Um das Wahrzeichen, den berühmten gotischen Münsterturm, entfaltet sich jugendliches, von einer bedeutenden Universität geprägtes Leben: in lauschigen Altstadtgassen interessante Läden aufspüren, Galerien besuchen - oder für immer dableiben.
Einstimmung
Kultur, Natur und Modernität im ausgewogenen rhältnis machen Freiburg zu einer fast idealen Stadt, soweit das im industrialisierten Mitteleuropa möglich ist.
Kleinstädtisch kann man das gemütliche, fast böhmisch-österreichische Klima in der Großstadt mit knapp 200 000 Einwohnern jedenfalls nicht nennen. Gute Wetterverhältnisse bringt die Lage am Schwarzwald-Weslhang mit sich, wobei Tuniberg (314 m) und Kaiserstuhl (557 m) das Stadtgebiet von der Rheinebene abtrennen: Es herrschen die wärmsten Durchschnittstemperaturen Deutschlands, andererseits bringen die frischen Fallwinde vom Schwarzwald Erholung an heißen Sommerabenden.
Modern ist Freiburg vor allem durch die bekannte, traditionsreiche Universität, die eine breite intellektuelle Bevölkerungsschicht mit starkem kulturellen und ökologischen Interesse hervorbringt. Nicht umsonst wurde gerade hier in den 70er Jahren gegen das Atomkraftwerk im nahen Wyhl gekämpft.
Wer mit dem Auto anreist, ist in der historischen Altstadt benachteiligt, Hotelgäste dürfen aber zum Zielort fahren. Freilich ist es am schönsten, die Innenstadt zu Fuß zu erschließen, immer vorbei an den Wasserrinnen, »Bächle« genannt. An Läden gibt es in Freiburg außerdem alles, was der modisch, kulturell oder praxisorientierte Reisende begehrt: große und kleine Buchhandlungen, Antiquariate, Geschäfte mit erlesenen Waren im modernen Design, Musikalienhandlungen, Boutiquen, Computershops usw. Am Abend besucht man die zahllosen Bier- oder Weinkneipen und genießt das Leben. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg blieb ein Viertel mit historischen Gebäuden übrig, so daß man sich das alte Stadtbild noch gut vorstellen kann.
Stadtgeschichte
Die Geschichte der Stadt geht mindestens auf das Jahr 1091 zurück, als die Herzöge von Zähringen auf dem Schloßberg eine Wachburg erbauen. Unterhalb lassen sie um 1120 ganz voll eine Stadt entstehen. Der Silberbergbau sorgt dafür, daß es den Bürgern gutgeht. Im 13. Jh. wird die Siedlung erstmals ummauert, im Norden schon durch das Neu bürg-Viertel erweitert. Auch im Süden und Westen entstehen Vororte bzw. Klosteransiedlungen. Ab 1218, nach dem Aussterben der Zähringer, herrschen bis 1 368 die Grafen von Urach-Frei-burg. Von diesem Herrscherhaus kaufen sich die Treiburger jedoch los und schließen sich dem Haus Habsburg an. 1457 gründet Erzherzog Albrecht VI. von Österreich die Universität. Zwischen 1634 und 1805 wird Freiburg wechselweise von den Franzosen und den Österreichern zurückerobert: heute ist es Sitz der Regierung von Südbaden.
Stadtrundgang
Zum Münster führt immer der erste Weg. Der berühmte gotische Turm ist ja schon von weitem zu sehen. Durch die alten oder neugestalteten Gassen erreicht man den weitläuen Münstcrplatz mit Markt (bis 12 Uhr außer So).
Die Bürger haben den Bau der ursprünglichen Pfarrkirche (seit 1827 erzbischöfliche Kathedrale) vom 12. Jh. an ermöglicht, und noch heute trägt ein bürgerlicher Münsterbauverein sein Scherflein zu den hohen Summen bei, welche die Renovierungen verschlingen. Der heutige Bau begann ca. 1200 im romanischen Stil mit dem Chor (gotisiert), den flankierenden Türmen, dem Querschiff und einer Vierungskuppel. Ab der Mitte des 13. Jh. wurde nach westlich-französischem Einfluß gotisch weiterget und gebaut. 1510 konnten die Bauarbeiten nach einer Unterbrechung aus Geldmangel abgeschlossen werden; eine große Leistung, wenn man bedenkt, daß so manche gotischen Dome erst im 20. Jh. vollendet wurden.
Gelobt wird vor allem der 116 m hohe Turm (Mitte des 14. Jh. vollendet), den man besteigen kann. Zu Beginn der 1990er Jahre begann man mit seiner Restaurierung, mit Hilfe modernster Meßmelhoden: Drei Tage lang umkreiste ein Hubschrauber das Bauwerk, um jeden Quadratmeter mit einer Präzisionskamera zweimal aufzunehmen. Das Ergebnis war ein millimetergenaues Aufmaß.
Im Innern der Kirche seien hier nur einige der bedeutendsten Kunstwerke als Repräsentanten ihrer jeweiligen Stilrichtung herausgegriffen. Nach dem Eingang an der Mitte der Südseite geht man rechts zur Nikolauskapelle mit ihren romanischen Reliefs, die durch ihre kraftvolle Schlichtheit beeindrucken.
Vielbestaunt ist zu Recht der Hochaltar im Chor mit seinen sehr genauen und feierlichen Gemälden von Hans Baidung Grien (1512-l516). Ein weiterer Marienaltar zeigt Maria als holzgeschnitzte »Schutzmantelmadonna« in der nördlichen Lochererkapelle (1520-l524, von Sixt von Stauten). Die übernächste Kapelle rechts birgt ein romanisches Kruzifix (um 1200), die Malerei auf den Ciasfenstern entstand 1511-l513. Noch schöner sind die Glasmalereien in den südlichen und nördlichen Seitenschiffen aus dem 14. Jh., die u.a. die Arbeit der Handwerker (Bäcker, Schuster, Bergbauer) darstellen. Noch alter sind die Fenster des Querschiffs (13. Jh.). Nur vom Innern der Kirche aus kann man sich zum westlichen Hauptportal begeben, das von außen vergittert, aber einsehbar ist. Bevor man hinaustritt, begegnet man am Mittelpfeiler der inneren Portalwand einer Mutter-goltesur, die ihr Kind auf dem Arm trägt. Es handelt sich um eine der schönsten Steinuren des Oberrheingebiets (1290). Draußen wird man von einem überwältigenden Skulpturenzyklus (um 1300) beeindruckt. Er kleidet die ganze Vorhalle und deren Portal aus. Auf dem Platz davor ragen drei Säulen mit Heiligenstatuen auf, die 1719 von Adeligen gestiftet wurden.
Die Südseile des Münstcrplatzes schmücken das Erzbischöfliche Palais (Nr. 10; 1756) und das rote »Kaufhaus«, früher Handelshaus und Markt, aus dem 16. Jh. mit Laubengang und Erkern. Im Frclge-schoß werden stimmungsvolle Sommerkonzerle gegeben, im ersten Stock offizielle Anlässe gebührend im Festsaal gefeiert. Drei Häuser weiter erhebt sich das »Haus zum schönen Eck« mit dem Museum für Stadtgeschichte (18. Jh.). Den Münslerplalz verläßt man über die Münster- und die Franziskanerstraße. Nach der Martinskirche (ursprünglich 13./14. Jh., nach Ende des Zweiten Weltkriegs wiedererrichtet) kommt man zum rotverputzten Alten Rathaus und der »Gerichtslaube«, wo früher das Gericht tagte, in der Turmstraße bzw. im Rathaushof (ursprünglich spätgotisch, im Krieg zerstört und wieder aufgebaut). Auf der anderen Straßenseite der Turmslraße, vom Chor der Martinskirche ausgehend, erhebt sich das rote Haus zum Walfisch von 1516 mit prächtigem Portalerker.
Die Turmstraße stößt auf den Rotteckring, links befindet sich die Touristeninformation. Auf der anderen Straßenseite öffnet sich der kleine Colombipark mit dem neugotischen Colombischlößle (19. Jh., Museum für Ur- und Frühgeschichte). Wenn man die Straße überquert und diesmal die südlicher gelegene Rathausgasse wählt, kommt man am Schwarzen Kloster (ursprünglich 16951 vorbei zum Rathausplatz mit dem Neuen Rathaus (um 1900) und den Arkaden des ehemaligen Kreuzgangs des Franziskanerklosters (St. Martin, s. o.).
Alte Universitäts- und Kollegiengebäude prägen die Bertoldstraße: Das ehrwürdige Jesuitenkolleg aus dem 18. Jh. mußte nach dem Krieg wieder aufgebaut werden. Die anderen Kollegiengebäude und die Universitätsbibliothek stammen ganz aus dem 20. Jh.
Wenn man von hier aus in Richtung Schloßberg geht, kommt man zuerst zum hohen Turm des Martinstors (im Kern um 1200, um 1900 erhöht) und dann in das Fi-scherau- und Gerberau-Viertel mit seinen kleinen Häuschen am Bach, der einst für die entsprechenden Handwerkszweige genutzt wurde. Heute gibt es hier eine Vielzahl von originellen Läden, ebenso um den Augustinerplatz herum oder zur Insel hin. Seinen Höhepunkt findet der anregende Stadtbummel nach dem Gang durch das Schwabentor (1250 bzw. 20. Jh.) in der Konviktslraße. Über eine Brücke steigt man vom Schwabentor zum Schloßberg (452 m) hinauf und genießt dort die Aussicht über die Stadt.
Zwischen Gerberau und Insel öffnet das Augustinermuseum in einem ehemaligen Kloster (gegründet 1278) seine Schauräume: Insbesondere sakrale Kunstschälze aus der weiteren Umgebung, unter anderem Werke von Hans Baidung Grien und Matthias Grünewald, sind hier bewahrt. Südlich des Baches am Rand der inneren Altstadt steht das Museum für Neue Kunst, wo Werke von üix, Macke u. a. Einblick in die Kunst des 20. Jh. gewähren. In dieser Gegend zwischen Münster und Schwabentor entfalten auch die interessantesten Kneipen, Wein- und Bierlokale ihre unterhaltsame Atmosphäre. Reiner Gegenwartsarchiteklur begegnet man im Konzerthaus von Dietrich Bangert (1996) an der Bertoldstra-ße (südlich des Bahnhofs), wobei der Komplex mit seinem übergroßen Fingangsdach auch als Kongreßzentrum genutzt wird.
Im nördlich gelegenen Stadtteil Zähringen biegt man rechts (nach Osten) zum beschilderten »Burggasthof zur Zähringerburgruine« ab. Von dort sind es zu Fuß noch etwa zehn Minuten zur Ruine Zähringen (11. Jh.), von der im Sommer nur ein großer, zinnenbekrönter Turm aus dem Laubwald herausragt. Der Turm selbst stammt aus dem 13. Jh., aber die Burg verfiel, da die Zähringer in dieser Zeit ausstarben. In einem östlichen Stadtteil von Freiburg, in Ebnet, direkt an der B 31, liegt das elegante Rokokoschlößchen der Freiherrn von Sickingen (1748-l751).
Der Hausberg der Freiburger ist der südlich gelegene Schauinsland (1284 m). Vom Aussichtsturm auf dem Gipfel (Restaurant und Seilbahn) hat man einen erhebenden Ausblick auf die Breisgau-Hauptstadt, den nahen Feldberg (Wanderung 13 km, blauweiß markiert) und sogar die Schweizer Alpen. Westlich oberhalb der Talstation der Seilbahn steht in Horben-Langackern das Hotel Engel. Hier verbrachte die berühmte russische Lyrikerin Marina Zwetajewa (1892-l941) zwischen 1904 und 1905 nach ihrer eigenen Aussage mit die glücklichste Zeit ihres Lebens.
Vom Sladlgartcn aus startet eine Seilbahn auf den 80 m höheren Schloßberg, 25 07 61/398 55. Busanfahrt: Östlich dos Sladtgartens, an der Bcrnhardslraße, befindet sich ein Parkplatz, wo Busse unbegrenzt abgestellt werden dürfen.
Auto: Am Schloßberg, südlich, liegt die absolut zentrale Schloßberggarage für Pkw, Einfahrt 7.30-l Uhr, Ausfahrt ist jederzeit möglich. ADAC-Pannenhilfe rund um die Uhr: 25 01 80/10 11 12. Fahrrad: Freiburg ist über ausgeschilderte Radwege zu erreichen: ßreisgau-Weg, Oberrhein/Kaiserstuhl-Radweg, Ortenau-Weg, Dreisamtal-Weg (am Fluß entlang vom Schwarzwald direkt ins Zentrum); »Radfahren entlang der Tick-Tack-Route«: von Villingen bzw. Donaueschingen nach Freiburg, Angebote mit Übernachtungen bei: Arbeitsgemeinschaft Tick-Tack-Route, rkehrsamt im Bahnhof Schwennin-gen, 78054 Villingen-Schwenningen, 25 077 20/82 12 08, Fax 82 12 07.
Unterkunft (Auswahl): Hotel-Weinstuben Oberkirch, Münsterplatz 22, 25 07 61/310 11, Fax 310 31. Traditionsreiches Haus direkt am Münster, mit gemütlicher, holzgetäfelter Restaurant-Weinstube und Außentischen bei schönem Werter. Gasthaus zum Roten Bären, Oberlinden 12, 25 07 61/ 38 78 70, Fax 387 87 17. Das Haus sollseit 1120 bestehen, mit Mauerresten aus dem Hochmittelalter. Zentral an einem Brunnen gelegen, mit Garten und Festsaal. Hotel-Restaurant Löwen, Herrenstraße 47, 25 07 61/331 61. Zentrales altes, gemütliches Haus mit günstigen Preisen; an einer Gasse südlich des Münsters gelegen. Prominente steigen hier gern ab. Hotel-Restaurant Mark-gräfler Hof, Gerberau 22, 45 07 61/ 325 40, Fax 379 47. Bar, Weinstube, Vinothek. Die Rückseite des Hauses blickt auf die »venezianische Fischerau hinaus. Hotel-Restaurant Schwarzwälder Hof, Badische Winzerstube, Hcr-renstr. 43, 25 07 61/380 30, Fax 380 31 35. Bürgerlich-gepflegtes, gemütliches und günstiges Haus aus dem Jahr 1567, seit 1806 Gastwirtschaft. Hotel-Weinstube Zur Sichelschmiede, Insel 1, 25 Hotel 07 61/350 96, Lokal 350 37, Fax 312 50. Von Wasser umspült, zentral und sehr originell-verschachtelt in einem lauschigen Altstadtviertel gelegen, Hotel-Restaurant Zum Engel, l.angackern 14, Horben, 4? 07 61/291 11, Fax 29 06 27. Südlich außerhalb; Aufenthaltsort der russischen Schriftstellerin Marina Zwetajewa (1904/05).
Öffnungszeiten: Augustinermuseum, Am Augustinerplatz, e 07 61/201-25 31: tgl. außer Mo 10-l7 Uhr. Vor allem mittelalterliche Kunstschätze und Gemälde, u. a. von Hans Baidung Grien, Matthias Grünewald und Lukas Cranach. Außerdem Skulpturen, Glasmalerei und Kunsthandwerk. Wentzingerhaus, Münsterplatz 30, 25 07 61/201 -25 15: tgl. außer Mo 10-l7 Uhr; Museum für Stadtgeschichte; Eintritt gilt auch für das Augu-slinermuseum. Museum für Neue Kunst, Marienstr. 10a, 25 07 61/201-25 81, Fax 201-25 89: tgl. außer Mo 10-l7 Uhr; Werke des 20. Jh., mit Cafe. Adelhausermuseum, Gerberau 32, 25 07 61/201-25 61 od. 62, Fax 201-25 63 (Abt. Naturkunde), 25 07 61/201-25 41 od. 0, Fax 201-25 63 (Abt. Völkerkunde): tgl. außer Mo 10-l7 Uhr; ostasiatische, ägyptische und amerikanische Präsentationen. Museum für Ur- und Frühgeschichte, Colombischlößle, Rotteckring 5, 25 07 61/201-25 71: tgl. außer Mo 10-l7 Uhr; Funde aus der Steinzeit, von Kelten, Römern und Alemannen (Gold- und Silberschmuck).
Kulturelle ranstaltungen: Konzerthaus, Konrad-Adenauer-Plalz 1,25 07 61/38 81 -552. Karten eine Stunde vor Beginn an der Abendkasse oder bei: Freiburger Theater, Bertoldslr. 46, 25 07 61/348 74. Konzerte, Tagungen, Kongresse. Theater im Park, Eschholz-platz, 25 07 61/348 74. Stadttheater, Bertoldstr. 46, 25 07 61/348 74. Bürgerhaus Zähringen, Zähringer Str., 25 07 61/348 74. Weitere Theater und ihre Programme im ranstaltungskalender »Freiburg aktuell«, Promo rlag, Hum-boldtstr. 2, 79098 Freiburg, 25 07 61/ 387 74-0. Dort auch Hinweise zum Kinder- und Jugendtheater, zur Puppenbühne, freien Künstlergruppe, zum Pantomime-Studio usw. Jazzhaus Freiburg, Schnewlinstr. 1, 25 07 61/349 73. Umfangreiches Programm mit internationalen Jazz-, Rock-, Blues- und anderen Popgruppen (in weiten Kellergewölben), das in Deutschland seinesgleichen sucht (s. S. 160). Professionell informiert das »Jazzhaus-Journal«, rlag Rombach GmbH, Lörracher Str. 3, 79115 Freiburg, 25 07 61/450 02 89, Fax 450 0355.