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Die Vororte im Süden: Ückendorf und Rotthausen

Die Vororte im Süden: Ückendorf und Rotthausen

In den südlichen Vororten Gelscnkirchens kommen besonders häu schief stehende Hauswände in den Blick - Opfer von Bergsenkungen. Ansonsten erinnern nur noch Relikte an die vormals bedeutenden Ückendorfer Industriewerke. Im Nordosten ist das expressionistische rwaltungsgebäude der Kokerei Alma, ein Frühwerk der Architcktengemcinschaft Schupp/Kremmer (1927), gegenwärtig vom rfall bedroht. Im Südwesten wird die breit gelagerte Maschinenhalle der Zeche Rhcinelbe (um 1910) inzwischen von einer Fortbildungseinrichtung des nordrhein-westfälischen Bauministeriums nachgenutzt. Im Rahmen der IBA akzentuierte der Künstler Hermann Prigram das ehemalige Zechengeländc von Rheinelbe durch Stein- und Holzsetzungen zu einem >SkulpturcnwaldOttilienau< hieß, wurde 1868 begonnen. Bei den Bauarbeiten setzte die Zcchcngesellschaft von Rheinelbe später angeblich französische Kriegsgefangene aus aus dem Krieg von 1870/71 ein. 1904-06 entstand ein weiterer Bauabschnitt, dessen Häuser sich trotz einer aufwändigeren Gestaltung gut in die Siedlung einpassen. Vier höhere Eckhäuser werten die Kreuzung Ottilienau-straße/Flöz Dickebank zu einem kleinen Marktplatz auf. Straßenbäume, gusseiserne Laternen und eingestreute Kopfsteinflächen verleihen der Kolonie einen Hauch von kleinstädtischer Idylle. Selbst die gusseisernen Kanaldeckel sind mit kunstvollen Mustern verziert.



Die beiden älteren Ückendorfer Kirchen liegen an der Ückendorfer Straße. In der Eingangshalle der evangelischen Nicolaikirche (Architekt G. A. Fischer) beeindruckt ein expressiver Bilderzyklus zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. In der katholischen St. Josefs-Kirche, einer neugotischen Hallenkirche von Lambert von Fisenne (1894-l896), wurden unter der Agidie eines polnischen Pfarrers zwischen 1977 und 1993 die Modernisierungen der Wirtschaftswunderjahre z. T. wieder rückgängig gemacht. Dabei wurde die Ausstattung des Gotteshauses teilweise regotisiert.
Die zweite katholische Kirche Ückendorfs markiert einen Höhepunkt in der Baukunst des Ruhrreviers: Mit derHeilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße gelang dem Gelsenkirchener Architekten Josef Franke 1927-29 eine der eigenwilligsten und eindrucksvollsten Schöpfungen der neueren Sakralarchitektur überhaupt. An der Rückseite des rechteckigen Kirchplatzes, der in die gründerzeitlichc Stra-ßenflucht eingeschnitten ist, erhebt sich ein monumentaler Fassadenblock aus Backstein, der sich nach oben zu verjüngt. Aufgesetzt sind zwei schmale Glockentürme, die an der Spitze durch den Querbalken eines riesigen Kruzifixes miteinander verbunden werden. Die expressionistische Christusur, die ebenfalls aus Ziegelsteinen aufgemauert ist. zeigt den Gekreuzigten als Triumphator im Geiste der Christkönigstheologie. Der Kirchenraum wird von einer Parabeltonnc aus Eisenbeton überspannt. An beiden Längsseiten sind parabelförmige Stichkappen in das Gewölbe eingeschnitten und lassen tiefe Nischen entstehen. Dort liegen - für die Gottesdienstbesucher weitgehend unsichtbar - die Fenster des Langhauses. Durch diese Anordnung wird im Kirchenschiff eine mystische Grundstimmung suggeriert. Eine theatralische Wirkung geht hingegen vom Altarraum aus, der -von einem Chorturm überhöht - durch indirekten Lichteinfall aus sehr hoch gelegenen Fenstern erhellt wird. Im Zuge der letzten Renovierung wurde 1992/93 die ursprüngliche Farbfassung mit ihren Blau-und Grüntönen im Langhaus sowie mit Rot und Ocker im Chorhaus weitgehend wiederhergestellt. Auf der Rückwand zieht ein schlankes, sehr hohes Kreuz den Blick unwillkürlich an.

Die Zeche Dahlbusch in Gelscnkirchcn-Rotthausen geriet 1955 in die Schlagzeilen, als dort drei eingeschlossene Bergleute mit Hilfe eines sehr schmalen, stromlinienförmigen Rettungskorbs durch ein Bohrloch aus einer Tiefe von 900 m an die Erdoberfläche gerettet werden konnten. Auf dem Rotlhauser Friedhof erinnern Denkmäler an die 42 Opfer dieser Schlagwetterexplosion sowie an die 78 Toten der Dahlbusch-Katastrophe vom Mai 1950. Nach der Stilllegung blieben ruinöse Reste der Tagesanlagen östlich der Zechenstraße erhalten. Alte Werkswohnhäuser der Dahlbusch-Kolonie Am Eichenbusch wurden in den letzten Jahren behutsam restauriert. Die kleine Zechensiedlung von 1873. bei der die Straßen noch heute ungepflas-tert sind, bewahrte weitgehend ihr ursprüngliches Erscheinungsbild.

Die einzige Bausünde stellen vier moderne Wohnhäuser dar, die ohne Augenmaß in das homogene Ensemble platziert wurden.
Die evangelische Kirche an der Steeler Straße blieb außen wie innen bis heute im Wesentlichen im Originalzustand erhalten (Architekt: Heinrich Heidsieck, 1895/96). Bei dem neugotischen Zentralbau ruhen die Emporen auf Gussstahlsäulen mit schön gestalteten Kapitellen. Die hölzernen Gewölbe und der Chorbogen sind mit flo-ralen Motiven bemalt. Über dem Altar dominiert die Orgel. Als weiteres öffentliches Gebäude soll noch das Volkshaus Rotthausen am Grünen Weg erwähnt werden (Architekt: Alfred Fischer, 1919/20). Der nobel gestaltete Klinkerbau war zunächst als >Jugendhalle< und Feuerwehrdepot get und diente dann u. a. für die Theater- und Sportveranstaltungen der Rotthauscr reine. Auch eine Artistengruppe trainierte regelmäßig im großen Saal. In krassem Gegensatz zu seiner ursprünglichen Zweckbestimmung beherbergte das Volkshaus ab 1933 eine SS-Führerschule, in der auch das Bcwachungsper-sonal für Konzentrationslager >ausgebildet< wurde. Nach dem Krieg wurde das Gebäude zunächst als Berglehrlingsheim für die Zeche Dahlbusch genutzt und steht seit 1968 wieder den Rotthauser reinen zur rfügung.







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