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Porzellansammlung - DRESDEN

Porzellansammlung - DRESDEN

Adresse: Zwinger, Sophienstraße, 01067 Dresden, Wiedereröffnung 2002.

Telefon: (0351) 4914612.
Telefax: (0351) 4914629.

Verkehrsverbindungen: Tram4.

Eintrittspreise: Erw. DM 5,-; Erm. DM 3,-; Gruppenermäßigung DM 4,-. Öffnungszeiten: täglich 10.00-l8.00 Uhr, Do. geschlossen.

Sammlungsschwerpunkte: Feinkeramik u. Porzellan aus China. Japan, Meißen; Sammlung Augusts des Starken.
Museumspädagogik: im Rahmen der Staatlichen Kunstsammlungen.

Führungen: allgemein und thematisch.
Führer: Loesch, Pietsch, Reichcl: Porzcllansammlung Dresden. Führer durch die ständige Ausstellung, Dresden. 1998.

Die Dresdner Porzellansammlung ist weltweit die größte und bedeutendste ihrer Art, Ihre Entstehung verdankt sie der Sammelleidenschaft Augusts des Starken, in dessen Auftrag sie zwischen 1710, also kurz nach der Entdeckung der Porzcllanherstellung durch Bött-gerund Tschirnhaus, und 1733, dem Todesjahr des Königs, zusammengetragen wurde. Bereits 1717erwarb August II. das Holländische Palais am Neustädter Eibufer, um seiner Sammlung ostasiatischer und Meißner Porzellane den gebührenden Rahmen zu geben. Diese waren kostbarer Wandschmuck in Porzellankabinetten zwischen ostasiatischen und sächsischen Lackmöbeln,chinesischen Specksteinschnitzereien und kostbaren Seidenstoffen. 1721 wurde hier das erste Inventar erstellt, mit einem beachtlichen Umfang n 884 Seiten. Es war rauszusehen, dass das Schloss für die Tausende n Objekten - die Meißner Manufaktur kam den königlichen Aufträgen kaum nach - bald zu klein werden würde. So ließ der König 1730 das Holländische Palais umbauen und begann mit der Verwirklichung eines seiner ehrgeizigsten Projekte, der Errichtung des )apanischen Palais. Die mächtige Vierflügelanlage n Pöp-pelmann und Longuelune sollte als unvergleichliches Gesamtkunstwerk die kostbaren Porzellane fassen. Allein 19 Zimmer im Erdge-schoss waren für chinesische und japanische Porzellane rgesehen; im Obergeschoss sollte das Meißner Porzellan aufgestellt werden. Geordnet wurde nach Farbtönen, also seladon-, purpurfarbene oder gelbe Kabinette; get waren eine Kapelle und der Thronsaal, nur mit Porzellan ausgestattet, und Galerien mit lebensgroßen Tierfiguren: so bestellte 1732 August der Starke 910 große und kleine Tiere, Vögel sowie Aufsätze, Terrinen und Schüsseln in der Meißner Manufaktur.




Der Tod des Königs brachte auch das Ende des gigantischen Projekts. Das Schloss stand erst im Rohbau und obwohl sein Sohn und Nachfolger August III. noch bis 1735 die großen Tierfiguren arbeiten ließ, erlahmte das Interesse des Hofes am Porzellanschloss. Der magische Zauber des weißen Goldes begann dem Alltäglichen zu weichen. 1781 deponierte man die Porzellansammlung im Keller des Japanischen Palais, da die Haupträume für die Bibliothek gebraucht wurden. Um 1786 begann die wissenschaftliche Bearbeitung der Porzellane; 1834 erschien der erste gedruckte Führer. 1876 schließlich konnte man in das Obergeschoss des alten Galeriegebäudes, des Johanneums, einziehen. In den 20er-|ahrcn des 20. Jahrhunderts gelang eine Reihe wichtiger Erwerbungen mit früher chinesischer Keramik und Porzellan und Meißner Erzeugnissen der Periode 1730 bis 1750, r allem Arbeiten n Kaendler. Noch in den 30er-Jahren entstanden Pläne, der Sammlung durch Umzug in den Zwinger ihren adäquaten Rahmen zu geben; sie wurden durch Kriegsausbruch und Auslagerung rerst vereitelt. Japanisches Palais, Johanneum und Zwinger wurden 1945 zerstört. Der größte Teil der ausgelagerten Porzellane blieb glücklicherweise unbeschädigt und wurde n der Roten Armee requiriert. Erst 1958 der damaligen DDR zurückgegeben, ist die mittlerweile ca. 18000 Objekte umfassende Sammlung im wiederaufgebauten Zwinger seit 1962 aufgestellt. Die Sammlungsschwerpunkte sind die ihres königlichen Gründers: chinesische, japanische und Meißner Porzellane.

Weißes Porzellan ist in China bereits in der Regierungszeit der T'ang-Dynastie (618-906) nachweisbar. Seinen eigentlichen Aufstieg erlebte das Porzellan jedoch erst unter der Ming-Dynastic (1368-l644), besonders aber während der langen Regierungszeit des Kaisers K'ang-Hsi (1662-l722). In der südchincsischen Porzellanstadt King-te tschen waren bis zu 3000 Brennöfen in Betrieb, um die enorme, r allem europäische Nachfrage zu decken. Missionare hatten im 17. Jahrhundert aus dem Reich der Mitte berichtet. Beispiele ostasiati-schen Kunsthandwerks gelangten nach Europa und lösten damit eine wahre Chinabegeisterung aus. Aus King-te tschen, das um 1700 eine Million Einwohner gehabt haben soll, stammen auch die hohen sog. Dragonervasen mit unterglasurblauem Drachen- und Lotusblumendekor. Neben King-te tschen konnte sich zwischen 1675 und 1725 nur Te-hua in der Provinz Fukien behaupten, wo das Blanc de Chine hergestellt wurde: Gefäße und uren aus rahmfarben glasiertem, unbemaltem Porzellan. Porzellanmalerei in Aufglasurfarben kennen wir in China schon im 13, Jahrhundert; verbreitet ist sie jedoch erst seit dem 15. Jahrhundert. In der Blütezeit der Porzellanproduktion um 1700 dominierte als Hauptfarbe der Schmelz-farbendekore das Grün: deshalb bezeichnet man diese Art n Porzellanen als Grüne Familie. Nach Japan gelangte die Technologie der Porzellanherstellung verhältnismäßig spät. Um 1616 wurden nahe der Kleinstadt Arita auf Kyushu große Kaolinlager entdeckt, mithilfe derer schon bald die Porzellanproduktion anlief.

Führend ist hier die Manufaktur der Familie Kakiemon: ihrem ersten Inhaber gelang um 1640 die Anwendung chinesischer Schmelzfarbenrezepte. Die besonders für den europäischen Export im 17. Jahrhundert hergestellte Prunkkeramik in Unterglasurblau, mit Eisenrot und Gold bemalt, nannte man später nach der Hafenstadt Aritas, Imari. Die Faszination, die das ostasiatischc Porzellan auf die staunenden Europäer ausübte, führte zu zahlreichen Versuchen, einen porzellanartigen Scherben herzustellen. Doch erst um die Jahreswende 1707/08 gelang es dem jungen Alchimisten Johann Friedrich Böttger und seinem Mentor, dem Naturforscher und Philosophen Johann Ehrenfried Tschirnhaus, rotes feuerfestes Steinzeug und alsbald weißes Porzellan herzustellen. 1710 wurde in der Albrechtsburg in Meißen die erste europäische Porzellanmanufaktur eingerichtet. Bis 1713 entstanden hier Gefäße, Reliefs und uren aus »rothem porcellain«, oft in Edelsteinmanier geschliffen, poliert und geschnitten, mit buntem Email- oder Lackfarbendekor. Auf der Leipziger Ostermesse 1713 wurde erstmals das feine, weiße, durchscheinende Porzellan angeboten und trat damit seinen Siegeszug an. Die Bemalung dieses Porzellans blieb jedoch weiterhin schwierig. Erst mit der Einstellung des Porzellanmalers Johann Gregorius Höroldt 1720 gelang der Durchbruch. Ihm verdankt das Meißner Porzellan seine unverwechselbaren Farben und seine charakteristischen Dekore. In seiner Werkstatt, die 1731 44 Lehrlinge und Gesellen umfasste, entstanden die typischen Höroldt-Malereien, wie die Indianischen Blumen mit Vögeln und Insekten, oder die zahlreichen Chinoiserien mit Szenen aus dem Leben der Chinesen, wie man es sich rstellte. Anfang der 30er-Jahre des 18. Jahrhunderts entstand auch ein Dekor, der Weltberühmtheit erlangen sollte: das Zwiebelmuster, ein stilisierter, ursprünglich chinesisches Muster aus Granatäpfeln und Pfirsichen. Die als Vorbild dienende flache K'ang-Hsi-Schale hat sich in der Sammlung erhalten. Mit dem Aufstieg des Porzellans ging auch die Verfeinerung der Tischkultur einher, die uns heute selbstverständlich ist: die Herstellung n in Form und Farbe zusammenpassenden Gefäßen, das Service. Es zierte jedoch damals nur die Tische der Wohlhabenden, denn ein Kaffee- und Teeservice kostete 47 Taler, fast den fünffachen Monatslohn eines als gut bezahlt geltenden Meißner Porzellanmalers. Gelber Löwe und Roter Drache gehören zu den frühesten Meißner Tafelservice und wurden bis zum Ende der Monarchie, 1918, ausschließlich für den Hof hergestellt. Die De-kore ahmen japanische Vorbilder nach.

Das berühmteste und prunkllste Service gab 1736 der damalige Manufakturdirektor und sächsische Minister, Graf Brühl, in Auftrag: das mehr als 2000 Teile umfassende Schwa-nenservice. Die Oberflächen sind muschelartig reliefiert, die Spiegel der Teller zieren Schwäne, Schilf und Reiher. In der Farbigkeit dominieren das schimmernde Weiß des Porzellans und das Gold der Bemalung. Modelliert wurde es m bekanntesten Meißner Modelleur, n Johann Joachim Kaendler. 1730 n August dem Starken zum Hofbildhauer ernannt, wurde er ein Jahr darauf als Modellmeister an die Meißner Manufaktur berufen. Von seiner Hand stammen die lebensgroßen Tiere wie Fischreiher, Pfauen, Pelikane und Elefanten, mit denen August der Starke die Galerien des Japanischen Palais schmücken wollte. Zu den Kuriositäten gehört ein Glockenspiel aus Porzellan im reich geschnitzten Holzgehäuse, das Kaendler zwischen 1732 und 1738 anfertigte. Dresdner Hoffeste, deren Teilnehmer sich gerne bei Umzügen als Orientalen, Polen oder Chinesen kostümierten, finden ihre Entsprechung in den unter anderem auch n Kaendler modellierten Porzellanfigurinen n Türken, Mohren, Tataren, Ungarn, Chinesen und Bulgaren, die teils auf höfischen Tafeln standen, teils fürstliche Porzellankabinette zierten. Beliebt waren auch urinen der Commedia dell'arte, der italienischen Stegreifkomödie, die n wandernden Schauspielern im ganzen Land verbreitet wurden. Die bekanntesten urinen Kaendlers sind die so genannten Reifrock- oder Krinolinengruppen der Damen mit ihren Kavalieren, benannt nach dem ausladenden Rock der Dame, die seit der Mitte der 30er-jahre entstanden. Ein Augusts des Starken würdiges, einmaliges Projekt unterbreitete Kaendler 1734 August III.: Ein Monument mit zwei lebensgroßen Reiterstatuen aus Porzellan für den König und seinen Vater sollte entstehen. 1751 wird er tatsächlich mit der Ausführung eines Standbildes, des Monuments für August III., beauftragt. Das über einen Meter hohe Modell zeigt den König über die Personifikation des Neides triumphierend. Bis 1756 waren bereits zahlreiche originalgroße Gipsformen fertig gestellt, als der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges und die damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten der Manufaktur dem Vorhaben ein Ende bereiteten. 1779 ließ der Manufakturdirektor Graf Marcolini das Modell zerschlagen.

Mit der Wiedereröffnung der Porzellansammlung nach umfangreichen Baumaßnahmen ist raussichtlich im Jahre 2002 zu rechnen.







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