Adresse: Frauenplan 1, 99423 Weimar.
Telefon: (03643) 545300.
Telefax: (03643) 545356.
Eintrittspreise: Erw. DM 8,-; Erm. DM 5,-; Schüler DM 2,50; Gruppen-erm. Öffnungszeiten: 1. Jan.-26. März: Di.-So. 9.00-l6.00 Uhr; 27. März-l4. Mai: Di.-So. 9.00-l8,00 Uhr; 15. Mai-3. Sept.: Di.-So. 9.00-l9.00 Uhr; 4. Sept.-29. Okt.: Di.-So. 9.00-l8.00 Uhr; 30. Okt.-31. Dez.: Di.-So. 9.00-l6.00 Uhr.
Gastronomie: im Museum.
Sammlungsschwerpunkte: Goetheana u. Gegenstände der Goethezeit (Kunst- u. Gebrauchsgegenstände, Münzen u. Medaillen, Malerei u. Grafik), Wirkungsgeschichte.
Museumspädagogik: versch. Angebote. Führungen: nach Voranmeldung.
Führer: Wiederholte Spiegelungen. Weimarer Klassik. 1759-l832. Ständige Ausstellung des Goethe-Nationalmuseums. Hanser. 1999.
Als Goethe 1832 in seinem Weimarer Haus am Frauenplan starb, hinterließ er neben seinem handschriftlichen Nachlass auch umfangreiche Sammlungen zur Kunst und zur Naturwissenschaft. Diese vermachte Goethes Enkel Walther Wolfgang bei seinem Tod 1885 testamentarisch Großherzog Carl Alexander n Sachsen Weimar und Eisenach, der daraufhin das Goethe Nationalmuseum gründete. Damals noch waren Goethe-Haus und Goethc-Nationalmuseum räumlich identisch, heute zählen neben dem Gebäudeenscmble am Frauenplan, das Goethe-Wohnhaus, den 1913/14 errichteten Sammlungsbau zur wissenschaftlichen Nutzung der Bestände und das 1935 errichtete Ausstellungsgebäude umfasst, weitere 22 historische Häuser und Gedenkstätten in und um Weimar zum Goethc-Nationalmuseum: Goethes Gartenhaus, Schillers Wohnhaus, das Wittumpalais der Herzogin Anna Amalia, die Fürstengruft mit der russisch-orthodoxen Kapelle, das Kassengewölbe auf dem Jakobsfriedhof, das Römische Haus, das Liszt-Haus, das Nietzsche Archiv, das Kirms-Krackow-Haus, die Parkhöhle, Schloss Tiefurt, Schloss Ettersburg, das Wielandgut Oßmmannstedt, die Domburger Schlösser, Schloss Kochberg mit historischem Liebha-bertheater, das Jagdhaus Gabelbach, das Goethe-Museum Stützerbach und das Schiller-Museum Bauerbach.
Dieses kulturhistorisch bedeutsame Ensemble umfasst heute rund 100 000 Objekte - Gemälde, Plastiken, Möbel, Kunstgewerbe, Grafik, Münzen und Medaillen, Textilien, Uhren, historische Fotos u. a. Allein die n Goethes Hand angelegte Sammlung enthält rund 26 500 kunst- und 24000 naturwissenschaftliche Objekte. Seine Kunstkollektion enthält exemplarische Gegenstände n der Vor- und Frühgeschichte bis zur Goethezeit: Bronze- und Eisenzeitliches, Skulpturenabgüsse nach Antiken, Medievalia, etwa Glasmalerei der Romanik und Gotik sowie den Bronzefuß eines lothringischen Kreuzes des frühen 12. Jahrhunderts, italienische Renaissance-Majolika, italienische, deutsche und nie-derländische Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts und Zeitgenössisches.
Hauptwerke des Gemäldebestandes sind Cra-nach des J. Kinderbildnis n Herzog Johann Friedrich dem Mittleren n Sachsen, ein Porträt des Herzogs Francesco Maria II. n Urbino n der Hand Baroccis sowie eine Darstellung zum Götz n Berlichingen n J. H. W. Tischbein. Holzschnitte n Mantegna und die grafischen Reproduktionen der großen italienischen Meister Leonardo, Raffael, Michelangelo und Tizian sowie Radierungen n G. Reni und Zeichnungen des 17. Jahrhunderts vertreten das italienische Grafikfach.
Besondere Kostbarkeiten der deutschen Schule sind die Handzeichnungen n A. Altdorfer, P. Vischer d. J. und A. Elsheimer sowie grafische Blätter n A. v. Everdingcn, die Goethe sein Eigen nannte. Die Sammlung enthält außerdem Gipsporträts aus der Werkstatt n J. G. Scha-dow, F. Tieck, Ch. D. Rauch, J. H. Dannecker und P. J. David d'Angers sowie Herders Marmorbüste n A, Trippel. Von besonderem Reiz ist das Konlut n rund 2600 Goethezeichnungen und die 135 Kreideporträts, die er durch J. J. Schmeller anfertigen ließ. Die Räume des Hauses am Frauenplan, in dem der Dichter n 1782 bis zu seinem Tode lebte, sind heute rekonstruiert und mit Mobiliar und Kunstwerken aus Goethes Besitz ausgestattet. Die ständige Ausstellung »Wiederholte Spiegelungen. Weimarer Klassik 1759-l832«, die am 1. Mai 1999 im llständig umgebauten und großzügig erweiterten Muscumsbau eröffnet wurde, zeigt in 24 in freier Folge besichtigbaren Kapiteln ein Panorama der Epoche zwischen dem Regierungsantritt der Herzogin Amalia und dem Tod Goethes. Die weitere Sammeltätigkeit wahrt das ererbte Profil, das mit Klassik und Romantik das Zentrum, mit Aufklärung und Vormärz die Eckpfeiler seiner zeitlichen Disposition markiert. Nietzsche und Liszt setzen weiter Akzente. 1776 erwarb Goethe das Gartenhaus, ein idyllisches Anwesen im llmpark. Während der sechs Jahre, die er dort wohnte, schrieb er an seiner Iphigenie und am Wilhelm Meister. Nach Bezug des Hauses am Frauenplan blieb es ihm zeit seines Lebens willkommener Zufluchtsort. Die fünf Räume des Hauses zeigen die wenigen überlieferten Originalmöbel. Auch der Garten wurde wieder in die n Goethe bestimmte Anlage gebracht.
Schiller war neben Goethe die zweite Dichtergröße des klassischen Weimar. Ihm war es jedoch nur mehr drei |ahre vergönnt, in dem 1802 erworbenen Haus an der Esplanade Wohnstart zu nehmen. Der Mansardenbereich des Schillerhauses mit Arbeits- und Sterbezimmer sowie das erste Stockwerk wurden teils mit Original-, teils mit zeitgenössischen Möbeln eingerichtet. Zu sehen sind u.a. das Sterbebett, Bilder, Gebrauchs- und Kunstgegenstände aus Schillers Besitz und eine Kopie des bekannten Schillerbildnisses n A. Graff. Das Erdgeschoss der ehemaligen »Münze« nimmt eine Sammlung n Schiller-Gedenkmünzen und -medaillen auf. Dem Wohngebäude wurde 1988 ein Museumsneubau angefügt, der das historische Ambiente um eine Dokumentation zu Leben und Schaffen des Dichters bereicherte. Seit 1999 dient das Gebäude als Wechselausstellungshalle. Goethes Wunsch war es, neben Schiller bestattet zu werden. Aus diesem Grunde überführte man beide Dichter in die 1825/26 nach Plänen des Weimarer Baumeisters C. W. Coudray erbaute Fürstengruft auf dem Historischen Friedhof, wo ihre Sarkophage nebeneinander an zentraler Stelle stehen. Das Kirms-Krackow-Haus, ein nach seinen Besitzern benanntes Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert, war einst einer der geselligen Mittelpunkte Weimars. Neben den historischen Räumen, die einen ausgezeichneten Eindruck n der Wohnkultur und Lebensweise in der thüringischen Residenzstadt zu Anfang des 19. Jahrhunderts geben, zeigt ein herrlicher Garten die Pflanzenkultur der Epoche. Das Liszthaus, ein klassizistischer Bau am Rande des Ilmparks, war n 1869 bis zu seinem Tode 1886 Wohnstätte des bekannten Komponisten. Sowohl die Wohnräume als auch der Nachlass verblieben dank herzoglicher Bestimmung und Verfügung der Erben llständig erhalten. Die Hinterlassenschaft mit Handschriften, Bibliothek, Bildern, Fotos, Kunstgegenständen u. a. ermöglichten die Einrichtung einer Gedenkstätte, die in der ersten Etage zu besichtigen ist, u.a. steht dort Liszts noch heute spielbarer Bechsteinflügel. Der belgische Jugendstilkünstler Henry van de Velde gestaltete 1902/03 die Fassade und die gesamte Innenausstattung im Erdgeschoss des Nietzsche-Archivs, das Nietzsches Schwester hier 1897, drei Jahre r Nietzsches Tod, eingerichtet hatte. Heute sind die Wohnräume im Erdgeschoss in Original-Ausstattung zu besichtigen,
Herzog Carl August beauftragte seinen Freund Goethe mit dem Bau einer Sommerwohnung, für deren ung und Gestaltung er ihm völlig freie Hand ließ. Zwischen 1791-l797 entstand im Park an der Hm nach Plänen J. A. Arens' das Römische Haus, ein tempelartiges Gebäude, für dessen Innenausstattung verschiedene Künstler n Goethe verpflichtet wurden. Der Bau ist ein anschauliches Beispiel für den Weimarer Klassizismus.
Der 1767 erbaute Witwensitz der Herzogin Anna Amalia ist eines der Zentren, an denen sich das geistige und gesellige Leben der Weimarer Klassik abspielte. Wohn- und Repräsentationsräume des Wittumspalais vermitteln mit weitgehend Original-Ausstattung ein lebendiges Bild der berühmten sog. »Tafelrunde«, an der sich neben Goethe auch Wieland, Herder, Knebel, Musäus, Seckendorff, Charlotte n Stein, Corona Schröter, Charlotte n Kalb und zahlreiche weitere Persönlichkeiten zu gelehrter Geselligkeit versammelten.
Lohnenswert sind Ausflüge in die nähere Umgebung, zur Sommerresidenz in Tiefurt, zu den Schlössern in Dornburg oder zum Landsitz der Familie n Stein auf Schloss Kochberg. Alle sind n sorgsam nach überlieferten Mustern gestalteten Parks umgeben. Zu den Außenstellen des Goethe-Nationalmuseums zählen ebenfalls die ehemalige herzogliche Sommerresidenz Schloss Ettersburg, Schlosspark und Orangerie Belvedere, Christoph Martin Wielands Landgut in Oßmann-stedt und drei Häuser im Thüringer Wald: das Goethe-Museum Stützerbach, das Jagdhaus Gabelbach und das Schiller-Museum Bauerbach, Wohnhaus eines Rittergutes, in dem der Dichter einst auf der Flucht n Stuttgart rübergehend Asyl fand.