken neben Flinck, van d. Helst, Maes, van Mierenteld und Moreclse die holländische Bildniskunst, Eeckhout, P. Lastman u. a. rtreten die Historienmalerei, Steen das Genre, während Flinck, van Goyen, Huysum, J. v, Kessel, J. und S. van Ruysdael Einblick geben in das Landschaftsund Stilleben-Fach. Terbrugghen mit seinem »Lautenspielenden Sänger« bildet ein schönes Beispiel für den niederländischen Caravaggis-mus. Die Flamen bestechen mit ihren großen Meistern van Dyck, Jordaens und Rubens; von Rubens Lehrer van Veen besitzt das Museum ein Bildnis von Alessandro Farnese. Im katholischen Flandern nach wie vor beliebt ist die christliche und antike Historienmalerei, repräsentiert duch Meister ihres Fachs, sowie die flämische Stillcbenmalerei durch F. Snyders und das Genre durch Tenier. Die deutsche Malerei des 17.-l9. Jahrhunderts setzt ein mit Künstlern, die noch dem 16. Jahrhundert entstammen, wie H. von Aachen, von dem das Museum eine schöne Allegorie besitzt, G. Flegel und Rottenhammer. Liss, Rott-mayr und Maulpertsch, von dem die Staatsgalerie eine der für ihn seltenen Genreszenen hat, rtreten den deutschen und österreichischen Barock.

Die idealen Landschaften der beiden frühklassizistischen Maler J. P. Hackert und J. C. Reinhart rweisen bereits auf die große Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, die vom Deutschrömer Joseph Anton Koch über die Romantik mit Caspar David Friedrich zur realistischen Naturschilderung führt. Blechen, Böck-lin, Feuerbach und Marccs bilden die zweite Generation der Deutschrömer, und das Maskensouper von Menzel setzt realistische Akzente in der reichen Kunstlandschaft dieses Jahrhunderts. Corinth und Slevogt leiten bereits in die Moderne über und rtreten eine eigene Art des Impressionismus. Als eng mit der Geschichte Stuttgarts rbunden, ist der Schwäbische Klassizismus ein besonders gepflegtes Sammelgebict der Staatsgaleric. Herzog Karl Eugen, dem Gründer der Hohen Karlsschule (1770-l794), war es an der Herausbildung einer landeseigenen Künstlerschaft gelegen. Um 1800 entwickelt sich dadurch in Stuttgart ein Zentrum klassizistischer Kunst, als deren frühe Exponenten der Bildhauer J. H, Dannecker und der Maler P. F. Hetsch -beide Mitschüler von Friedrich Schiller - hervortraten. Hetschs Hauptwerk »Cornelia, Mutter der Gracchen« reinigt in sich alle typischen Merkmale des Frühklassizismus - römische Klassizität und heroische Größe im nachrevolutionären Stil J. L. Davids. Die wichtigste ur im Klassizismus schwäbischer Ausprägung aber ist Christian Gottlieb Schick mit seinem berühmten Bildnis der »Frau von Cot-ta« und seiner idealistisch-programmatischen Komposition »Apoll unter den Hirten«, in dem die Bildungsutopie Schillers mitschwingt. Der Weg, den das 19. Jahrhundert von der Klassik über Romantik und Realismus bis zur Moderne geht, ist damit eingeschlagen. Er gipfelt im atmosphärischen Licht- und Farbenspiel der französischen Freilichtmaler. Corot, Courbet, Gauguin, Manet, Monet, Pissarro, Renoir, Signac und Sisley umreißen die speziell französische Komponente der Kunst vom Realismus bis zum Postimpressionismus und damit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Der sechsteilige Perseus-Zyklus (1877-l888) des englischen Präraphaeiiten Burne-Jones stellt eine Ergänzung des kontinentalen Spektrums um ein zentrales Werk symbolistischer Kunst in England dar.

Die Klassische Moderne ist seit Ende der 1940er-Jahre Hauptschwerpunkt der Stuttgarter Sammlung. Alle wichtigen Strömungen sind in Werkgruppen und Einzelwerken rtreten - Faus, Kubismus, Expressionismus, Bauhaus und Konstruktivismus, Futurismus, Dada, Surrealismus und Neue Sachlichkeit mit großen Namen wie Balla, Beckmann, Boccio-ni, Bonnard, Braque, Chagall, Delaunay, Dufy, Feininger, Gris, Grosz, Hoelzel, Jawlensky, Kokoschka, Leger, Marc, Matisse, Modigliani, Munch, Klee, Nolde, Schiele, de Vlaminck und die Maler der Brücke und des Blauen Reiter. Eine Art Hommage an Picasso als einer der zentralen Gestalten der Moderne inszenieren Werke von der Blauen Periode bis zum Spätwerk,
Nach dem Surrealistenraum mit Werken von de Chirico, Ernst, Dali, Magritte, Picabia, Tan-guy, Ray und einem »Undbild« von Schwitters setzt die Kunst nach 1945 ein mit vielfältigen Ausprägungen abstrakter Tendenzen in Europa und Amerika, repräsentiert durch Künstler wie Arp, Baumeister, Fleischmann, Härtung, Nay, Schumacher, Wols, dann die Amerikaner Kline, Pollock, Tobey, Twombley, gefolgt von Pop Art und einem Beuys-Raum. Palermo, Ad Reinhardt, Louis, Rothko, Sol Lewitt, Judd, On Kawara markieren Minimal Art, Color Field u. A. Nach den Monochromen und Zero mit Mack, Uecker, Klein schließen ein großer Kiefer-Raum und die Beuys-Installation »Der-nier espace ac introspecteur« den Rundgang ab.

Die Plastik ist auf mehrere Zonen rteilt - neben den klassizistischen Skulpturen in der ln-nenhofrotunde finden sich im oberen Außenbereich Plastiken von Rückriem, Serra, Kricke u. a.; neben zentralen Ensembles wie »Picassos Badenden« oder Schlemmers »Triadischem Ballett« und dem amerikanischen Raum mit Kienholz-Environments und Hyperrealismus von Hanson ist die Plastik ansonsten den rschiedenen Phasen der Malerei zugeordnet. Holzakte von Kirchner flankieren den Eingang zum deutschen Expressionismus, Plastiken von Lipchitz, Laurens, Brancusi, Moore, Giacomet-ti und Objekte von Duchamp bereichern die malerischen Aspekte.
Die Grafische Sammlung als weiteres Schwerpunktgebiet besticht durch Umfang und Vielfalt. Die ca. 1000 Zeichnungen italienischer Kunst aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen bereits aus dem Königlichen Kupferstichkabinett und rtreten alle Kunstlandschaften Italiens. Ein Konvolut von nahezu 170 Tiepolo-Zeichnungen gehört zum Kostbarsten dieses Sammlungsgebiets.
Besonderes Gewicht hat auch die umfangreiche Kollektion an deutschen Blättern des 19. Jahrhunderts, europäisches Informel der 50er-Jahre und Pop Art. Deutscher Expressionismus, Kubismus und Bauhaus liegen in geschlossenen Werkreihen vor. Illustrierte Bücher seit dem 19. Jahrhundert, darunter auch französische »Malerbücher« und eine Sammlung deutscher Plakate seit 1890 ergänzen den fantastischen Bestand.
Die Reihe »Neue Perspektin« stellt jeweils ausgewählte Werke in den Mittelpunkt.







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