Püttlach und Ailsbach münden bei Behringersmühle in die Wiesenl. War es im 19. Jh. das 'klassische« Exkursionsgebiet um Muggendorf, so prägen diese beiden Bachtäler heute das Image der Fränkischen Schweiz. Die Natur gebärdet sich hier besonders wild in zackigen Dolomittürmen, vom ldensleiner Forst gespeiste Karstquellen treten aus (z. B. bei der Stempfermühle), der Puttlach-Canon gräbt sich tief in Dolomitbänke ein, etwa am Ausgang der Bärenschlucht (Campingplatz Pottenstein).
Tüchersfeld -Tanz mit Dolomit
Tüchersfeld hält zweifellos den Rekord als Lieblingsmotiv, früher gestochen scharf auf Stahlplatte und nun auf Zelluloid gebannt. So wie der bloße Anblick einen schier erschlägt, scheint auch der über dem Judenhottänzelnde riesige Dolomit jeden Moment auf das sich anklammernde Ensemble aus Fachwerk-und Steinbaulen herabzufallen.
Eine ausgetrocknete Schleife der Püttlach formte die bizarre Felsenburg, zwei Burgen trug sie, in Kriegsslürmen gingen sie unter, Nie-derlüchersfeld endgültig im Dreißigjährigen. In den Ruinen siedelten sich um 1700 mit Erlaubnis der Adelsfamilie Groß jüdische Familien an. 1758 erzwang eine Feuersbrunst Neubauten unter Einbeziehung alter Substanz. 1871 stand der Judenhof leer, die Gemeinde war durch Wegzug so gut wie ausgestorben. Zurück blieb u. a. der Synagogenraum, der in das 1985 eröffnete, sehr schön strukturierte Fränkische Schweiz-Museum (s. S. 218) integriert ist.
Pottenstein - Heilige und Teufel
Auf dem Brunnen am Marktplatz des malerischen Städtchens steht die hl. Elisabeth von Thüringen und vollbringt das Rosenwunder. Nach dem Kreuzzugstod ihres Gemahls Ludwig, der entgegen der Legende ihre karitativen Handlungen unterstützte, wurde sie wegen ihrer Sympathie für das franziskanische Armutsideal von dessen Verwandtschaft aus Eisenach vertrieben. Vieles spricht dafür, dass die ungarische Königstochter 1227/28 in Franken Zuflucht suchte.
Die »neu aus Stein gebaute Burg Bodinslein«« gehörte nämlich dem Bamberger Bischof Ekbert, ihrem Onkel mütterlicherseits aus dem I lause Andcchs-Meranien. Schon 918 entstand ein befestigtes Bollwerk gegen Slawen und Magyaren, den Namen steuerte Pfalzgraf Botho von Kärnten bei, der die Burg 1066 erbte. Nach Demolierungen im Bauern- und Markgral'enkrieg verfiel sie im 19. )h. weiter, bis ihr 1878 durch den Nürnberger Apotheker Dr. Kleemann ein Kaufwunder widerfuhr. Ab 1918 in der Obhut der Treiherrn von Wintzingerode und seither in Familienbesitz, wurde die 60 m über dem Ort aufragende Anlage dank ihrer vorbildlichen musealen Konservierung zu einem touristischen Anziehungspunkt, Romantische Gefühle weckt nicht zuletzt der schindelgedccktc Treppenaufgang von der Unter- zur Oberburg mit dem Palas, Brunnenhaus, Burgverlies, Bergfriedresten und der Zehntscheune.
An den Burgberg schmiegt sich die bildhübsche kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus (offen), deren Turm vom Untcrgcschoss bis zur Zwiebel Baustile des 12. bis 18. |h. spiegelt, wahrend das aus Platzmangel ungewöhnlich zweischiflige Langhaus im 15. )h. angesetzt und später barockisiert wurde, jenseits der Püttlach fällt das attraktive Ensemble des schon vor 1300 gegründeten, 1750-55 nach Küchel-Fnt-würlcn erbauten und Elisabeth geweihten Bürgerspitals mit der kath. Friedhofskirche St Kunigund (1775-77) auf. Am linken Seilenaltar begegnen wir der Heiligen erneut und zum letzten Mal aul der Brücke (1960) am Ortsausgang.
Wacholderheide, Fels und Wald kennzeichnen Pottensleins Umfeld, das nach der Stadlerhebung (1323) ein blühendes Gewerbe entwickelt und vom Handel »übers Gebirg« kräftig profilierl hatte. Nach einem Großbrand (1736) barock wieder erweckt, geriet die Stadt an der Pütl-lach im Industriezeilaller ins Abseits. Das Mühlenslerben tat ein Übriges. Nun vermarktet man geschickt, was ehedem eher ein Manko war: Steilhänge (Rodelbahn), Kletlerlelsen, Wald, Gewässer und die prächtige Teufelshöhle (s. S. 223).
Kurz nach Pottenstein bleibt die Püttlach Wanderern vorbehalten (s. u.). Wir wenden uns noch im Ort dem wegen seiner Felsenromantik einen Superlativ werten Mariental zu, schrauben uns auf die Hochfläche nach Prüllsbirkig, zweigen ins stille Püttlachtal ab und landen in Püttlach, wo sich Fuchs und Hase freundlich gute Nacht sagen. Über Hohenmirsberg zur Hohenmirsber-ger Platte (614 m) am östlichen Albabhang gelangt, ist der fantastische Rundblick vom Aussichtsturm zu genießen.
information: Verkehrsbüro, Forch-heimer Straße 1, 91278 Pottenstein, Tel. 0 92 43/7 08 41, Fax 7 08 40, Stadtführungen.
Unterkunft in Pottenstein: Gasthof Goldene Krone, Marktplatz 2. Tel. 9 24 30, Fax 92 43 10, mit Reussen-mühle, mittel; Hotel Luisengarten, Fischergasse 17, TelTFax 2 51, mittel; Pension Kohlmühle, Hauptstraße 51, Tel. 4 92, günstig;... in der Umgebung: Pension Schüttersmühle, Pottenstein-Schüt-tersmühle 4, Tel. 2 07, mittel; Pension Zur Einkehr, Pottenstein-lüchersfeld 1, Tel. 8 09, günstig.
Gasthöfe: Goldene Krone, s. o., köstlich frisch, auch der Fisch; tui-sengarten, s. ., u. a. vegetarisch, Gärtla; Schüttersmühle, s. )., Kuchen! Gärtla; Brauereigasthöfe in Pottenstein: Hufeisen, Hauptstraße 36, Tel. 2 60, Di-So, Zuschauen heim Bierbrauen, Gärtla; Mauer, Hauptstraße 15, Tel. 3 33, gut fränkisch.
Kultur: Konzerte in der Teufels-höhle und im Hof des Fränkische Schweiz-Museums. Info: Verkehrsbüro s.o.; Feste: Hislorischer Markt im Museumshof in Tüchersfeld, mit Kinderprogramm, Sept.
Museen: Fränkische Schweiz-Mu-seum, Tüchersfeld, s. S. 218; Burg Pottenstein, eindrucksvolle Burganlage, Wohnkultur des 19, Jh., Flisabeth-Ge-dächtniszimmer. Brunnenhaus (Glasgefä-Ke, Porzellan, Hausrat), bemerkenswerte burgenkundliche Ausstellung in der Zehntscheune, Mai-Okt., Di-Sa 10-17 Uhr, Tel. 72 21.
Freizeit: Teufelshöhle, s. S. 223; Fossilien, s. S. 222; Brotbacken: Pottenstein (Kohlmühle), Kohlstein, Prüllsbirkig; Erlebnisbad Juramar (s. S. 221); Sommerrodelbahn (s. S. 222), Bootsverleih Sehöngrundseo, s. S. 222. Infos: Verkehrsbüro s. o.
Wandertipp: ca. 10 km; Karle: s. S.
214; Von Pottenstein ins Püttlach-lal bis Gaiskirche (s. Radtipp), rechts (Blauer Strich) nach Elbersberg, dann rec:hts (Roter Punkt) ins hier wunderschöne Weihersbachtal (Blauer Balken) mit Schültersmühle, mächtigen Dolomitbänken, Forellenteichen, Teufelshöhle und zurück. Tipp: Geführte Wanderungen, Iburenvorschläge im gepflegten Wandernet/! Info: Verkehrsbüro s. o.
Radtipp: ca. 40 km; Karte: s. S. 214; Grad: schwierig; Anmerkung: Pütllachtal z. T. Wanderweg (Rücksicht auf Fußgänger!), Mountainbike sinnvoll; steile Anstiege! Von Pottenstein (Schild: Waldcafe) auf idyllischer Waldslraße, dann Waldwanderweg zur Kletterwand Gaiskirche, auf schmalem Plad zum Heiligensteg (Rad über die Püttlach tragen!), danach links (Schild: Gasthof Persau) auf der Straße nach Püttlach, nach Osten steil hinauf zur Rupprechts-höhe; hinunter nach Büchenbaeh mil Ba-rockkirche St. Vitus (Glastür) und nach Kaltenthal; durch eine Obstbaum-Allee nach Leups, nach Lindenhardt zur ev. Pfarrkirche mit dem berühmten Grünewald-Altar (Führung: Apr.-Okt., Di-So 9-12 u. 13-18, sonst Sa/So 9-12 u. 13-17 Uhr); weiter (Aulobahnverkehr!) nach Tfockau mit Schloss der Freiherrn Groß von Trockau. dann 11 % Steilhöl-le nach Vorderkleebach und irre Abfahrt zu Poppendorfs Barockkirche (offen); hinauf nach Adlitz, auf befestigtem Weg zur I lohenmirsberger Platte (Aussichtsturm! Steinbruch mit Fossilien, s. S. 222), Barock-Stopp an der Hohenmirsberger kath. Pfarrkirche St. Martin, Abfahrt nach Haselbrunn, durchs Mariental nach Pottenstein. Tipp: Weitere Vorschläge zu Radtouren, Info: Verkehrsbüro, s. o.