Frage: Name einer deutschen Hafenstadt, in der im Jahre 1930 mehr als 300 Schiffe beheimatet waren? Die Antwort: Zehdenick.
Es stimmt tatsächlich. In jener Zeit besaßen Zehdenicker Schiffseigner eine Flotte von 317 Schiffen. Und die 1898 gegründete Zehdenicker Schiffstransportgesellschaft zählte einst zu den größten Unternehmen dieser Art in Deutschland. 518 Schiffe hatte sie unter Vertrag.
Ursache dieses enormen Schiffahrtsbooms inmitten Brandenburgs waren vor allem die elen Ziegeleien gleich nördlich der Stadt, verbunden mit der Lage an der Havel. Auf dem preisgünstigen und insgesamt problemlosen Wasserweg wurden Riesenmengen Ziegel nach Berlin transportiert. Die deutsche Hauptstadt hatte schon immer enormen Baustoffbedarf
Die Ziegeleien haben die Produktion eingestellt, die große Zehdenicker Berufsschiffahrt ist Vergangenheit. Heute dominiert auch hier der Wasser-sporttourismus.
Anlegen und Festmachen zum Bummel durch die sympathische Kleinstadt ist empfehlenswert. Das gilt auch für Landtouristen. »Auf jeden Fall sollten Sie es nicht versäumen, unser Zisterzienser-Nonnenkloster aus dem Jahre 1250 aufzusuchen«, rät die nette und sachkundige Mitarbeiterin des Fremdenverkehrsbüros. Rat befolgt. Der erhaltene Teil des Kreuzgangs ist sehenswert. Das »Lehmhaus« ist im Gegensatz zu den Restpartien des Klosters sehr jungen Datums. Es steht für ökologisches Bauen und Lernen. Geöffnet ist montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr.
Von der Brücke aus den Motorbooten beim Durchschleusen zuzuschauen, ist immer wieder ein kleines Erlebnis. Die Zehdenicker Havelschleuse hat diese Maße: Länge 44,90 Meter, Breite 9,55 Meter, Hubhöhe 2,99 Meter, Wassertiefe 1,40 Meter.
Domina und Fräuleins
»Zedenick, Sedenicehsis, Stadt in der Uckermark, 3 Meilen von Oranienburg, und 1 Meile von dem Mecklenburg-Strelitzischen Grenzen. Es wird daselbst der Havel-Strom schiffbar. Daselbst ist auch ein Köngl. Amt, worunter 8 Dörfer gehören, und ein Schloß nebst einem Lutherisch-Adelichen Nonnen-Closter, dar-inne eine Domina mit 6 Adelichen Fräuleins befindlich ()«
(Aus: »Johann Hübners Neu-ver-mehrtes und verbessertes Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon«, Auflage von 1761)
Erhaltener Teil des Kreuzgangs im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster von Zehdenick
Kloster Chorin
Kloster Chorin* - ein Name, der weit über Brandenburg hinaus noch immer Klang hat. Zur Erinnerung: Bereits 1542 ereilte auch diese Stätte frommer Mönche die Säkularisierung, sie hörte auf, Kloster zu sein. Es folgten schwere Zerstörungen im 30jährigen Krieg, weiterer Verfall, Nutzung als Steinbruch.
Was dann noch erhalten, was restauriert werden konnte, ist eine Ruine. Aber eine Ruine, die
* An der Bundesstraße 2, wenige Kilometer nordöstlich von Eberswalde in hervorragender Weise mittelalterliche Backstein-Architektur und die großartige Baukunst der Zisterzienser dokumentiert. Backsteingotik in wahrhaft erhabener Form.
Baubeginn der Klosteranlage war 1273. Sechzig Jahre später - 1334 - ist Kloster Chorin bereits fertiggestellt. Es beherbergt zeitweise 60 bis 80 Priestermönche und etwa 400 Laienbrüder, Arbeitsmönche nämlich.
Unvorstellbar rasant und - aus heutiger Sicht - auch nachdenklich stimmend war die wirtschaftliche Entwicklung des Klosters, das schon 1334 über folgende Immobilien als Eigentum verfugt haben soll: 22 Dörfer, 1 kleines Städtchen, 3 Güter, 6 weitere Ortsteile, 23 Seen, 11 Mühlen, 6 Weinberge, weiteres Ackerland und Wiesen.
Heute sind Konzerte und Choraufführungen der Veranstaltungsreihe »Choriner Musiksommer« in den historischen Klostermauern el besucht.