Adresse: Bischöfliches Generalvikariat, Paulustor 5, 36037 Fulda.
Telefon: (0661) 87207.
Eintrittspreise: Erw. DM 4,-; Erm. DM 2,50; Gruppenermäßigung.
Öffnungszeiten: Apr.-Okt.: Di.-Sa. 10.00-l7.00 Uhr, So. 12.30-l7,30 Uhr; Januar geschlossen; Nov.-März: Di.-Sa. 10.00-l2.30 Uhr und 13.30-l6.30 Uhr, So. 12.30-l6.00 Uhr.
Sammlungsschwerpunkte: Paramente, Silberaltäre, Reliquien, Gemälde. Führungen: nach Vereinbarung.
Führer: Museumsführer, 7. Auflage 1985.
Das Dommuseum in seiner heutigen Gestalt entstand in zwei Bauabschnitten in den Jahren 1992-94 in Teilen des Kreuzgangs. Bereits im letzten Jahrhundert hatte der spätere Fuldaer Kapitularvikar Konrad Hahne (1874-l880) die während seiner Tätigkeit als bischöflicher Sekretär in Fulda (seit 1837) und während seines Dekanats in Kassel gesammelten Kirchengüter für ein Diözesanmuseum rgesehen. Finanzielle Schwierigkeiten in der Zeit des Kulturkampfes vereitelten den und zwangen zu Verkäufen; den Großteil der Stücke übergab Hahne jedoch der Stadt Fulda (heute im Von-derau-Museum), den respeklen Rest vererbte er dem Bistum, das ihn später mit anderen Beständen zum Dommuseum vereinigte. Seit 1914 gab es einen Ausstellungsraum über der Domsakristei und getrennt dan einen zweiten für das Lapidarium. Beide waren jedoch seit 1931 nur eingeschränkt zugänglich.
Die Verehrung des hl. Bonifatius hat in Fulda lange Tradition. Ergründete 744 das Benediktinerkloster mit der Salvatorische an der Stelle des heutigen Doms als Ausgangspunkt seiner Sachsenmission. Seine Geschichte und Verehrung sind zentrales Thema der Ausstellung; seine Reliquien bilden den Kernbestand des Domschatzes. Deren wichtigste ist das Märtyrer-haupt. Auch ein Bischofss wird nach Bonifatius benannt, doch entstand seine Krümme aus Walrosszahn erst im 12. Jahrhundert. An das Martyrium des Klostergründers erinnert der Codex Ragyntrudis, eine um 700 in Luxeuil entstandenen Handschrift mit Texten der Kirchenväter: das Buch ist n Schwerthieben schwer beschädigt. Es gilt als jenes, mit dem Bonifaz das Schwert seines friesischen Mörders aufhalten wollte. Die Handschrift mahnt zugleich an die Blüte der Fuldaer Klosterbibliothek als Zentrum geistigen Lebens in karolingischer Zeit: den schon bald nach dem Tod des Gründers einsetzenden materiellen Aufschwung des Klosters als Wallfahrtsort übertraf seine Bedeutung als erste Bildungsstätte des fränkischen Reichs unter Abt Hrabanus Maurus (780-856).
Architekturfragmente im Lapidarium des Dommuseums und ein freigelegtes Stück karolingi-schen Mauerwerks der westlichen Außenwand zeugen n dem gigantischen Vorgängerbau des heutigen Doms: der 791-819 unter Abt Ratgar erbauten dreischifen Basilika, die analog Alt-St. Peter in Rom im Westen mit einer (hier zweiten) Apsis über dem Märtyrergrab sowie mit breit ausladendem Querhaus versehen war und deren Ausmaße erst n Cluny III übertroffen wurden. Die seit der späten Stauferzeit schwindende kulturelle Bedeutung des Klosters gipfelt im völligen Erlahmen Fuldaer Kunstproduktion in der Zeit der Spätgotik, in der man sich mit Importen aus Mainfranken und Thüringen behalf. Lucas Cranachs d. A. Gemälde Christus und die Ehebrecherin (1512) gelangte erst in diesem Jahrhundert als Leihgabe in das Museum. Zum weitgehenden Verlust mittelalterlicher Zeugnisse führte neben den Bauernkriegen eine erneute Blüte Fuldas in der Zeit des Barock. Diese für das Stadtbild so prägende Epoche brachte neben dem Dientzenhoferschen Domneubau auch eine gründliche Barockisie-rung n Kirchenausstattung und Domschatz. Die Sonnenmonstranz n Fürst Schleifras (1700-l714) und die gleichfalls in der Werkstatt des Augsburger Goldschmieds Johannes Zeckel angefertigten großen Silberuren der hll. Benedikt und Bonifatius (um 1720) zeugen n dieser Epoche. Letztere gehören zur Ausstattung des heute noch bei hohen Kirchenfesten im Dom gebrauchten Großen Silberaltars; verschiedene Augsburger Goldschmiedewerkstätten haben diese Arbeiten im Laufe des 18. Jahrhunderts geschaffen: das getriebene Antependi-um mit Szenen der Bonifatius-Legende stammt n Johann David Saler (gest. 1724), die Leuchter 1757 n Franz Thaddäus Lang und die hl. Anna (um 1755) n Johann Christian Reinhard.
Schlimmsten Schaden nahm der Domschatz während der Säkularisation. Unter dem Vorwand, einen »Eisernen Fond« für die Kultkosten des Doms zu gründen, »versilberte« Wilhelm Friedrich n Nassau-Oranien wertlles Kirchengerät. Dan verschont blieben die reichen liturgischen Gewänder des Barock und Rokoko, darunter allein sechs Ornate des Fürsts Amand n Buseck (1737-l757). Neben Gewändern und Antependien erinnern Silber-gerätc wie die beiden Buseck-Monstranzen, Arbeiten aus der n Buseck gegründeten Fayence-Manufaktur oder der Bischofsthron an den Fürst, der seit 1752 zugleich Bischof war und lassen den Glanz weltlich-kirchlicher Doppelherrschaft des barocken Fulda erahnen.