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Lewwer duad üs Slaav!

Lewwer duad üs Slaav!

»Das Volk ist unabhängig und keinem fremden Herrn unterworfen. Um ihrer Freiheit willen setzen sie sich dem Tode aus und wollen lieber sterben als das Joch der Knechtschaft erdulden. Deshalb rschmähen sie ritterliche Würden und dulden keine Edelleute an ihrer Spitze«, berichtet Bartholomäus Anglicus um 1230 in seinem Werk »De pro-prietatibus rerum« über die Friesen.

»Lieber tot als Skla« - lautet noch heute der Kernspruch des Friesenwappens. Er soll von dem Fischersohn Pidder Lüng stammen, der Mitte des 15. Jh. in Hörnum lebte. Hier, an der Südspitze Sylts, wohnten damals wenige arme Fischer. Nur dank der zahlreichen Schiffs-slrandungen konnten die Hörnumer ihren kargen Lebensunterhalt einigermaßen bestreiten. Viele Jahre wartete der Priester in Rantum rgeblich auf die Zehntzahlung der Hörnumer Fischer. Als sie dann endlich eines Tages mit stacheligen Rochenschwänzen bezahlten, war es mit der Geduld des Geistlichen vorbei. Er schwärzte die Hörnumer beim Amtmann Pogwisch in Tondern an. Der tyrannische Beamte schickte unrzüglich seinen Sohn nebst Knechten und Henkern auf die Insel, um die Hörnumer das Fürchten und Zahlen zu lehren. Die Familie Lüng saß gerade beim Mittagessen, als der junge Pogwisch in die ärmliche Hütte platzte, die Steuern einforderte und voll satter Verachtung in den Kochtopf spuckte. Wutentbrannt griff der junge Pidder den Steuereintreiber und erstickte ihn im dampfenden Grünkohlkessel. Der Tod des Tyrannensprößlings war das Zeichen zum Aufruhr, die Fischer hieben mit Rochenschwänzen auf die Knechte ein. Als Tage später die bewaffneten Truppen des Amtmannes nach Hörnum kamen, um die Fischer zur Rechenschaft zu ziehen, waren diese rschwunden. Pidder war aufs Meer geflüchtet und wurde Anführer einer See-rauberflotte, die - so will die Sage - zeitweise über 500 Mann stark war. Durch Übermut und Leichtsinn rlor er mehrere Schiffe und einen Großteil seiner Mannschaft. Nach Sylt zurückgekehrt, wurde er vom Sylter Strandvogt und vom Sylter Rat zum Tode rurteilt. Auf dem Galgenhügel bei Munkmarsch wurde der Held von seinen eigenen Landsleuten gehängt.




Es war Detlev von Liliencron, Hardesvogt auf Pellworm, der die alte Syltcr Sage - angeregt durch die Lektüre des 1875 von C. P. Hansen herausgegebenen Buches »Sagen und Erzählungen der Sylter Friesen« aufgriff und umgestaltete. Als Kehrreim in seiner Ballade übernahm er jenen friesischen Wahlspruch, den C. P. Hansen seinem Buch vorangestellt hatte: Lewwer duad üs Slaav- »Lieber tot als Skla«.

Obwohl es durchaus glaubhaft ist, daß ein Fischer, Freiheitsheld und Piral mit Namen Pidder Lüng auf Sylt gelebt hat, ist seine Existenz historisch nicht belegt. Sein Name isl in keiner Chronik zu finden, wohl aber der seiner Familie und auch der des Amtmannes von Tondern, Henning Pogwisch, der nachweislich 1470 zum Amtmann von Tondern bestellt wurde. Zusammen mit seinen Söhnen führte er ein so tyrannisches Regime, daß ihn der dänische König bereits 1749 seines Amtes wieder enthob und rtrieb.







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