Adresse: Ameide 4,32756 Detmold.
Telefon: (05231) 252312.
Telefax: (05231) 25699.
Eintrittspreise: Erw. DM 4,-; Erm. DM 2,-; Gruppen DM 3,-. Öffnungszeiten: Di.- Fr. 9.00-l2.30 Uhr und 14.00-l7.30 Uhr, Sa. und So. 10.00-l7.30 Uhr, Mo. geschlossen.
Gastronomie: im Museum.
Sammlungsschwerpunkte: Naturkunde, Ur- und Frühgeschichte, Völkerkunde (bes. Trachten und Kostüme), Möbel und Innenarchitektur.
Museumspädagogik: Lehrprogramme für alle Altersstufen nach Vereinbarung. Führungen: nach Vereinbarung.
Führer: Rainer Springhorn: Führer durch die Sammlung, 1989.
Ders.: Reihe muscum, 1989.
Von lippischen Bürgern wurde im Jahre 1835 ein global ausgerichtetes Naturhistorisches Museum gegründet, das nach Einbeziehung kulturgeschichtlicher Sammlungen, sowie völkerkundlicher Privatsammlungcn nach der Jahrhundertwende sich zu einem klassischen Bildungsmuseum entwickelte. Infolge umfangreicher Fundkomplexe der archäologischen Bodendenkmalpflege seit den 30er-Jahren und im Zuge intensiver Sammeltätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der Volkskunde wurde das Detmolder Landesmuseum zum einzigen Universalmuseum Nordrhein-Westfalens. Sein in sechs Fachabteilungen gegliedertes, reiches Angebot vermag inhaltlich und ästhetisch jeden Besucher anzusprechen. Nach zahlreichen Umzügen innerhalb Detmolds erhielt das Museum im Jahre 1953 am Schlossgraben ein großzügiges Areal und wurde in translozierten großen Fachwerksgebäuden des 16. Jahrhunderts untergebracht. Die Naturhistorische Abteilung befindet sich seit 1973 in der schon 1420 urkundlich erwähnten Detmolder Mittelmühle. Die Ausstellung bietet einen Überblick über die außereuropäische und heimische Tierwelt, Geologie und Paläontologie. Im Herbst 1982 wurde ergänzend eine mineralogische Schausammlung eingerichtet. Im Bereich der Zoologie stellen Biogeographie sowie die Ökologie des ostwestfälisch-lippischen Raumes Schwergewichte dar. Innerhalb der Geologie und Paläontologie werden die Strukturen und Gesteine von Weserbergland und Teutoburger Wald dokumentien sowie die Fossilien des Erdmittelalters dieser Region besonders berücksichtigt. Die Paläontologie präsentiert neben diesen regionalen Aspekten die Entwicklungsgeschichte des Lebens mit elen Einzelthemen zur Evolutionsbiologie. Die Genese der Böden in den unterschiedlichen Landschaftstypen Ostwestfalens ist detailliert dargestellt. Innerhalb der Mineralogie nehmen Gesteinsentstehung und Systematik der Mineralien breiten Raum ein. Besonderes Interesse finden für Lippe typische Mineralvarietäten wie die sog. lippischen Diamanten und die Pyritzwillinge des »Eisernen Kreuzes«. Beeindruckend ist die längste Blitzröhre der Welt (über 5 m), die in Quarzsanden versteinert vorliegt.
Der kulturgeschichtliche Werdegang des Menschen von der Steinzeit bis ins Mittelalter ist Leitfaden der Ur- und Frühgeschichte. Vor allem mittel- und jungsteinzeitliche, bronzezeitliche und römisch-kaiserzeitliche Bodenfunde zeichnen die technisch-kulturelle Entwicklung der Bewohner der Region nach. Die vom Lippischen Landesmuseum ausgeübte amtliche Bodendenkmalpflege hat umfangreiche Zeugnisse bronzezeitlicher Grabhügelbestattungen sowie frühgeschichtlicher Höhenbefestigungen unterschiedlichen Alters erbracht. Die laut Tacitus zwischen den Quellflüssen von Lippe und Ems, vermutlich auf lippischem Boden geschlagene Schicksalsschlacht zwischen den römischen Legionen des Varus und germanischen Einheiten unter dem Cheruskerfürsten Arminius im Jahre 9 n. Chr. wird in einer neuen Sonderabteilung ausführlich behandelt. Die Refleklion dieses Themas durch Geschichte und Bau des Hermannsdenkmals auf der Gro-tenburg bei Detmold findet hierbei Berücksichtigung.
Auf Stiftungen aus der Kolonialzeit geht die Völkerkunde-Abteilung zurück. Diese in Westfalen-Lippe größte derartige Sammlung wurde seit 1985 stufenweise völlig neu gestaltet. Umfangreichster Bestand ist die Alt-Amerika-Sammlung mit besonderem Akzent auf den präkolumbischen Hochkulturen, Die Darstellung des Totenkultes sowie eine Spezialabteilung zu den Herstellungstechniken und archäologische Zeugnisse altperuanischer Textilkunst finden unter Fachleuten internationale Anerkennung. Beachtliche Kollektionen aus Afrika, Asien und Ozeanien sind thematisch stark differenziert aufbereitet. Als Beispiele seien Bronze-Gelbguss aus den Königreichen des Kameruner Graslandes, die Damaststahl-Techniken des persisch-indischen Kulturraumes oder die Keramikmanufakturen des Königreiches Marokko genannt. Die beispielhafte Bearbeitung und Präsentation eines altägyptischen Mumiensarkophages stellt einen weiteren Höhepunkt der Völkerkunde-Abteilung dar.
Lippische Landesgeschichte sowie die Kulturgeschichte der Region besitzen in der Schausammlung des Museums einen hohen Stellenwert. Eine in Umfang und Vollständigkeit einmalige lippische Münzsammlung integriert Themen wie Territorialgeschichte, Heraldik, Prägetechnik und wirtschaftliche Entwicklung. Breiten Raum nehmen Bildnisse, Autographen, Verordnungen, Orden und Medaillen, Waffen und Uniformen zur Geschichte Lippes und seines Herrscherhauses ein. Exemplarisch für eles sei das Ölbildnis der Fürstin Pauline von Johann Christoph Rincklakc aus dem Jahre 1801 genannt.
Im Bereich der sakralen Kunst besitzt der ma-nieristische Tafelgemäldezyklus mit der Darstellung der Taten Abrahams von Johann Hopf-fe (um 1595-l599) überregionale Bedeutung. Sehr ausdrucksstark ist die bemalte Sandsteinskulptur eines trauernden Mannes vom Grabmal Graf Bernhard VIII. zur Lippe von Heinrich Brabender aus dem Jahre 1520. Kunstgewerbe und Gerätschaften, historische Räume von der Renaissance bis zum Biedermeier, hervorragende Einzelmöbel sowie qualitätvolles historisches Kinderspiclzcug bieten dem Besucher abwechslungsreiche Eindrücke.
Von herausragender Bedeutung ist die größte Trachten- und Kostümsammlung Nordrhcin-Westfalens, einzigartig hierin ein feudales Kinderkleid mit Accessoires der spanischen Mode aus dem Jahre 1600. Die Kostümentwicklung vom Hochbarock bis zur Minimode der 70er-Jahre kann in ihren wichtigsten Etappen nachvollzogen werden. Beeindruckend ist die bunte Vielfalt der Hofuniformen sowie der Trachten aus Lippe und Schaumburg-Lippe. Die große Zehntscheune des Klosters Falkenhagen aus Sabbenhausen aus dem Jahre 1555 ist Rahmen für die volkskundliche Sammlung »Bäuerliches Handwerk und Gerät im alten Lippe«. Von Feldbewirtschaftung über Feld-fruchtaufbereitung, Schlachten und Backen, Leinenherstellung, Spinnen und Weben bis zum Blaufärbcn, Wagenbau, Holzschuhmacherei und Tischlerhandwerk reicht die Palette der dargestellten Arbeitsbereiche. Jüngster Schausammlungsteil ist die Fachabteilung für Möbel und Innenarchitektur. In ihr sind die wichtigsten stilistischen und konstruktiven Ergebnisse der europäischen und nordamerikanischen Möbelentwicklung seit 1850 erfasst. Herausragende Entwürfe der vergangenen 150 Jahre sollen einen neuen Motivationsschub für künftige Kreationen auslösen. Die Originalliege aus der Wiener Praxis Sigmund Freuds als Bugholzentwurf und die Stahlrohrentwicklungen Marcel Breuers oder Mies van der Rohes stehen ebenso wie die geformten Sperrholzkonstruktioncn von Charles Eames für die Qualität eler anderer Möbelstücke.