Ein Spaziergang in Werder führt früher oder wenig später stets ans Wasser: Großer Zernsee, die Havel, Schvelowsee, Glindower See und Großer Plessower See umgeben die Stadt im Osten, im Süden, im Westen. Werders alter, historischer Stadtteil liegt zudem auf einer Havelinsel, heute durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Das leider ziemlich abgenutzte Wort von der »malerischen Lage« eines Ortes - hier stimmt es wirklich.
Also, die Seen und die Havel schmücken Werder. Die Werderaner haben das ihrige dazuge-tan. Etwa mit dem Alten Rathaus, ein barocker Bau aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in strahlendem Vorzeigeglanz. Auch mit der Heilig-Geist-Kirche. Die ist neugotisch, stammt aus dem Jahr 1857. Sie bildet zusammen mit der Bockwindmühle und dem Havelwasser als Vordergrund das bekannteste, schönste Panoramabild von Alt-Werder. Geradezu romantisch im Altstadtquartier sind manche der ldeinen Dinge. Wie die Dachgaube, vor der aus einem kleinen Blumenkasten farbenfrohe Sommerblumen leuchten. Oder die Fischerplätze an der Uferpromenade.
Im Obstbaummuseum ist liebevoll zusammengetragen und präzise erläutert, was zum Obst-und Weinbau früherer Zeit dazugehörte. Die »Obstkanone«, die nach Beladen der Transportdampfer abgefeuert wurde. Der »Berlin-Koffer«, die verschließbaren kleinen Transporttruhen der Obstbäuerinnen, die auf den Berliner Märkten das Werdersche Obst verkauften. Durch Anschauung und Infotafel läßt sich erfahren, was »Tienen« sind. Nämlich Verpackungs-, Transport- und Versandgefäße für sämtliche Obstsorten, außer Himbeeren. Diese Gefäße sind eimerförmig, aus Eichen- oder Kiefernholz gearbeitet. Zwei Reifen, zumeist aus Naturmaterial, halten die Dalben zusammen. Am oberen äußeren Rand sind bestimmte Farbringe aufgemalt, für jeden Obstbauern eine andere Markierung. So wurden Verwechslungen vermieden. Mit Holzwolle oder Heu deckte man das Obst ab. Darüber wurde der »Tienenlappen«, ein Stück Sacktuch, befestigt. Verladen wurden die gefüllten Tienen auf Schuten, die - von Schleppdampfern gezogen - das Werdersche Obst auf die Märkte Berlins transportierten.
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