Der südlichste Zipfel Westfalens, der als das älteste "Eisenland Mitteleuropas gilt, überrascht mit rträumten Fachwerkdörfern, historischen Gruben und fast endtosen Wäldern.
Vom Erz zum Eisen - Spurensuche auf alten Bergmannspfaden
Freudenberg
Wohl keine zweite Fachwerkstadt in Deutschland ist so einheitlich und fast unrändert erhalten wie der Alte Flecken, der historische Stadtkern Freudenbergs, den Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen auf den Grundmauern des 1666 niedergebrannten alten Freudenbergs wieder aufbauen ließ. Fünf Häuserzeilen ziehen sich in einem einzigartigen Farbakkord von schwarzen Gerüsten, weißen Gefachen und dunklen Schieferdächern den Hang hinauf. Doch auch "lebendige Kultur hat die einstige Ackerbürgerstadt zu bieten, denn die bedeutendste Freilichtbühne Westfalens am Kuhlenberg begeistert im Sommer mehr als 60 000 Theaterfreunde. Nach dem Kulturerlebnis lädt das Fachwerkstädtchen Freudenberg zu einem Bummel durch die beschaulichen Gassen. Im Weinhaus Zum Knoten wird man spätestens erfahren, dass der südlichste Winkel Westfalens noch abseits vom touristischen Rummel liegt und den Besucher mit typisch familiärer Gastlichkeit empfängt.
Oberholzklau
Im Mittelpunkt des Dorfes, das mit dem ältesten Pfarrhaus des Siegerlandes aufwartet, steht das wehrhafte Gotteshaus mit seinen mittelalterlichen Wandmalereien. Die Fresken in dem über 700 Jahre alten Chorraum zeigen Szenen aus der Grablegung Marias. Den Schlüssel zum Kirchenportal erhält der Besucher im gegenüberliegenden Pfarrhaus. Einen stimmungsvollen Blick erlaubt auch der idyllische Dorfweiher mit dem alten Backhaus.
Junkernhees
Am Ende des stillen Heestals, kurz vor der Stadt Kreuztal, liegt das ehem. Wasserschloss Junkernhees, einst Domäne der Adligen von der Hees. Seine heutige Gestalt erhielt das Schlossgebäude mit seinen zwei Re-naissance-Fachwerkflügeln Ende des 17. Jh. Bemerkenswert ist die große Küche mit ihrem Picksteinpflaster im Fischgrätenmuster, der große Kamin und die Empore des "Herrentisches aus früheren Tagen. Über der Küche befindet sich der Rittersaal, der heute für Empfänge, Ausstellungen und Feste genutzt wird.
Ferndorf
Der über 900 Jahre alte Ort gehört zur wirtschaftlich aufstrebenden Stadt Kreuztal, die ihren Namen dem geographischen Schnittpunkt dreier Flusstäler und bedeutender Verkehrsadern rdankt. Schon seit langer Zeit ist die Besiedlung in
dieser bergigen Region dem Lauf von Flüssen gefolgt. Ein buntes Spiegelbild dörflichen Lebens rgangener Jahrhunderte bietet die Heimatstube in der früheren Dorfschule. Die Schwerpunkte der Ausstellung sind die bäuerliche und die mit dem Bergbau rbundene Vergangenheit. Das Heimatmuseum ist an jedem ersten Sonntag im Monat oder nach Vereinbarung geöffnet (Telefon: 02732/21226).
Musen
Auf der Weiterfahrt biegt man nach etwa 5 km von der B 508 nach links ab in das alte Bergmannsdorf Musen. Hier wird die Siegerländer Bergbaugeschichte lebendig. Die mittelalterliche Bergbausiedlung Altenberg auf dem nahe gelegenen Bergkegel außerhalb des Dorfes stellt eine in Europa einzigartige Grabungsstätte dar, bei der die enge Verbindung von Bergbau, Verhüttung von Metallen und Besiedlung deutlich wird. Zu den wertvollsten Entdeckungen zählt das Fundament eines Schmelzofens aus dem 13. Jh.
Auf dem Rückweg von der Passhöhe lohnt ein Abstecher zur Heimatstube Musen und zum Bergbau-museum mit dem Schaubergwerk Stahlberger Erbstollen, der als älteste Grube des Siegerlandes gilt. Mehr als 600 Jahre lang wurden in der Grube Stahlberg bis zum 31. März 1931 Siegerländer Spateisenstein, aber auch große Mengen an Bleiglanz, Zinkblende sowie Kupferkies und Fahlerz gefördert.
Breitenbach-Talsperre
Von Musen aus folgt man der B 508 weiter ins Ferndorftal und biegt nach knapp 2 km links zur höher gelegenen Breitenbach-Talsperre ab. Die Talsperre wurde 1955 als reines Trinkwasserreservoir angelegt. Hinter dem 42 m hohen Damm kann der Stausee bis zu 7,8 Mio. m3 Wasser fassen. Der See und das umliegende Wasserschutzgebiet haben sich zu einem lohnenswerten Ausflugsziel und Anziehungspunkt für Wanderer und Naturfreunde entwickelt.
Stift Keppel
Die wechselhafte Geschichte des früheren Prämonstratenserinnenklosters reicht bis ins 13. Jh. zurück. Im 16. Jh. wurde es in ein Damenstift umgewandelt, und bis ins 19. Jh. dienten die Einkünfte des Stiftes zur Versorgung "armer unrehelichter Frauenzimmer aller Konfessionen vom Adel und höheren Bürgerstande. Heute beherbergt Keppel ein öffentliches Gymnasium. Im Chorraum der Stiftskirche von Keppel befinden sich 18 Gedenktafeln aus Gusseisen.
Hüchenbach
Am Südhang des Rothaargebirges gelegen, ist Hüchenbach das nächste Etappenziel. Der Marktflecken mit seiner giebelständigen Fachwerk-Silhouette wird vielfach als "Perle des Siegerlandes apostrophiert. Die schönen Fachwerkbauten zeugen vom einstigen Wohlstand seiner Bürger, der vor allem durch das Handwerk der Gerberei erwirtschaftet wurde. In der Wilrfelmsburg, einem ehem. Wasserschlösschen am historischen Marktplatz, ist das Stadtmuseum untergebracht. Neben der allgemeinen Stadtgeschichte ist hier besonders Hilchenbachs Bedeutung als Zentrum der Gerberei dokumentiert. Nach dem Gang durch das Museum lohnt es sich, die bodenständige Gastlichkeit der Hilchenbacher in Anspruch zu nehmen, für Feinschmecker gehört ein Abstecher zum nahe gelegenen Siebeinhof in Vormwald zum Besuchsprogramm.
Aus dem Lohgerberstädtchen hinaus, vorbei an schwarzweiß gefächerten Bauernhöfen und Wiesentälern führt der Weg über zahlreiche Serpentinen hinauf nach Lützel. Auf diesem Wegabschnitt rlief früher auch ein wichtiger Handelsweg für Holzkohle und Erz.
Ginsburg
Gleich am Ortseingang des Bergdorfes Lützel zweigt ein Weg zur Ginsburger Heide ab. Über eine Anhöhe erreicht man in einem 15-minütigen Spaziergang durch einen schönen Laubwald die teilweise wieder aufgebaute nassauische Grenzfeste Ginsburg, auf der 1568 Wilhelm I. von Oranien letzte Vorbereitungen zum Kampf der Niederländer gegen das spanische Erbjoch traf. Burganlage und Bergfried bieten einen weiten Panoramablick über die bucklige Bergwelt, der seinesgleichen sucht. Im ehem. Hammergewerkenhaus mit historischer Küche und in der Vorburg kann man sich für die weitere Fahrt stärken.
Auf den nächsten Kilometern folgt die Tour dem Verlauf der ehem. Eisenstraße, einem frühgeschichtlichen Handelsweg zwischen Wittgenstein und dem Siegerland. Schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen, durchschneidet die heutige Erholungsstraße dichte Fichtendome und lichte Buchenwälder. Bei Großenbach lohnt es, einen Halt zu machen. Denn hier ist der Ursprung der Sieg, die als "Quelle der Heimat gilt, da sich die Bezeichnung Siegerland vom Namen des Flusses ableitet. Der älteste Beleg über den Flussnamen Sigina datiert aus dem Jahr 927. Das aus der Quellfassung sprudelnde Wasser ist kristallklar und bietet im Sommer eine herrliche Erfrischung.
Walpersdorf
Nach der Rast an der Sieg-quelle geht es kurnreich hinunter zum Köhlerdorf Walpersdorf, wo am Ortseingang der Holzkohlenmeiler raucht. Während früher die fertige Holzkohle zur Eisenrarbeitung über den Rothaarkamm transportiert wurde, schätzt man heute das schwarze Produkt besonders unter den professionellen Grillfreunden. Dem Köhler bei seiner handwerklichen Arbeit über die Schulter zu schauen, zählt zu den eindrucksvollsten Erlebnissen der Tour (kein Betrieb während der Wintermonate).
Henkersdorf
Einblicke in eine uralte Mühlentechnik rmittelt die Wassermühle in Nenkersdorf nur etwa 500 m hinter dem Ortsausgangsschild von Walpersdorf. Die Anziehungskraft dieser jahrhundertealten Mühle ist für Jung und Alt ungebrochen. Friedhelm Weber, der letzte Müller im Siegerland, freut sich über jeden Besucher und ist stolz auf sein technisches Kulturdenkmal. Das Wasser der noch jungen Sieg sorgt für die Antriebskraft des mächtigen Wasserrads.
Siegabwärts rläuft der Weg nun nach Deuz, wo man im Gasthaus Klein, einem prachtvollen Fach werkbau, Siegerländer Gastlichkeit erfahren kann. Von dort orientiert man sich am Tal der Werthe und gelangt in kurzer Zeit nach Hainchen.
Hainchen
Der kleine Ort hat eine Rarität zu bieten, denn hier befindet sich die einzige Höhenwasserburg Westfalens. Schon im 13. Jh. wurde sie nachgewiesen. Im 19. Jh. zerfiel die Anlage, wurde aber in unseren Tagen beispielhaft wieder aufgebaut und stellt mit den zahlreichen Teichen und der schmucken Parkanlage ein bauliches Kleinod dar. Mit etwas Phantasie kann man auch heute noch erahnen, wie prächtig die Burg mit ihren wassergefüllten Umfriedungsgräben einst gewesen sein muss. Heutzutage dienen die Gebäude erholungs- und pflegebedürftigen Menschen als Heimstätte, die Burgremise ist eine kulturelle Begegnungsstätte.
Über Irmgarteichen, wo in der Pfarrkirche ein Renaissance-Epitaph aus Sandstein an die adligen Burgherren von Hainchen erinnert, rläuft die Tour nun durch das Weißtal bis zum nächsten Punkt.
Rödgen
Das doppelschife Gotteshaus des Ortes ist die einzige Simultankirche im Siegerland. Die Rödger Kirche wurde so zum Symbol dafür, dass beide Konfessionen über Jahrhunderte hinweg in friedlicher Eintracht bestehen können, denn Turm, Glockenhaus und Kirchhof gehören beiden Kirchengemeinden.
Nur der wuchtige Turm mit der Marienglocke aus dem frühen 17. Jh. erinnert noch an den Ursprungsbau. Die Kirche überragt auf der Bergkuppe weithin sichtbar die Landschaft und bietet einen weiten Blick bis auf die Höhen des Westerwaldes und über das gesamte östliche Siegerland.
Eiserfeld
Dem einstigen Spürsinn der Bergleute folgend, geht es nun abwärts ins enge Tal nach Eisern, wo noch bis 1972 die Schlote der Eiserfelder Hütte rauchten. Der Reinhold-Forster-Erbstollen mit seinem monumentalen Stollenmundloch in Eiserfeld, einem Stadtteil von Siegen, ist das eigentliche Ziel. Kaum anderswo wird der Unterricht über die Geschichte des Eisens so anschaulich erteilt wie in dem königlichen Erzbergwerk, das auf einer Länge von fast 500 m für Besucher begehbar ist. Das Stollenbauwerk war eines der bedeutendsten im Siegerländer Spateisenbezirk, wo bis 1962 Eisenerzbergbau betrieben wurde. Besichtigungen sind jeden ersten Sonntag im Monat oder auf Anfrage möglich (Telefon: 0271/ 385222; warme Kleidung empfehlenswert).
Niederndorf
Zurück auf dem Weg nach Freudenberg, dem Ausgangspunkt der Tour, empfiehlt sich ein Halt in Niederndorf. Das liebevoll restaurierte alte Fachwerkhaus Bos Hus bildet zusammen mit einem typischen Siegerländer Backhaus, dem Dorfbrunnen und einem Glockenturm ein dörfliches Ensemble, das in schönster Weise an frühere Zeiten erinnert. Das Bos Hus ist aber nicht nur baulicher Mittelpunkt des Freudenberger Ortsteils, sondern lädt mit der Heimatstube und einem reizvollen Cafe zu einer letzten Pause. Wenn dann noch der Schornstein im Backhaus raucht, kann man zum Ab-schluss ein kräftig gebackenes Brot mit nach Hause nehmen.
Info
Anfahrt
Von Süden und Norden über die A 45 bis zur Ausfahrt Freudenberg; aas westlicher bzw. ostlicher Richtung auf der B 62 bis zur A 45
Auskunft
Touristikrband Siegerland- Wittgenstein Koblenzer Str. 73 57072 Siegen
Telefon: 0271/333-l020 Fax 0271/333-l029
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