Adresse: Steintorplatz, 20099 Hamburg.
Telefon: (040) 428542732.
Telefax: (040) 428542834.
rkehrsverbindungen: U- und S-Bahn-Station Hauptbahnhof, ZOB (Zentraler Omnibusbahnhof). Eintrittspreise: Erw. DM 10,-; Erm. DM 5,-; Erhöhung bei Sonderausstellungen möglich. Öffnungszeiten: Di.-So. 10.00-l8.00 Uhr, Do. 10.00-21.00 Uhr.
Gastronomie: im Museum. Sammlungsschwerpunkte: Antike (Kunst Agyptens, des Vorderen Orients, Griechenlands u. Italiens), Ostasien u. Islam, europäisches Kunsthandwerk vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Geschichte der Fotografie, Grafik, Mode, Textil.
Museumspädagogik: Museumsgespräche, Kindergeburtstage, Erwachsenenfeiern, Kurse, Ferienprogramme, DesignLabor.
Führer: Museum für Kunst u. Gewerbe Hamburg. Reihe muscum, Braunschweig 2000.
Seinen europäischen Rang verdankt das Museum für Kunst und Gewerbe im wesentlichen seinem Initiator und erstem Direktor Justus Brinckmann. Der künstlerische rfall des traditionellen Kunsthandwerks durch die um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Markt überschwemmende industriell gefertigte Massenware hatte schon 1852 zur Gründung des South Kensington Museums, des heutigen Victoria & Albert Museums, in London geführt, das durch eine Vorbildersammlung nachahmenswerter historischer und zeitgenössischer Gegenstände den Geschmack anheben sollte. Dieses Konzept, unterstützt durch die Präsentation zeitgenössischen Kunsthandwerks auf den seit 1851 stattfindenden Weltausstellungen, regte Brinckmann zur Gründung des Museums an. Schwerpunkte seiner Sammeltätigkeit setzte er auf dem Gebiet der Fayence und des Porzellans, des Jugendstils und der ostasiatischen Kunst. Kern des Museums ist die Präsentation europäischer Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Eigene umfangreiche Abteilungen sind der Kunst der Antike und dem islamischen Kunstgewerbe gewidmet. Vielleicht in einer Lübecker Werkstatt wurde um 1200 ein löwengestaltiges Aquamanile gegossen. Es diente als Gießgefäß zum Händewaschen während des Essens. Man muss sich dabei vor Augen führen, dass das Mittelalter noch kein Besteck kannte: Man aß mit den Fingern. In der Blütezeit der französischen Kathedralgotik, um 1270, entstand die aus Elfenbein geschnitzte thronende Muttergottes. Die nicht einmal 20 cm hohe Figur Mariens, die sich in spielerischer Innigkeit ihrem Kind zuwendet, war gewiss eine Arbeit für den französischen Hof. Fast 200 Jahre später schuf der in Straßburg und am Oberrhein tätige Nicolaus Gerhaert von Leiden seine aus Sandstein gemeißelte Muttergottes mit dem Jesusknaben. Auch hier begegnet uns Maria nicht als dem Irdischen entrückte, sondern als liebevolle Mutter, die ihr lebhaft zappelndes Kind zu bändigen sucht.
Bedeutend ist die Sammlung italienischer Majolika des 15. und 16. Jahrhunderts. Ihr Hauptstück ist die von Nicolö da Urbino um 1519 gefertigte Schüssel aus dem Prunkservice der Isabella d'Este mit der Darstellung der Mannalese, die auf einer Bilderfindung Raffaels beruht. Zentrum der Künste und Wissenschaften um 1600 war der Präger Hof Kaiser Rudolfs II. Von seinem Hofinstrumentenmacher Erasmus Haber-mel stammt das Torquetum des Dr. Franciscus de Padoanis, ein Gerät für Winkelmessung in der Feldmessung und Astronomie. Eine große Seltenheit, das Wachsmodell Georg Petels für den Elfenbeinhumpen mit Bacchanal, um 1630/33, im Augsburger Maximilianmuseum hat sich in Hamburg erhalten. In trunkenem Reigen umziehen Silen, Herkules, Faun, Satyr und Mänaden das Rund der Wandung; doch auch der Sensenmann zieht mit. Prachtvolle Schnitzereien zieren das um 1700 gearbeitete Hamburger Schapp, einen wuchtigen Dielenschrank mit breit auskragendem Gesims, ein Typus, wie man ihn in Patrizierhäusern der Hansestädte von Hamburg bis Danzig finden konnte. Umfangreich ist auch die Sammlung deutscher Fayence des 18. Jahrhunderts. Neben den Erzeugnissen der Manufakturen Bayreuth, Fulda, Höchst und Straßburg finden sich auch weitaus seltenere Stücke aus Kellinghusen, Kiel und Stockeisdorf. Im chinesischen Stil bemalt ist die um 1726/28 in Meißen gefertigte Augustus-Rex-Vase aus Porzellan. Sie gehört zu den AR gemarkten (daher der Name) Gefäßen, die exklusiv für August den Starken bestimmt waren. Joseph Prölich, Hofnarr der polnisch-sächsischen Könige Augusts des Starken und Augusts III., war eigentlich ein Müller aus Bayern, der seinem Namen Ehre machte. Mit Pluderhosen, Hosenträgern und Spitzhut angetan setzte ihm Johann Joachim Ka-endlcr in seiner Meißner Figurine ein bleibendes Denkmal.
Als 1742 der bayerische Kurfürst Carl Albrecht in Frankfurt zum Kaiser gekrönt wurde, erhielt er, wie üblich, Huldigungsgeschenke der Großen des Reiches. Eines dieser Geschenke war der Tisch zur Kaiserkrönung Karls VII. mit reich markctierter Platte in Nussholz, Elfenbein und Messing. Ein herausragendes Beispiel der klassizistischen Raumausstattung ist das Kabinett aus dem Landhaus des Syndikus Karl Sieveking in Hamburg-Hamm, dessen rtäfelungen der Hamburger Maler (und Bruder des Illustrators) Erwin Speckter 1830-l833 mit Amoretten und pompejanischen Ornamenten bemalte. In den Sammlungen der antiken Kunst ragt eine Gruppe von attischen roturigen Trinkschalen und Gefäßen des 6. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. heraus.
Ein breites Spektrum bieten auch die islamischen und fernöstlichen kunsthandwerklichen Erzeugnisse. Persische Fayenceschalen des 9.-l3. Jahrhunderts setzen in der islamischen Abteilung Akzente. Fernöstliche Kunstfertigkeit von der neolithischen Yang-shao-Kultur (2200-l700 v.Chr.) bis zur Tuschmalerei des 18. Jahrhunderts sowie Keramik, Lackarbeiten und Farbholzschnitte stellen die Kunst Chinas, Japans und Koreas vor.
Das internationale Ansehen seiner Jugendstilsammlung verdankt Hamburg der Initiative seines ersten Direktors. Herzstück der Abteilung ist das sog. Pariser Zimmer, ein museales Ensemble, in dem Erwerbungen von der Weltausstellung in Paris 1900 präsentiert werden. Die Eckvitrine nach einem Entwurf von George Hoent-schel birgt den berühmten, von Agathon Leonard für die Porzellanmanufaktur Scvres entworfenen Tafelaufsatz. Möbel von Gaillard und Guimard runden den Raumeindruck ab. Den Weg in die Moderne weist das neoklassizistische Wohnzimmer aus dem Haus Schröder in Hagen, dessen Möbel Peter Behrens 1908 entwarf. Mit dem hellen Ahornfurnier kontrastieren die geometrischen, dunkel gebeizten Leisten, die den kubischen Möbeln eine formale Strenge geben, die in den Entwürfen des Bauhauses ihre Vollendung finden sollte.
Bereits um die Jahrhundertwende interessierte sich das Museum für Fotografie als eigenständiges Medium und besitzt daher heute eine der ältesten fotografischen Sammlungen. Dass im Herbst 2000 der neue Schürmann-Flügel eröffnen konnte, ist das rdienst des jetzigen Direktors Prof. Dr. Wilhelm Hornbostel. Hier kann nun endlich die weltberühmte historische Tastcninstrumentsammlung des Ehepaares Prof. Dr. Andreas und Heikedine Beurmann auf zwei Etagen präsentiert werden. In einer weiteren Etage erwartet den Besucher das Forum Gestaltung, das aktuelle Designtendenzen in einer Gesamtschau aller Gestaltungsdisziplinen ausstellt.