Kiel ist Landeshauptstadt. Was heimattreuen Lübeckern nicht gefällt. Schließlich war die Stadt an der Trave bereits »Königin der Hanse«, als Kiel sich nur mühsam vom Fischerdorf zu einem bescheidenen städtischen Gemeinwesen wandelte. Wobei das Fischerdorf Ellerbek hieß, jenseits der Förde und vor der Stadt lag und erst Jahrhunderte später nach Kiel eingemeindet wurde. Graf Adolf IV., der Schauenburger, hat Kiel nach der Schlacht bei Bornhöved 1227 gegründet. Sein Sohn, Graf Johann L, verlieh 1242 das lübsche Stadtrecht.
Von einer raschen und bedeutenden Entwicklung konnte über lange Zeiträume keine Rede sein. Immerhin, im Jahre 1665 stiftete Herzog Christian-Albrecht in Kiel die Landesuniversität. Als Christian-Albrechts-Universität - kurz: CAU - trägt sie seinen Namen bis heute. Dann kam 1871 das jüngste und letzte deutsche Kaiserreich. Die Obrigkeit zu Berlin bestimmte Kiel zum Reichshafen der Flotte. Nicht der Handelsflotte, sondern der »grauen Dampfercom-nie«, wie man hier sagt. Das sind jene Schiffe, die Kanonen tragen. Weil es an jenen kriegsgerüsteten Seefahrzeugen damals vorerst mangelte, mußten sie gebaut werden. Kiel entwickelte sich zur bedeutendsten Werftenstadt. Und vergrößerte sich nunmehr rasant, hinsichtlich Einwohnerzahl, Wirtschaftsvolumen und -durch Eingemeindungen - in der gebietlichen Ausdehnung.
Weil die Stadt bis 1945 fast ausschließlich auf die (Kriegs-)Marine ausgerichtet war, blieben Handel, Handelsschiffbau und Handelsschiffahrt relatibescheiden.
Gastfrei
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Stadt dadurch »vor den Trümmern ihrer Geschichte«. Im übertragenen wie im konkreten Sinn. Hatten doch schwere Bombenangriffe in der Zeit von 1941 bis 1945 sowie in den Jahren danach Betriebsdemontagen und -Sprengungen irreparabel erscheinende Schäden hinterlassen. Ausgedehnte Trümmerwüsten, wohin man sah. Andreas Gayk, Kiels unvergessener Oberbürgermeister der ersten Nachkriegszeit, vermittelte den verbliebenen Bewohnern Aufbauwillen. Er ließ Trümmerberge räumen. Alle packten an, Schulkinder einschließlich. Geräumte Flächen wurden nach einer Idee des Oberbürgermeisters mit Ideinen Bäumchen bepflanzt. So verdeckte junges Grün die Narben des Krieges. Die Kieler nannten diese Anpflanzungen »Gaykwäldchen«. Vergangenheit das alles. Kiel ist wiedererstanden, ist eine aktive Großstadt mit rund 234.000 Einwohnern. Aus der Geschichte hat man gelernt. Eine einseitige Ausrichtung der Stadt will hier niemand mehr. Industrie und Handel, Handwerk und vielfältige Dienstleistungen, Tourismus, Behörden und öffentliche Einrichtungen haben die angestrebte Formel vom »gesunden Wirtschafts-mix« Realität werden lassen. Schiffe werden auch noch gebaut. Passagier- und Frachtschiffe legen im Tiefwasser der Förde mitten in der Stadt an. Ein immer wieder beeindruckendes Bild. Kiel ist auch ein Standort der Bundesmarine. In eher bescheidenem Umfang. So konnte ein im Krieg verhältnismäßig unzerstört gebliebenes vormaliges Marinegebäude aus kaiserlichen Zeiten einer neuen Zweckbestimmung zugeführt werden: Seit dem 3. Mai 1950 tagt hier der Schles-wig-Holsteinische Landtag. Die Anschrift dieses »Landeshauses«: Hindenburgufer 70. Mit bestem Blick auf die Binnenförde.
5 Tore, 8 Kirchen
»Kiel, dänische Hauptstadt des Grossherzog-thums Holstein (...) am Ende der Kieler Fiords, und an einem Meerbusen der Ostsee, von welchem ein Kanal in die Eyder geht. 800 Häuser, 7075 Einwohner, 5 Thore, 8 Kirchen, königl. Schloß, Universität mit Bibliothek, Observatorium, botanischer Garten und mehrere Anstalten (...), berühmte Messe (Kieler Umschlag), Hafen, Seebad.«
Namen, Wappen, Flagge
(1) Die Stadtgemeinde heißt Stadt Kiel.
(2) Das Stadtwappen zeigt ein silbernes Nesselblatt auf rotem Grunde und auf dem Nesselblatt ein schwarzes Boot.
(3) Die Stadt flagge ist rot. Sie zeigt in der Mitte ein weißes Nesselblatt und darauf ein schwarzes Boot.«
Das Rathaus
In der Zeit um 1900 hatte sich Kiel enorm entwik-kelt. Ganze Straßenzüge, ja Stadtteile waren neu entstanden. Die Wirtschaft, dank Marine und Werften, boomte. Das alte, im Kern gotische Rathaus am (alten) Markt sei nunmehr zu klein, auch nicht mehr repräsentativ genug, befanden die Verantwortlichen der Stadt. Ein Neubau mußte her. Ausreichend groß, vorzeigbar, wenn möglich nicht zu teuer.
Es wurde gebaut, von 1907 bis 1911, nach Plänen von H. Billing, Karlsruhe. Da auf dem Neumarkt (heute Rathausplatz) das 1905-1907 errichtete Stadttheater bereits vorhanden war, mußte bei der Planung der zum Kleinen Kiel weisenden Rathausfront darauf Rücksicht genommen werden. So entstand ein asymmetrisch gestaltetes Bauwerk. Mit einem Repräsentationstrakt, von dem man freien Blick zum Kleinen Kiel hat, mit einem vorgezogenen dreiseitigen Eingangsportal und mit einem daran anschließenden, nach Kriegszerstörung wieder aufgebauten, eher schlichten Verwaltungstrakt. Und vor allem mit Kiels Wahrzeichen, dem 106 Meter hohen Rathausturm, einer gekonnten, interessanten Mischung aus italienischer Campa-nile und norddeutschem Backsteinbau. Die Kieler sind stolz auf ihren Rathausturm. Auch wenn das Glockenspiel alle Stunde eine Melodie ertönen läßt, der die Bewohner der Stadt seit Generationen diesen Text zugedichtet haben: »Kiel hett keen Geld, dat weet de Welt...« Das Rathaus, der Rathausturm, daneben das Stadttheater, davor der Platz und der Kleine Kiel - ein Stadtbild der ganz feinen Art.
Beim Eintritt in das Rathaus erblickt der Besucher zuerst links und rechts zwei 1913/1914 entstandene kolossale Wandbilder: »Tiefbau« und »Hochbau«. Ein paar Schritte weiter, einige Stufen empor, in der unteren Rotunde, »grüßt« ein zierliches nacktes Mädchen, eine Brunnenfigur in Bronze, 1911 von Föry geschaffen. Auch im ersten Stock gibt es eine Rotunde, die in ihrer Gestaltung immer ein wenig an »Weihe-Halle« erinnert. Das entsprach dem Zeitgeschmack anno 1907/1911.
Sodann, nicht zu vergessen, »baggert« im Rathaus ein Paternoster in endlos umlaufender Kette Rathausmitarbeiter und Besucher von Stockwerk zu Stockwerk aufwärts und abwärts. Einsteigen und aussteigen bei laufender, langsamer Fahrt. Die offenen Kabinen sind türlos. Eigentlich ist so ein Paternoster längst ein technisch überholtes Unikum aus vergangener Zeit. Aber die Kieler »hängen« an ihrem Rathauspaternoster. Wer ihn abschaffen wollte, riskiert Bürgerprotest in Sturmstärke.
Mit TIK auf Kurs Kiel
Nach Kiel kommen viele Besucher, Reisende, Gäste, Urlauber, Touristen - wie immer man sie nennen mag. Sie bleiben ein paar Stunden, einige Tage, mehrere Wochen, für längere Zeit. Aus unterschiedlichsten Gründen reisen sie in die Landeshauptstadt: Urlaub, Stadterkundung, Stadtbummel, Theater, Konzert, Ausstellung, Unterhaltung, Shopping, Sportveranstaltungen, Kieler Woche, Geschäfte, Berufliches, Messen, Tagungen, Kongresse, Wiedersehen mit der »alten« Heimat, Bildung, Verwandten/Bekannten-besuch, Jubiläums- und andere Treffen, Zwi-schenstop vor der Weiterreise und, und, und. Für alle Gäste gilt: Auf Wunsch berät und betreut die Tourist Information Kiel e.V. (TIK) im Stil eines touristischen Allround-Services. Zum Beispiel mit Vermittlung von Zimmern und Ferienwohnungen, Erstellung von Gruppenprogrammen, Betreuung bei Tagungen und Kongressen, Veranstaltungsinfos, Verkauf von Tickets, Vermittlung von Stadtrundfahrten/Hafenrundfahrten, Rathausbesichtigungen mit Turmfahrt. Hilfreich sind auch die gedruckten Infos. Wie der dreisprachige »Stadtlotse«. Eine wahre Informationsfundgrube ist der monatlich/zweimonatlich erscheinende, umfangreiche offizielle Veranstaltungskalender, der - zum Jahrespreis von 10,- DM - auch abonniert werden kann. TIK über TIK: »Die Tourist Information Kiel ist Ihr Spezialist, wenn es darum geht, wie man die besonderen Werte, die Kiel zu bieten hat, nutzen kann.«
Übrigens, die Tourist Information steht nicht nur Reisenden und Gästen zur Verfügung, sondern auch allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt.
Das alles stets unter dem Kurs-Kiel-Logo. Und so ist TIK zu erreichen:
Tourist Information Kiel e.V. Andreas-Gayk-Straße 31 (Neues Rathaus) 24103 Kiel
Telefon (0431) 67910-0, Fax 67910-99 E-Mail info@kieI-tourist.de
Das stattliche Gebäude am Lorentzendamm könnte als »Schloß am See« im nächsten Heimatfilm eine imposante Kulisse abgeben. Dabei handelt es sich »nur« um das Landes-Justizministerium am Kleinen Kiel. Gebaut wurde es 1892-1894, damals als Oberlandesgericht. Dehio* beschreibt: »Breitgelagerter, dreigeschossiger Putzbau freistehend am Kleinen Kiel. Rötliche Sandsteingliederung im Stil der deutschen Renaissance. Treppenhaus und Erschließungsflure gewölbt.« Wer sagt denn, in Kiel gäbe es keine Vorzeigebauten?