REFERAT-MenüArchaologieBiographienDeutschEnglischFranzosischGeographie
 GeschichteInformatikKunst und KulturLiteraturMarketingMedizin
 MusikPhysikPolitikTechnik

Die Ruhr - Von der Quelle bis zur Mündung

Die Ruhr - Von der Quelle bis zur Mündung

Die Ruhr gehört mit ihren 232Kilometern Länge nicht zu den großen, weil sie dem Ruhrgebiet ihren Namen gab aber zu den wohl bekanntesten deutschen Flüssen. Das Bild, das sich viele Menschen bis heute von der Ruhr machen, ist geprägt von rauchenden Schloten und Großstädten, deren Ränder nahtlos ineinander übergehen. Doch dieses Bild ist nicht erst seit der Krise der deutschen Schwerindustrie, die das Gros der Schlote erkalten ließ, schief.
Die Ruhr entspringt im Rothaargebirge, genauer gesagt am Ruhrkopf oberhalb von Winterberg auf einer Höhe von 694 Metern über dem Meeresstadt des Herzogtums Westfalen liegt inmitten einer intakten Landschaft und lockt mit einer gut erhaltenen, gepflegten Altstadt mit zahlreichen Fachwerkbauten. Einen interessanten Kontrast dazu bilden die in preußischer Zeit entstandenen klassizistischen Straßenzüge rund um den Neumarkt, die auf keinen geringeren als Karl Friedrich Schinkel zurückgehen. Im nahen Arnsberger Wald lebt einer der größten Rotwildbestände Deutschlands. Kurz vor Wickede ändert die Ruhr ihre Fließrichtung und wendet sich nach Osten. In Fröndenberg lohnt der Besuch der Stiftskirche aus dem 13. Jahrhundert. Das gegenüberliegende Abtissinnen-Stiftsgebäude ist ein Fachwerkbau des 17. Jahrhunderts.




Für die über fünf Millionen Menschen, die im Ruhrgebiet leben, ist der Fluss eine einzigartige grüne Lunge; aus der früheren Wasserstraße ist ein Naherholungsgebiet geworden. Das liegt nicht zuletzt an den fünf Stauseen, die der Fluss zwischen Witten, Herdecke und Duisburg durchquert. Sonnenanbeter und Wassersportler kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten. Der erste ist der Hengstey-See, über dem die Ruine der Hohensy-burg thront. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal daneben führt zurück in die Zeit des nationalen Überschwangs nach der Reichsgründung 1871. Auch der "Eiserne Kanzler Otto von Bismarck hat im Schatten seines Kaisers dort einen Platz gefunden.
Nicht nur durch die Ruhr, sondern vor allem durch die Eisenbahn ist das Ruhrgebiet industriell erschlossen worden. Dass dies im Tal der Ruhr nicht immer einfach war, sondern hohe Ingenieurskunst gefragt war, zeigt der 1879 eingeweihte, rund 800 Meter lange und 30 Meter hohe Bahnviadukt bei Herdecke. Überrascht sind viele Besucher, wie grün die Landschaft an der Ruhr hier noch immer ist: 74 Prozent des Stadtgebiets von Herdecke, zwischen Hengstey- und Harkortsee, bestehen aus Wasser- und Waldflächen. Nicht anders sieht es im benachbarten Wetter aus. In Wengern, einem Ortsteil von Wetter, erinnert ein Museum an die Köchin und Kochbuchautorin Henriette Davidis (1801-l876).

Mit Witten ist dann zwar die erste Großstadt des Ruhrgebiets erreicht, doch mit welchem Hinweis wirbt die Stadt auf ihrer Homee? "Zwei Drittel des 72 Quadratkilometer großen Stadtgebietes bestehen aus Grün- und Wasserflächen. Ausflügler finden hier über 150 Kilometer Wanderwege. Über die Geschichte des frühen Ruhrbergbaus informiert das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall. Ergänzt werden können die dort gewonnenen Eindrücke auf dem bergbaugeschichtlichen Rundweg durch das Muttental, bei dem man auch den BesucherstoIIen des Museums Zeche Nachtigall besichtigen kann, einem von 52 "Erlebnisorten der "Route der Industriekultur, die "herausragende Zeugnisse der industriekulturellen Vergangenheit und Gegenwart des Ruhrgebiets rbindet. Dazu gehört natürlich auch das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum. Eine besondere Attraktion des Museums ist das sogenannte Anschauungsbergwerk unter dem Museum mit einem Streckennetz von rund 2,5 Kilometern Länge. An einer Schleife des Flusses liegt Hattingen mit der wohl schönsten Altstadt des gesamten Ruhrgebiets. Kurios: das wegen seiner eigenwilligen Form so bezeichnete "Bügeleisenhaus von 1611, das heute das Museum des Heimatreins beherbergt. Das Alte Rathaus ist ein stattlicher Fachwerkbau von 1576. Außerdem lohnt ein Besuch des LWL-Industriemuseums Henrichshütte Hattingen, wo es interessantes über die Roheisen-und Stahlgewinnung zu erfahren gibt. Zentrales Exponat dieses Museums ist der älteste im Ruhrgebiet erhaltene Hochofen.

Essen ist mit über 600000 Einwohnern die größte Stadt des Ruhrgebiets. Über dem acht Kilometer langen Baldeneysee erhebt sich die Villa Hügel, der ehemalige Wohnsitz der Industriellen-Familie Krupp, heute Sitz der Kulturstiftung Ruhr. Die historischen Wohnräume und der weitläue Park können besichtigt werden. Regelmäßig finden in der Villa Hügel auch große Kunstausstellungen statt. 1986 wurde die Zeche Zollrein in Essen stillgelegt - heute ist das Industriedenkmal "Weltkulturerbe der UNESCO. Führungen durch die riesigen Anlagen rmitteln atemberaubende Einblicke in die einstigen Arbeitsprozesse. 2008 wird in der ehemaligen Kohlenwäsche das Ruhr-Museum eröffnet. Die geschichtliche Bedeutung von Essen reicht jedoch viel weiter zurück als bis in das 19. Jahrhundert. Bereits 852 wurde das Damenstift gegründet, dessen Fürstäbtissinnen fast tausend Jahre lang die Stadt regierten. Vom Reichtum des Stifts zeugen die Kostbarkeiten der Domschatzkammer; der Dom selbst stammt aus dem 9. bis 14. Jahrhundert. Ebenfalls ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst ist die Abteikirche von Werden, das heute ein Stadtteil von Essen ist. Das Kloster wurde 1803 im Rahmen der Säkularisation aufgelöst
Zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Niederrheinischen Tiefland liegt Mülheim an der Ruhr. Auch hier zeugen noch einige Fachwerkensembles davon, dass die Geschichte der Stadt nicht erst mit der Industrialisierung begonnen hat. Das Haus Ruhrnatur informiert über Flora und Fauna des Ruhrtals. Die nächste Großstadt am Fluss ist Oberhausen, dessen größte Attraktion seit seiner Eröffnung das Einkaufs- und Freizeitzentrum "CentrO ist. Auf 70000 Quadratmetern Verkaufsfläche warten über 200 Geschäfte auf Kundschaft.
In Duisburg mündet die Ruhr schließlich in den Niederrhein. Der "duisport ist der größte Binnenhafen der Welt. In 21 Hafenbecken werden jährlich fast 50 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Es werden regelmäßig Hafenrundfahrten angeboten. Zwar ist auch Duisburg eine alte Stadt, die auf einen im 9. Jahrhundert gegründeten fränkischen Königshof zurückgeht, doch das Stadtbild ist heute weitgehend modern geprägt. Das älteste Gebäude der Stadt ist das 1536 errichtete Dreigiebelhaus; einige interessante Bauten gibt es aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert. Die Alte Reichsbank erinnert an florentinische Palazzi der Renaissance; auch das Amts- und Landgericht wurde im Stil der italienischen Renaissance erbaut. Einen Besuch lohnt der Duisburger Zoo mit seinen weitläuen, landschaftlich schön gestalteten Gehegen. Größte Attraktion des Zoos ist das 1995 eröffnete Neue Delphinarium.

Die charakteristische Form dieser Schiffe wurde durch den Verzicht auf einen Kiel und die an den Enden des Schiffes nach oben gebogenen Bodenken bestimmt. Die für den Betrieb auf der Ruhr gebauten Schiffe dieses Typs waren ca. 35 Meter lang und hatten eine Breite von etwa 4,5 Metern. Die Seitenhöhe betrug 90 Zentimeter, die Ladefähigkeit lag zwischen 90 und 165 Tonnen. Bei der Fahrt gegen den Strom wurden die Ruhr-Aaken getreidelt. Die heute noch teilweise vorhandenen Leinpfade an ihrem Ufer zeugen davon. Auf ihnen liefen die Pferde, die die Schiffe an langen Treidelleinen zogen. Dazu wurden die Leinen an einem Mast, der im vorderen Bereich der Aak aufgestellt war, befestigt. Dieser Mast konnte auch ein Segel tragen, wobei das Segeln auf der Ruhr allerdings wegen ihrer ungünstigen Strömungsrhältnisse recht schwierig war. Die Fahrt flussabwärts von Witten nach Duisburg dauerte rund 16 Stunden, während man in der umgekehrten Richtung rund 26 Stunden benötigte. Dies waren jedoch nur die reinen Fahrzeiten. Durch den erzwungenen Aufenthalt an den Schleusen konnten diese erheblich rlängert werden.
Den Niedergang der Ruhrschifffahrt hat kein einziges Exemplar der Ruhr-Aaken überstanden. Im Jahr 1916 wurde das letzte rbliebene Schiff abgewrackt.
Heute ist die Ruhr nur noch auf einem etwa zwölf Kilometer langen Abschnitt vom Duisburger Hafen bis nach Mülheim für die kommerzielle Schifffahrt nutzbar. Eine Ausnahme bilden die Fahrgastschiffe, die auf den Ruhrstauseen sowie einem kleineren, wieder schiffbar gemachten, Flussteilstück bei Witten rkehren. Bei der Her-beder Schleuse quert eine kleine Fähre die Ruhr.

Wasserlieferant für fünf Millionen Menschen

Zwar spielt die Ruhr heute als Transportweg keine Rolle mehr, aber als Wasserlieferant für die an ihren Ufern wohnenden Menschen und Industrieanlagen ist sie unverzichtbar. Sie sichert mit einer Wassermenge von jährlich 540 Millionen Kubikmetern die Wasserversorgung für rund fünf Millionen Menschen, wobei fast die Hälfte des Wassers (240 Millionen Kubikmeter) in das Em-schergebiet exportiert wird. Damit die Menschen auch in niederschlagsarmen Zeiten nicht auf dem Trockenen sitzen, betreibt der Ruhrverband im Sauerland ein System von 14 Talsperren an den Nebenflüssen der Ruhr, um die Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen. Verglichen mit den Talsperren, haben die fünf an der Ruhr gelegenen Stauseen eine andere Funktion. Hengstey-, Harkort-, Kemnader-, Baldeney- und Kettwiger Stausee sollen die Fließgeschwindigkeit der Ruhr verlangsamen, um dadurch die Ablagerung mitgeführter Schwebstoffe zu ermöglichen.

Der Ruhrverband (für die Reinhaltung der Ruhr) wurde 1913 als Zusammenschluss der Gemeinden, Wasserwerke und Industriebetriebe an der Ruhr gegründet. Schon 1898 war der Ruhrtalsperrenverein für die Wassermengenwirtschaft errichtet worden. Seit 1990 firmieren die beiden Einrichtungen gemeinsam unter der Bezeichnung "Ruhrverband. 26 Wasserwerke an der Ruhr entnehmen ihr Wasser aus dem saubersten Industrie-fluss Europas (Gewässergüteklasse 2) und bereiten es durch Filtration und Versickerung zu Trinkwasser auf. Weiterhin kann das Grundwasser aus einer geringen Tiefe gefördert werden, da über dem dichten Ruhrsandstein in acht bis zehn Metern Tiefe eine Grundwasser führende Grobkiesschicht liegt, die von Lehm abgedeckt ist. Schließlich besitzt das Ruhrgebiet eines der größten Mineralwasservorkommen der Welt. Von den rund 200 deutschen Mineralbrunnenbetrieben liegen rund zehn Prozent an der Ruhr. Ebenso wichtig für die Menschen ist aber auch die Abwasserentsorgung, die von rund 100 Kläranlagen des Ruhrverbandes betrieben wird, um das Abwasser aus privaten Haushalten und gewerblichen Betrieben geklärt wieder dem Fluss zuzuleiten.

Naherholung am Wasser

Der Kemnader Stausee mit seinen drei Millionen Kubikmeter Wasser zwischen Witten und Bochum ist als letzter der fünf Stauseen 1979 fertig gestellt worden. Er dient neben der Zwischenreinigung der Ruhr auch der Naherholung der Bewohner seines Umlands. Bei Spaziergängern, Radfahrern, Iniineskatern und Wassersportlern ist er als Ausflugsziel beliebt. Dies gilt ebenso für den sieben Kilometer langen Baldeneysee im Süden Essens, der schon 1933 entstand, und als Naherho-Iungs- und Wassersportgebiet genutzt wird. Auf der Ruhr bzw. seinen Stauseen kann man auch mit den Ausflugsschiffen der "Weißen Flotte das Ruhrgebiet erkunden. Wassersportlern stehen die drei großen Regattastrecken Kemnader See (Wit-ten/Bochum), Baldeneysee (Essen) und Wedau (Duisburg) zur Verfügung.

Auch mit ihrer ehemaligen Konkurrentin im Transportgewerbe, der Eisenbahn, ist die Ruhr heute längst versöhnt. An ihrem Ufer verläuft die Strecke der Museumseisenbahn des Eisenbahnmuseums Dahlhausen, mit der sich an Sommersonntagen die malerische Landschaft entlang der Ruhr auf einem guten Stück bequem entdecken lässt. So hat man die Wahl zwischen der Bahn, dem Schiff oder den eigenen Füßen, wenn man die Sehenswürdigkeiten am Ruhrufer erkunden will. Spätestens wenn man die hoch über dem Baldeneysee gelegene Villa Hügel erreicht hat, in der sich der Name Krupp, der untrennbar mit dem Ruhrgebiet verbunden ist, bis heute manifestiert, dann kann man Rückschau halten auf die 200 Jahre, in denen die Ruhr dem Ruhrgebiet seinen Namen gab.








Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen