Wie auf Terrassen liegen die Wein- und Badeorte an den Berghängen zum Rhein hin: Schon die Römer wußten die günstige Lage zu nutzen, die Orte wie Badenweiler oder Bad Säckingen heute noch genießen.
Badenweiler
Auf ca. 400 m Höhe an dem so berzugten Weshang des Schwarzwalds situiert, ist Badenweiler (3500 Einw.) einer der traditionsreichsten Kurorte des Schwarzwalds. Terrassenartig sind die erholsamen und botanisch vielfältigen Kuranlagen zwischen dem frischluftspendenden Wald und den beginnenden Weinbergen angelegt. Grandios breitet sich weiter unten die Rheinebene aus, während im Hintergrund der Blauen 1164 m hoch aufragt.
Nur leicht erhöht, für den Kurgast durch einen Nachmittagsspa-ziergang zu erreichen, erhebt sich auf einem Hügel mitten in der Stadt die Ruine einer alten Zähringer-Burg (11.-l7. Jh.), die als Kulisse für das ganze Kurpark-Theater dient. Sonst prägen den Ort Villen mit ihren parkähnlichen Gärten und hochmoderne Kurbadeanlagen, so etwa das »Markgrafenbad« mit Marmorbad, Thermalwasser-becken und Saunalandschaft. Und welch Kontrast: Neben den sauberen und feinen Becken, in denen sich keine störende Bakterie tummeln darf, hat man Bäder aus römischer Zeit ausgegraben, die so gut erhalten sind, daß man nur noch in Italien derart aufschlußreiche Architektur finden kann. Die Bäder entstanden unter Kaiser Vespasian in der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr.
Die ästhetische Atmosphäre Badenweilers lockte Künstler und Lebenskünstler, z. B den Dichter Rene Schickele (1883-l940), der seit 1920 hier lebte und viele hohe Gäste empfing. 1904 kam Anton Tschechow mit Frau, der aber schon bald nach seiner Ankunft in seinem Hotel an Tuberkulose starb.
Um nicht diese ideale Zwischen-höhe zu verlieren, fährt man n Badenweiler aus 7 km nach Süden auf einer Art Promenadenstraße immer am Hang entlang in Richtung Kandern, bis ein Schild die Abzweigung zu Schloß Bürgein anzeigt. Wenn man es erreicht hat, ist man überzeugt: An dieser Stelle mit dem herrlichen Ausblick mußte einfach ein heiter stimmendes Rokokoschloß (1762) erbaut werden! Wenn man bedenkt, daß dieses Schloß ursprünglich ein Probstei-Neubau zum Kloster St. Blasien werden sollte, wird einem bewußt, welch frohgemute Lebensart der süddeutsche Katholizismus entfalten konnte. 1126 errichtete St. Blasien hier eine Zelle, der Rokoko-Bau stammt n Franz Anton Bagnato. Im Innern befindet sich noch - freundliches Zugeständnis an die Religion - eine fein ausge- malte und stuckierte Kapelle aus dem 17. Jh.
Im nahegelegenen Kandern wurde übrigens Johann August Sut-ter (1803-l880) geboren, der Kalifornien-Pionier, der später ein Opfer des Goldrausches wurde. 9 km nordwestlich liegt Schliengen (4500 Einw.), wiederum nahe am Rhein, und man sage nicht, man sei in Entenhausen, nein, das hiesige Wasserschloß heißt Entenstein (im 15. Jh. entstanden). Es wird heute als Rathaus genutzt.
Lörrach
Südlich von Schliengen senken sich die Berge, die Ebene weitet sich, die Besiedlung wird dichter.
Schnell fährt man mit dem Auto die ca. 22 km nach Lörrach, einem Zentrum in der Südwestecke des Schwarzwalds mit 44 000 Einwohnern, das sich besonders durch seine Nachbarschaft zum schweizerischen Basel (s. S. 191) auszeichnet. Hier verdichten sich Industrie, Straßen und Zubringerverbindungen für den Autoverkehr noch einmal. Hoch über der Stadt thront die Burgruine Rötteln. Die historisch bedeutsame und große Anlage geht auf das 11. Jh. zurück, aber schon 751 wird »Raudinleim« in St. Cal-lener Quellen genannt. Die Burgherren waren Vögte des Klosters St. Alban im Breisgau, außerdem Bischöfe und Dompröpste. Der älteste Teil ist die Oberburg mit dem Bergfried Grüner Turm (besteigbar), der Zisterne und einem mächtigen Torbau. Nach einem Erdbeben 1356 wurde die Unterburg angelegt, 1494 die Oberburg ergänzt. Nach der Übergabe an den badischen Markgrafen und dem Bauernkrieg erlitt die Burg im Dreißigjährigen Krieg schwere Schäden, 1678 wurde sie von den Franzosen niedergebrannt. Im Sommer kann man die Festspiele besuchen, im Burggasthof einkehren und inmitten der gärtnerisch gepflegten Anlage von den wilden Ritterzeiten träumen.
Fürstlich speist man im malerischen Wasserschloß Reichenstein in Inzlingen, im Süden von Lörrach. Bevor das Restaurant eröffnet wurde, waren die Gebäude aus dem 12. bzw. 16. )h. u. a. im Besitz der Basler Reich von Reichenstein.
Den Rhein kann man von hier aus eher als Industriegebiet kennenlernen. Einige Kilometer rhein-aufwärts entdeckt man wieder ein historisches Schloß: Beuggen, das sich als ein hohes Haus mit Satteldach und Treppengiebel gleichsam aus dem Rhein erhebt. 1246 wurde das Schloß dem Deutschritterorden geschenkt und von da an stetig vergrößert. Nach mehrfachem Besitzerwechsel fiel die Schloß-Burg 1805 an Baden. Danach wurde sie als Lazarett, Lehrerseminar, Waisenhaus, Schule und schließlich als Pfarrhaus genutzt.
Schopfheim
Um die Stadt (ca. 17 000 Einw.) zu erreichen, muß man den Rhein verlassen und ca. 7 km über die Landstraße nach Norden fahren. Schopfheim ist von mehreren Bundesstraßen umringt, und auch die Hauptstraße ist noch sehr belebt. Trotzdem wirkt der Marktplatz mit dem Rathaus, den Geschäften und Cal£s recht ansprechend, viele Häuser vom Anfang des 19. |h. vermitteln noch den Eindruck des heiteren Markgräfler-Stils. Die Stadt wurde um 1250 von Konrad von Rölleln gegründet.
In der Altstadt hinter dem Rathaus finden dann diejenigen, die vor der Belebtheit fliehen wollen, eine Oase der Ruhe. Inmitten der Bürgerhäuser, die im Kern noch mittelalterlich sind, erhebt sich die altehrwürdige gotische Michaelskirche, 1482 nach mehreren Branden vollendet. Wandmalereien in der Höcklinkapelle im Innern stammen noch aus dem Jahr 1400.
7,5 km östlich von Schopfheim gelangt man über die B 518 nach Wehr, und von hier aus über einen Naturlehrpfad zur berühmten Erd-mannshöhle, die man unbedingt mit einer Führung begehen sollte. Einen halben Kilometer lang führen die Wege durch das karstige Gestein, das überall Wasser durchtropfen läßt und über Jahrmillionen Troplsteinc entstehen ließ. Die Einheimischen denken hier an die alten Volkssagen und Dichterworte von entschlafenen Fürsten, verirrten Gnomen und alten Ritlern. Das Gebiet östlich, über dem malerischen Wehratal gelegen, hieß früher »Ödland«, denn die wenig ertragreichen Böden waren von Mooren und Heideflächen durchsetzt. Von Wehr aus kommt man in nur 5,5 km Entfernung über die B 518 an die Ufer des Rheins.
Bad Säckingen
Hier ist das Klima milder, fast südländisch, wenn man von den kühlen Schwarzwaldhöhen herunterkommt. Das erkennt man u. a. an der schönen Kakteensammlung im Schloßpark, wo imposante Nadelbäume bei Hitze Ausgleich schaffen und angenehme Düfte verbreiten. Am Rand erhebt sich ein alter Turm, der auf die Geschichte der heute 1 7 000 Einwohner zählenden Stadl hinweist. Der Turm ist ein Rest der Stadtbefestigung und geht auf das Jahr 1272 zurück. Während man nun an der Mauer dieses Gartens sieht und auf den schwer da-hinslrömendcn Rhein blickt, unweit von einer alten, überdachten Holzbrücke (16. Jh.) überspannt, schweifen die Gedanken noch tiefer in die Geschichte zurück.
Stadtgeschichte und Stadtrundgang
Schon Anfang des 6. Jh. gründete der irische Mönch Fridolin eine Klosterzelle auf der Rheininsel, wohl mitten in ältestem Siedlungsgebiet. Um 520 n. Chr. war das Christentum in der europäisch-römischen Welt noch bei weitem nicht etabliert. Doch das Kloster des Fridolin entwickelte sich zum Machtzentrum, vor allem seit der Titel der Äbtissin von 1307 an mit dem Titel der Reichsfürstin zusammenfiel und das Kloster so bis 1806 die Geschichte der Stadt bestimmte. Danach kam Säckingen zum Land Baden.
Das Schloß (17. Jh., 1908 renoviert), ehemals Wasserburg, liegt repräsentativ im Park und enthält Museen (auch im Nebengebäude) mit großen Trompctensammlun-gen, Funden aus Vor- und Frühgeschichte sowie einer Gedenkstätte an Viktor von Scheffel (1826-1886). Der im 19. Jh. berühmte Dichter kam 1849 als Beamter ins Bezirksamt von Säckingen. Hier betrieb er vielerlei Heimatforschungen. 1853 entstand sein »Trompeter von Säckingen«, eine Liebesgeschichte aus dem 17. Jh.: Die Ursula von Schönau heiratete den Burgtrompeter Werner Kirchhofes allen Slan-desunterschieden zum Trotz und obwohl ihr Vater dagegen war. Zum Gedenken an diese bittersüße Liebesgeschichte wird auch heute noch an Sommerabenden vom Schloßbalkon die Trompete geblasen.
Weiter flußaufwärts liegt die schon erwähnte Holzbrücke mit der eindrucksvollen Balkenkonstruktion, die Touristen zu einem kurzen Spaziergang in die Schweiz (am anderen Ufer) verführt. Noch weiter flußaufwärts erstrecken sich der Rathausplatz und der Marktplatz mit vielen historischen Gebäuden, die das gesamte Bild der Innenstadt bestimmen. Um das zu genießen, sollte man zuerst eine Zeitlang die romantisch-verwinkelten Gassen durchstreifen und am Ende in einem Straßcncafö am Marktplatz ausruhen.
Von hier aus hat man einen direkten Blick zum Fridolinsmün-ster, das 1380 geweiht und im 17. und 18. Jh. kunstvoll barocki-siert wurde. Die Krypta ist ein Rest aus dem 10. Jh. Der zarte Stuck stammt aus der tonangebenden Wessobrunner Schule, die Deckengemälde von Franz Joseph Spiegier. Genial möchte man die Idee des Architekten nennen, auf beiden Seiten Achteck-Kapellen anzufügen, die als Gegenpol zum Kirchenschiff und dem großen Chor wirken und einen neuen Akzent für die Stadtbürger setzten. In der Münsterschatzkammer wird ein Silberschrein mit den Reliquien des hl. Fridolin aufbewahrt.
Laufenburg
10 km rheinaufwärts von Bad Säk-kingen gelegen, kann Laufenburg mit diesem um das schönste Stadtbild ringen. Während es sich bei dem Badeort um eine reine Fluß-stadt im Tal handelt, zentriert sich Laufenburg auf Hügeln beiderseits des Flusses. Einen weiteren Gegensatz bildet der mächtige, an dieser Stelle eng geführte Strom zum mittelalterlichen Kleinstadtidyll, das sich gedoppelt rechts- und linksrheinisch entfaltet. Mit der Rheinbrücke überschreitet man wiederum die Grenze zur Schweiz.
Der deutsche Teil geht auf eine römische Ansiedlung zurück und reizt den heutigen Besucher mit seinen schmalen Gassen, allen Häusern und winkeligen Treppenstiegen zu einer ausgiebigen Entdeckungstour. Ebenso mittelalterlich, aber mit einer breiten Fußgängerzone als Einkaufsstraße, präsentiert sich der schweizerische Teil (Paßkontrolle).
Unterkunft (Auswahl) in Badenweiler: Hotel Römerbad, Schloßplatz 1, 076 32/700, Fax 702 00. Hisioristisches Haus (1825) der Luxusklasse mit altem Baumbestand; Hallen-und Freibad wurden schon von Friedrich Nietzsche, Thomas Mann und Andy Warhol aufgesucht. Villa Hedwig, Hotel am Kurpark, Römersir. 10, 45 076 32/220, Fax 82 00 31. Jugendstil-Villa an einer exotischen Stelle des Parks, gegenüber der Therme.
... in Bad Säckingen: Hotel-Restaurant Kater Hiddigeigei, Tanzenplatz 1, 077 61/40 55. Direkt am Schloßpark gelegen, z. T. noch original im Stil der 50er lahre eingerichtet. Hotel Goldener Knopf, Rathausplatz 9, 45 077 61/ 56 50, Fax 56 54 44. In dem sehr feinen Hotel am Rheinufer mit Terrasse stieg auch der Dichter Viktor von Scheffel ab.
Essen und Trinken (Auswahl) in Schopfheim: Alte Stadtmühle, Entegaststr. 9, 076 22/675 00, Fax 67 50 50. Feine und preiswerte Küche. Weitere Restaurants: s. Unterkunftsverzeichnis.
Öffnungszeiten und Füh- rungen in Badenweiler: Antike Baderuine, Kurpark: Führung März-Okt. Di 17, So 11.15 Uhr. Cassiopeia Therme, Thermalbad, Kaiserstr. 5, 076 32/79 90: Mo-Sa 8-21, So 9-19 Uhr.
... in Bad Säckingen: Hochrheinmuseum im Schloß: So, Di, Do 14-17 Uhr.
... in der Erdmannshöhle: Führungen Mai-Sept. tgl. 9-12 u. 14-17 Uhr.
... in Schloß Bürgein bei Kandern: Führungen Mo-So (außer Di) 11, 14, 15, 16, 17 Uhr.