Adresse: Barerstraße 29. 80799 München.
Telefon: (089) 238050.
Telefax: (089) 23805221.
Verkehrsverbindungen: U-Bahn-Station Theresienstraße, Tram 18, Bus 53. Eintrittspreise: Erw. DM 7,-; Erm. DM 4,-; an Sonn- und Feiertagen frei.
Öffnungszeiten: Mi. -Mo. 10.00-l7.00 Uhr, Do. 10.00-22.00 Uhr, Di. geschlossen.
Gastronomie: im Museum.
Sammlungsschwerpunkte: europäische Malerei und Skulptur des 18. und 19. Jhs.
Museumspädagogik: über das Museumspädagogische Zentrum München.
Führungen: Mo 12.00 Uhr, Do 18.30 und 20.00 Uhr, So. 11.00 Uhr und nach Vereinbarung.
Führer: Die Neue Pinakothek, 2000.
Bei ihrer Eröffnung 1853 war die Neue Pinakothek - vierter und letzter Ausstellungskomplex, den Ludwig 1. in München errichten ließ - der erste eigens für moderne Malerei errichtete Galeriebau in Europa. Heute sind dort Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts unter Einbeziehung rangegangener und nachfolgender Jahrhunderte ausgestellt. Im Einzelfall ergeben sich Überschneidungen mit der Staatsgalerie moderner Kunst, die 1919 aus der Neuen Pinakothek ausgegliedert wurde. Um der Staatsgalerie den Charakter eines Museums für moderne Kunst zu bewahren, nimmt die Neue Pinakothek jeweils historisch gewordene Bilder aus dem Bestand der Galerie auf. Hatte Ludwig 1. eine rege Sammeltätigkeit entfaltet, so war die nachludovizianische Zeit nicht eben durch kompetente Sammlungspolitik gekrönt; erst mit der Stiftung des Kunsttheoretikers K. Fiedler, den Sezessionsankäufen und der sog. Tschudi-Spende empfing das Museum neue Impulse, denen nicht nur die französische Abteilung, sondern auch die Marees-Sammlung sowie Werke des Symbolismus und Jugendstils zu verdanken sind. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte historische Bau, n A. v. Voit nach Plänen F. v. Gärtners errichtet, wurde 1949 abgetragen und 1981 an seiner Stelle der Neubau n Alexander n Branca errichtet.
Die Ausstellung ist nach Malerschulen geordnet und erlaubt Einsicht in Kontinuum und Divergenzen künstlerischer Position dieses an Strömungen so reichen Zeitalters m Klassizismus über Romantik und Realismus bis Impressionismus, Postimpressionismus, Symbolismus und Jugendstil. Die Beschreibung folgt nun dem Gang durch die 22 chronologisch geordneten Säle und 11 Kabinette.
In der Abteilung Internationale Kunst um 1800 sind englische, französische, deutsche und spanische Werke versammelt. Die englische Sektion ist dabei ein relativ neuer Zweig der Pinakothek. Sie zeigt Bildnisse und Landschaften der großen Meister aus. der Blütezeil englischer Malkunst n Hogarth bis Turner. Die Porträts bestechen durch nonchalante Souveränität und elegante äußere Erscheinung. Der französische Klassizismus, bei dem die auf Plastizität abzielenden Stilmittel eine äußerste Präsenz der Darstellung bewirken, ist mit Davids Bildnis der Marquise de Sorcy de ThcTusson in seiner reinsten und reifsten Form vertreten. Spanien brilliert mit Goya, n dem die Sammlung mehrere Bildnisse und mit einem der sog. Bodegones (Küchenstücke) eines seiner seltenen Stilleben besitzt. Die glatte marmorne Schönheit n Canovas Paris ist ein Musterbeispiel klassizistischer Bildhauerei in Italien, nicht unähnlich dem Adonis seines dänischen Kollegen Thorvaldsen. Während in Frankreich die relutionäre Attitüde in die imperiale Geste der napoleonischen Ara umschlug, entfalteten sich in Deutschland zu Beginn des Jahrhunderts Strömungen, die man unter dem Begriff Romantik zusammen-fasst und ein ungemein weitgespanntes Spektrum künstlerischer Aussagen umfassen, wobei die Übergänge zum Klassizismus deutsch-römischer Prägung fließend sind. Die Malerei der deutschen Romantik darf als eines der Kernstücke der Sammlung angesehen werden. In enger Verbundenheit mit der Literatur entfaltet sich zunächst ein reicher Themenkanon, der n symbolhaft religiösem Naturempfinden, der Hinwendung zum bisher verpönten Mittelalter und n vaterländisch antinapoleoniseher Gesinnung getragen ist. Um die Kunstakademien Dresden, München, Berlin und Düsseldorf entstanden Zentren frühromantischer Malerei. Wichtigster Vertreter dieser Richtung ist C. D.
Friedrich, der das Erscheinungsbild der romantischen Malerei entscheidend prägte. Der Sommer ist typisch für seine Jahreszeitenbilder, die ein ebenfalls genuin romantisches Prinzip - den Zyklusgedanken - aufgreifen. Anders als die Maler des protestantischen Nordens findet der Münchner Malerkreis mit Dillis, Kobell, Klenze und Rottmann zu einer realistischeren Landschaftsauffassung.
Im Anschluss an Winckelmanns Graecomanie hatten sich deutsche Künstler schon Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Antike auseinandergesetzt und neue Formen und Inhalte gesucht. Als Hackert seinen Wirkungsort nach Italien verlegte, folgten ihm um 1800 eine Reihe anderer Deutschrömer wie Koch, Reinhart und Richter. Kochs Heroische Landschaft mit Regenbogen, eine auf Größe angelegte Ideal landschaft, wurde als Schulbeispiel n der Münchner Akademie erworben.
Die jüngere Generation der sog. Nazarener, zu denen auch Hess, Overbeck, Olivier und die Gebrüder Schadow gehörten, lebte seit 1810 in Rom. Sie suchten Wurzeln ihres künstlerischen Schaffens im christlichen Mittelalter und wandten sich der frühitalienischen und altdeutschen Malerei zu. Im Mittelpunkt dieser Abteilung steht hier Overbecks postum ausgeführtes Freundschaftsbild für den früh verstorbenen Pforr, Italia und Germania, ein Sinnbild der Harmonie zwischen allitalienischem und deutschromantischem Kunstideal. Die Sammlung Schäfer ergänzt mit 36 Leihgaben, Bildern n der Frühromantik bis zum Realismus, den Eigenbestand aufs Beste. Das anschließende Kabinett zeigt europäische Kleinplastiken des 19. Jahrhunderts n Barye bis Maillol. Vom Idealismus der Früh- und Hochromantik entwickelt sich die Spätphase dieser Bewegung allmählich zur bürgerlichen Weltanschauung mit einer Vorliebe für das Idyllisch-Beschauliche des privaten Raumes, die man Biedermeier nennt. Genrebilder, bürgerliche Porträts, Interieurs und eine gedanklich weniger befrachtete Naturschilderung werden beliebte Sujets. Während sich bei Waldmüller, dem wichtigsten Vertreter des Wiener Biedermeier, bäuerliche Idylle und naturnahe Schilderung eng verbinden, ist Schwinds Interesse mehr literarisch-musikalisch bestimmt. Sowohl in dem Märchenbild Aschenputtel, das zu seinen romantisch inspirierten Märchen- und Sagenbildern gehört, als auch in Symphonie und dem Besuch dominiert das erzählerische Moment.
Auch in Frankreich gab es eine romantische Bewegung, wenngleich sie andere Wege geht als in Deutschland. Während Gericaults und Dela-croLx' pathetisch bewegte Farbigkeit dem Ereignisbild entsprechen, verweist die Tonalität Corotscher Landschaften bereits auf die Plein-air-Malerei des späten 19. Jahrhunderts. Während Millet seine bäuerlichen Gestalten noch lyrisch überhöht, gibt Courbet diese Idealisierung auf. In der Bemühung um eine subjektive Weltsicht wird er zusammen mit dem urenmaler und Karikaturisten Daumier zum Begründer des französischen Realismus. In Deutschland ist die Jahrhundertmitte bestimmt n der reizllen Verbindung romantischen Stimmungsnachklangs mit der Hinwendung zu realistischer Darstellung. Spitzwegs Armer Poet gilt als Prototyp seiner humorig-ironisehen Anekdoten, während sich mit dem Namen Menzels wohl die herrragendste Künstlerpersönlichkeit des deutschen Realismus verbindet. Ein separates Kabinett zeigt Kaulbachs Entwürfe für den Freskenzyklus Kunstblüte in München unter Ludwig [., der einst als Außenfries den Bau der Alten Pinakothek schmückte. Von der Historien- und Salonmalerei der Gründerzeit mit dem ihr eigenen Repräsentationsbedürfnis gibt die Pinakothek mit Kaulbach, Ma-kart, Munkäcsy, Piloty und Defregger einen ausgezeichneten Überblick. Dieser Historienmalerei, wie sie etwa in Pilotys großformatigem Schaubild Thusnelda im Triumphzug des Germanica auftritt, setzte Marees, n dem die Pinakothek eine einzigartige Sammlung besitzt, seine mythologisch-arkadischen Szenen entgegen, die eine Utopie idealtypischer Menschlichkeit entwerfen. Auch Böcklin und Feuerbach, die beiden anderen Deutschrömer, gestalten mythisch-antike Motive in neuer Weise um. Pan im Schilf ist eines der Böcklinschen Szenarien, mit denen er zum Vorläufer des Symbolismus wird. Thoma dagegen, geschult am französischen und deutschen Realismus, wendet sich naturnahen Sujets zu. So auch Leibl, dessen Bildnisse unmittelbare Wirklichkeitsnähe spüren lassen, die auch den Sujets des Leibl-Kreises eigen ist.
1870 entwickelt sich in Frankreich die impressionistische Freilichtmalerei. Licht und Atmosphäre werden Hauptthema künstlerischer Auseinandersetzung. Die Pinakothek kann hier Werke ihrer bedeutendsten Vertreter - Degas, Manet, Monet, Pissaro, Renoir und Sisley - aufweisen. Werke wie Degas' Büglerin oder Manets rimpressionistisches Frühstück dürfen mit zu den Hauptwerken dieser Abteilung gezählt werden, ebenso das Konlut n Gemälden der Nachimpressionisten, die sich wie Cezanne, Gauguin und van Gogh, der Flüchtigkeit des Augenblicks wieder entzogen. Ein Bild wie Max Liebermanns Frau mit Ziegen ist typisch für den deutschen Impressionismus, der, anekdotischer und gegenstandsbezogener als sein französisches Pendant, auch soziale Themen mit einschließt oder wie in Corinths Bildnis des Schriftstellers Graf n Keyserling subtil psychologisches Einfühlungsvermögen. Scholle und Worpsweder Kreis waren Künstlerkolonien, die wie die Münchner Sezession dem Jugendstil nahe standen. Die Sünde des Sezessionisten Stuck formuliert die »femme fatale«, wie sie die Decadence der Jahrhundertwende liebte. Um 1900 hatten sich jene Strömungen formiert, die man gerne unter der Bezeichnung Fin de Siede zusammenfasse Jugendstil, Symbolismus und Nabis. Es entwickelt sich eine flächige, ornamentale Kunst mit stark ästhetisierender Tendenz, die teilweise im Dekorativen verblieb, wie etwa bei Klimt, dem wichtigsten Vertreter des österreichischen Jugendstils, und andererseits nach symbolistischer Verschlüsselung suchte. Die Themen kreisen um Eros und Tod und die florale Schönheit der Frau, aber auch um Religiös-Mythisches wie etwa bei den Nabis Denis und Redon, während Bonnard und Vuillard schillernde Interieurs in Szene setzen. Khnopffs berühmtes Gemälde I lock my door upon my-self darf in seiner morbiden Farbigkeit und geheimnisllen Traumhaftigkeit als Schlüsselwerk nicht nur des belgischen Symbolismus gelten.