Adresse: Miihlenstraße 22, 97877 Wertheim.
Telefon: (09342) 6866.
Telefax: (09342) 916711.
Eintrittspreise: Erw. DM 5,-; Schüler DM 1,-; Gruppenermäßigung. Öffnungszeiten: Di.-So. 10.00-l2.00 Uhr u. 14.00-l7.00 Uhr; Nov. sowie 7. Jan.-März geschlossen.
Sammlungsschwerpunkte: Geschichte des Glases über 2500 Jahre, Entwicklung des labortechnischen Glases.
Museumspädagogik: Führungen besonders auf Schulklassen abgestimmt. Führungen: nach Voranmeldung.
Führer: Westermann: Glasmuseum Wertheim, 1991
Der Spessart gehörte zu den traditionellen Glasstandorten in Deutschland. Aber nicht den früheren Spessartglashütten verdankt das Wertheimer Glasmuseum seinen Ursprung, sondern einer Glasmachertradition, die erst 1948 in Wertheim ihren Lauf nahm. Damals kamen eine Reihe thüringischer Glasfachleute aus überwiegend technischen Glasbetrieben an den Main und gründete die heutige Glasindustrie im Wertheimer Raum. Als 1972 die so genannte Hofhaltung der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Roscnberg an die Stadt Wertheim verkauft wurde, ergriff der Glasphysiker Hans Löber die Initiative, ein Glasmuseum in Wertheim zu gründen. 1976 wurde dann dieses Museum im Kallen-bach'schen Haus eröffnet, das zwischen 1973 und 1975 renoviert wurde und einen hervorragenden historischen Rahmen bildet.
Die Konzeption des Museums umfasst sowohl eine Lehrschau zu technischen Glasprodukten, die sich an der ortsansässigen Glasindustrie orientiert, als auch eine Präsentation von historischen Gläsern und modernen Studiogläsern. Die Ausstellung führt zunächst in die Glastechnologie ein, zeigt Glasrezepte auf und erläutert prinzipielle He rstellungsweisen, z. B. das Mundblascn von Hohlglas in Holzformen. Der historische Teil der Sammlung zeigt die Vielfalt in Form, Farbe und Bearbeitung von Glas im geschichtlichen Kontext, Natürlich fehlt auch das Spessartglas nicht. Glasfunde aus Wanderglashütten verdeutlichen dieses Thema. Herkunft, Herstellung und Form zweier typischer Spessartgläser werden erläutert: die doppelkonischc Flasche und der Spechters, ein hohes zylindrisches Trinkglas. Für den technisch interessierten Besucher steht der Ausstellungsbcreich »Glas für Wissenschaft und Technik« im Vordergrund. Ausführlich gezeigt wird die Gruppe der Thermometer, Barometer und Aräometer. Thermometer wurden 1830 in Thüringen erstmals in Serie gefertigt. Die glastechnischen Verbesserungen von Otto Schott erbrachten dann entscheidende Forlschritte in der Messgenauigkeit dieser Instrumente. Erst 1870 wurde die so genannte Maximumvorrichtung beim Fieberthermometer entwickelt, mit der die Temperatur zum Ablesen auf der Skala ersichtlich bleibt. Vorher musste die Temperatur umständlich am Körper des Patienten abgelesen werden. Zum technischen Glas gehört auch ein weiteres, gängiges Glasprodukt: die Thermosflasche, entwickelt zu Beginn dieses Jahrhunderts. Einen weiteren interessanten Bereich der Sammlung bilden die Glasfasern. Rohstoffe und Produkte belegen Herstellung und Verwendungspalette von Glasfasern. Themengerecht bestehen Vorhänge, Übergardinen und Tapeten im zweiten Stockwerk aus tex-tilen Glasfasern. Weitere Anwendungsgebiete von technischem Glas sind heute selbstverständlich, waren aber noch im 19. Jahrhundert ein großes Problem: die Herstellung von Glasröhren für die aufkommende Elektrotechnik, von der Glühbirne, den Geißlerschen Röhren bis zur Röntgenröhre. Gleichzeitig einher ging die Entwicklung der Vakuumtechnik. Ein Demonstrationsmodell einer Elektronenstrahlröhre sowie zwei Glasgleichrichter repräsentieren die Anwendung hochekuierter Glaskolben.