Adresse: Juri-Gagarin-Ring 140a, 99084 Erfurt.
Telefon: (0361) 641765.
Eintrittspreise: Erw. DM 3,-; Erm. DM 1,50.
Öffnungszeiten: Di.-So. 10.00-l8.00 Uhr.
Gastronomie: im Museum.
Sammlungsschwerpunkte: Thüringer Handwerk, Volkskunde, Volkskunst, Heimarbeit, Brauchtum, Landwirtschaftstechnik. Museumspädagogik: Veranstaltungen für Schüler, Ferienprogramme.
Führungen: nach Vereinbarung.
Führer: Museum für Thüringer Volkskunde, 1991 (Broschüre).
In einem der ältesten Steingebäude Erfurts ist heute das Museum für Thüringer Volkskunde untergebracht. 1547 als so genanntes Herrenhaus erbaut, zählt es zu den einzigen erhaltenen Bauten des ehemaligen Großen Hospitals. Seit 1882 diente das Gebäude als Städtische Pfandleihe und später auch als Heimatmuseum. 1955 begann man mit der Einrichtung des Museums. Mit seinen reichen Beständen, die ihren Ursprung einerseits in den heimatkundlichen Sammlungen des ehemaligen Thüringer Waldvcrcins, andererseits in privaten Stiftungen haben, ist das Haus heute eines der bedeutendsten volkskundlichen Museen in den neuen Bundesländern.
Die Ausstellung zeigt wichtige Bereiche des Alltagslebens und der Alltagskultur der ländlichen und städtischen Bevölkerung. Sie ist gegliedert in folgende Abteilungen: bäuerliche Haus- und Hofwirtschaft, Wohn- und Lebensweisen, Bräuche und Feste, Volkskunst, Handwerk sowie Heimarbeit und Lohnerwerb in Thüringen. In der Abteilung bäuerliche Hausund Hofwirtschaft wird die bäuerliche Selbstrsorgung am Beispiel der Textilrarbeitung und Nahrungsmittelherstellung vorgeführt. Die Verarbeitung des Fleisches und seine Konservierung nehmen in der Dokumentation einen ebenso großen Raum ein wie Bildmaterialien und Erläuterungen der Schlachtfeste, die zu den wichtigsten geselligen Ritualen in den Dörfern Thüringens gehörten. Dabei finden auch Spezialitäten der regionalen Küche und Essgewohnheiten eine Rolle. Zu den beeindruckenden Ausstellungsstücken gehören auch die bemalten Möbel (doppelschläfriges Baldachinbett, einschläfriges Bett mit Rokoko-Bemalung, Schränke, Sekretär u.a.). Die reich entfaltete Wohnkultur in Ostthüringen bringt sich mit einem originalen Napfkachelofen zur Geltung. Dieser Ofen wurde von der Küche aus mit Holz beheizt, die dabei entstehende Rauchentwicklung führte zu starken Rußablagerungen, die der Grund für die sogenannten »schwarzen Küchen« in Thüringen sind. Einprägsam rmittelt das Erfurter Museum ein breites Bild des ehemals vielgestaltigen Brauch- und Festwesens in Thüringen. Von den wichtigsten Frühlingsbräuchen (Eise-nacher Sommersgewinn, Ostern, Mai- und Pfingstbräuche) über die Sommer- und Herbstbräuche bis hin zu Weihnachten und Silster werden die wichtigsten Kalenderbräuche der Region dokumentiert. Besondere Aufmerksamkeit rdient eine Weihnachtsstube aus der Zeit um 1900 mit einem an der Decke hängenden Weihnachtsbaum, wie er in der Gegend von Saalfeld und Rudolstadt üblich war. In der Abteilung Volkskunst kann sich der Besucher einen Überblick über die Zentren der Thüringer Töpferei, Glasbläserei und Spielzeugwarenherstellung rschaffen. Von den in das bäuerliche Alltagsleben eingebundenen Volkskunstformen zeugen die Trachtenstickereien und Trachtenhauben bis hin zu Hosenträgern und Strumpfbändern. Zur Volkskunst gehört auch eine umfassende Sammlung von Thüringer Backmodeln, die mit ihren Schnitzformen einen reichen Bestand an populären Bildmotin ausweisen und zumeist aus Obstholz gefertigt wurden.
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