Metropole mit Kaiserburg
Die Noris, wie Nürnberg von seinen Freunden liebevoll genannt wird, überstrahlt alle anderen Städte Frankens, so schön und bedeutungsvoll diese auch sind, an Größe, historischer Bedeutung und wirtschaftlicher Potenz. Dabei liegen, wenn man es genau betrachtet, die besten Zeiten Nürnbergs um Jahrhunderte zurück -im ausgehenden Mittelalter nämlich, als die Stadt mit damals rund 40 000 Einwohnern die Verkörperung deutscher Städteherrlichkeit darstellte. Mehr noch: Sie war von 1356 an, als Kaiser Karl I in Nürnberg seine Goldene Bulle erließ, zweieinhalb Jahrhunderte lang die Quasi-Hauptstadt des Deutschen Reiches. Dieses Nürnberg, wo Patriziat, Handwerk und Künste eine einmalige Symbiose eingegangen waren, kann auch in der modernen Halb-Millionen-Metropole unter der Kaiserburg noch nachempfunden und wieder entdeckt werden.
Geschichte
Zuerst war der Fels, Sandstein, fast 60 m hoch aus der Pegnitzniederung aufragend. Dann die Burg auf dem Felsen und schließlich die Siedlung, die unter ihrem Schutz eine glanzvolle Stadt wurde. Staufische Reichspolitik setzte im 12./13.1h. erste Machtakzente, um 1200 wurde Nürnberg mit Stadtrechten ausgestattet. Der Fernhandel am Schnittpunkt wichtiger Handelswege ließ die Stadt und ihr Patriziat erblühen. Die Goldene Bulle (s. oben) bestimmte, dass jeder neu gewählte deutsche König den ersten Reichstag in Nürnberg abhalten sollte Blütezeit Nürnbergs waren 15. und 16. Jh.; in dieser Zeit war unter der Kaiserburg Weltkunst beheimatet -Dürer. Veit Stoß, Adam Krafft, Erzgießer Vischer, Hans Sachs -, Wissenschaftler wie der aus dem fränkischen Königsberg stammende Regiomonta-nus und Martin Behaim legten Grundlagen zum neuen Verständnis der Welt. Danach verblassten Nürnbergs Glanz und Bedeutung. Erst die Romantik holte die Stadt wieder ins nationale Bewusstsein zurück, verklärte sie auch. Gleichzeitig entwickelte sich Nürnberg zu Frankens und - damals -Bayerns größter Industrieregion.
Es fielen bald Schatten auf Nürnberg. Hitler erklärte es zur Stadt der Reichsparteitage, die 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze bildeten die Grundlage für Judenverfolgung und -ermordung. Im Zweiten Weltkrieg fiel die Stadt in Schutt und Asche. 1945 begannen vor einem internationalen Militärtribunal die Nürnberger Prozesse gegen NS-Verbrecher. Danach erholte sich Nürnberg; das alte Stadtgesicht kehrte teilweise zurück. Die Stadt zählt rund 500000 Einwohner, ist heute Mittelpunkt eines strukturstarken Wirtschaftsraums und eine der meistbesuchten Messestädte.
Stadtrundgang
Die Lorenzer Altstadt
Der Rundgang beginnt nahe beim Hauptbahnhof am Königstor und Handwerkerhof O, von wo aus ein erster Blick zurück nach Alt-Nürnberg möglich ist und die Nürnberger Handwerkstradition wieder auflebt. 1363 waren in einem verlässlichen Handwerkerverzeichnis 1200 Meister in 50 Berufen aufgeführt. Kunst und Design widmet sich das Neue Museum am Klarissenplatz. Untergebracht in moderner, transparenter Architektur gewährt es in unterschiedlichen Medien (Malerei, Plastik, Fotografie, Video etc.) Einblicke in die Entwicklungen seit den 1960er Jahren (Tel.240200, Fax 2 40 20 29, Internet: www.nmn.de, Öffnungszeiten: Di-Fr 10-20, Sa/So 10-18 Uhr). Die breite Königstraße führt zwischen den Kirchen St. Martha (rechts) und St. Klara (links) stadtein- wärts zur Mauthalle, einem der mächtigsten Gebäude der Stadt, das erst als Kornspeicher diente und später den Nürnberger Zoll beherbergte.
In ihrem Keller befindet sich eine historische Gaststätte, wo selbst gebrautes Bier gezapft wird.
Im verkehrsberuhigten Bereich ist rechter Hand bald die Stadtpfarrkirche St. Lorenz © erreicht, eines der Hauptwerke fränkischer Gotik. Unter den zahlreichen Kunstwerken, die sie birgt, ragen der im hohen Hallenchor schwebende Englische Gruß von Veit Stoß (1517) und das gen Himmel wachsende Sakramentshaus von Adam Krafft heraus. Auch Glasmalereien und Altäre sind nähere Betrachtung wert. Vor der Kirche plätschert einer der schönsten Brunnen der Stadt, der Tugendbrunnen.
Gegenüber, an der Ecke Königstraße/Karolinenstraße, fällt ein Hochhaus des Mittelalters auf, das Nassauer Haus, ein mächtiger Turmbau mit Erkern und Ecktürmchen, zu denen man hier Chörlein sagt. Auf dem weiteren, geraden Weg in die Innenstadt überquert man auf der Museumsbrücke die Pegnitz. Rechts liegt das ehemalige *Heilig-Geist-Spital 0, einst eine der bedeutendsten sozialen Stiftungen des Mittelalters, malerisch am Fluss. Im Innenhof stehen eine Kreuzigungsgruppe von Adam Krafft und der Hanselbrunnen.
Das Heilig-Geist-Spital beher- bergt ein Restaurant mit regionalen Spezialitäten und fränkischem Ambiente.
Den nächsten Akzent setzt der Hauptmarkt 0. Hauptanziehungspunkt der gotischen Frauenkirche ist das mittägliche Männleinlaufen. Dabei huldigen die sieben Kurfürsten als Figuren einer Kunstuhr von Jörg Heuß Kaiser Karl IV. im reich verzierten Filigrangiebel. Wenn man sich umdreht, fällt der Blick auf die 19 m hohe Steinpyramide des Schönen Brunnens (14. Jh.) mit dem eingeschmiedeten Ring und einer Fülle von Figuren (Philosophen, Künstler, Propheten, Kurfürsten).
St. Sebald und die **Kaiserburg
Nördlich des Hauptmarkts ist die Stadtpfarrkirche St. Sebald oder St. Sebaldus erreicht, eine doppel-chörige Basilika im romanischen und hochgotischen Stil zu Fußen der Kaiserburg. Das Hochgrab hat der Nürnberger Erzgießer Peter Vischer 1507 bis 1519 geschaffen. Es gilt als reifste Leistung deutscher Gießereikunst. Ein wundervoll ausdrucksstarkes Werk ist das Schreyer-Landauer-Epitaph von Adam Krafft. Schräg gegenüber der Sebalderkirche steht das 'Rathaus O, nach Plänen von I.Wolff 1616-1622 bereits im Stil der Renaissance erbaut. Drei prächtige Portale schmücken die breite Fassade, im Innenhof steht der Puttenbrunnen, auf dem Rathausplatz der Gänsemännchenbrunnen (um 1500). Im Keller des gotischen Rathaus-Vorgängers befinden sich die Lochgefängnisse, in denen im Mittelalter die Häftlinge unter übelsten Bedingungen einsaßen (Öffnungszeiten: Di-So 10-16.30, Mitte Okt.-Anf. April Di-Fr 10-16.30 Uhr).
Über die Egidienkirche, die einzige Barockkirche der Stadt, gelangt man zum Mittelpunkt des Altstadtrundgangs, zur Kaiserburg ®. Die mächtig aus dem aufragenden Burgfelsen herauswachsende Burganlage lässt sich in drei Komplexe gliedern: Zum einen die staufische Kaiserburg mit dem Palas und der Doppelkapelle aus der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas mit fein gearbeiteten Kapitellen, dem Kaiserburg-Museum sowie in der Vorburg dem Sinwellturm, dessen Rundgang eine phantastische Aussicht bietet, und dem Tiefen Brunnen. Zum anderen die ältere Burggrafenburg und schließlich die etwas tiefer liegenden Kaiserstallungen mit sechs Speicherböden, heute Jugendherber-ge und Stadtjugendhaus. Besuchen sollten Sie unbedingt den Burggarten.
(Öffnungszeiten: April bis Sept. tgl. 9-18, sonst 10-16 Uhr.)
Alljährlich im Juli treffen sich aufstrebende Rock- und Popbands im Nürnberger Burggraben -ein fester Termin im Kulturleben.
Nürnberger Museen
Das wichtigste Bürgerhaus der Stadt steht am Weg von der Burg zurück in die Stadt: das *Albrecht-Dürer-Haus. Es liegt am Tiergärtnertor, einem der ältesten Teile der Stadtum-wallung, und wurde fast 20 jähre lang von Dürer bis zu seinem Tod 1528 bewohnt. Das Haus dokumentiert, wie der große Maler lebte und arbeitete. Seine Lage verdient die Bezeichnung malerisch - eines der beliebtesten Nürnberger Fotomotive (Öffnungszeiten: Di-So 10-17, Do 10-20 Uhr).
Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt, vorbei am Weinstadel an der idyllischen Pegnitzinsel mit dem Henkersteg und vorbei am Weißen Turm und dem modernen Ehebrunnen in der Karolinenstraße, erreicht man im Komplex des ehem. Kartäuserklosters das Germanische Nationalmuseum ©, das 1851 von dem fränkischen Adeligen Hans von Aufseß gestiftet wurde. Mit ungezählten Exponaten zu Kunst, Kultur und Geschichte wird versucht, das kulturelle Erbe der Deutschen zu sammeln. Besonders faszinierend sind Musikinstrumentensammlung, Münzkabinett, Graphische Sammlung und die Sammlung von Nürnberger Puppenhäusern. (Öffnungszeiten: Di-So 10-17, Mi 10 bis 21 Uhr; Mi 18-21 Uhr freier Eintritt.)
Ein zweites hochinteressantes Museum steht jenseits des Frauentorgrabens, gut 250 m hinter dem Opernhaus: das *DB-Museum ©. Hier ist alles versammelt, was läuft und Räder hat - einen Nachbau des ersten deutschen Eisenbahnzugs von Nürnberg nach Fürth eingeschlossen. (Öffnungszeiten: Di-So 9-17 Uhr.)
Weitere Nürnberger Museen
■ Spielzeugmuseum, Karlstr. 13: Spielzeug aus aller Welt und jeder Zeit. (Öffnungszeiten: Di-So 10-17, Mi bis 21 Uhr.)
■ Stadtmuseum Fembohaus, Burgstr. 15: u. a. fränkische Wohnkultur, Münzen, Fayencen.
■ Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Str. 32; internationale zeitgenössische Kunst. (Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Mi 10-20 Uhr.)
■ Kindermuseum, Michael-Ende-
Str. 17; interaktive Ausstellungen zum Thema »Schatzkammer Erde«, »Alltag der Großeltern« usw.
Außerhalb der Innenstadt
Der Johannisfriedhof (johannisstr.) und der Rochusfriedhof (Rothenburger Str.) beherbergen die Gräber bekannter Bürger, darunter jene von Albrecht Dürer und Veit Stoß. - Der Tiergarten, größter Landschaftszoo Deutschlands, liegt sehr schön im Ortsteil Zerzabelshof. Auf dem Zoogelände verkehrt eine Nachbildung der ersten deutschen Eisenbahn. {Öffnungszeiten: 20. März bis 9. Okt. tgl. 8 bis 19.30, sonst tgl. 9-17 Uhr.)
Infos
Tourist-Information, Am Hauptmarkt 18, Tel. 0911/2 33 6135, www.nuernberg.de.tourismus. Ab hier starten Altstadtführungen für Eltern mit Kindern (Mai-Okt., Sa 10.30 Uhr).
■ Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg, Frauentorgraben 3,90443 Nürnberg, Tel. 23 36-0, Fax 2 33 6166.
Le Meridien Grand-Hotel, Bahnhofstr. 1-3,90402 Nürnberg, Tel. 23 22-0, Fax 2 32 24 44, www.grand-hotel.de. Glanzstück der Nürnberger Hotellerie, jeder erdenkliche Komfort.
■ Merian-Hotel, Unschlittplatz 7, 90403 Nürnberg, Tel. 20 4194, Fax 2146 69 20. Für Leute, die gern »mittendrin« logieren, goldrichtig; günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
■ Dürer-Hotel, Neutormauer 32, 90403 Nürnberg, Tel. 20 80 91, www.burghotel-nuernberg.de. Neues Haus in Toplage, ideal für Städtebummler.
■ Gardenhotel, Vordere Ledergasse 12, 90403 Nürnberg, Tel. 20 50-60, Fax -6 60, www.burghotel-nuern-berg.de. Komfortables Hotel in zentraler, aber ruhiger Lage gleich bei der Fußgängerzone.
Nassauer Keller, Karolinenstr.
2-4. Nürnberger Lokalkolorit und internationale Küche in einem der schönsten Häuser, gegenüber St. Lorenz.
■ Bratwurst-Röslein, Obstmarkt 1. Seit seiner Umgestaltung wieder eine Nürnberger Spitzenadresse für Bratwurst mit Ideen.
■ Wunderschön kann man an der Pegnitz im Schuldturm (Adresse: Vordere Insel Schutt 4) fränkische Küche genießen. Im Sommer Biergartenbetrieb unter hohen Bäumen.
Veranstaltungen: Spargelmarkt im Mai; Internationale Orgelwoche im Juni; Bardentreffen im August; Altstadtfest im September; Christkindlesmarkt im Dezember.
Traditionelle Handwerkskunst in »lebenden« Werkstätten erlebt und kauft man im Handwerkshof am Königstor-stilgerecht untergebracht in alten Fachwerkhäusern.
■ Die berühmten Schöller-Lebkuchen gibt es in der Bucherstr. 137,90419 Nürnberg, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18, Sa 10-13 Uhr.
Wer sportlich wandern will, fährt über Lauf/Hersbruck zum Happurger Stausee und zur Hersbru-cker Schweiz (ca. 30 km). Die Wanderwege haben alpinen Charakter.