Die noch unbegradigte Elbe fließt durch das Gebiet an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Hier scheint auf großen Höfen und in kleinen Dörfern die Zeit stehen geblieben zu sein.
Auf Kopf Steinpflaster in die Vergangenheit
Perleberg
In der ehem. Hansestadt, die auf einer n zwei Flussarmen der Stepenitz umflossenen Insel errichtet wurde, ist noch die mittelalterliche Stadtstruktur erhalten. Wahrzeichen der Stadt ist der Roland; er misst 5,4 m und steht als Zeichen für städtisches Recht und Wehrhaftigkeit seit 1498 auf dem Marktplatz. Im Jahr 1546 wurde die bisherige hölzerne Figur durch die heute noch zu sehende Sandsteinstatue ersetzt. Gegenüber der Rolandur befindet sich das neugotische Rathaus (1839) mit seinem spitzen Turm. Wenn gerade keine Sitzungen stattfinden, kann der große Sitzungssaal mit seinem Kreuzgewölbe und der Deckenmalerei besichtigt werden. Hinter dem Rathaus erhebt sich die spätgotische St.-Jacobi-Kirche aus dem 13.-l5. Jh. Ein besonderes Ausstattungsstück ist ein fünfarmiger Messingleuchter aus dem Jahr 1475, dessen runder Fuß n drei Löwen getragen wird. Rund um den Markt stehen noch einige schöne Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jh. Ein schönes Fachwerkhaus ist das nahe gelegene Heimatmuseum, das neben ur- und frühgeschichtlichen Funden auch einen komplett eingerichteten Kolonialwarenladen aus der Zeit um 1900 zeigt. Zu sehen ist dort außerdem Perlebergs berühmteste Erfindung: die Perleberger Schuhglanzwichse, ein Verkaufsschlager nicht nur bei preußischen Soldaten. Im Jahr 1879 gewann deren Erfinder Carl Ludwig Beutel auf der Weltausstellung in Sydney mit dieser Schuhcreme eine bronzene Medaille. 1922 wurde die Produktion des glänzenden Produkts jedoch eingestellt.
Kreuzburg
Die Gehöfte in dem beschaulichen Rundlingsdorf umgeben den Dorfplatz wie eine Wagenburg und beschützen das winzige Kirchlein. Die so genannte Notkirche, ein einfacher Fachwerkbau mit frei stehendem, schlichtem Glockenturm, wurde zwischen 1686 und 1688 als Zeichen der damaligen Armut aus Holz erbaut. Mit rund 70 Sitzplätzen ist die Kirche eines der kleinsten Gotteshäuser in der Prignitz.
Wolfshagen
In dem kleinen Ort befindet sich eine der bedeutendsten Schlossanlagen der Prignitz. Die schon 1392 erstmals erwähnte Burg wurde in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts n Hermann zu Putlitz zu einem stattlichen Barockschloss umgebaut. Der berühmte königliche Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenne entwarf die Pläne für den Landschaftspark an den Ufern der Stepenitz. In vier Räumen des Schlosses sind Gegenstände adliger Wohnkultur aus dem Familienbesitz derer n Putlitz sowie Teile der bedeutenden Porzellansammlung n Prof. Dr. Bernhard n Barsewisch zu besichtigen. Die llständige Porzellansammlung wird in den nächsten Jahren, nach Beendigung der Sanierungsarbeiten, aus dem Internationalen Keramikmuseum im oberpfälzischen Weiden auf das Schloss in Wolfshagen umziehen. Die alte Wassermühle und aufwändig gestaltete Wirtschaftsgebäude lohnen ebenfalls einen Besuch. Auf der Weiterfahrt öffnet sich das Stepenitztal und gewährt Ausblicke über die schöne Landschaft. An der Straße nach Reetz liegt das Rundlingsdorf Hohenvier, in dem die Zeit stillzustehen scheint.
Reetz
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Straßendorf wie viele Dörfer in der Prignitz fast llständig verwüstet. Die neuen Siedler, die danach kamen, stammten r allem aus dem Holsteinischen. Ihnen verdankt das Dorf die eindrucksllen großen Hofanlagen. Seit dem 19. Jh. ist Reetz auch für seinen Obstanbau bekannt.
Meilen
Eine junge Dame machte das Dorf bekannt. Die "Kleine Dott, ein Geschöpf der Schriftstellerin Tamara Ramsay, verbrachte hier eine unbeschwerte Kindheit, bis zu jener Johannisnacht, in der ihr das Kraut in die Schürfte geriet Seit der Erstausgabe n 1938 hat der Kinderbuchklassiker über 150 000 Käufer gefunden.
In der Umgebung n Meilen befindet sich ein Hünengrab aus Findlingen, die um die 10 t wiegen. Das größte Megalithgrab der Mark Brandenburg wurde in der mittleren Phase der Jungsteinzeit als Gemeinschaftsgrab genutzt.
Rudower See
An dem einzigen größeren See im brandenburgischen Elbtal ist man bemüht, ein harmonisches Nebeneinander n Freizeitnutzung und Naturschutz zu finden. Am nordöstlichen Ende des Sees liegen ein Campingplatz und ein beliebtes Ausflugslokal. Der See und das benachbarte naturnahe Rambower Moor sind auf einem Salzstockeinbruch zwischen Lenzen und Boberow entstanden, beide sind wichtige Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. In den Wintermonaten bieten sie Schlafplätze für bis zu 30 000 Gänse. Mehr als 2000 Kraniche machen hier im Herbst und Frühjahr Rast. Der Weg ab Nausdorf rund um das Rambower Moor lädt zum Wandern und Radfahren ein.
Eidenburg
In dem Dorf steht n dem ehemals prunkllen Renaissance-Schloss der Familie n Quitzow nur noch der Turm. In diesem wird der so genannte Quitzow-stuhl aufbewahrt, der an die grausame Herrschaft der Raubritterfamilie erinnert. Fahrende Handelsleute mussten den Quitzows hohe Wegegelder zahlen. Wer nicht bezahlen konnte, kam zur Marter auf den Stuhl. 1881 brannte das Schloss mit den angeblich 365 Fenstern bis auf die Grundmauern nieder, der Nachfolgebau wurde nach 1945 gesprengt. Außer dem Turm befindet sich in der Schlossanlage auch noch ein Bauernmuseum mit technischem Gerät aus drei Jahrhunderten. Der schöne Schlosspark lädt zum Verweilen ein.
Seedorf
Die Kirche n Seedorf ist ein in der Prignitz sehr seltenes barockes Gotteshaus. Die sakralen Bauten in den meisten Dörfern der Gegend sind nämlich wesentlich älter. Das Altarbild m Anfang des 20. Jh. mit der Darstellung des sinkenden Petrus stammt n Ella n Wangeheim, einer der letzten weiblichen Bewohnerinnen der Eidenburg.
Die Fahrt geht weiter nach Breetz. Von hier führt der Weg auf einem der öffentlichen Wege quer durch die Lenzerwische. In der flachen Flussauenlandschaft kann man sich kaum verfahren. Da hier die innerdeutsche Grenze verlief, ist die Elbe einer der letzten deutschen Ströme, der noch nicht ausgebaut und begradigt wurde. Die Dörfer und Höfe in der Lenzerwische liegen auch 10 Jahre nach dem Fall der deutschdeutschen Mauer ein wenig abseits. Eindrucksll verstreut liegen in der Landschaft die imposanten Niedersachsenhöfe.
Mödlich
Über fast 2 km erstreckt sich das Straßendorf an der B 195 nach Lenzen. Die Mödlicher Bauern gehörten immer zu den wohlhabendsten in der Prignitz. Gysel van Lier, holländischer Admiral und später Amtmann n Lenzen, baute sich zu Lebzeiten im 17. Jh. eine Gruft an die Mödlicher Kirche. Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte den Admiral eingesetzt, um den Wiederaufbau der Prignitz nach dem Dreißigjährigen Krieg ranzutreiben. Van Lier ließ Deiche sanieren, und er befahl die Schulpflicht für wenigstens ein Kind pro Familie. Als er im Dezember 1676 hochbetagt starb, hatte er nicht viele Freunde in der Gegend. Zu neu, zu anders waren viele seiner Ideen.
Lenzen
Die Kleinstadt ist die Anmutigste unter den Prig-nitzstädten. Ihre spröde Schönheit konnte man über 40 Jahre nur mit Passierschein betrachten, denn Lenzen lag im Sperrbezirk. Auf einem Stadtrundgang ist die Atmosphäre des Ackerbürgerstädtchens zu spüren: schlichtes Fachwerk, schiefe Gassen und Kopfsteinpflaster. Die gotische Stadtkirche hat einen schmucklosen Turm aus dem 18. Jh., da der erste 1751 einstürzte. Ein besonderes Ausstattungsstück ist das Bronzetaufbecken n 1486.
Auf der Weiterfahrt passiert man nach ca. 12 km den Geburtsort n Friedrich Ludwig Jahn. Der Turnvater der deutschen Nation kam in Lanz am 11. August 1778 als Sohn des Dorfpfarrers zur Welt. 1811 begann er mit seinen öffentlichen Leibesübungen auf dem ersten deutschen Turnplatz in der Neuköllner Hasenheide in Berlin. Heute erinnert in Lanz ein kleines Museum an ihn.
Gadow
In einem weitläuen Park steht das ehem. Jagd-schloss, das heute eine Ferien- und Freizeitstätte für Kinder und Jugendliche beherbergt. Der Park gehört zu den schönsten in Brandenburg und ist r allem im Frühsommer durch seine farbenfroh blühenden Rhododendren einen Besuch wert.
Im Schlosspark steht das Mausoleum für Wichard Joachim Heinrich n Möllendorff, das als sehr frühes und seltenes Beispiel klassizistischer Baukunst in der Prignitz gilt. Gadow ist ein alter Besitz der Familie n Möllendorff. Wichards Adoptivsohn Hugo Wilamo-witz-Moellendorff erweiterte den alten Schlossgarten beträchtlich und gestaltete ihn nach englischem Vorbild zum Landschaftspark um. Er begründete außerdem die Pferdezucht auf Schloss Gadow. Als erstes deutsches Pferd gewann 1854 im englischen Newmarket ein Hengst aus Gadower Zucht das Rennen.
Wittenberge
Aus dem unbedeutenden Ackerbürgerstädtchen an der Elbe wird nach Eröffnung der Eisenbahnlinie Berlin-Hamburg im Jahr 1846 das industrielle Zentrum der Prignitz. Auch wenn die zahlreichen Fabriken, wie vielerorts nach der Wiedervereinigung, geschlossen werden mussten, ist in der Stadt sehenswerte Industriearchitektur der Jahrhundertwende erhalten geblieben. Die Ölmühle n 1826 ist die älteste Fabrik der Stadt. Bekannter ist das ehem. Nähmaschinenwerk, einst einzige deutsche Niederlassung der Familie Singer. Die Uhr am Wasserturm des Werks ist mit knappen 7,60 m Durchmesser die größte öffentliche Uhi Deutschlands. Im Stadtmuseum Alte Burg zeigt eine Ausstellung etwa 50 Nähmaschinen, die zwischen 1850 und 1990 in der Fabrik gebaut wurden. In das Stadtbild früher Industrialisierung passt auch die Stadtkirche perfekt, die zwischen 1870 und 1872 aus maschinell gefertigten Backsteinen errichtet wurde. Das Steintor in der Altstadt, ältestes Gebäude und Wahrzeichen der Stadt, wurde um 1300 gebaut. Zahlreiche schöne Wohn- und Geschäftshäuser der Gründerzeit prägen einige Straßenzüge in der Innenstadt. Besonders ins Auge fällt das Haus der vier Jahreszeiten in der Johannes-Runge-Straße. Walter Gropius, berühmter Bauhausarchitekt, projektierte in jungen Jahren die großzügig angelegte Siedlung Eigene Scholle im Norden der Stadt. Zwischen 1912 und 1915 entstanden drei Typen n Siedlungshäusern, die preis- und lebenswerten Wohnraum für Arbeiter schaffen sollten. Bis auf zwei Häuser sind alle Gebäude erhalten und noch bewohnt. Das schöne Panorama der Stadt und die alten Speicher am Hafen kann man bei einer Fahrt mit dem Ausflugsdampfer auf der Elbe genießen. Über den Fluss führt die mit 1030 m längste Eisenbahnbrücke im Osten Deutschlands.
Info
Anfahrt
Nach Perleberg über die A 24 Hamburg-Berlin bis zur Ausfahrt Meyenburg; weiter auf der B103 und der B189; aus Süden ab Magdeburg über die B 189
Auskunft
Fremdenverkehrs- und Kulturverein Prignitz Wittenberger Str. 90 19348 Perleberg
Tel. 03876/616973 Fax 03876/616974
www.prignitz-sto.edte.de
Holzwurm
Bahnstr. 118 19322 Wittenberge
T. 03877/69188
Gemütliches, winziges Lokal in Hafennähe mit schönem Garten
Strandgaststätte See Ende
19309 Lenzen-Nausdorf
Tel: 038792/7557
Ausflugslokal am Rudower See mit Badestelle, geöffnet n April bis September
Pension Haas
Lenzener Str. 13 19309 Mödlich
T. 038792/7790
Schlafen direkt am Eibdeich
Strandgaststätte See Ende
19309 Lenzen-Nausdorf
Tel: 038792/7557
Ausflugslokal am Rudower
See mit Badestelle, geöffnet n April bis September
Hotel Stadt Magdeburg
Wittenberger Str. 67 19348 Perleberg T. 03876/7809-0 Fax 03876/ 7809-26 Modernes Hotel mit Restaurant; im Cafe täglich hausgemachter Kuchen
Groß Pankower Hof-Laden-Cafe
Pankeweg 4e 16928 Groß Pankow T. 033983/70053 Kaffeegenuss mit Blick auf den malerischen Landschaftspark; im Laden Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau sowie regionales Handwerk